Familie Bauer will sich ein neues Auto kaufen; eigentlich will nur Herr Bauer eines, weil er damit täglich in die Arbeit fahren muss, aber nachdem so eine Neuanschaffung die ganze Familie betrifft, will jeder ein Wörtchen mit reden.
Das bisherige Auto der Bauers, ein Saab, ist schon seit fast 20 Jahren im Besitz der Familie und war vorher schon gebraucht zugekauft worden – ein Schnäppchen sozusagen. Damals war übrigens der Neukauf eines Wagens schon etwa zehn Jahre später eingeplant worden, daraus wurde aber aus finanziellen Gründen nichts (Zitat der geizigen Schwiegermutter: „Mia brauchand nix Neichs, solong des Dings nu foaht, Kreizdeixlnuamoi.“). Jetzt aber fährt der gute alte Saab nicht mehr (oder höchstens nur noch bergab und mit Heimweh) und Herr Bauer fand mit seinen Flehen nach einem neueren Vehikel endlich Gehör.
In der näheren Auswahl stehen drei Modelle: Ein amerikanischer Ford, der schon einige Gebrauchsspuren aufweist und dessen Modellserie bereits einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat, ein schwedischer Saab, der zwar neu, aber auch nicht mehr der aktuellste ist, oder ein modernes gemeinsames Prestigeprojekt namhafter europäischer Autokonzerne unter dem knackigen Namen Euroflitzer. Selbstredend zieht es den guten Herrn Bauer zum Euroflitzer, ist dieser doch die mit Abstand modernste und zukunftssicherste Wahl; Teile der restlichen Familie, allen voran die geizige Schwiegermutter, will aber an der falschen Stelle ein paar müde Euros einsparen und sträuben sich mit Händen und Füßen gegen den Euroflitzer (Zitat der geizigen Schwiegermutter: „Na, sicha ned, Kreizdeixlnuamoi, um des Göd ka i mir a neichs Poa Strimpf.“). Stattdessen macht sie den absurden Vorschlag, den uralten Zweitwagen der Nachbarn (eine Gastarbeiterfamilie) zu mieten.
Nachdem die Bauers sich nicht einigen können und auf keinen grünen Zweig kommen, wirde eine unahängige Kommission in der Gestalt des Neffens (ein gelernter Mechaniker) mit der Fällung einer Entscheidung betraut. Gemeinhin wird mit einer zu Gunsten des mittelklassigen Saabs gerechnet, der Neffe kommt aber zu dem überraschenden Ergebnis, dass der Euroflitzer die beste Lösung wäre – die finanziellen Mehrkosten betragen schließlich nur einen winzigen Bruchteil des Budgets der Familie und werden durch die erheblich modernere Lösung mehr als aufgewogen. Zähneknirschend akzeptiert die geizige Schwiegermutter dieses salomonische Urteil, während Herr Bauer, der ja eigentlich der alleinige Benutzer des Fahrzeuges wäre und als solch der alleinig betroffene, sehr zufrieden mit dieser Entscheidung ist.
Schnell ist der Kaufvertrag unterzeichnet und Herr Bauer freut sich schon mächtig auf sein neues Vehikel; dieses ist so modern, dass es erst noch speziell für die Bauers zusammen gebaut werden muss, aber Herr Bauer nimmt diese Wartezeit gern in Kauf. Dadurch, dass die nun endlich gefallene Entscheidung zum Kauf des Euroflitzers so lange gedauert hatte und ständig durch Schwiegermütter und andere Geizhälse, die mit der einen Hand jeden Cent zusammenkrallen, mit der anderen aber das Geld für die sinnlosesten Ausgaben wie Heu aus dem Fenster werfen, verzögert wurde, muss Herr Bauer für die Zwischenzeit ein teures, veraltetes Mietauto einsetzen, das er zusätzlich zur Miete auch noch auf eigene Kosten fahrtüchtig machen musste. Die geizige Schwiegermutter sieht aber auch hier ihre Schuld an dieser vorübergehenden Misere nicht ein, sondern wettert weiterhin gegen die unglaublichen Kosten eines fahrbaren Untersatzes; dem Argument, dass dieser nur einen Bruchteil des Geldes kostet, das sie monatlich für Katzenfutter ausgibt, steht sie mit tauben Ohren entgegen – umso mehr, dass sie keine Katzen, sondern Hunde hat.