Harry Potter und das Dritte Reich

Soweit ich weiß ist über dieses Thema schon einiges im Internet geschrieben worden, aber aus aktuellem Anlass möchte auch ich noch einmal kurz darüber referieren. Letzten Samstag hab ich mir endlich die Zeit genommen und den letzten Band (Die Heiligtümer des Todes) von Harry Potter gelesen. Mit dem Happy End war ich ganz zufrieden*, aber es waren mir schon fast ein wenig zuviele Anspielungen und Parallelen mit dem Dritten Reich. Und nachdem gewisse geneigte Leser bei kleinen Andeutungen zu diesem heißen Thema gleich Zeter und Mordio schreien, kann ich mich natürlich nicht zurück halten:

Da wären einerseits die unzähligen Anspielungen auf rassische Unterschiede zwischen Zauberern und Menschen ("Muggel"). Die beschriebenen Scheinprozesse, Unterdrückungen und Deportierungen von Halbblütern ("Schlammblüter") lassen doch gewissen Vergleiche mit der Judenpolitik (welch niedliches Wort) im Dritten Reich zu, genauso die Ansichten mancher Zauberer. Aber um diese Parallelen erkennen zu können, muss man ja nicht einmal besonders gut im Sachunterricht aufgepasst haben.

Interessanter finde ich da schon: Grindelwald (der Name eines bösen Zauberers) ist für mich aber ein ziemlich deutscher Name, genau wie das von ihm erbaute Gefängnis Nurmengard (in dem er dann auch seine Strafe ab saß) – und wenn das schon nicht unbedingt deutsche Namen sind (Grindelwald ist übrigens ein Ort in der Schweiz), dann bestimmt aber aus der nordischen Mythologie, auf die sich bekanntlich viel deutsche Propaganda stützte und berief. Und kann es jetzt Zufall sein, dass der gute (britische) Albus Dumbledore den bösen (deutschen) Gellert Grindelwald genau im Jahr 1945 besiegte und ins Gefängnis verbannte? Ich glaube nicht, sondern wittere eine ganze traumatisierte Generation (nämlich jene von Frau Rowling) auf der britischen Insel.

* Das Ende ist zwar ein glückliches, aber nicht schlüssig: Gellert Grindelwald hatte bekanntlich den unbesigbaren Zauberstab Elderstab gestohlen und sich so zu einem enorm mächtigen und bösen Zauberer gemacht. Wie aber mehrfach im Buch erklärt wurde, kann die Macht des Stabes nur dann genutzt werden, wenn der Vorbesitzer besiegt bzw. hinterrücks gemeuchelt wurde (und nachdem der Zauberstab unbesiegbar macht, ist nur zweiteres zielführend). Bleiben zwei Möglichkeiten:

1) Grindelwald war nie der "wahre" Besitzer (weil er den Stab gestohlen hatte und nicht korrekt vom Vorbesitzer "erworben"), was demzufolge auch Dumbledore, Draco und Harry nicht zu solchen gemacht hätte. 


2) Grindelwald war schon der wahre Besitzer des Elderstabs (aus welchem Grund auch immer). Dann hätte er aber nie von Dumbledore in einem Duell besiegt werden können (unbesiegbar, man erinnert sich).


Beide Möglichkeiten haben einen logischen Fehler, was das Ende von Harry Potter und die Heiligtümer des Todes für mich jetzt mal nicht schlüssig macht. Aber halt nett, ich war schön angetan davon.

19 Gedanken zu „Harry Potter und das Dritte Reich“

  1. Aus dem legendären Duell zwischen Grindelwald, dem damaligen Besitzer des Elder Wand, gegen Albus Dumbledore im Jahr 1945 ging trotzdem Dumbledore als Sieger hervor. Wie Rita Kimmkorn in ihrer Dumbledore-Biographie schreibt, hat Dumbledore seinen Gegner irgendwie dazu gebracht, sich zu ergeben. Näheres ist nicht bekannt.

    Im Grunde einfach eine Lösung für ein Problem, auf das Rowling offenbar selbst keine Lösung kannte.

    Bzgl. der Anspielungen. Das Gleiche hab ich mir auch gedacht. Geschichte verkauft sich halt noch immer am Besten….

