Das verteufelte ß

Endlich ist die Diskriminierung des scharfen ß vorbei – es gibt nun nicht nur im aktuellen Unicode-Standard die großgeschriebene Variante davon, sondern auch hochoffiziell von ISO international normiert .

Und das nehme ich gleich als Anlass, um es endlich mal mit aller Deutlichkeit zu sagen: Ihr orthografischen Nockabazln – Grüße schreibt man verdammt nochmal nicht mit Doppel-S *. Wenn ich noch eine E-Mail mit "Freundliche Grüsse" an Schluss bekomme, poschts. Kann ich gleich alles IN GROSSBUCHSTABEN SCHREIBEN; WEIL SICH EH KAINER MEHR UM IRGENDWELCHE RECHTSCHR3!BR3G3LN SCHÄRT.

Nichts ist einfacher als die S-Schreibung – zur Wiederholung die Hauptregel daraus: Nach einem kurz gesprochenen Vokal (für die Nockabazln: a, e, i, o, u) kommt ein Doppel-S, nach einem lang gesprochenen ein scharfes ß **. Ich lass es mir ja einreden, dass Beistriche schwierig zu setzen sind und dass es äußerst verwirrend ist, welche Wörter man zusammen und welche auseinander schreibt, aber bei der S-Schreibung gibts keine Ausrede.

Der Mensch ist nicht nur ohne Klarheit in der Sprache ein Gartenzwerg, sondern auch ohne in der Schreiberei.

* Genausowenig wie Fußball übrigens.
** Anlass vs. Fuuußball.

Danke für die Blumen

Es gibt heuer zwar kein offizielles Glückwunsch-Ranking wie die letzten Jahre , aber ich möchte trotzdem den zahlreichen Gratulanten danken. Offensichtlich war die Angst vor einem schlechten Platz der Anlass für viele Glückwünsche, denn bei vielen E-Mails oder SMS gabs ein Post Scriptum a la "Ich hoffe, ich bin noch halbwegs oben im Ranking".

Überhaupt konnten es einige so gar nicht erwarten – so bekam ich schon letzte Woche einen verfrühten Glückwunsch und auch gestern und vorgestern ein paar wenige E-Mails und SMS von Menschen, die es zwar herzzerreißend gut meinen, aber halt zu früh dran waren. Der erste "richtige" Glückwunsch erreichte mich übrigens um 00:01 per SMS.

Es freut mich, dass so viele Menschen (bzw. deren Kalender) an mich gedacht haben, vor allem auch alte Freunde, die ich oft schon Jahre nicht mehr gesehen habe.

Meine Geburtstagslaune

Pünktlich kurz vor meinem kommenden runden Geburtstag bin ich ungewollt wieder in meine altbekannte, düstere, menschenfeindliche Geburtstagslaune abgedriftet. Nachdem sich das die letzten Jahre sehr in Grenzen gehalten hat (mit Schaudern erinnere ich mich da zB an meine frühen Studentenjahre zurück), hatte ich geglaubt, das wäre endgültig vorbei. Pustekuchen.

Daher wird es wohl die nächsten Tage keine beziehungsweise kaum Beiträge hier geben, ich bin einfach nicht in der Stimmung, um mich über irgendwelche Nichtigkeiten aufzupudeln oder über andere Menschen lustig zu machen.

Die Sonnenbrillen-Problematik

Sonnenbrillen haben einen riesigen Vorteil: Sie schützen nicht nur die empfindliche Netzhaut vor schädlicher Sonnenstrahlung und verhindern, dass sich allzuviele Damen in den unendlich tiefgründigen blauen Bergseen, die ich meine Augen nenne, verfangen, sondern sie verhindern auch geradezu perfekt, dass eine jede siehe, wohin meine Blicke schweifen.

Und die schweifen nunmal, das gebe ich hier ohne Scham zu *. Gerade im Sommer führt eine jede halbwegs ansehnliche Passantin eine hübsch hergerichtete Auslage der fleischlichen Lüste spazieren, sei das nun ein Auschnitt bis zum Bauchnabel, ein knackiger Hintern in engen Hotpants oder eine halbdurchsichtige Bluse, deren Knöpfe bis zum Zerreißen gespannt sind und man nur darauf wartet, dass es endlich "Plopp" macht. Wenn die Augen von der Sonnenbrille verdeckt sind, kann man problemlos ausführlicher hinschauen, ohne gleich irritierte (gerne auch erfreute) Gesichtsausdrücke zu ernten.

