Ich wohne ja in direkter Nähe zu zwei Schulen. Jetzt nach den gottgegebenen Sommerferien muss man sich erst wieder an die Lärmkulisse gewöhnen – tagsüber ists mir ja egal, aber morgens ab halb acht klingt es bei gekippten Fenstern schon wie im Freibad (von den fehlenden Platschern mal abgesehen).
Viel schlimmer ist aber, dass dieses schülerische Jung-Gesindel ständig an der Bushaltestelle rumlungert, wo auch ich mich, dem Regen sei’s gedankt, vorübergehend aufhalten muss. Auch nach dem Schulbeginn um 08:00 wird jenes Gelungere übrigens nicht weniger, im Gegenteil. Heute morgen konnte ich so aber das perfekte Klischee einer amerikanischen High-School beobachten:
Auf der Bank lümmeln vornübergebeugt die coolen Jungs aus dem Footballteam, mit der Zigarette im Mundwinkel und kleinen Speicheltümpeln vor sich auf dem Boden; gesprochen wird nicht viel, nur hin und wieder werden Abenteuer aus den Ferien zum Besten gegeben, die sich alle nur in der Art, jedoch nicht der Menge des konsumierten Alkohols unterscheiden.
Nur ein paar Schritte weiter rechts umarmen sich ununterbrochen die beliebten, hübschen Mädchen (die Cheerleader) und können es kaum glauben, dass sich alle während der Ferien so uuunglaublich verändert haben – ein Fakt, dem offenbar mit lautem Quietschen und kleinen Sprüngen Rechnung getragen werden muss. Die Feriengeschichten unterscheiden sich hier hauptsächlich in der Reihenfolge, in der bestimmte Länder besucht wurden. Ein weiteres distinktes Merkmal zur Unterscheidung des schräg über die Stirn gekämmten Einheitsbreis ist übrigens der neueste Klingelton, der gerne stolz mehrmals hintereinander präsentiert wird.
Die Besetzer der niedrigeren Ränge in der Hackordnung haben sich etwas weiter weg zusammen gefunden, wie etwa die picklige Bohnenstange aus dem AV-Club und das extrem übergewichtige Goth-Mädchen im schwarzen Kapuzenpulli, die sich halb hinter dem Busch im abgelegeneren Teil der Bushaltestelle platziert haben und flüsternd ihre, zweifelsohne langweiligen, Ferienerlebnisse austauschen, nur unterbrochen von den eigenen verächtlichen Blicken auf die glamouröseren Schulkameraden.
Sehr nett geschildert! 🙂
Irgendwie würde ich jetzt auch gerne wieder mit dem Bus fahren um solche Beobachtungen auch machen zu können!
perfekt beschrieben, so isses heutzutage leider wirklich. früher war das alles anders 😉
nein aber im ernst, bei mir in der hauptschule gabs das noch nicht, dass man aufgrund von kleidung den standesunterschied so deutlich machen musste/gemacht bekam.
gruslig! und hura hura dass ich jetzt student bin wos (meistens) egaaal ist wie ma ausschaut.
JuMa, ähem, hüstel, irre ich mich oder glaube ich mich richtig zu erinnern, dass auf ihre Art auch Studenten einen gewissen Hang zu standesspezifischer Kleidung haben? Ich denke da an asselige Röcke und häckelige Umhängetaschen. Vielleicht ist diese Staffage billiger, aber um nichts weniger „uniform“.
@saxx: Ja, so ist das Leben, kaum ist man ein paar Jährchen weiter fortgeschritten, wird einem das Verhalten der Jungtiere aus der eigenen Gattung unverständlich, aber ich kann Dir versichern, manchmal blitzen bei mir noch Erinnerungsfetzen auf, wo ich draufkomme, dass wir nicht anders waren, wir hatten nur andere Geschichten zu erzählen (Apfelkorn und Rüscherl) und anderes Gewand getragen.
Verwunderlich, dass du überhaupt was verstanden hast. Die Schüler die bei meinen Bus/Bim-Haltestellen stehen können nämlich kein Deutsch.
@JuMa: Was/Wo studieren wir denn?
@Jo: Ich weiß nicht, woran es liegt, aber der Ausländeranteil ist bei den Schulen in meiner Umgebung, soweit ich das äußerlich erkennen kann, fast null.
@Josef, DER Mühlviertler: sicher gibts auch bei studenten „uniformen“ aber da gibts viel mehr verschiedene „untergruppen“ – man kann genauso ein tussi-student wie ein assl-student sein! und man wird nicht so schnell von anderen verurteilt (also halt aufgrund von seiner kleidung). ich red auch mit tussi-studenten genauso wie mit assl-studenten und gothic-studenten… (also mir kommts halt so vor, vl bin ich eh ein idealist und träumer :))
@saxx: wien/hauptuni/anglistik+germanistik
edit: ich meine mit „reden“ = ich rede auf dieselbe art und weise mit den einen wie mit den anderen, nicht „ich lasse mich dazu herab, mit anderen gruppen zu kommunizieren“ 🙂