Nun, wie du sicher weißt, geliebtes Tagebuch, bin ich alles nur kein Freund des verkitschten, gierigen, aus Amerika importierten Weihnachtens, dass dieser Tage unser sonst so gemütliches Land in einen gestressten Hexenkessel verwandelt. Aber Weihnachten bedeutet auch, dass Ferien sind. Und Ferien bedeutet, dass zwei Wochen keine Projektstunden stattfinden.
Damit wir sie über diese vierzehn Tage nicht vergessen, hat uns heute die Antichristin (oder Antichristiane, ich kanns mir einfach nie merken), seltener auch Projektleiterin Wolf genannt, besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Als „kleine Freude“, wie sie es bezeichnete, hatte sie diesmal nicht ihre gewohnte Neunschwänzige mitgebracht, sondern eine Streckbank und eine eiserne Jungfrau. Die Freude war ganz ihrerseits. Pendlmayr übrigens war höchst erfreut, als er hörte, dass eine eiserne Jungfrau uns heute Gesellschaft leisten würde; und seltsamerweise wurde seine Freude nur wenig gemindert, als er die Jungfrau tatsächlich kennenlernte.
Es war sehr makaber, die angsterfüllten (aber auch ein bisschen erregten) Schreie von Programmierer Pendlymayr zu hören während im Hintergrund gerade eine besonders kitschige Intonation von Jingle Bells lief. Auch hatte die Folterknechtin (oder heißt es Foltermagd?) Wolf eine rote Weihnachtsmannmütze aufgesetzt und einen wallenden weißen Bart ums Kinn geschnallt. Auch ihre sonst so weiße Weste war von einigen Blutspritzern in ein weihnatliches Rot getaucht. Ein fröhliches Weihnachtslied auf den Lippen drehte und drückte sie, glücklich wie ein kleines Kind unterm Christbaum, an den vielen Rädern und Hebeln der Streckbank.
Yeah! Pendlmayr knackt zu Weihnachten eine Jungfrau. Oder hat die Jungfrau ihn (seine Knochen, …) geknackt? Hauptsache knacken und Jungfrau in einem Atemzug.
yours faithfully
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