Telefonmarketing

Soeben wurde ich mal wieder von einer Telefonmarketingdame angerufen, die mir ein geizig-geiles Angebot eines dieser Lotto-Planspiel-Systeme nahebringen wollte. Auch wenn ich sowieso kein Interesse an telefonisch verkauftem Zeugs habe (ich verpulver mein Geld lieber in tschechischen Casinos) höre ich mir doch immer höflich und geduldig an, was man mir da erzählen will – schon alleine deshalb, weil ich eh kaum angerufen werde und ich mich da über jedes Gespräch freue.

Diesmal kam es mir aber gleich etwas suspekt vor, da die Hintergrundgeräusche (irgendwelche anderen Telefondamen wahrscheinlich) so laut waren, dass ich meine Gesprächspartnerin kaum verstehen konnte. Erst auf meinen Hinweis, dass ich kein Wort verstehe, wurde die Situation etwas besser. Dann ratterte die Dame ihr Sätzchen runter, bei dem mir Buzzwords wie "Gratis", "Einmalige Chance" und "Garantierte Gewinne" nur so um die Ohren flogen. Als sie fertig war, sagte auch ich mein Sätzchen ([…] kein Interesse […]) auf. Normalerweise ist damit eine Telefonmarketingsession beendet, die Dame hat sich dann freundlich für meine Zeit zu bedanken, aufzulegen und in ihrer Software ein X bei "Angerufen" und keins bei "Verkauft" reinzugeben.

Nicht so jene. Plötzlich packte sie sämtliche Verkaufstricks aus, von denen mir vor allem unangenehm auffiel, dass sie viel zu oft meinen Namen sagte – "Herr XXXXXXXXXX" hier, "Herr XXXXXXXXXX" da, mindestens einmal pro Satz.Ich ließ sie ein bisschen reden und verstärkte dann meine Aussage von vorhin damit, dass ich ihr mitteilte, dass ich aus Prinzipgründen nicht beabsichtige, mein Geld mit Glücksspielen zu verbraten. Doch selbst dies genügte ihr nicht und sie fing an, von dem super Computersystem zu erzählen, dass die wahrscheinlichen Lottozahlen im Vorraus berechnen kann. Mittlerweile wurde ich schon etwas ungehalten und verkniff mir in Hoffnung auf ein schnelles Ende jeglichen Kommentar zu diesem unfehlbaren System. Auflegen wollte ich aber auch nicht einfach, denn das letzte bisschen Stolz in mir meldete sich zu Wort und bat mich flehend, nicht als erster aufzulegen.

Darum stellte ich noch einmal unmissverständlich klar, dass ich nichts kaufen werde, auch nicht das tolle Septemberangebot und ich schon gar nicht die gratis Probe testen wolle. Trotzdem gab die Dame (deren Stimme mir mittlerweile richtig verhasst wurde) nicht auf und zählte in aller Länge die Gewinne auf, die in den letzten Wochen ausgeschüttet wurden. Mir reichte es aber mittlerweile endgültig (ich musste schon dringend das Badezimmer aufsuchen) und ich fragte, in einem für mich ungewöhnlichen Fall von guter Idee, die aufdringliche Dame, ob sie denn selber mitspielt bei diesem ihrem endgeilen System. Das führte zu einer kurzen Pause, nach der sie dezent über meine Frage hinwegging und weiterlaberte. Ich unterbrach sie mit den Worten "Ich nehm das mal als Nein. Vielleicht sollten Sie es mal probieren, dann müssten Sie nicht im Callcenter arbeiten". Dies führte zu einer sehr langen Pause, nach der sie aufgab und sich endlich verabschiedete. Ohne sich zu bedanken, übrigens.

Rethorische Fragen

… werden in dieser zynischen Welt ja nur allzu gerne gestellt. Es folgen drei, die, zumindest für mich, rethorische Fragen par excellence sind, weil die Antworten noch klarer sind als auf Fragen wie "Hättest du gern viel Geld?" oder "Bist du für den Weltfrieden?":

  • Kollege, am Nachmittag: Gemma nach da Hackn nu auf a Bier?
  • Mutter, beim Mittagessen: Magst nu an Hascheeknödel?
  • Freundin, am Sonntag Morgen: Ma, magst ned nu a bissi dableiben, nur auf an Quickie noch?

Eine Frage der Ehre oder des Anstands?

