Seien wir einmal ehrlich: Bier schmeckt eigentlich nicht besonders gut. Wenn man sich mal alleine auf den Geschmack konzentriert, ist Bier gar nicht so super. Ein gepflegter Fruchtsaft schmeckt besser, auch eine kühler White Russian oder sogar eiskaltes Wasser frisch von der Quelle ist gschmackiger und erfrischender. Und trotzdem lieben wir es, Bier zu trinken. Mich eingeschlossen.
Die ersten paar Biere, die man mit zwölf, vierzehn Jahren getrunken hat, waren sogar richtig ekelhaft. Man hat damals, vom seltsamen Geruch schon vorgewarnt, vorsichtig dran genippt und angewidert den Mund verzogen. „Was finden da nur alle dran?“ dachte man sich, „wieso trinkt das jeder, wenns so grauslich ist?“
Und heute, erwachsen oder zumindest auf dem besten Weg dahin, kann man gar nicht genug von dem Zeug kriegen. Am besten jeden Tag. Wieso ist das so?
Ganz einfach – was uns so schmeckt ist nicht das Bier selbst, sondern das Drumherum, das einfach zu dem Gebräu dazu gehört und unmittelbar damit assoziiert wird. Wir wurden über Jahre hinweg darauf konditioniert, dass Bier gleich Spaß bedeutet. Bier heißt, Zeit mit Freunden zu verbringen, einen gemütlichen Rausch zu haben, neue Menschen (Frauen) kennen zu lernen und einfach eine gute Zeit zu haben. Würden wir beim Fortgehen von Kindesbeinen an immer nur Lebertran zu uns nehmen (und hätte der die selbe angenehm berauschende Wirkung), würden uns Lebertran schmecken und wir würden ihn in randvollen, geeisten Halblitergläsern runterstürzen.
Darum schmeckt Bier auch nie so gut, wenn man es allein zu Hause während dem Fernsehen trinkt. Sicher – es ist nicht schlecht, aber irgendwas fehlt. Irgendwie ist das nicht das selbe Bier wie gestern Abend im sonnigen Biergarten oder wie letzte Woche am Studentenfestl. Umgekehrt ist es übrigens auch so: Fortgehen ohne Bier macht nur den halben Spaß.
Jahrhundertelange Konditionierung hat geschafft, was Werbung nie gelingen wird.