Linz, am 31. Mai 2015
Geliebtes Tagebuch,
heute schreibe ich Dir endlich wieder einen richtigen Brief; bitte verzeih meine abgehackten Telegramme der letzten Wochen, für mehr Ausführlichkeit war keine Zeit.
Damit wären wir schon beim Thema: Wie schnell sie doch nur vergeht! Heute ist Tag 61 meiner Väterkarenz. Der allerletzte Tag. Die zwei Monate sind ja wirklich wie im Flug vergangen. Ab morgen ruft mich wieder die geregelte Arbeit.
Oft fragst Du mich, ob ich in Retrospektive lieber wieder im Büro bin oder die Zeit der Väterkarenz vermissen werde. Die Antwort, mein geliebtes Tagebuch, ist so einfach wie eindeutig: Sowohl als auch! Das ideale Szenario aus meiner Sicht wäre eine dauerhafte Ganze-Männer-Machen-Halbe-Halbe-Variante: Vormittags beim Baby, Nachmittags am Job. Natürlich ohne finanzielle Einbußen. Warme Eislutscher halt 🙁
Jedenfalls müssten meine Telegramme aus der Väterkarenz an Dich mit heutigem Tag enden. Du hast Dir aber eine Fortführung unserer Korrespondenz gewünscht. Es freut mich natürlich, dass Du so gerne von mir liest. Und es gibt noch so viele aufregende Dinge, die ich Dir unbedingt mitteilen muss. Darum werde ich Dir auch in nächster Zeit die wichtigsten Neuigkeiten von der Väterfront schreiben. Womöglich aber nicht mehr jeden einzelnen Tag.
Überhaupt habe ich Dir sorgfältig jede einzelne meiner Zuschriften aufgehoben. Du kannst sie also jederzeit wunderbar chronologisch sortiert nachlesen:
Ich verbleibe in Erwartung Deiner Antwort und auf ewig Dein.