Es ist aber Vorsicht geboten! Denn immer öfter ertappe ich mich, dass ich vergesse, dass ich diesmal ja gar keine Sonnenbrille auf habe – und trotzdem hatte ich jede Zurückhaltung über Bord geworfen und schamlos die visuellen Eindrücke genossen. Auffallen tut mir das natürlich immer erst, nachdem eine besonders hübsche Passantin böse zurückgekuckt hat.

Eine Sonnenbrille kann also auch nach hinten los gehen, vor allem wenn man sie ständig gewohnt ist und dann plötzlich einmal drauf vergisst. Daher, lieber geneigter Leser, immer sichergehen, dass du geschützt bist.

* Wie es eine Freundin einmal so schön ausgedrückt hat: "Schlimm wirds, wenn goa kana mehr schaut" .

Wie man eine Beziehung beendet

Ein Dienstverhältnis beendet man nur auf eine Art und Weise: Persönlich, Auge in Auge, Mann gegen Mann, bis entweder beide weitgehend zufrieden sind oder einer weinend aus dem Zimmer läuft.

Bei einer zwischenmenschlichen Beziehung, oder besser gesagt beim Ende einer solchen, sieht die Sache schon ganz anders aus – abgesehen vom Weinen und vom aus dem Zimmer laufen vielleicht. In zahllosen Jahrzehnten unbezahlbarer Lebenserfahrung bin ich auf folgende Möglichkeiten, eine kreativer als die andere, gestoßen, um Schluss zu machen:

  • Persönlich: Möglicherweise der "erwachsenste" Weg. Dafür kann bei dieser Methode der Schuss böse nach hinten los gehen: Es kann schon passieren, dass man mittendrin Mitleid bekommt und einen Heiratsantrag macht. Also gut aufpassen und sich nicht aus dem Konzept bringen lassen, auch wenn es noch soviel Geheule und Selbstmorddrohnungen gibt.
  • Per Telefon: Bringt fast alle Nachteile der persönlichen Variante, dafür muss man dem oder der Gegenüber nicht in die kramgebeugten Augen sehen – auch wirken Tränen gleich nicht so schlimm, wenn man sie nur hört und nicht auch sieht. Nicht verschweigen darf man aber natürlich auch den gravierenden Nachteil, dass es über Telefon im Falle von spontanem Mitleid und Heiratsanträgen keinen Sex gibt. Keinen richtigen zumindest.
  • Per SMS: Grundsätzlich sehr empfehlenswert – schnell, einfach, und man hat es schriftlich, was eine gute Beweisgrundlage ist (man weiß ja nie). Problematisch ist aber zweifellos der enorme Fuzzelaufwand, wenn man mit dem Handy und dessen Zwergentastatur orthografisch korrekte Texte verfassen will.
  • Per Instant Messaging: Eine in allen Belangen verbesserte Version der SMS-Variante: Es ist billiger, man kann schneller tippen und sich bei Bedarf (zB bei ungewollt aufwallendem Mitleid) dem Gespräch schneller entziehen, denn einen Chat-Nicknamen wechselt man einfacher als eine Handynummer.
  • Per Freund: Besonders beliebt ist diese Variante bei den ersten Liebeserfahrungen während der Hauptschulzeit: "Duu Anika, ich soll dir vom Tommi ausrichten, dass er Schluss macht." Sehr effektiv und mit verhältnismäßig wenig Aufwand verbunden, nur im Falle des Falles bekommt dann der (glückliche?) Kurier das Mitleid, den Sex und die Ehe.
  • Per Eltern: Diese meine liebste Möglichkeit des Schluss-Machens ist in Zeiten, wo jeder über ein eigenes Handy verfügt und es keine "gemeinsamen" Telefonanschlüsse mehr gibt, leider zur Bedeutungslosigkeit verkommen. Früher war es so aber richtig einfach und fein: "Schmidt?!" – "Guten Tag Frau Schmidt, hier spricht Anika. Kann ich bitte den Tommi sprechen?" – "Nein, der ist nicht da, und er will dich auch nie wieder sehen, du dreckiges Flittchen. Wir wissen genau sehr genau, was du auf der Schullandwoche für schmutzige Sachen mit deinen Zimmerkolleginnen gemacht hast, du Schlampe! Das sind die Finger, mit denen du das Kreuzzeichen machst, das ist der Mund mit denen du vielleicht mal deine Kinder küssen wirst! Du ekelst uns an!!"

