(Post-)Karenz-Tagebuch LXIV

An: Gel. Tagebuch
Eilsendung

Väter lernen von Baby viel für berufliche Laufbahn <STOP> Geduld mit begriffsstutzigen Kollegen <STOP> Führungskompetenz für schwierige Mitarbeiter <STOP> Wertschätzung für ruhigen Arbeitsplatz <STOP> Und vor allem: Voraussetzung für Karriere als Apnoe-Taucher <STOP> Minutenlanges Luftanhalten kein Problem mehr <STOP> Spätestens nach der hundertsten gewechselten Windel <STOP>

(Post-)Karenz-Tagebuch LXIII

An: Gel. Tagebuch
Eilsendung

Pünktlich zu Papas … ähm … Papa-Sein neuer Trend etabliert <STOP> Ausnahmsweise vernünftiger Trend <STOP> Der DadBod <STOP> Papa präsentiert stattliches Exemplar eines solchen <STOP> Sehr männlich, sehr im Zeitgeist <STOP> Mama glücklicherweise noch ohne Mum-Bod <STOP> Baby kommt nach Papa <STOP> Zwar noch kein Dad <STOP> Aber schon starke Tendenz zum entsprechenden Bod erkennbar <STOP>

Geschäftsidee: Pee-Shaming

Im Folgenden möchte ich eine todsichere Geschäftsidee teilen, vermutlich das nächste große Milliarden-Dollar-Startup. Aus fehlender Zeit meinerseits verschenke ich sie an dieser Stelle.

Meine Idee: Pee-Shaming. Ganz nach Vorbild des großen Elon Musk lässt sich damit gleichzeitig die Welt verbessern und ein großer Haufen Geld verdienen.

Pee_Not_AllowedStädte, besser gesagt Besitzer von Hausmauern und -ecken, haben große Probleme mit unerwünschten Urinierern. Überwiegend männlichen, aber das tut im Hinblick auf meine Geschäftsidee nichts zur Sache. Die armen Mauern und deren hilflose Beaufsichtigungspersonen haben kaum eine Chance, der illegalen Besudelung Herr zu werden. Versuche, wie etwa der spezielle urinabweisende Anstrich in Hamburg zeigen kaum Wirkung.

Wohl nur großangelegte öffentliche Demütigung kann ernsthaft etwas gegen diese unhygienischen, übelriechenden Orte der verlorenen Menschlichkeit ausrichten. Wo Vernunft und Gesetz nicht mehr zur Vermeidung von Ungemach ausreichen, muss weitreichende Erniedrigung durch die Gesellschaft in die Bresche springen.

Hier bietet sich das Internet geradezu perfekt an.

Ein Online-Portal kümmert sich um dieses „Pee-Shaming“ und zeigt öffentlich Fotos und Videos der heimlichen Schandtat. Community-Features wie Kommmentare und „Disgusts“ (das passendere Pendant zu „Likes“) sind selbstverständlich, ebenso wie eine komfortable Gruppierung und Sortierung der „Pees“ nach Zeit und Ort.

Damit dieses Pee-Shaming-Portal nicht aufwändig manuell mit Fotos und Videos gefüttert werden muss – was in den meisten Fällen ja auch gar nicht möglich ist, denn die meisten „Pees“ finden im Geheimen oder tief in der Nacht ohne Beobachter statt – werden zusätzlich preisgünstige Pee-Shaming-Kameras angeboten.

DropcamDiese Kameras, beispielsweise nach Vorbild der erfolgreichen Dropcams, können von betroffenen Hausbesitzern einfach und bequem an gefährdeten Stellen angebracht werden und erkennen und filmen vollautomatisch Urinierer (aber nur und ausschließlich diese, niemand wünscht eine Generalüberwachung). Die „Pees“ werden umgehend automatisch zum Pee-Shaming-Portal hochgeladen. Und machen so jeden illegalen Urinierer innerhalb von Sekunden zum Gespött der Stadt. Mit der Hardware verdient das Pee-Shaming-Portal darüber hinaus das nötige Kleingeld für Entwicklung und Betrieb.

Also, wer nimmt sich meiner Idee an? Wer möchte das nächste Facebook/Whatsapp/Snapchat/… werden? Reichtümer jenseits jeglicher Vorstellung winken, heiße Frauen (oder Männer, je nach Geschmack), schnelle Autos sowie Unabhängigkeit vom wackligen Pensionssystem. Pee-Shaming!

(Post-)Karenz-Tagebuch LXII

An: Gel. Tagebuch
Eilsendung

Baby badet gerne <STOP> Abtrocknen weniger beliebt <STOP> Aber in Summe stets positives Erlebnis <STOP> Auch für Mama und Papa <STOP> Bis vor Kurzem <STOP> Baden zwar noch immer äußerst beliebt <STOP> Aber Baby entdeckt, dass Spritzen und Pritscheln stark spaßsteigernd wirkt <STOP> Leider einseitig <STOP> Mama und Papa müssen nun hinter Duschvorhang in Deckung <STOP> Und Waschlappen aus möglichst hoher Entfernung anwenden <STOP>

Karenz-Tagebuch LXI

Linz, am 31. Mai 2015

Geliebtes Tagebuch,

heute schreibe ich Dir endlich wieder einen richtigen Brief; bitte verzeih meine abgehackten Telegramme der letzten Wochen, für mehr Ausführlichkeit war keine Zeit.

