Linz, am 25. Oktober 2011
Pünktlich um 07:00 stiegen Trichet, Draghi und ein schlaftrunkener Fredl Gusenbauer am Frankfurter Hauptbahnhof in einen ICE mit Ziel Linz. Auch Merkel und Schäuble waren mit von der Partie. Sie standen dem Vorhaben zwar nach wie vor äußerst skeptisch gegenüber, die beiden wollten es aber in keinem Fall riskieren, dass die anderen einen zu hohen Gewinn in Gunst von und Ansehen beim Löwen der Finanz, Ludwig Scharinger, verzeichneten, und sie nicht.
Eigentlich wollte die hochkarätige Reisegemeinschaft mit einer Maschine der deutschen Bundeswehr nach Linz anreisen. Fredl Gusenbauer, der binnen 18 Stunden 16 Flaschen Burgunder, 5 Obstler sowie 1,5 Liter Kombucha zu sich genommen hatte, war jedoch nicht mehr per Flugzeug transportabel und der Pilot, ein erfahrener Major mit mehr als 10.000 Flugstunden, verweigerte den Abflug.
Da man ihn aber unmöglich alleine reisen lassen konnte und sich über seine Begleitung auch nicht einigen konnte, fand man schließlich die für alle – typisch für Entscheidungen auf EU-Ebene – ungünstigste Lösung und alle mussten den Zug gemeinsam mit Fredl nehmen. Einzig Sarko und die Schottermitzi hatten Glück – ersterer reiste aus Paris mit seiner Präsidentenmaschine an und landete pünktlich um 11:45 am Blue Danube Airport in Hörsching, wo er ein Taxi zum Mühlkreisbahnhof nahm. Und die Mitzi ließ sich direkt von Wien nach Linz chauffieren.
Die Zugfahrt von Frankfurt nach Linz gestaltete sich schnell zu einem mittleren Fiasko. Fredl war nicht zu stoppen und gab lauthals, dem Delirium nahe, Evergreens wie „Ich war noch niemals am Pöstlingberg“ oder „I don’t need another Ludwig“ zum Besten. Mehr als nur peinlich berührt und völlig entnervt beschlossen seine Mitreisenden, den ehemaligen Bundeskanzler unter einem hanebüchenen Vorwand („Aufm Häusl in der 1. Klasse kommt Burgunder aus der Leitung“) in die Toilette zu locken und ihn dort einzusperren. Der hilfreiche Schaffner bekam von Angie Merkel persönlich die Anweisung, die Toilette erst wieder nach Linz auf niederösterreichischem Boden zu öffnen, nach Möglichkeit erst in Wien.
Schließlich trafen alle – fast pünktlich – zwischen 13:20 und 13:33 am Mühlkreisbahnhof ein und man beschloss umgehend, im nahegelegenen Weinturm für eine Lagebesprechung einzukehren. Was würde man zum Herrn Generaldirektor Doktor Ludwig Scharinger (HGDLS) sagen? Wer hätte den Mut und die Argumente, ihn zum Weitermachen zu überreden? Sollte man ein Geschenk für ihn besorgen und wenn ja, wer sollte dafür aufkommen?
„Also der Steuerzahler wohl kaum“, bemerkte Angie vorschnell in ihrer bekannt besserwisserischen Art. „Mittel für ein Geschenk schind im deutschen Bundeshaushalt überhaupt ned vorgesehen“, setzte Schäuble nach. Auch Trichet, normalerweise als äußerst großzügig bekannt, winkte mit dem Hinweis, dass er unmöglich noch mehr Geld drucken könne, ab. „Und wirst auch keins drucken“, schnauzte er den offiziellen EZB-Chef Draghi an, der zerknirscht den Kopf senkte, aber nichts zu erwidern wagte.
„Wissen’s wos, meine Herren“, beruhigte schließlich die Schottermitzi, „ich wollte sagen meine Damen und Herren – fast hätte ich Sie, Frau Merkel, übersehen – Ich bin ja durch meine Schottergrube finanziell ned grad schlecht situiert. Wissen’s wos, um das Geld des Steuerzahlers zu schonen geht des Geschenk für den Herrn Generaldirektor a. D. auf mi“.
Sie kaufte daraufhin einen sich gerade einer Preisreduktion erfreuenden Karton Wein aus Rumänien sowie einen Blumenstrauß im Gegenwert von 15 € im gegenüberliegenden Holland Blumen Mark. „Ich darf bitten, meine Herren – und natürlich auch Sie, Frau Merkel“, mahnte die Mitzi dann zum Aufbruch, „wir miaßen hiaz wirklich rauf aufn Pöstlingberg zum Herrn Doktor und ihn schön bitten“.