Happy Birthday, RandomInsights

Heute wird RandomInsights fünf Jahre alt und zählt damit, das sage ich nicht ohne unbändigen Stolz, zu den ältesten deutschen Weblogs. Fleißig habe ich geschrieben und kein einziges Monat ausgelassen – auch wenn ich im Nachhinein einige Einträge entfernen musste und so etwa der Sommer 2004 nun offiziell eintragslos bleibt (aber wofür hat der trotzdem interessierte Internetbenutzer denn die WayBack-Machine?).

Eigentlich hätte ich für den fünften Geburtstag ja eine große Party geplant, aber irgendwie ist das dann doch nichts geworden – nächstes Jahr vielleicht. Mit Genuss erinnere ich mich an die geniale letzte große Blog-Geburtstagsfeier mit den zahllosen prominenten Gratulanten .

Die Urgewalt der Liebe

Manche Dinge sind zu Recht ein gesellschaftliches Tabu: Das Sexualleben von Senioren zählt definitiv dazu Denn es war schon sehr abstoßend, als ich im lokalen Alternativkino die Vorschau für den neuen "Überraschungshit beim Publikum" namens Wolke 9 (und hier ) sah.

Jener Trailer war, dem Herrgott sei’s gedankt, nicht ganz so explizit wie es der Film selbst sein soll ([…] explizite Sexszenen – im Bett, im Wohnzimmer, im Schilf ) und man sah nur ab und an einen Nippel, aber ich musste schon da die Augen schließen, um bis zum Hauptfilm durchzuhalten.

Eigentlich hielt ich bis jetzt sehr viel auf meinen Grundsatz "Es darf keine Tabus geben", aber ich habe schmerzhaft lernen müssen, dass solcherart absolute Aussagen unter Belastung selten halten. Daher "Es darf keine Tabus geben, ausgenommen alte Menschen beim Geschlechtsverkehr".

Wo waren die Geeks eigentlich früher?

Wir Geeks sind schon ein illustres, liebenswertes Völkchen – eine wunderbare Subspezies mit unserer eigenen (der besten!) Subkultur und Sprache, unserer eigenen Kleidung und unseren eigenen Jobs. In unserer postneoliberalen Zeit alles kein Problem.

Nur: Wo waren wir früher? Was haben Geeks gemacht, als es noch keine IT-Industrie gab? Als man noch in Anzug in Krawatte zur Arbeit erscheinen musste und bunte T-Shirts mit zweifelhaften Aufdrucken verpönt waren?

Gab es da keine Geeks? Haben sie sich versteckt und im Untergrund gelebt? Oder gar an die restliche Bevölkerung angepasst?!

Ich bitte um Ideen.

Just in time

Mit Freude musste ich feststellen, dass sich die Linz AG entschieden hat, eine kleine Änderung in ihren Öffi-Fahrplänen vorzunehmen, mit dem schönen Ergebnis, dass nun eine zweite Buslinie unsere Straße entlang führt und man nun, will man denn nicht die 12 Minuten investieren und die malerische Strecke zu Fuß gehen, etwa alle 10 Minuten eine Anbindung zum Taubenmarkt hat, statt wie bisher nur alle 15.

Diese Angebot habe ich gestern früh gleich mal genutzt um zur Arbeit zu kommen. Kaum eingestiegen musste ich zu meiner Verunsicherung aber erleben, dass mein Busfahrer, ein hochgewachsener, Ehrfurcht einflößender Herr, den Fahrer des zufällig entgegenkommenden Busses mittels Handzeichen zum Anhalten aufforderte, einem Anliegen, dem dieser auch nachkam.

Mein Fahrer kurbelte sein Fenster runter und ich hörte deutlich, wie er zu seinem Kollegen rüber rief: "Du, wo müssma jetzt eigentlich fahren? Wo ist denn überhaupt die Bruckner-Haltestelle?!" Die Antwort konnte ich leider nicht verstehen, ich sah aber, dass mein Fahrer mit den Schultern zuckte und leise ein "was weiß ich?" vor sich hinbrummte, nur um darauf wieder weiter zu fahren.

Ich erlebte übrigens nicht, ob er die Bruckner-Haltestelle tatsächlich fand, denn ich stieg früher aus. Der Beruf des Busfahrers hat für mich seit dem aber viel von seinem Glanzes und Heroismus eingebüßt.

Die Uni-Tagebücher (2)

Linz, am 6. November 2008

Liebes Tagebuch,

es ist nicht nur verteufelt schwer, auf der Universität einen bestimmten Raum zu finden , ist man erst mal dort, folgen schon die nächsten Schwierigkeiten.

