Passend zum Neugeborenen des einen Arbeitskollegen hat mir – allerdings unabhängig davon – ein anderer den Link zu einem interessanten Telepolis-Beitrag zukommen lassen. Nämlich einer ganz im Stile meiner alten Überlegungen, ob strikt vegane Eltern es überhaupt zulassen dürfen, dass ihr Baby Muttermilch zu sich nimmt.
Viel weniger philosophisch, dafür aber umso gefährlicher ist es nämlich tatsächlich, dass strikte Veganer nachweislich an einer Vitamin-B12-Mangelerscheinung leiden. Die sich wiederum, oh Ironie, negativ auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns auswirkt. Bevor ich jetzt ob dieser Aussage getrollt werde – bitte nachlesen und dort trollen. Oder von mir aus auch hier, ich vertrage das schon.
Und eigentlich ist mir das auch vollkommen egal. Denn wenn sich Veganer selbst nichts Gutes tun möchten und an ihrer Überzeugung festhalten, ist das ihr gutes Recht. Sogar wenn sie der Meinung sind, auch ihre Hunde und Katzen vegan ernähren zu müssen. Bitte, macht ruhig.
Ändern tut sich die Sache für mich aber schnell, wenn plötzlich andere Menschen gefährdet werden ((Wie zB beim Rauchen: Jeder darf ruhig rauchen, so viel er mag; aber er soll das dort tun, wo keine anderen Menschen beeinträchtigt werden. Im Übrigen ein Unterschied zu Alkoholikern, die sich gemeinhin nur selbst schädigen.)). Und bei Veganern ist das halt dann das eigene Kind.
Denn es ist schon tatsächlich passiert, das Babys an B12-Mangel gestorben sind. Weil sie von ihren fanatischen Eltern strikt vegan ernährt wurden. Und dann stellt sich halt schon die Frage, ob die Eltern wirklich wissen, was das beste für das eigene Kind ist.
Aber selbst dieses Extrem-Beispiel kann noch getoppt werden. Denn hier wird „bloß nur“ das eigene Kind gefährdet. Nun kommt nämlich mein rotes Tuch schlechthin: Die Impfverweigerer.
Denn Kinder, die nicht geimpft werden, sind nicht nur selbst in Gefahr, sondern ein Risiko für ihr ganzes Umfeld. Für den gleichaltrigen Spielkameraden zum Beispiel. Oder den gesamten Kindergarten.
Jedem Menschen, der in der Unterstufe in Geschichte auch nur ein bisschen aufgepasst hat, muss klar sein, dass die Vorteile einer Impfung die Nachteile bei weitem, weitem, weitem aufwiegen. Sollte man denken, offenbar ist dem aber nicht so, deswegen ein Beispiel, zur Sicherheit direkt aus der Wikipedia:
Bei der letzten Polio-Epidemie (Kinderlähmung) in Deutschland 1952/53 wurden 15.000 paralytische Fälle (Lähmungen) bekannt (Todesrate hiervon wiederum 1 bis 4 %). Mit den ersten Impfkampagnen wurde 1961 begonnen, 1965 war dann schon ein Rückgang der Neuerkrankungen um 99 % zu sehen (von 4.670 auf 50 Fälle).
Und die vielzitierten Nebenwirkungen? Ich habe absichtlich das Beispiel Polio genommen, weil es hier zu einer der schlimmsten Impfkomplikationen kam: Mit der Wahrscheinlichkeit von 1:890.000 konnte es durch die Impfung vorkommen, dass ein Kind Polio-Symptome aufwies. Bis 1998, denn seit dem ist eine verbesserte Impfung im Einsatz.
Und nun noch einmal genau durchgerechnet: 1952 hatten BRD + DDR gemeinsam gut 70.000.000 Einwohner. Bei 15.000 Polio-Erkrankten im selben Jahr entspricht das einer Quote von 1:4666. Aber der Einfachheit halber auf die gesamte Bevölkerung gerechnet, dabei betrifft die Kinderlähmung aber nur, der Name verrät es bereits, Kinder. Die tatsächlich Quote dürfte näher bei 1:1500 liegen. Und dann vergleichen wir diese Zahl mal jener der Komplikationen, nämlich 1:890.000.
Wenn Zahlen noch immer nicht ausreichen: Polio gilt in Europa fast als ausgerottet. Die letzte Epidemie bei uns war 1992/93 in den Niederlanden, wo es innerhalb weniger Wochen zu mehreren Dutzend lebenslang Gelähmten und sogar einigen Toten kam. Ein Teil der betroffenen Bevölkerung hatte da aus religiösen Gründen die Impfung verweigert. Und damit neben sich selbst auch die ganze Bevölkerung in Gefahr gebracht.
Ähnliche Erfolge der Impfung bzw. einer hohen Impf-Quote sind auch für Masern, Röteln oder Mumps nachzuweisen. In der Schweiz hingegen kam es noch 2006 zu einer Masern-Epidemie – Schuld wird wohl die schlechte Schweizer Durchimpfungsrate sein.
Die Pocken (Todesrate: 30 %) gelten dank der Impfung weltweit als ausgerottet. Hätten damals in den 60er- und 70er-Jahren ein paar Impf-Verweigerer wie heute auf stur geschalten und mit ihrer Unkenntnis der Geschichte die ganze Bevölkerung gefährdet, wäre dieser Erfolg sicher nicht zustande gekommen. Für Pocken galt damals übrigens sogar die Impfpflicht.
Ich könnte wohl noch eine ganze Weile solche geschichtlichen Fakten zitieren (und hatte das auch schon, in einer noch längeren Version dieses Beitrages). Mein Punkt ist aber, denke ich, gemacht.
Allerdings möchte ich noch klar stellen, dass ich keinesfalls blind jeder Impfung nach laufe und die Argumente der Impfkritiker gut kenne. Eine Grippe beispielsweise ist nur dann wirklich gefährlich, wenn man sich grob fahrlässig verhält und die Zeichen des Körpers lange stur ignoriert. Auch starke Medikamente wie Antibiotika werden viel zu leichtfertig verschrieben – mit den bekannten Problemen der steigenden Resistenz der Erreger als Folge. Ich nehme sogar Aspirin sehr ungern und nur wenige Male im Jahr bei richtigen Notfällen ((Wer saufen kann, der kann auch Kopfweh haben.)).
Wer sich aber ein bisschen mit der Geschichte beschäftigt, der muss ohne jeden Zweifel erkennen, dass die „althergebrachten“ Impfungen gegen Kinderlähmung, Diphtherie, Röteln etc. einen enormen Segen gebracht haben und die dadurch verhinderten Krankheiten, die noch vor 70 Jahren in Epidemien mit Tausenden Erkrankten aufgetreten sind, bei uns zum Glück fast unbekannt gemacht haben. Ich bin gegen eine allgemeine Impfpflicht, denn jeder Mensch sollte selbst zu dieser Erkenntnis kommen. Und gut darüber nachdenken, welche Auswirkungen seine Entscheidung nicht nur auf sein Kind oder sich, sondern die gesamte Bevölkerung haben könnte.