Notiz an mich selbst: Checkliste für den perfekten Mord

  1. Keine Panik, du kriegst das hin. Wenn dir das Fernsehen etwas gelehrt hat, dann dass der durchschnittliche Polizist faul und der durchschnittliche Kommissar des Morddezernats unglücklich geschieden, schwer von Begriff sowie starker Alkoholiker ist. Diese traurigen Figuren kriegen dich nie.
  2. Du brauchst Handschuhe, ganz klar. Vielleicht kannst du dir gleich so coole Jason-Statham-Transporter-Handschuhe besorgen?
  3. Plane den Mord nicht direkt nach einem Friseurbesuch. Du verlierst auch so schon genug Haare und DNA-Spuren sind verdammt kritisch. Überlege, ob nicht ein Haarnetz angebracht wäre.
  4. Achte bereits im Vorfeld auf ein gutes Alibi, idealerweise bestätigt von mehreren Zeugen. Eine gute Möglichkeit wäre ein Ausgeh-Abend mit deinen Freunden, die saufen immer so viel, denen fällt gar nicht auf, wenn du mal für eine Stunde nicht da bist.
  5. Entsorge deine Mordwaffe nicht direkt im Papierkorb neben der Leiche. Nimm auch nicht den erstbesten Fluss, nur weil die Brücke bequemerweise gleich in der Nähe ist. Bringe mindestens 25 Kilometer zwischen Tatort und verstecke die Waffe dann richtig gut.
  6. Lass Handy, Ausweise, Portmonnaie deines Opfers nicht liegen, sondern nimm sie mit und entsorge sie genau so gut wie die Mordwaffe. Das verlangsamt anfangs die Identifikation, könnte sogar das Motiv verschleiern. Und das Bargeld ist ein netter Bonus, sozusagen die Entschädigung für die nun verbrauchte Mordwaffe.
  7. Überwachungskameras werden immer gefährlicher. Vermumme dich gut, trage Kleidung, die du sonst nie an hättest, lass dir einen Bart wachsen und nimm für den Tag des Mordes 20 – 30 Kilo zu. So erkennen sie dich nie, solltest du von einer Kamera erwischt werden.
  8. Komm gar nicht auf die Idee, dein bewegungsunfähiges Opfer noch mit deinem genialen Plan beeindrucken zu wollen. Dein Plan ist zwar zweifellos brillant und sollte weiter erzählt werden, aber komm lieber gleich zur Sache.
  9. Hab keine Angst vor diesen legendären Profilern, von denen man im Fernsehen so viel sieht. Du verstehst dich ja die meiste Zeit selbst nicht, wie soll das dann ein Psychologe schaffen?
  10. Solltest du wider Erwarten doch erwischt werden, bleib cool und bei deiner Story, es sind schon dümmere, offensichtlichere Mörder davon gekommen.
  11. Erwähne deine Pläne weder in deiner Autobiografie noch in deinem Blog.

3653 Tage

Vor genau 10 Jahren, am 19. November 2003, saß ich in meinem kleinen Zimmerchen im Studentenheim in Hagenberg und habe meinen allerersten Blogeintrag getippt. Ich hatte damals gerade von dieser nigelnagelneuen Sache namens „Weblog“ gehört und fand die Idee ganz lustig. Wenn ich mich recht erinnere, lief das damals über Blogger.com ((Das, der geneigte Leser stelle sich das nur vor, damals noch nicht Google gehörte.)).

Heute, 3653 Tage später, finde ich die Idee noch immer ganz lustig.

Auch wenn, das ist offensichtlich und lässt sich leider nicht leugnen, meine Motivation zu Schreiben stark schwankt. An Ideen fehlt es zum Glück aber kaum, das dazugehörige Evernote-Notebook wächst ständig zu allen möglichen und unmöglichen Tageszeiten ((Zum Glück gibt es mittlerweile das allgegenwärtige Smartphone, das meinen alten, unhandlichen Schmierzettel perfekt ersetzt.)). Besonders produktiv sind diesbezüglich übrigens Alkohol-induzierte Rauschzustände, allerdings tue ich mir am Tag danach dann oft schwer, die notierten Stichworte und die damit verbundenen Gedankengänge zu verstehen.

Trotz der oft fehlender Motivation und zahlloser Wechsel des Blogging-Tools sind über die Jahre 956 Einträge zusammen gekommen. Insgesamt waren es sogar noch etwa 10 bis 20 mehr, die aber aufgrund von Beschwerden oder Drohungen gelöscht werden mussten. Zum Teil leider – das bereue ich sehr – ohne Backups. Auch einige unbezahlbare Bild- und Tondokumente sind in den Jahren aufgrund fehlender Backups verloren gegangen, immerhin gibt es aber noch den getippten Text, der dort dazu gehörte.

Zu diesen 956 Einträgen kommen noch 4.208 Kommentare geneigter Leser, zwei sehr geile Lesungen (2005 und 2010) und eine Reihe von interessanten Personen, die ich ohne mein Blog nie kennen gelernt hätte.

