Die Kassen-Problematik

Ich stehe durchschnittlich zweimal am Tag an einer Supermarktkasse. Beim Merkur beim Mittagessen-Besorgen geht es fast immer zügig und freundlich, beim Billa am Abend oder am Wochenende immer zäh und unfreundlich – daran hab ich mich gewöhnt. Trotzdem gibt es noch immer einen Faktor an Supermarktkassen, der absolut unberechenbar ist: Alte Menschen. Wann immer ich nicht aufpasse und versehentlich hinter einer Seniorin in der Schlange zu stehen komme, läuft es ungefähr so ab:

  • In Schneckentempo räumt die alte Dame ihren randvoll gefüllten Einkaufswagen leer. Einzelne Bierflaschen, Knacker, Bensdorp-Schokolade und der eine oder andere Underberg werden noch einmal einzeln und sorgsam in einem Abstand von knapp zehn Zentimetern zu den Augen geprüft, bevor sie aufs Band gelegt werden, wo sie dann wild herumkullern.
  • Kaum ist alles ausgeräumt und die alte Dame weit genug in der Schlange nach vorne gerückt, bemerkt sie, dass sie die Einkaufssackerl vergessen hat. Unfreundlich schnauzt sie mich an, ihr welche zu reichen.
  • Auf die Frage der Kassiererin "Haben Sie eine Kundenkarte", die übrigens mehrmals wiederholt werden muss, kramt die alte Dame minutenlang in ihrer riesigen Geldbörse und sucht etwa fünf verschiedene Kärtchen (Obi, ÖAMTC, E-Card, …) hervor, jedoch nicht die passende. "Is eh wurscht", meint sie dann.
  • Die alte Dame hat natürlich vergessen, ihre zwei einzelnen Bananen an der Obstwaage zu wiegen und etikettieren. Genervt verdreht die Kassiererin die Augen und verschwindet für vier Minuten, um es selber abzuwiegen und ein bisschen zu fluchen.
  • Minutenlang versucht die alte Dame, den Betrag mit Fünf- und Zehn-Cent-Münzen zu begleicht, was sich, oh Überraschung, bei einer Summe von gut fünfzig Euro nicht ganz ausgeht. Daher wird schlussendlich dann doch mit einem Fünfzig-Euro-Schein bezahlt.
  • In Slow Motion räumt die alte Dame ihre sieben Sachen in die Einkaufssackerl, die natürlich alle viel zu klein für das ganze Zeug sind. Daher müssen noch zwei Sackerl käuflich erworben werden, wobei der Kaufpreis von knapp einem Euro mit einem anderen Fünfzig-Euro-Schein beglichen wird.
  • Kaum will die Kassiererin eeendlich meine zwei Artikel über den Scanner ziehen, fängt die alte Dame aufgeregt zu reklamieren an, weil irgendwo zuviel verrechnet wurde. "Fräulein, ich bin mir sicher, dass des anders angschrieben war, geh, gehns doch und schauns noch mal nach!"
  • Nach weiteren sieben Minuten ist klar: Der Computer hat sich nicht verrechnet, die alte Dame hat nur nicht gekneißt, dass man für die eine Aktion mindestens zwei Stück erwerben müsste, und für die andere eine Kundenkarte benötigt hätte. Verzweifelt versucht die Kassiererin, ihr das klar zu machen, gibt aber Minuten später auf und gibt ihr die ersparten 25 Cent aus ihrem eigenen Trinkgeldschächtelchen, woraufhin die alte Dame zufrieden ihr riesiges Portemonnaie auspackt und die Münzen sorgfältig einzeln verstaut.
  • Endlich! Innerhalb von 20 Sekunden ist mein Zeugs bezahlt und ich kann gehen – theoretisch. Denn die alte Dame blockiert mit ihrem dicken Hintern den Aufgang zur Rolltreppe  …

8 Gedanken zu „Die Kassen-Problematik“

  1. wer sich doch ab und zu auf orf.at verirrt weis, dass die wartezeiten in österreichischen supermärkten ja richtig „knuffig“ sind im gegensatz zu anderen ländern.

    in griechenland könntest dich mit deinem zwei sachen durchschnittlich 14 minuten anstellen und auch in deutschland brauchst die doppelte zeit als in österreich. –> durchschnittlich 2 min 50 sec glaub ich 😉

    ich denke aber, dass du deinen mp3 player mithattest und die zeit gut genutzt hast!

    lg

  2. Ich brauch keine ältere Dame, mir genügt die simple Frage: Haben Sie schon unsere supertolle Kundenkarte?
    Kundin fragt: Äh, nein, wie funktioniert denn das?
    …und der Tag ist gelaufen.

    Und im Übrigen: Wer einmal in den USA war, wird nicht verstehen, wieso wir Europäer wie die Lämmer geduldig anstehen, um unser Geld hergeben zu dürfen. In den US packt ein Helfer die Sachen sofort in die Einkaufstasche, sobald Du bezahlt hast, bist du somit fertig. Ausserdem würden in den US Kassen, die man teuer hingebaut hat, nie unbesetzt sein.

    Aber uns hat man so erzogen, wie gesagt, wir betteln direkt drum, unser Geld hergeben zu dürfen.

  3. MP3-Player hab ich nie in der Mittagspause, und die Wartezeiten sind eh meistens wirklich akzeptabel, solange man nicht beim Billa ist oder eine alte Frau vor sich stehen hat …

  4. @ Josef, der Mühlviertler

    In Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (siehe Fall Madoff)
    müssen auch noch 70 Jährige deine Wahren einpacken damit diese irgendwie überleben können … und solange niemand fragt brauch ich einem unterqualifierten kassier auch nur einen hungerlohn zahlen da dieser sowieso in der woche drei jobs haben muß um über die runden zu kommen (20-30 Millione Personen in den usa / 3 Jobs / 100-120 Stunden pro Woche…)

    god bless america!

  5. Übrigens ist mir in besagter Billa-Filiale zusätzlich zur beschriebenen Problematik auch noch das „Münzenrollen-aufmach-und-rauswurschtl“-Drama passiert… warum müssen diese Münzen auch so eingepackt sein, dass die (neue?) Fachkraft Mühe hatte, die drei Cent rauszufummeln?