Kurz nach der Nationalratswahl hätte ich noch eine hervorragende Idee für ein verspätetes Wahlzuckerl, das aber ursicher ganz wirklich eh gar keines ist, echt jetzt.
Als weitgehend zivilisierter Mensch habe ich wie viele andere mit einer unerträglichen Eigenheit des rückständigen traditionellen Österreichs zu kämpfen: Den Ladenöffnungszeiten.
Fast überall auf der Welt funktioniert es nämlich ganz gut, dass Supermärkte auch spätabends oder an Sonntagen geöffnet haben. Nur in Österreich zetern die Gewerkschaften ((Es war ja schon fast amüsant, was sich die Gewerkschaften wieder einmal im Hinblick auf die mittlerweile gescheiterte Daily-Kette geleistet hat: Zuerst mit allerlei Tricks und Kniffen die Sonntagsöffnung unterbinden, nur um nach den erzwungenen Schließungen vorwurfsvoll auf die vielen neuen Arbeitslosen zu verweisen.)) und die meisten Parteien schon bei einer vorsichtigen Erwähnung etwas von „undenkbar“, „unvorstellbar“, „es war ja schon immer so“ und malen Teufel beginnend von Arbeitnehmerausbeutung über Sklavenhaltung bis hin zur sofortigen Anarchie a la Mad Max an die Wand.
Nun gut, dass die Gewerkschaften zuerst einmal die eigenen Interessen vertreten, dann die der verbandelten Parteien, und dann vielleicht auch mal die der Arbeitnehmer ist allgemein bekannt.
Ich bin im Gegensatz dazu hochkonstruktiv und hätte ich mir einen salomonischen Vorschlag für ein neues Ladenöffnungsgesetz überlegt, der den Schutz der Angestellten sowie die Wünsche der Konsumenten vereint:
Jeder Laden bzw. Supermarkt darf pro Woche bis zu 110 Stunden geöffnet haben (also in etwa die gleiche Summe wie auch jetzt schon bei Supermärkten üblich). Wie diese Stunden aufgeteilt sind, ist allerdings frei wählbar. Arbeitszeit außerhalb der üblichen Geschäftszeiten sind weiterhin als 50- oder 100-prozentige Überstunden abzugleichen.
Durch diese Öffnung ((Pun intended.)) wird langfristig innerhalb eines gewissen Umkreises ein optimiertes Equlibrium erreicht. Denn gewisse Geschäfte werden dann wohl Sonntags und Nachts aufsperren, dafür vielleicht Vormittags geschlossen haben, während andere die jetzigen Öffnungszeiten fortführen werden.
Überhaupt wird durch dieses flexible Modell schnell unbewiesene Argumentation wie „Keiner will am Sonntag einkaufen“ vs. „Jeder will am Sonntag einkaufen“ aus der Welt geschafft. Denn die betroffenen Geschäfte werden selbst am schnellsten merken, wann sie den meisten Umsatz machen – und dementsprechend geöffnet halten. Die Konsumenten stimmen also selbst höchst direkt- und basisdemokratisch ((Nicht einmal die dicke Mauer Neugebauer dürfte es schaffen, sich ein Argument gegen „Basisdemokratie“ aus der Nase zu ziehen.)) mit ihrem Einkaufsverhalten über die Ladenöffnungszeiten ab.
Und am mehr als gesättigten österreichischen Einzelhandels-Markt wäre Potential für effektive Alleinstellungsmerkmale geschaffen: Mitternächtliches Schuh-Shopping für schlaflose Managerinnen? Frisches Gemüse für den Sonntagsbraten? Das ausgegangene Bier für die Samstag-Nacht-Party? Alles kein Problem – irgendwo in der Nähe wird sich ein findiger Einzelhändler diese Marktlücke nicht nehmen lassen.