Nachdem ich kurz den größten Nachteil meines Kindle erwähnte, ist es Zeit für eine Gegendarstellung. Auch nach etwa einem halben Jahr intensiver Kindle-DX-Nutzung habe ich die Investition noch keine Sekunde bereut:
Es gibt Millionen digitalisierte, freie Bücher, hauptsächlich jene, deren urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist (Stichwort Projekt Gutenberg). Und wie auch bei Musik gibt es zahllose, weniger legale Mittel und Wege, um an Kopien aktueller Bücher und Bestseller zu gelangen. Diese Sicherheitskopierszene ist derzeit übrigens sehr stark am Wachsen. Das liegt sicher nicht zuletzt an der unverständlichen, kurzsichtigen Preispolitik der Verlage, die gerade dabei sind, die selben Fehler wie die Musikindustrie vor einigen Jahren zu begehen und glauben, Buchpreisbindung oder DRM auf digitale Bücher langfristig erzwingen zu können.
Die schiere Menge an kostenlosem Lesestoff führt zu einem anderen Phänomen, mit dem ich anfangs nicht gerechnet hätte: Ich „probiere“ viel mehr neue, unbekannte Autoren aus. Muss ich für ein Buch gutes Geld hinblättern, bleibe ich sicherheitshalber lieber bei bekannten Schreiberlingen und Geschichten (Stichwort „Was der Bauer nicht kennt …“). Wenn es nix kostet, habe ich aber auch kein Problem damit, ein Buch nach den ersten zehn langweiligen Seiten wieder wegzulegen und deswegen auch keine Scheu vor Experimenten mehr.
Ein offensichtlicher Vorteil, der nichtsdestotrotz schwer wiegt: Ich kann zu Reisen und Urlauben nicht nur zwei, drei Bücher mitnehmen, die dann sowieso nicht ausreichen um anderthalb Regentage zu überbrücken, sondern soviele ich mag. Man hat dann höchstens mit der Qual der Wahl zu kämpfen, aber nicht mehr mit der Langweile.
Interessant war für mich auch die Erfahrung, dass der E-Book-Reader viel bequemer in der Handhabung ist. Seit ich weiß, dass es auch ohne geht, irritiert mich nun stets jene Hälfte des Buches, die grade brach liegt, weil ich auf der gegenüberliegenden Seite lese.
Nicht zuletzt kann man elektronische Bücher viel bequemer tauschen als solche aus Papier, denn man muss sich dazu nicht einmal persönlich zu Gesicht bekommen. Und man könnte sie sogar gleichzeitig lesen. Außerdem muss man sich keine Sorgen mehr um die eigenen Lieblingsbücher machen, wenn man sie an einen stadtbekannten Seitenumbieger und Kaffeefleckenhinterlasser verborgt. Oder, wie in meinem Falle, nicht teuflisch aufpassen, dass man die teuren Schmöcker eines Freundes nicht vernudelt und befleckt …
Ich fühl mich grade irgendwie sehr persönlich angesprochen 🙂
aber du wirst es mir niiiee ausreden können!!
Der Geruch von neuen Büchern – oder viel wichtiger, der Geruch von uralten, ist nicht zu übertreffen. Schöne Umschlaggestaltungen; altes, raues Papier; neues, glänzendes Papier; manchmal sogar die kleinen Flecken vom jeweils grade konsumierten Essen (ja ich gebs zu, das passiert sogar mir manchmal *schockschwerenot*), alles beinhaltet Erinnerungen über Erinnerungen und Empfindungen die du mit diesem, meiner Meinung nach unangenehm in der Hand liegenden, komischen technischen Dingsbums niiee nachempfinden werden kannst.