Und schon wieder hat sich ein FPÖ-Abgeordneter zu den Vorteilen der NS-Zeit geäußert. Ganz egal wie man jetzt zu Zangers Aussage im Besonderen oder zum Nationalsozialismus im Allgemeinen steht, eines muss dem mündigen Leser doch auffallen: Es kann doch kein Zufall sein, dass immer wieder hochstehende Politiker mit solchgestaltigen Aussagen von sich reden machen. Das gibts ja gar nicht dass sich ständig irgendwelche in der Öffentlichkeit stehenden Menschen derart "verplappern". Mittlerweile muss doch selbst dem letzten Bergbauern, der seit den Vierzigerjahren weder Fernsehen geschaut noch Radio gehört oder Zeitung gelesen hat, klar sein, dass man so was einfach nicht sagt, weils sowieso rauf und runter geht in den Medien und zum handfesten Skandal aufgeblasen wird, ganz egal wie vorsichtig man sich ausdrückt (und gerade der Herr Zanger hat eigentlich nichts gesagt, an dem man so massiven Anstoß nehmen könnte). Und nachdem die Damen und Herren bei FPÖ, BZÖ und Konsorten zwar Vollidioten sind, aber nicht dumm, haben die das sicher auch schon lange geschnallt.
Bleiben also zwei Gründe, warum ein debutierender FPÖ-Abgeordneter so eine Aussage tätigen könnte und damit anscheinend sehenden Auge ins Verderben rennt:
- Eine ziemlich offensichtlicher Grund ist der, dass jene Menschen einfach Publicity wollen oder brauchen, ganz nach dem alten Hollywood Motto "Jede Publicity ist gute Publicity". Drum sagt man halt was, das wie geplant zum Skandal mutiert und steht dafür für ein paar Wochen im Rampenlicht und auf Titelblättern. Einfach, aber wirkungsvoll, und man ist für die nächsten Jahre Herr und Frau Österreicher ein Begriff. Gerade für Politk-Neulinge empfehlenswert.
- Eine andere Erklärung, die für mich übrigens wesentlich plausibler ist, ist jene, dass es innerhalb der FPÖ eine Bande gibt, in die man nur reinkommt, wenn man eine Mutprobe besteht. Ich stell mir das dann in etwa so vor:
(Ein paar hohe FPÖ-Tiere und Abgeordnete sitzen Abends bei Bier und Stammtisch)
H.-C. Strache (schon gut drauf nach dem fünften Bier): Burschn, i mog eich. Supa Wahl hamma wieder ghabt letztens, so taugt mir des.
Hans Weixelbaum: Geh Heinzi, ohne di hättma des nie gschafft, du schaust jo nu fescher aus ois da Haider in de Ochtzgerjohr.
Wolfgang Zanger: Recht host, Hons. Heinzi, du host es afoch drauf! A wonnst immer nu a weng zfü vom Führer redst, woaßt jo eh genau dass ma des ned tuat und dass dann die Turnher und ihre Spezis immer gonz spitzohrat werdn.
Heinzi: Ha Woifi, bist leicht feig?
Hons (imitiert eine aufgeregte Henne): *gacker* gacker*
(Ein paar Minuten später trinkt Zanger noch einen Schnaps, ruft beim ORF an und vereinbart ein Interview)
Es wird immer wieder (fälschlicherweise) angenommen, an der Beschäftigungspolitik des 3. Reiches sei nichts anstößiges. weil sie faktisch immer isoliert betrachtet wird. Das ist jedoch naiv, und beleuchtet man die Hintergründe, so kommt erst recht die Infamität des ganzen zutage: der tolle Wirtschaftsaufschwung, die viele Arbeit, das sind alles Resultate aus den kriegsvorbereitenden Maßnahmen (Produktion von geeignetem Gerät in hinreichender Quantität, Schaffung von ausreichend Infrastruktur für allerlei Arten von Transport). Und genau deswegen ist die Beschäftigungspolitik zur Zeit des NS-Regimes ethisch so absolut verwerflich, weil der Preis, der dafür gezahlt wurde, ein ordentlicher Krieg war, und noch dazu war’s auch schnell wieder aus dem Wohlstand.
An so einem Punkt muss wohl jeder für sich entscheiden, ob er eher für Frieden (verbunden mit kurz- bis mittelfristig weniger Wohlstand) oder eher für Krieg (mit kurzfristig mehr Wohlstand einhergehend) ist, das Ignorieren oder gar das Negieren des Zusammenhangs Wirtschaftsaufschwung & Krieg zeigt aber doch ziemlich eindeutig, wes Geistes Kind der Zanger ist.