Die Ludwig-Tagebücher (4 – Variante 1)

Gestern feierte RandomInsights seinen achten Geburtstag – hach, wie schnell sie erwachsen werden, die kleinen. Gestern noch lautstark in die wiederverwendbaren Windelchen gemacht, und jetzt meinen sie, flügge zu sein und die Welt einreißen zu können.

Zur Feier dieses festlichen Anlasses gibt es nicht nur eine Fortsetzung der Ludwig-Tagebücher, sondern gleich zwei Versionen davon. Variante eins folgt hiermit, Variante zwei gibt es hier.


Linz, am 25. Oktober 2011

Um sich den nötigen Mut für ihr Unterfangen zu verschaffen, genehmigten sich Trichet, Draghi, Sarkozy, Angie Merkel und die Mitzi sicherheitshalber noch einen Blutza Veltliner im Weinturm und begannen dann den Aufstieg zum Pöstlingberg. Zu Fuß, denn niemand wollte von sich aus für die Straßenbahn, geschweige denn ein Taxi, aufkommen. Draghi beschwerte sich ob des mühsamen Weges zwar lauthals und verlangte mehr Solidarität von den reichen EU-Ländern, Schäuble, der sich bequem von Angie den Berg hinaufschieben ließ und daher noch gut bei Atem war, brachte ihn aber schnell mit der Drohung eines Nordeuros zu Räson.

Je weiter sich die illustre Truppe dem majestätisch über Linz thronenden Anwesen von HGDLS näherte, desto mehr zögerte sie. „I weiß ned was wir zum Herrn Doktor überhaupt sagen könnten“, sprach schließlich Schäuble das Problem an, „das is jo in etwa so, wie wenn ein paar Krümel zum Kuchen gehen und ihn um einen Gefallen bitten.“ Die anderen schluckten nur bedrückt und nickten traurig. Selbst die Mitzi blieb diesmal still.

Trichet nahm schließlich das Ruder in die Hand und wandte sich an Angie Merkel: „Komm, geh du, vielleicht kannst du ihn in einem Gespräch von Mann zu Mann überreden. Und ihr zwei Bürschchen bleibts dafür besser da“, fügte er mit einem Seitenblick auf Sarkozy und Draghi hinzu. Er drückte Merkel den Weinkarton in die Hände, klemmte ihr den schon leicht verwelkten Blumenstrauß unter den Arm und gab ihr einen kleinen Schubs in Richtung des Anwesens des Herrn Doktor Generaldirektors.

Widerspruchslos, aber mit hängenden Schultern trottete Merkel durch das Eingangstor, durch ein Spalier von Scharingers Raiffeisen-Ehrenwache (bestehend ausnahmslos aus jungen blonden Assistentinnen), klopfte ängstlich an der Haustür und verschwand schließlich, als die Tür sich bedrohlich knarzend geöffnet hatte, im Inneren, nicht ohne noch einmal tief Luft zu holen und sich ein letztes Mal zu ihren Kameraden umzudrehen. Ihr Blick sprach Bände und erinnerte an einen Verdurstenden, der den letzten Strohhalm zum Überlaufen brachte.

Sarko, Trichet, Draghi, Schäuble und die Schottermitzi blieben atemlos zurück, wagten kein Wort zu sprechen, hielten sich an den Händen und warteten hilflos auf das Ergebnis von Merkels Mission. Schließlich hing nicht weniger als die Zukunft des gesamten weltweiten Finanzsystems von einer Rückkehr von Doktor Ludwig Scharinger an die Spitze der Macht ab …

3 Gedanken zu „Die Ludwig-Tagebücher (4 – Variante 1)“

  1. Wird der Sonnenkönig auch sein Tagebuch über die Erlebnisse in den ersten Tagen der Pension hier veröffentlichen?