Erneut wage ich mich auf wackliges, tabuisiertes Terrain – doch ich denke, es muss einmal Klartext darüber geschrieben werden … der geneigte Leser und die bezaubernde Leserin werfen nun bitte ihre Phantasie an:

Stell dir vor, du bist auf einer dieser kleinen Partys in der neuen Wohnung eines alten Freundes, in denen es meistens stinklangweilig ist, in denen jeder nur herumsteht und sich fragt, wann er endlich heimgehen kann, ohne den Gastgeber zu beleidigen. Alle Smalltalk-Themen wurden bereits in den ersten Minuten aufgebraucht und das ganze Szenario stagniert – meistens weil der Gastgeber, so gut er es auch meint, einfach vergessen hat, die passenden und/oder genügend Spirituosen einzukaufen.

Aber auch von der miesesten Melonenbowle musst du mal aufs Klo. Der erste Blick in die Schüssel lässt dich jedoch schockiert zurückschrecken, denn es prangt eine riesige, allesverzierende Bremsspur in grellstem Hellbraun in der ansonsten blitzweißen Schüssel. Äußerst peinlich berührt erledigst du dein kleines Geschäft (erneut zeigt sich hier übrigens der evolutionäre Vorteil des Mannes), beim Spülen ergibt sich aber ein Problem: Erwähnte Bremsspur widersetzt sich tapfer und ehrlich gesagt nicht unerwartet dem oberflächlichen Wasser. Erschwerend dazu kommt, dass bereits der nächste Toilettenbesucher verkniffen an die Tür klopft. Nun bleiben dir, dem zivilisierten Menschen, nur mehr zwei Möglichkeiten:

  1. Du kämpfst gegen deinen überwältigenden Ekel an und setzt ausführlich den beiliegenden Klobesen ein, um die fremde Spur zu beseitigen – du kannst ja nicht zulassen, dass der Nachfolger annimmt, dass die ekelhaften Reste von dir sind.
  2. Du ignorierst die fremde Hinterlassenschaft und übergibst damit das Problem unverändert an deinen Nachfolger, denn du bist man ja nicht dafür verantwortlich – selbstverständlich nimmst du aber damit in Kauf, dass du zukünftig als Toilettenbschmutzer und Resteüberlasser tituliert werden könntest.

Keine leichte Situation – kaum eine andere gibt besser Aufschluss über das Wesen eines Menschen: Entweder man ist Konformist und Mitläufer, dem die Meinung der Gruppe wichtiger ist als eigenes Unbehagen, oder selbstbewusster Nonkonformist, dem vollkommen egal ist, was andere über ihn denken.

In Erwartung deiner ehrlichen Meinung in Kommentarform schließe ich nun und mache mich auf den Weg nach Kleinzell, zum legendären Sommernachtsfest.

Car, sweet car

Heute habe ich zu meiner unbeschreiblichen Freude zufällig den guten Hupfis und seine wunderbare Begleitung beim Hofer zu Altenfelden getroffen. Nach etwas Smalltalk hat er sich nach meinem stolzen Auto, dem guten Malik, erkundigt. Anlass genug für mich, wieder etwas über meinen roten Vento zu schreiben: Seit einigen Wochen macht er mir nämlich Sorgen, da das rote ABS-Lichtchen so gar nicht mehr aufhören will zu leuchten. Anfangs habe ich ja noch auf ein Wunder und/oder Selbstheilungskräfte gehofft, bin dann aber doch letzte Woche in die Werkstatt gefahren, um dem Problem auf den Grund zu gehen. Dort kennen sie mich eh schon (bin ziemlich oft dort in letzter Zeit) und haben mich gleich in die Werkstatt dirigiert.

Dort hat ein Mechaniker, der ganz offensichtlich weiß was er tut, einen Teil des Armaturenbretts abgebaut. Dahinter ist, zu meiner nicht geringen Überraschung, modernste westliche Hochtechnologie erschienen: Malik mag zwar schon einige Jahre auf dem Buckel haben, technisch ist er aber vollkommen up-to-date (Intel Core 2 Duo Extreme Conroe XE mit 4 MB L2 Cache und 2,93 Ghz, 8 GB RAM). Erwähnter Fachmann hat an ein kompliziert aussehendes Interface ein ölverschmiertes Diagnosegerät angesteckt, etwas darauf herumgedrückt und schnell erkannt: Der vordere linke ABS-Fühler ist defekt – Kostenpunkt: etwa 100 Euro. Nächsten Dienstag hat Malik also einen Termin um halb acht in der Früh, wo er wieder gesund gemacht wird. Ich hoffe, die Operation verläuft ohne Komplikationen.

In diesem Zusammenhang darf auch der neue Liebling der guten Andrea nicht unerwähnt bleiben – der blaue Luigi, ein süßer kleiner Golf (ja, auch ich hab mich schon über die unpassende italienische Namensgebung für dieses deutsches Qualitätsprodukt beklagt). Die beiden sind jedenfalls schon ganz unzertrennlich, auch wenn der kecke Luigi, Zitat, "schon öl-lulu in der einfahrt gemacht hat".