Oversexed

Ich find‘ das nicht okay; ganz und gar nicht okay. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das von Beginn an so geplant war. Man muss nur an die Anfänge zurück denken, etwa an Space Invaders und Frogger. Auch noch etwas später, mit Commander Keen und Sonic war die Welt in Ordnung.

Aber jetzt nicht mehr. Computerspiele sind zu sexy geworden. Viel zu sexy.

Cortana aus HaloHalo hat sich zu Beginn ((Anno 2001, früher war halt alles besser)) mit der transparenten Cortana noch halbwegs zurück gehalten, schnell wurde sie aber von einer künstlichen Intelligenz zur Anleitung des Spielers zur Masturbationsvorlage für Minderjährige. Auch Gears of War, das lange die letzte Männerdomäne war, hat Damen in engen Kampfrüstungen eingeführt, die im Kugelhagel wenig Schutz bieten dürften ((Sowohl die Rüstungen als auch, wenn wir uns ehrlich über die KI-Steuerung sind, die Damen)).

Und Mass Effect … nun, Mass Effect 3 treibt es auf die Spitze. Ich wollte diese Beschwerde eigentlich schon über Mass Effect 2 los werden, aber nun ist die Not wirklich so groß, dass es nicht mehr anders geht:

Liebes Bioware, liebes EA, was denkt ihr euch bloß dabei? Ihr wisst doch, dass der Großteil eurer Klientel Buben im ersten Drittel des Lebens sind. Glaubt ihr denn nicht, dass wir auch ohne die von euch gelieferten … Zusatzreize schon in der richtigen Welt mit genügend weiblich produzierter visueller Überforderung zu kämpfen haben?

Eben! Was denkt ihr euch dann dabei, euer Flaggschiff für 2012 so verdammt aufreizend zu machen? Mass Effect 3 soll doch ein Shooter sein! Wir, eure Stammklientel, wollen doch nur Aliens über den Haufen schießen, mit möglichst viel Blut und der Möglichkeit zu spektakulären Headshots. Aber ihr macht uns das unmöglich, wenn die eigenen weiblichen Teammitglieder schwerer „bewaffnet“ sind als der feindliche Mech auf der anderen Seite des Raumes.

Das durchschnittliche Mass Effect 3 KampfteamWie soll man sich denn eine effektive Crew zusammen stellen, wenn man schon am Dialog zum Zusammenklicken des Teams von Kampfgefährtinnen in Posen und Outfits begrüßt wird, die einen Pornostar erblassen lassen würden? Wo steht geschrieben, dass künstliche Intelligenzen immer aussehen müssen wie frisch vom Playboy-Shooting? Wieso denkt ihr euch außerirdische Spezies aus, die ausschließlich aus sexhungrigen Frauen in blauen Luxuskörpern bestehen?

Und was soll das überhaupt mit diesen Sexszenen? Ich dachte eigentlich, in Mass Effect geht es darum, die Menschheit mit möglichst großen Explosionen vor der totalen Auslöschung zu bewahren? Und nicht darum, krampfhaft alle Dialoge durchzuklicken, um das Crewmitglied mit den größten Hupen zu einem Schäferstündchen in der Kapitänskajüte zu überreden?

Miranda, der XO aus Mass Effect 2So geht das nicht weiter, wo soll das denn enden? Soviel Sex kann ich im realen Leben gar nicht haben, dass ich all diese Flirterei und zweideutige Anspielungen, all diese endlosen Beine, prallen Hintern und perfekt geformten Brüste altersgerecht verarbeiten könnte.

Bitte, bitte, bitte, liebe Spieleschmieden und Publisher, bringt uns wieder zu den Wurzeln zurück. Wir brauchen keine Spiele mit dergestaltigen Ablenkungen, keine mit Quickies während des Landeanflugs und keine sexy Gefährtinnen in „Kleidung“, die selbst bei Beate Uhse nicht im Schaufenster hängen dürfte.

Gebt uns bitte das zurück, wofür wir uns liebend gern nächtelang vor den Monitor hocken: Grantige Soldaten in dreckigen Uniformen, abstoßende Aliens und riesige Sturmgewehre; wenn ihr es ganz gut mit uns meint vielleicht sogar mit Kettensägen-Bajonett vorne drauf – alles andere ist doch bloß Ablenkung. Bitte. Danke.