Nun muss ich nur noch den Kloß im Hals hinunterschlucken, die Tränen der Rührung aus den Augenwinkeln wischen und den höchst geneigten Lesern danken. Manche halten mir seit einem Jahrzehnt die Treue, manche sind erst später dazu gestoßen. Viele kenne ich aus dem wirklichen Leben, manche nur von ihren Kommentaren. Jedenfalls:

Thanks

Der Herdentrieb bei Einkaufswagenschlangen

In der spannenden Reihe „Psychologie im Supermarkt“ brennt mir noch immer etwas auf der Seele, das aus mir herausgeschrieben sein will: Der menschliche Herdentrieb an den Schlangen, an denen man Einkaufswagen abholt und -stellt.

Genau, die Rede ist von jenem Ort, wo immer zahllose Menschen an allen möglichen und unmöglichen Stellen am eigenen Körper nach Kleingeld suchen. Aber darum soll es diesmal nicht gehen.

Ist dem geneigten Leser schon einmal aufgefallen, wie seltsam diese Einkaufswagenschlangen aufgebaut sind?

Die sind nämlich nie – wie man naiverweise annehmen möchte – gleichmäßig lang. Umso länger sie sich selbst überlassen werden, desto absurder werden dann gewisse Auswüchse und Einbuchtungen aus zusammenhängenden Einkaufswagen ((Ich habe übrigens extra im Duden nachgeschlagen, auf Österreichisch könnte man auch „Einkaufswägen“ schreiben.)).

Grad bei engeren Ortsverhältnissen (zB Merkur Mozartstraße) kann das dann tatsächlich in einer zeitweisen Blockade des Menschenflusses enden, vor allem in der tragischen Kombination mit Einkäufern älterer, langsamerer Semester. So weit ich weiß kam es aber zumindest beim Merkur Mozartstraße noch zu keiner dergestalt entstandenen Massenpanik. Dem Herrgott sei’s gedankt.

Wenn man das menschliche Verhalten an diesen Einkaufswagenschlangen nun etwas beobachtet, kommt man schnell auf die Ursache dieser scheinbar unerklärlichen Ausbuchtungen: Denn es scheint so, dass das Herdentier Mensch den Einkaufswagen meist just an jener Schlange wieder abstellt, die sowieso schon am längsten ist. Statt, wie es die Vernunft diktieren würde, an der kürzesten. Vermutlich in der Annahme, dass sich das so gehört?

Fast noch seltsamer ist aber, dass sogar das Gegenteil beobachtet werden kann: Einkaufswagen werden nicht der längsten Schlange entnommen, sondern oft der kürzesten. Ganz so, als ob sich die Person denken würde: „Do schau her, do san am wenigstn Wagerl, des miassn do onscheinend die bestn Wagerl sa, do nimm i mia a glei oans. Ned dass i a schlechteres Wagerl kriag ois die ondern.“

Es wäre spannend zu erfahren, ob das ein eher österreichisches Phänomen ist, oder ob es auch anderweitig zu beobachten ist. Ich bitte um sachdienliche Hinweise.

Die Programmierer-Tagebücher (2)

Linz, am 4. November 2013

Geliebtes Tagebuch,

ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich mir in den letzten Jahren händeringend gewünscht habe, dass ich als rebellischer Jugendlicher dem Wunsche meiner Mutter gefolgt wäre und nicht studiert hätte.

Dann wäre ich jetzt nämlich Fernfahrer in Osteuropa. Oder zweiter Assistent eines stellvertretenden Hochofenreinigers. Oder Schweinehirt. Oder im Marketing. Egal was – alles wäre besser als meine jetzige Existenz als Software Engineer.

Unser Teamleiter hat diese Woche unsere neue Entwicklungsumgebung freigegeben: Wir dürfen jetzt endlich in Visual Basic 5 programmieren, da dies mittlerweile den für uns wünschenswerten Grad an Reife und Stabilität erreicht hat.

Dieses Upgrade hat auch einen angenehmen Nebeneffekt, da wir gleichzeitig aus Gründen der Kompatibilität auf Windows 95 umsteigen mussten. Dies geht unserem Teamleiter zwar sehr gegen den Strich, denn er wettert und schimpft schon seit Monaten über die übertrieben moderne, unausgegorene Benutzeroberfläche und die krasse Unnötigkeit von 32 Bit. Vor allem dieses „Startmenü“ ist das besondere Ziel seines Spotts. Aber auch er kann sich den ändernden Zeiten nicht verschließen.

Wir sind aber grundsätzlich schon sehr froh, dass unser Teamleiter ab und an bemüht ist, die technischen Zeichen der Zeit zu erkennen und frühzeitig zu reagieren.

So kam er gestern ganz aufgekratzt und einige Minuten verspätet in unsere Teamkonferenz. Du erinnerst dich, mein geduldiges Tagebuch, das wir einem eher weniger agilen Entwicklungsmodell folgen und deswegen täglich dem Teamleiter mehrere Stunden lang unseren jeweiligen Fortschritt berichten müssen?

Jedenfalls, ganz außer Atem zeigte er uns mit Hilfe des Overheadprojektors ein neues, heißes Ding, das er gerade entdeckt hatte: Ein globales Netzwerk, über das man Daten und Informationen austauschen kann. Mit leuchtenden Augen malte er uns die unbegrenzten Möglichkeit dieser „Datenautobahn“ aus.

Auch wenn wir noch einige Jahre warten müssen, bis diese hochmoderne, cutting-edge Technologie die für uns nötige Reliabilität und Verlässlichkeit haben wird, ist es schon jetzt gut zu wissen, was die Zukunft für uns bereithalten wird.

Ich verbleibe auf ewiglich Dein,
~ saxx