Meine neue Reihe zeigt die erschreckende, unzensierter, grausige Wahrheit, nämlich die tatsächlichen Zustände hier in Hagenberg.
Morgen beginnt also wieder der Schulalltag. Ich habe Angst.
Vor allem wegen unserem Projektleiter. Wir, seine Untergebenen, nennen ihn furchterfüllt, natürlich nur flüsterend hinter seinem Rücken, den ‚Fürst der Finsternis‘. Wenn andere dabei sind, dürfen wir ihn Daniel nennen, ist die Projektgruppe aber unter sich, ist die einzige Anrede, die kein Ohrfeigengewitter nach sich zieht, ‚mein Lehnsherr‘. Und auch nur dann, wenn sie auf den Knien oder auf dem Boden kriechend vorgebracht wird.
Am letzten Tag vor den langersehnten Weihnachtsferien, wir mussten uns mit unseren schmerzenden, rot glühenden Backen in einer Reihe aufstellen, zeigte er uns voller Stolz einen Brief von Margret Thatcher, die meinte, dass eigentlich er den Titel „Eiserne Lady“ verdienen würde.
Außerdem erzählte der Fürst der Finsternis so nebenbei, dass nun endlich bald sein Geschenk für uns aus dem Flachgau ankommen würde, nämlich eine fünfeinhalb Meter lange Peitsche, die anderswo vorwiegend zum Aperschnalzen verwendet wird. Nur bei uns wohl nicht, fürchte ich. Als ob sein letztes Geschenk an uns, ein hartes, dünnkantiges Holzscheit, nicht schon genug wäre. Ich kann mich noch viel zu gut daran erinnern, als ich es vom Blut meiner Knie reinigen musste, weil ich dem Fürsten der Finsternis versehentlich einmal ins Antlitz geblickt habe.
Liebe Grüße, Dein ängstlicher Hannes