Denn ein einem Kurs zugewiesener Raum hat auf einer Universität niemals die richtige Größe. Entweder man sitzt in einem riesigen Hörsaal, wo man gerade noch seinen nächsten Sitznachbarn am Horizont erspähen kann und der Vortragende fast ein Megafon braucht, damit er auch nur von den vorderen Reihen halbwegs verstanden werden kann. Oder der Raum ist so klein, dass nur ein Bruchteil der Studenten überhaupt hinein passt.

Es werden dann allerlei Sesselchen herangeschleppt, es wird zusammengerückt, es wird sich auf den Boden gesetzt und so mancher Student dreht gleich wieder frustriert um. Es dauert dann eine bestimmte Zeit bis jeder seinen Platz im winzigen Kämmerlein gefunden hat, kurz danach macht sich etwas anderes bemerkbar: Wenn sich so viele Menschen in einem so kleinen Raum befinden, breitet sich eher früher als später eine Duftwolke biblischen Ausmaßes aus.

Da zahllose Studenten bekanntlich neben ihrer Zeit auf der Universtität harte körperliche Arbeit als Bergarbeiter oder Schienenverleger annehmen müssen, um sich das teure Studium überhaupt leisten zu können, ist es nur verständlich, dass die meisten stinken wie ein Bauer auf dem Feld. Offenbar müssen sie sogar soviel schuften, dass sie im Laufe der letzten Woche gar keine Zeit zum Duschen oder Zähneputzen hatten und der letzte Waschtag fand sowieso schon eher im letzten Jahrtausend statt.

Und wenn man dann, mein geliebtes kleines Tagebuch, zwischen zwei solchen Schauergestalten eingeklemmt sitzt und sämtliche Geruchsknospen in der Nase gerade am Verwelken sind, wünscht man sich nichts mehr als eine frische Brise Herbstluft. Das geht natürlich allen so, darum werden nach etwa zehn Minuten Kurs alle Fenster so weit als möglich aufgerissen, was zur Folge hat, dass den Studenten in der Fensterreihe die Nippel von der Eiseskälte hart werden, und jene in der Türreihe hoffnungsvoll die Nase strecken, um ein Stückchen Frischluft zu ergattern – natürlich hoffnungslos, denn auf dem Weg von Fenster- zu Türreihe wurde die ehemals erfrischende Luft schon lange vom Duft der Bergarbeiter und Schienenverleger assimiliert.

Ich setze mich übrigens wann immer möglich in die Fensterreihe, denn stahlbetonharte Nippel und ein attraktiver Keuchhusten sind mir um Häuser lieber als der ekelhafte Geruch, den manche Mitstudenten absondern. Es ist wirklich abstoßend.

Die Lego-Problematik

Das ist zwar nicht mehr recht aktuell und dürfte auch nur mehr wenige meiner geneigten Leser aktiv betreffen, aber während einer längeren Straßenbahnfahrt ist in mir ein altes Kindheitstrauma hochgekommen, dem ich auf diesem Wege beizukommen hoffe.

Als Kind war Lego mein absolutes Lieblingsspielzeug. Ich hatte zahllose Kisten davon, baute verwinkelte Städte, unbezwingbare Burgen, mächtige Flugzeugträger und riesige U-Boote. Damals bestand Lego auch noch hauptsächlich aus richtigen eckigen Klötzchen und Bauteilen und jeder "Spezialteil" den man hatte war etwas besonderes. Heutzutage ist Lego ja ganz anders und lange nicht so kreativitätsfördernd wie früher. Damals baute ich nie nach Vorlage, sondern erfand mir lieber meine eigenen Kreationen und verbrachte Stunden, Tage und Wochen damit, meiner Festung den letzten Schliff zu geben oder den Torpedowerfer meines Schlachtschiffes so aerodynamisch wie möglich zu gestalten.

Natürlich ging es bei mir – als Kind wurde man immerhin von zahllosen Zeichentrickserien indoktriniert – immer um einen endlosen Krieg der Guten gegen die Bösen. Meine Lieblinge waren selbstredend die Guten, und ich baute ihnen das beste Equipment, das man sich nur wünschen konnte.

Das Problem hierbei war aber, dass dadurch alle guten, nützlichen Legoteile natürlich für die Guten verbraucht wurden – die Bösen bekamen dann die traurigen Reste und mussten schauen, wie sie damit zurecht kamen. Das endete dann meist so, dass sie mit irgendwelchen Segelbooten, Säbeln und uralten Kanonen gegen das hypermoderner U-Boot der Guten mit Revolver-Torpedowerfern, Gatling-Kanonen und ballistischen Raketen antreten mussten. Ihr einziger Vorteil war stets ihre Hinterhältigkeit, mit der sie die rechtschaffenen, heldenhaften Guten auszutricksen versuchten.

Der Sieg der Guten war durch ihre technologische Überlegenheit zwar stets gesichert und wunderbar plausibel, aber so richtig fair kam mir das als Kind nie vor. Es macht halt auf Dauer keinen rechten Spaß, sich ständig Wege zu überlegen, wie eine Muskete einer meterdicken Titanpanzerung gefährlich werden kann.

Dieses Problem konnte ich nie zu meiner Zufriedenheit lösen und könnte es auch heute nicht, denn den Bösen einige nützliche Legoteile der Guten zu geben, kam natürlich nicht in Frage. Wie hat dies der geneigte Leser gelöst – oder war der so ein peinlicher Playmobil-Spieler, der nicht einmal selber etwas entwickelte, sondern nur mit den langweiligen vorgefertigten Teilen spielte?

Lösung zum Niedergang der Bordelle

Nachdem mein letzter Eintrag über den Niedergang der Bordelle – der Generation Porno sei es gedankt – eine beachtenswerte Flut an Kommentaren hervorgerufen hat. ließ ich mich natürlich nicht lange bitten und habe an einer Lösung dieses Problems geschmiedet, sozusagen an einem Weg, um der Prostitution zu einem neuen Aufschwung zu verhelfen.

Ich sehe eines der großen Probleme dieses Dienstleistungszweigs im Verrechnungsmodell. Eine übliche Verrechnungseinheit ist, so wurde mir erzählt und habe ich gelesen, eine Stunde. Oder eine halbe. Dafür zahlt man dann halt Fixpreise, Extras wie "Ganz-Ausziehen" oder "Anfassen" kosten natürlich extra. Kein Wunder, dass dieses Modell in harten Zeiten wie diesen nur wenig Erfolg zeigt.

Ich schlage daher nach reiflicher Überlegung zwei neue Modelle vor und habe mir auch schon griffige Namen für die Fernsehwerbung überlegt:

  • Fick-Flat-Rate: Für einen gewissen Betrag bekommt man die Amüsierdame und deren ganzes Programm die ganze Nacht. Kein Hudeln, weil man schon in die nächste Stunde reinrutscht, kein peinliches Feilschen über Details – man kann sich in aller Ruhe die ganze Nacht dem eigenen Vergnügen widmen. Klar ist das nicht ganz billig, aber der Herr weiß was er bekommt für sein Geld. Perfekt wenn man mal länger Zeit oder verschiedenste, ausführliche, zeitraubende Aktionen geplant hat.
    Vor allem in teureren Bordellen oder bei kostenintensiveren selbstständigen Damen lässt man sich gerne mal etwas mehr Zeit – doch selbst dort wird dann im Endeffekt immer noch nach Stunden verrechnet, was zu einem "inneren Druck" führt – und genau um diesen abzubauen lässt man sich eigentlich überhaupt erst auf so etwas ein.
  • Der schnelle Quickie *: Hat der Herr von Welt mal grade mal etwas weniger Zeit, gibt es auch eine Abrechnung nach Minuten. Das hat den Vorteil, dass die Dame schnell wieder für neue Kunden verfügbar ist und der Herr nicht extra lang herumtrödeln muss um seine bezahlte "Mindestzeit" zu erfüllen und sofort zur Erledigung der Sache kommen kann. Dies wäre ein optimaler Zeit- und Geld sparender Ersatz für die "schnelle Masturbation zwischendurch", um effizient dem schon erwähnten inneren Druck beizukommen und wieder ausgeglichen in den Alltag gehen zu können.
    Der große Vorteil an bezahlten Amüsierdamen ist ja, dass es scheißegal ist, ob ihr der Sex jetzt gefallen hat und ob sie mit dem Endergebnis zufrieden war – der Herr kann bei diesem Verrechnungsmodell wunderbar ausschließlich auf die effiziente Erfüllung seiner eigenen Wünsche achten.

* Das ist zwar eine Tautologie beziehungsweise ein Pleonasmus, aber als einprägsamer Name durchaus geeignet.

Woran ich erkenne, dass ich doch nicht ganz so alt bin

"Man ist so alt, wie man sich fühlt", lautet das bekannte Sprichwort und würde es nach dem gehen, wäre ich schon einige Jahre in wohlverdienter Pension und würde mich in einem Altersheim verwöhnen lassen – den ganzen Tag rumzuliegen, fernzusehen, Karten zu spielen sowie sich nicht selber waschen zu müssen strahlt, soviel muss man schon zugeben, durchaus einen gewissen Reiz aus.

Wenn ich aber wirklich alte Menschen beobachte, komme ich mir dann doch wieder vor wie der junge, vitale Hengst, der eigentlich ich bin. Denn:

  • ich sondere nicht diesen eigenartigen Alte-Menschen-Geruch ab, diesen Odor, den man nicht einfach einordnen kann, von dem man bei Konfrontation aber sofort weiß, dass er zu alten Menschen gehört.
  • mein Mund bewegt sich nicht ständig ungewollt, wie wenn ich leise zu mir selbst reden oder krampfhaft versuchen würde, einen eingezwicktes Stückchen Nahrung aus einer Zahnlücke zu puhlen.
  • an der Supermarkt-Kassa halte ich nicht jedesmal den ganzen Betrieb auf, weil ich einerseits nicht minutenlang nach dem Geld krame nur um zu merken, dass ich nicht genug bei mir habe und andererseits nicht bei jedem Produkt mit der unschuldigen Kassiererin zu streiten anfange, weil "des do vü billiger angschrieben war, geh, gehns bitte nachschaun".
  • mein Husten hört sich nicht so an, wie wenn ich mir gleich Lunge sowie diverse andere innere Organe aus dem Leib keuchen würde. Darüber hinaus verkneife ich es mir auch, in Straßenbahnen meine Nasenmänner mein Rotz lautstark nach oben zu schniefen, nur um es dann noch lauter schmackhaft wieder in den Rachenraum runterzugurgeln.

Ganz alte Frauen sehen übrigens immer aus wie entweder bösartige Hexen oder wie die süßesten, nettesten, freundlichsten Omis – da gibt es kein Dazwischen, sondern nur Schwarz und Weiß.

Ganz alte Männer erinnern mich dagegen, ganz ohne frech sein zu wollen, stets an Bilder von ausgemergelten KZ-Häftlingen.

Die Uni-Tagebücher (1)

Linz, am 21. Oktober 2008

Liebes Tagebuch,

wie Du sicher schon weißt, mein geliebtes kleines Tagebuch, besuche ich nun als ordentlicher Student die Johannes-Kepler-Universität zu Linz, damit ich endlich mal einen objektiven Vergleich zwischen FH und Uni ziehen und all jene schier endlosen Diskussionen zu diesem Thema zu meinen Gusten entscheiden kann.

Bis jetzt scheint noch alles ganz gut zu laufen, wenn man von einigen Hürden absieht, die einen die Universitätsverwaltung in den Weg legt. Da wäre etwa die vertrackte Raumsituation, die durchaus etwas verwirrend sein kann – gestern lief es etwa so:

Laut langfristigem Plan findet der Kurs "HTML für PC-Anfänger" – übrigens ein Pflichtkurs für mich – im Hörsaal 23 statt. Einige Tage zuvor wurden meine Mitstudenten und ich jedoch per E-Mail darauf hingewiesen, dass der Hörsaal 23 bereits anderweitig besetzt wäre und der Kurs daher im Raum 34A2 abgehalten wird. Wenige Stunden vor Beginn trifft für all jene, die noch rechtzeitig nachgeschaut haben, eine zweite E-Mail ein, die über Malerarbeiten im Raum 34A2 informiert und "HTML für PC-Anfänger" in den Hörsaal 9 verlegt.

Mühsam fragte und suchte ich mich bis zu jenem Hörsaal durch, nur um dort über einen Zettel an der Tür zu erfahren, dass mein Kurs nun doch wieder im Raum 34A2 stattfindet, weil die Malerarbeiten früher als geplant abgeschlossen wurden und ein paar Farbdämpfe noch keinem geschadet hätten. Unverdrossen, wenn auch schon etwas erschöpft, marschierte ich also über den gesamten Campus, denn HS 9 und Raum 34A2 befinden sich natürlich an genau gegenüberliegenden Ecken des weitläufigen Geländes.

Noch auf dem Weg aber werde ich von Mitstudent W. telefonisch verständigt, dass in Raum 34A2 gar nichts los sei, er aber über den Twitter-Account des Vortragenden das Gerücht aufgeschnappt hätte, dass "HTML für PC-Anfänger" vermutlich in Seminarraum 145R abgehalten wird. Nach längerer Suche und einer ausführlichen Wanderung meinerseits stellte sich aber heraus, dass 145R ein winziges Versorgungskämmerchen der Hausmeisterei ist und darüber hinaus dort kein "HTML für PC-Anfänger" gelehrt wird, sondern "Spezielle Kapitel aus Einkommenssteuerrecht für mittelgroße Forstbetriebe".

Zu diesem Zeitpunkt gab ich müde und frustriert auf und ging ins LUI auf ein Bier zu studentenfreundlichen Preisen. Auch gut.