Damit wären wir schon beim Thema: Wie schnell sie doch nur vergeht! Heute ist Tag 61 meiner Väterkarenz. Der allerletzte Tag. Die zwei Monate sind ja wirklich wie im Flug vergangen. Ab morgen ruft mich wieder die geregelte Arbeit.

Oft fragst Du mich, ob ich in Retrospektive lieber wieder im Büro bin oder die Zeit der Väterkarenz vermissen werde. Die Antwort, mein geliebtes Tagebuch, ist so einfach wie eindeutig: Sowohl als auch! Das ideale Szenario aus meiner Sicht wäre eine dauerhafte Ganze-Männer-Machen-Halbe-Halbe-Variante: Vormittags beim Baby, Nachmittags am Job. Natürlich ohne finanzielle Einbußen. Warme Eislutscher halt 🙁

Jedenfalls müssten meine Telegramme aus der Väterkarenz an Dich mit heutigem Tag enden. Du hast Dir aber eine Fortführung unserer Korrespondenz gewünscht. Es freut mich natürlich, dass Du so gerne von mir liest. Und es gibt noch so viele aufregende Dinge, die ich Dir unbedingt mitteilen muss. Darum werde ich Dir auch in nächster Zeit die wichtigsten Neuigkeiten von der Väterfront schreiben. Womöglich aber nicht mehr jeden einzelnen Tag.

Überhaupt habe ich Dir sorgfältig jede einzelne meiner Zuschriften aufgehoben. Du kannst sie also jederzeit wunderbar chronologisch sortiert nachlesen:

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Ich verbleibe in Erwartung Deiner Antwort und auf ewig Dein.

Karenz-Tagebuch LX

An: Gel. Tagebuch
Eilsendung

Samstag <STOP> Familieneinkaufstag <STOP> Einkaufen ist mit Baby aufregender geworden <STOP> Nicht nur wegen Schäkerei <STOP> Einkaufswagerl muss mit Obacht manövriert werden <STOP> Große Vorsicht auf ausreichend Abstände links und rechts <STOP> Denn alles in Reichweite vom Baby wird umgehend an sich gerissen <STOP> Und ausführlich eingespeichelt <STOP>

Karenz-Tagebuch LIX

An: Gel. Tagebuch
Eilsendung

Große Papa-Gefühle ausgebrochen <STOP> Zum nahenden Ende der Väterkarenz Vergleich mit älteren Fotos <STOP> Baby schon so groß geworden <STOP> Quasi erwachsen <STOP> Kann nicht mehr lange dauern, bis Baby auszieht <STOP> Nestflucht <STOP> Und Enkelkinder <STOP> Ach was, Urenkel <STOP> Wie die Zeit vergeht <STOP>

Karenz-Tagebuch LVIII

An: Gel. Tagebuch
Eilsendung

Baby hat die richtigen Prioritäten <STOP> Elterliche Aufgaben korrekt verteilt <STOP> Wenn Hunger, Müdig- oder Traurigkeit ausbricht, wird verzweifelt nach „Mamamama“ gerufen <STOP> Bei Spaß und Gaudio fröhlich nach „Papapapapa“ <STOP> Auch sinnvoll für in etwa 16 Jahren <STOP> Zum Kochen die Mama, zum Fortgehen den Papa <STOP> Optimal <STOP>

Karenz-Tagebuch LVII

An: Gel. Tagebuch
Eilsendung

Vorletzter echter Tag in Väterkarenz <STOP> Echt deswegen, weil Mama Freitag frei hat <STOP> Papa und Baby sehr traurig <STOP> Vorbei die gemütliche Zeit der männlichen Vormittagsspaziergänge und -besuche <STOP> Produktivität in diversen Linzer Büros steigt ab Juni wieder spürbar <STOP> Weil niemand mehr vorbei kommt, um Kaffee zu schnorren <STOP>

Karenz-Tagebuch LVI

An: Gel. Tagebuch
Eilsendung

Von Mama ausgetrickst <STOP> „Komm, fahren wir zum IKEA, das Wetter passt gut dafür, dem Baby ist fad und wir brauchen eh einen Bilderrahmen“ <STOP> „Kriegst auch ein Eis“ <STOP> Papa ist leichtgläubiger Narr <STOP> Natürlich ging Weg direkt zu Baby-Abteilung <STOP> Baby-Spielzeug kaufen <STOP> Und Töpfchen <STOP> Und Servietten <STOP> Und mehrere Bilderrahmen <STOP> Und Badezimmerschrank <STOP> Zum Schluss gabs immerhin doch auch noch ein Eis <STOP>