Ich verstehe die aktuelle Aufregung um die weite Verbreitung von imitiertem, „falschem“ Käse nicht.
Zugegeben, der Name ist problematisch. Was soll das sein, Analogkäse? Was ist hier analog? Und ist normaler Käse aus Milch dann Digitalkäse? Wenn ja, müsste es nicht umgekehrt sein, weil Analog ist ja eigentlich altmodischer als digital, und Analogkäse ist eine moderne Erscheinung? Fragen über Fragen.
Ansonsten hab ich kein Problem mit „falschem“ Käse. Wer Margarine isst, darf sich über Analogkäse nicht beschweren, immerhin sind die beiden nicht so unterschiedlich, wie jeder mit einem Blick auf die Zutaten selber nachprüfen kann. Auch für Veganer sehe ich schöne Vorteile.
Viel schwerer wiegt aber: Ist es eigentlich nicht viel angenehmer und ansprechender, schön industriell (keimfrei) gefertigten Käse aus hauptsächlich pflanzlichen Zutaten zu sich zu nehmen, als ein seltsames Produkt, das aus dem Drüsenprodukt eines großen, dummen Säugetiers besteht? Und das vor dem Verzehr monate- bis jahrelang in stinkenden, dunklen Kammern herumliegt und von zahllosen Schimmelpilzen und Bakterien zerfressen und verdaut wird?
Ich hab nix gegen Käse, im Gegenteil. Aber genauso wenig hab ich gegen das analoge Pendant. Ehrlich gesagt finde ich das sogar unbedenklicher.
Da ich arbeitsplatzbedingt einen schönen Blick auf den Ursulinenhof habe, war es nicht besonders schwer für mich, der erste mit Fotos vom Brand zu sein. Das iPhone fotografiert zwar alles andere als schön, aber mit der „Autokorrektur“-Funktion des Microsoft Office Picture Manager (übrigens mein Lieblingstool in der Office-Suite) wurden sie dann doch ganz akzeptabel.
Gegen den beißenden Spott meiner wenig computer-affinen Arbeitskolleginnen habe ich mich sehr beeilt, meine Fotos ins Internet zu laden und allerlei Links darauf zu setzen. Ich habe entsprechende Kommentare bei ORF.at hinterlassen, ebenso bei DiePresse.com und auf Twitter.
Mit dem darauf folgenden Ansturm habe ich nicht gerechnet. Mein Billig-Webspace bei GoDaddy ist total in die Knie gegangen und hat so manchen Besucher mit der allbekannten „Apache-ist-überfordert“-Fehlerseite begrüßt. Innerhalb weniger Stunden war die Action dann zwar auch schon wieder vorbei, die Besuchszahlen für RandomInsights werden für Juni aber dank dieser paar Stunden doch um die Hälfte steigen:
Die Besuche von ORF.at werden in dieser Aufzählung übrigens als „direct“ gezählt, da in den dortigen Kommentaren keine richtigen Links aufscheinen. Die Besuche von Facebook und Twitter kommen fast ausschließlich über „Re-Posts“ (ich bin gar nicht in Facebook), was zeigt, wie schnell sich etwas über solche Plattformen verbreitet.
Über Twitter wurden meine Fotos auch vom Standard entdeckt, der mit mir Kontakt aufnahm und schlussendlich eines meiner Fotos auf der Titelseite der Printausgabe druckte (man beachte den Quellverweis beim Foto :). Gegen meinen ausdrücklichen Willen werde ich sogar dafür bezahlt. Ich habe zwar noch nichts überwiesen bekommen, aber mir wurde der (wohl eher symbolische) Betrag von 50 Euro versprochen. Auch das verlinkte PDF stammt übrigens direkt vom Standard. Danke für die nette Zusammenarbeit.
Was mich extrem überrascht hat, ist der Stellenwert, den Twitter, Facebook und Co bei den klassischen Medien schon spielen und wie schnell da auf Ereignisse reagiert und profitiert wird. Das festigt mich einmal mehr in der Überzeugung, dass die Nachrichten der Zukunft immer mehr aus der Community kommen. Nachdem es mit der sagenumwobenen Neutralität von Zeitungen sowieso nicht weit her ist, kann ich auch gleich einen Blogeintrag einer direkt betroffenen Person zum Thema lesen. Das geht schneller, biliger, ist meist interessanter und ich muss mir auch nicht Sorgen machen, dass ich von irgendeinem Medienprofi manipuliert werde.
Anfangs hab ich mal wieder gar nichts mitbekommen – obwohl meine Bürofenster direkt auf den Ursulinenhofs blicken. Aber fleißig wie ich nunmal bin starrte ich angestrengt auf die Monitore und rümpfte zwischendurch nur kurz die Nase, weil in den umliegenden Restaurants offenbar jemand mal wieder was anbrennen hat lassen.
Raus geschaut hab ich erst, als eine freundliche Kollegin von ein paar Stockwerke über mir anrief und riet, alle Fenster zu schließen. Da war die Rauchentwicklung bereits so stark, dass ich keine drei Meter mehr sehen konnte.
Es hat dann noch ein paar Minuten gedauert, bis die Feuerwehr eintraf. Zu der Zeit loderten dann auch schon die Flammen aus dem Dach des Ursulinenhofs, dafür verschwand der Rauch weitgehend. Als aber alle Feuerwehrleitern und -kräne auf Position gebracht waren, war das Schlimmste ziemlich schnell vorbei. Das war ungefähr zu der Zeit, als mein Weblog durch den Besucheransturm teilweise nicht mehr erreichbar war.
So gegen 18:00 machte ich mich, jetzt schon gelangweilt, auf den Heimweg: