In vollkommener Verachtung meines letzten Eintrags folgt doch tatsächlich ein neuer …
seit zwei Wochen lebe ich nun schon in meiner neuen Wohngemeinschaft in Linz. Alles ist super.
Soweit der offizielle Teil, den auch Amnesty International und die Foundation für Recht und Verfassung zu lesen bekommt. Aber dir, mein heißgeliebtes Tagebuch, werde ich die Wahrheit beichten: Seit 20.160 qualvollen Minuten kämpfe ich in dieser Abu-Ghuraib-Außenstelle im Herzen eines Ghettos ums nackte Überleben. Ich lebe in einer dunklen, stickigen Zelle von knapp einem Quadratmeter zwischen Gasbrenner und Warmwasserboiler, meine einzigen Freunde sind ein stinkender Staubsauger, ein schimmliger Besen und eine Gang brutaler Silberfischchen. Mein Badezimmer, gleichzeitig auch meine Toilette, ist ein kleiner Blechkübel, den ich mir mit einem unfreundlichen Rattenpärchen teilen muss.
Es wohnen noch vier weitere "Menschen" in unserer WG – Menschen deshalb unter Anführungszeichen, weil die Worte "Bestien" oder "Tiere" viel passender wären – dazu aber ein andermal mehr, denn derzeit muss ich mich gut mit meinen "Mitbewohnern" (besser wäre hier "Wärter") stellen, denn die kleine Tür in mein Zimmerchen hat seltsamerweise nur außen einen Türgriff. So muss ich jedesmal klopfen und rufen, wenn mein Badezimmer randvoll ist und geleert werden muss und meine WG-Kollegen machen sich so manchen Jux daraus, mich den einen oder anderen Tag heiser und wund geklopft schmoren zu lassen. Ich weiß gar nicht mehr, wie es überhaupt gekommen ist, dass ich zugestimmt habe, für diese doch eher rustikale Absteige knapp zwölfhundert Euro Miete pro Monat hinzublättern … aber jetzt ist der Vertrag schon für die nächsten fünfzehn Jahre unterschrieben und im Vergleich zur Wohnungssuche ist meine Zelle sogar richtig angenehm.
Auf bald, mein innig geliebtes Tagebuch.
jeder so wie er es sich verdient! und don’t forget deine zelle ist die größte.
"wenn ich mein Badezimmer randvoll ist und geleert werden muss" 😉
repariert. danke, Fehlerteufel.
du übertreibst wieder maßlos. aus verlässlichen quellen weiß ich nämlich, daß du gar keinen echten kübel hast!
Juhu, die Tagebücher sind zurück! Always worth reading 🙂
Bin froh, dass du nun wieder leiden musst, dadurch steigt die Qualität und Quantität deiner Blog-Einträge!
Vielen Dank, Freund Pendlmayr. Solches Lob tut gut auf meiner gequälten Seele.
Herr Sachsenhofer, darf ich Sie an Ihre pflichten als Österreichischer Bürger erinnern!
http://www.linz.at/services/kapitelAll.asp?uk=Anmeldung+eines+Wohnsitzes&kap=Umzug&nr=15&uek=Meldeservice