Da, wider mein Erwarten und entgegen aller Unkenrufe, mein Blog doch lesenswerter ist als gemeinhin (und vor allem von mir) angenommen, habe ich mich dazu entschieden, wieder ein Tagebuch zu beginnen; viele Leute haben mich angeredet/angeschrieben/angeschrien, mich dahingehend aufgefordert und mich ihres Wohlwollens versichert.
Da trifft es sich gut, dass heuer wieder ein neues Projekt mit neuem (bzw. teilweise neuem) Projektteam auf dem Studienplan steht. Und ich bin mir sicher, dass in diesem abgelegenen Örtchen Hagenberg mit den vielen seltsamen Menschen genug passieren wird, dass ein neues Tagebuch gerechtfertigt.
Trotzdem nehme ich eine so wichtige und schicksalsschwere Entscheidung nicht auf die leichte Schulter. Um dort weiterzumachen wo ich aufgehört habe, musste ich mich wieder an meinen alten Stil erinnern und meine alten Tagebücher lesen.
So bin ich heute auf den Dachboden gestiegen, über Unmengen alterwürdiger Artefakte vergangener Epochen geklettert bis ich vor dieser verstaubten, eisenbeschlagenen, alten Seemannskiste stand. Der Deckel öffnete sich nur unter lautem Krachen und Knarzen, aber dann hatte ich den Schatz meiner Jugend vor mir: In pinkes Leder gebunden, mit süßen Häschen und Kätzchen verziert, lagen fein säuberlich gestapelt alle meine bisherigen Tagebücher, Kleinode aus einer anderen Zeit. Zwar waren die Seiten schon vergilbt und abgegriffen vom oftmaligen Umblättern, aber die Schrift war noch so gestochen klar wie am ersten Tag. Ich zündete vorsichtig ein Teelicht an, wickelte mich in eine alte Decke und began zu lesen in diesen verträumten Geschichten aus längst vergangenen Tagen, die schon so viele Menschen verzaubert hatten …
… bis ich Minuten später diese Machwerk des Teufels, geschrieben auf der Haut von Menschen mit der Galle von Schlangen und dem Ausfluss von Skorpionen, angeekelt in die Kiste zurück warf. Alles nur Lügen und Heuchelei, was da in meinen alten Tagebüchern stand! Ich muss mich entschuldigen, ich weiß nicht in welchem abartigem Rausche ich mich befand als ich diese kranke Geschreibsel niedergebracht habe.
Doch ich versichere hiermit: Dies wird nicht noch einmal passieren! Mein neues Projekttagebuch wird nur mehr die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit enthalten. Bei meiner Ehr‘.