Vor einigen Tagen hatte ich eine hitzige Diskussion mit einem Freund, der ganz aufgeregt erzählte, welche Unsummen ein uns bekannter Investmentbanker (nur weniger Jahre älter als ich) nicht verdiene und was er nicht schon alles erreicht habe. Angestellt ist jene Person übrigens, was da ganze so pikant für mich machte, bei einem der Unternehmen aus dem beinahe schon undurchschaubaren Firmenkonglomerat von Meinl .
Meine Reaktion auf diese Schilderungen haben auch mich ziemlich überrascht, denn beinahe zornig fing ich über die zwielichtigen Investmentbanker und dieses ganze Gesocks zu schimpfen und ließ eine regelrechte Moralpredigt los. Aber auch jetzt noch, Tage später und ruhigen Blutes, steht meine Meinung: Was sich diese Menschen im Namen des Profites alles erlauben (dürfen), ist ja wohl ganz und gar unglaublich. Ich habe absolut nichts gegen den Aktienhandel, den internationalen Geldmarkt, den globalisierten Handel und alles was dazugehört, aber eine bestimmte Grenze darf einfach nicht überschritten werden. Und das ist genau die, wenn wissentlich Menschen, die zum Beispiel vielleicht nicht so erfahren sind auf dem internationelen Geldparkett oder nicht über gewisse Insiderinformationen verfügen, übers Ohr gehauen werden, nur um den eigenen Profit zu vergrößern.
Mag schon sein, dass Herr Meinl und seine Leute rein technisch gesehen gegen kein Gesetz verstoßen haben und daher auch nicht belangt werden können (da wurden bestimmt genügend Juristen bezahlt, damit das nicht passieren kann), aber aus moralischer Hinsicht ist ihr Verhalten wohl das Allerletzte. Mein Gegenüber, der sich übrigens in der selben Branche betätigt, war ganz erstaunt über meinen unerwarteten Ausbruch und meinte noch, dass das ja ganz normal wäre und dass es ein jeder so machen würde. Genau mein Punkt! Dieses ganze Geschäft ist schon so verkommen, dass es schon lange nicht mehr genügt, seinen angenehmen Gewinn aus dem natürlichen Wachstum der Weltwirtschaft und aus "einfachem" Handel zu ziehen. Um noch halbwegs vorne mit dabei sein zu können, muss man die Fehler und die Unwissenheit anderer Personen mitleidslos ausnutzen, um ihnen so das Geld aus der Tasche zu ziehen und in die eigene stopfen zu können.
Ich bin daher für eine stärkere Reglementierung der Banken und all der anderen Unternehmen, die nichts anderes tun als aus Geld noch mehr Geld zu machen und eigentlich nicht wirklich etwas Produktives für die Wirtschaft beitragen. Ich bin für eine viel schärfere Überwachung jener Unternehmen, die es sich auf Steuerparadiesen bequem gemacht (noch besser wäre natürlich ein Verbot dieser, aber das wird sich wohl nicht machen lassen) und so noch etwas mehr Mammon für sich auf die Seite schaffen können, während sie auf der anderen Seite versuchen, den Staat nach Möglichkeit zu melken, soviel es nur irgendwie geht. Ich bin für strenge Strafen für jene Personen, die sich diesen Regeln nicht beugen und versuchen, andere Menschen auszunutzen und daraus Profit für sich selbst schlagen. Ich bin für etwas mehr Moral und viel weniger Egoismus.
Vollkommene Zustimmung. Das Problem ist nur, dass ein „Betrug“ und ein „gutes Geschäft“ vom Vorgang her eigentlich genau dasselbe sind (ein Betrüger verspricht Eigenschaften, die nicht vorhanden sind – und was macht zB die Waschmittelwerbung?). Es kommt nur darauf an, wie die Regeln gesetzt sind. Wollte man an diesen etwas ändern, würden ganz schön die Fetzen fliegen. ZZt würde ich fast bezweifeln, dass sich da gerade die Moralisten durchsetzen würden… 😉