  2. Die Blogs werden immer um 19 Uhr online gestellt soweit ich weiß. Wobei es über dieses Thema ja eh nicht viel zu reden gibt oder? Gesetz ist Gesetz – fertig.

  3. saxx mein freund, die parallelen, die du im 2. absatz erwähnst, sind mir auch aufgefallen. das ganze mit dem zaubereiministerium mMn schon alles der nazizeit ähnlich.

  4. @ Untermensch: Warum ist es so schwer sich Kommentare zu verkneifen, wenn man eh keine Ahnung hat? Man kann doch ein Buch nicht verurteilen ohne es gelesen zu haben.

    Die Ähnlichkeiten sind mir schon beim Lesen der ersten Bücher aufgefallen, ich werde darüber meine Projektarbeit machen. Ob das jetzt gewollt war oder nicht (ich gehe davon aus, dass es Absicht war), interessant wär es schon mal ganz genau hinzuschauen.

  5. Weil ich grad den 7. Film angefangen habe … ich möcht nur drauf hinweisen dass die pamphlets, die die Umbridge in Auftrag gibt („Mudbloods and the dangers they pose…“) im Film extrem an irgendwelche Nazi-Flugzettel erinnern – Schrift, Farbe etc.
    (was im Buch SO nicht erwähnt wurde, da sind sie einfach nur pink – Umbridge style halt 😉 – soweit ich mich erinnern kann)
    Wär interessant inwiefern die Autorin da in die Richtung beratschlagt hat oder ob die Writer/Produzenten selber draufgekommen sind, es so zu gestalten.

    (Und wenn ihrs noch nicht getan habt, tut euch den Film bloß nicht an – wie schon im 6. Teil ist es so, dass man das Buch gelesen haben muss, um zu wissen was – mit Feuerblitz-Geschwindigkeit – vor sich geht und andererseits wird man gerade dann extrem grantig weil 99% der Handlung verdreht oder weggelassen wurde bzw. so im Buch überhaupt nie passiert ist.)

  6. So, Film ist aus und MEIN GOTT ist der schlecht. Ich weiß nicht warum ich mir den wieder angetan hab, nach der Enttäuschung vom 6. Die davor waren – soweit ich meiner verschwommenen Erinnerung vertraun kann – zumindest irgendwie lustig oder haben einen unterhaltsamen, freundlichen Einblick in die Zaubererwelt gewährt. Aber der letzte und der 7/1 waren ja nur mehr lächerlich.
    Ich hab von Anfang an gesagt den 7. KANN man gar nicht verfilmen, das is ja viel zu komplex – und die ganzen Rätsel/hints, wer soll das durchschaun in einem Film? 2 Teile waren dann irgendwie beruhigend (obwohl natürlich reine Marketingmasche zum noch-mehr-Geld-Rausholen) aber trotzdem haben sie’s nicht gepackt.

    Film-fans und Bücher-fans von HP glauben zwar, sie mögen die gleiche „Welt“ aber eigentlich könnten die zwei Dinge unterschiedlicher nicht sein. Is mir jetz klargeworden. Und den letzten Teil werd ich mir nicht anschaun! seufz. (außer vl den Ron/Hermine-Kuss *g* … wobei, wenns DEN versaun bin ich richtig sauer. hm.)

  7. und zu Mein Kampf – ich glaub kaum, dass die Rowling das gelesen hat 🙂
    Is nur so, dass in den meisten europäischen Ländern das dritte Reich vermutlich halt doch ziemlich genau durchgenommen wird in Geschichte … Und die Leute sich dafür interessiern? (Warum fielen uns sonst die Parallelen auf? ;))

  8. A geh, tu net so, des hast gewusst dass i mi über Bücher aufregn kann .. lol
    (und so dunkel war des echt net.. da gibts viel Schlimmeres. thehe.)

  9. lol.
    Bin von Grippeviren in ein Delirium versetzt worden – da passiert das schon mal.
    Ich steh aber nach wie vor zu der Aussage. Es is schlimm, schlimm, schlimm (wie 99,9% aller Literaturverfilmungen, let’s be honest…)