Wie wahr ist Journalismus?

In einem sehr langen Eintrag schreibt der gute Agitpop über Berichterstattung zu Killerspielen und Computersucht im Allgemeinen und zu einem kürzlich ausgestrahlten Panorama (ARD) im Besonderen. Wer Zeit hat, sollte sich seinen Eintrag lesen – er ist gut, auch wenn nichts wirklich Neues oder bis dato Ungehörtes dabei ist.

Nur eine kleine Anmerkung von Agitpop zwischendurch hat mich aufhorchen lassen:

[…] Mit Computerspielen kenne ich mich, so wie genug andere Leute in der Blogosphäre, gut aus und ich versuche (meistens) erwachsen an das Thema heranzutreten. Darum ärgern mich schlechte Berichte über das Phänomen Computerspiele, weil ich da wirklich merke, wieviel Bullshit zum Teil geredet wird. Das wird Tausenden anderen Gamern auch so gehen.

Und nach solchen Reportagen stellt sich für mich immer eine Frage: Wenn man hier schon so unreflektiert und zum Teil sinnentstellend berichtet… wie sieht das dann in Bereichen aus, in denen ich mich nicht auskenne. Ich vertraue den öffentlich-rechtlichen Sendern eigentlich, dass sie mich solide informieren. Über Außenpolitik, Klimapolitik, Innenpolitik, Sport und so weiter. Andere Zuschauer werden davon ausgehen, dass sie solide und kompetent über Computerspiele informiert werden. Der letzte Killerspiele-Bericht bei Panorama war aber ein Paradebeispiel dafür, dass dem nicht so ist.

Und wer garantiert mir, dass der Bericht über den Klimawandel oder die BKA-Focus-Affäre nicht genau so tendenziös und verklärend ist? Da fehlt mir die Kompetenz um das selbst zu bemerken. Nur, warum sollte ich Panorama da vertrauen, wenn sie in mindestens einem anderen Bereich unehrlich und populistisch berichten? […]

Stimmt doch eigentlich, oder? Von RTL2 oder unserer aller Lieblingszeitung Österreich erwarte ich ja nichts anderes, von Sendern wie ARD oder ORF erwarte ich grundsätzlich aber schon gute, richtige, wahre Berichterstattung – anscheinend nicht unbedingt gerechtfertigt.

4 Gedanken zu „Wie wahr ist Journalismus?“

  1. nunja, ich hab dasselbe phänomen ja selbst erst kürzlich erklärt.

    http://www.zurpolitik.com/?p=204

    ich bin da allerdings geneigt zu glauben, dass die teilweise frappierenden mängel bei berichten über computerspiele einfach mit der ahnungslosigkeit (also der schlechten ausgangslage) der journalisten in diesem bereich zu tun hat. das und recherchedruck führt dann eben zu fehlern – wobei es teilweise wirklich unverständlich ist, warum man nicht einfach einen kompetenten freund anruft. bei politischen themen geh ich aber davon aus, dass die orf-redakteure sich schon sehr lange damit beschäftigen. da passieren natürlich auch fehler, die sind dann aber doch eher im detail versteckt.

    ich seh es als aufgabe von uns bloggern, sowas dann auf aufzuzeigen, drum wär es schön, wenn erreicht werden könnte, dass man einen engeren kontakt mit berufsjournalisten herstellen kann, die die wichtigsten blogs auch lesen sollten 😉

    ich selbst bin ja seit vier jahren chefredakteur eines für österreichische verhältnisse erfolgreichen spielemagazins und kann agitpops zweifel schon gut nachvollziehen 😉

  2. Beim ORF bin ich mir nicht sicher, ob Du den richtig eingereiht hast 🙂

    Leider kommt es sehr oft vor, dass man staunen muss, wenn man einen Sachverhalt wirklich umfassend kennt und dann sehen muss, was darüber in den Medien verzapft wird. Warum sollte es denn bei Sachverhalten, die man nicht so gut kennt anders sein? Jeder Redakteur hat eine eigene Meinung und die wird, ob er will oder nicht, in den Bericht mehr oder weniger einfließen. Ist aber egal, denn schlussendlich macht sich ja ohnehin jeder seine eigene Wahrheit nach den ihm zur Verfügung stehenden Informationen und Eindrücken.