Gemeinhin ist es üblich, dass sich Frauen (daher wohl auch das eitle Geschlecht genannt) sich gerne einpudern und herausputzen wie ein Pfauenmännchen zur Brunftzeit um so der lokalen Männlichkeit zu imponieren. Nun, geliebtes Tagebuch, ich habe da überhaupt nichts dagegen, wenn bezaubernde Studentinnen in ihren knappen Kostümchen an mir vorbeistolzieren und überall der Nackerpazl rausschaut. Ganz im Gegenteil, ich habe das sogar ziemlich gern. Und daher verstehe und akzeptiere ich auch den weiblichen Drang sich schön zu machen.
Aber Dokumentenkoordinatorin Kern übertreibt es hier wohl ein bisschen. Sie erscheint zu unseren Projektstunden (wenn überhaupt), mit einer Heerschar an buckelnden Dienstmädchen und -bübchen, die sich ständig um jeden Aspekt ihrer Schönheit kümmern. So wurde Kern heute während der Projektbesprechung von einem Hairstylisten frisiert, während ihr gleichzeitig die Fingernägel manikürt, die Zehennägel pedikürt, die Augenbrauen gezupft, das Haar (jedes) gefärbt und der Nacken massiert wurde. Zur selben Zeit nahm sie ein Bad in Stutenmilch (was übrigens, so seltsam das mitten im Projektlabor auch sein mag, Pendlmayr neben mir zu erregtem Schnauben und Röcheln anregte), gefolgt von Schlammpackungen und Gurkenscheibchen auf den Augen, wiederum gefolgt von einer faltenvorbeugenden Akkupunktur gepaart mit einer Massage.
Natürlich ist es nicht sehr konzentrationsdienlich, wenn ständig irgendwelche Lakaien mit fahrbaren Garderobenständern voller Designerstücke aus Paris durch das Projektlabor brausen. Und auch das ständige „Hach Gottchen, du bist einfach umwerfend!“ des federführenden Stylisten hilft nicht wirklich beim Programmieren. Aber wir können nichts dagegen tun, die sadistische Projektleiterin Wolf lässt sie gewähren. Wohl nur, um auch einmal ein paar Gurkenscheibchen abzubekommen …
Projekttagebuch: Harte Schale, harte Kern
Ich, mein geliebtes Tagebuch, habe ja schon öfters unsere so genannte Dokumentenkoordinatorin (in produktiven Projekten gerne auch Sekretärin genannt, ohne diese schwierige, veranwortungsvolle und unverzichtbare Position auch nur im Geringsten abwerten zu wollen) Kern so nebenbei erwähnt. Doch ich denke es ist an der Zeit, dir, meinem einzigen Freund, mehr von ihr zu erzählen: