Die Helvetika-Episode war ja eigentlich köstlich: Die österreichische Gesetzgebung hat durch einen Übersetzungsfehler eine Schriftart im überarbeiteten Tabakgesetz vorgeschrieben, die es gar nicht gibt. Außer viel Spott nicht wirklich was geschehen, und ein ehrlicher Fehler kann ja mal passieren.
Im oben verlinkten Artikel der Futurezone wird aber noch mehr erwähnt. Ich zitiere:
[…] Angesichts des Fehlers […] noch einen Abänderungsantrag eingebracht. Laut dem Antrag hätte lediglich das Wort Helvetika auf Helvetica korrigiert werden sollen. […] Der Abänderungsantrag wurde aber dennoch von der Regierung abgelehnt. Grund sei offenbar, weil er von der Opposition eingebracht wurde […]
Wenn das so stimmt, dann fasst diese Episode genau zusammen, was mit Politik in Österreich (und, wie ich vermute, fast überall auf der Welt), nicht mehr stimmt:
- Politik schickt sich an, inkompetenten Blödsinn zu machen
- Manchmal gibt es doch noch Initiativen, um Blödsinn zu verhindern (oder zumindest abzuschwächen)
- Initiative wird wegen kleinlicher, kurzsichtiger, saudummer Machtspielchen erwürgt
- Blödsinn wird umgesetzt
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die regierenden Parteien den ganzen Stuss wirklich glauben, den sie angesichts ihrer Vernichtung zur Bundespräsidentenwahl von sich gegeben haben: „Es war halt a Personenwahl“ oder „Wir konnten unsere Inhalte nicht dem Wähler vermitteln, aber eigentlich machen wir eh alles richtig“. Bullshit. Ihr glaubt das ja selbst nicht. Wieso glaubt ihr dann, dass euch das irgendjemand anders abkauft? Für wie deppert müssen wir uns eigentlich halten lassen?
Es ist noch gar nicht so lange her, da habe mich viel politisch engagiert; Zeit und Geld investiert, in der Hoffnung, mein kleines Scherflein zu einer Veränderung beitragen zu können. Nun ja, diese Hoffnung und jede Motivation ist geschwunden. Denn auf jeden Idealisten, der etwas zum Besseren verändern möchte, kommt ein Dutzend opportunistischer Arschlöcher, denen es nur um den eigenen kurzfristigen Nutzen geht.
Bei mir kann man nicht einmal mehr von „Politikmüdigkeit“ sprechen, sondern vielmehr von „Politikabscheu“ und „-hass“. Und wenn sogar ich die Schnauze gestrichen voll hat, will ich mir gar nicht ausmalen, wie es anderen Österreichern gehen mag.
Ich kann den Beitrag auch gerne in einem mehrstündigen Monolog gespickt mit zahllosen deftigen Kraftausdrücken, die jeden Seemann erblassen lassen würden und unter Umständen an ein Schmähgedicht erinnern könnten, weiterführen.
Wer mich für deinen derartigen Vortrag buchen möchte, müsste nur zwei, drei Biere auf den Tisch stellen, dann kommt er ganz von alleine.