Credits und meinen Dank an Gotti und all
die Chicks, die mich schon verlassen haben.

Die dümmste Generation aller Zeiten

Der Autor Mark Bauerlein führt in seinem neuen Buch acht gute Gründe auf, warum die heutige digitalisierte Jugend * (wo ich wohl oder übel auch noch dazu zähle), die dümmste Generation aller Zeiten ist. Ich brauche dazu kein teures papierneres Schriftstück, sondern bringe hiermit gratis meine Gründe, warum wir sie die dümmste Generation überhaupt ist:

  1. Sie können weder sprechen noch schreiben: Der Kauderwelsch, mit deutschen, englischen und türkischen Wurzeln, den man ständig hört, ist ja nicht normal – da ist ein gepflegtes österreichisches "Oida" eine wahre Bereicherung dagegen. Dazu kommt meistens eine nuschelnde und unverständliche Aussprache, die am Telefon ausschließlich dadurch übertüncht wird, indem haltlos in den Hörer gebrüllt wird. Das selbe gilt für die abgekürzten, komplett vermurksten Schreib"stil", der gepflegt wird, ohne jede Rücksicht auf Großschreibung, S-Schreibung (bestes Beispiel "Grüsse"), Satzzeichen oder irgendwelche anderen ortografischen oder grammatikalischen Regeln.
  2. Sie glauben, das was im Fernsehen ist, sei normal: Das gilt sowohl für die Oberflächlichkeiten und die peinlichen Zickenkriege in "Germanies Next Top Model" oder "DSDS" als auch für Pornografie aller Spielarten.
  3. Sie müssen über jeden Mist stundenlang telefonieren: Vor zehn Jahren hätte sich kein Mensch vorstellen können, dass man wegen der kleinsten Nichtigkeit (und oft nicht einmal deswegen) stundenlang telefonieren kann, und dabei zu allem Überfluss alle zufällig anwesenden Passanten teilhaben lässt.
  4. Sie haben keine Hoffnung mehr: Wie schon in einem anderen Beitrag ausführlich beschrieben gibt es nur mehr Zynismus, Egoismus und Hoffnungslosigkeit.
  5. Sie haben einfach keine Ahnung: Egal, welchen Fernsehsender man sieht oder wem man beim Danebensitzen in der Straßenbahn zuhört, man kann immer nur ungläubig den Kopf über so viel Unwissenheit und diesem eklatanten Mangel an Allgemeinbildung und Hausverstand schütteln.
* Seit Neuestem nicht nur von mir als Generation Porno bezeichnet

Sensationell, was sich manche Leute erlauben

Ich habe schon einmal über jene Frau geschrieben , die vorübergehend im WG-Zimmer von S. wohnte, weil der schon drei Monate vor dem Auslaufen des Mietvertrags ausgezogen war. Neben ihren offensichtlichen und unbestreitbaren psychologischen Problemen hat sie sich aber noch so manch andere, schier unglaubliche, Dinge geleistet, die in aller Ausführlichkeit (ich weiß, es ist lang, aber nicht aufgeben, denn es ist wirklich sensationell) geschildert werden müssen.

Die Dame, Doris, hatte für ihr Zimmer einen monatlichen Obulus von 200 Euro an S. zu entrichten, die Differenz auf die tatsächlichen Mietkosten trug wohl oder übel ebenjener. Im ersten Monat wurde die Miete noch prompt und in bar bezahlt, im zweiten Monat erst nach einigem Hin und Her. Im dritten Monat dann konnte S. erst nach unzähligen Telefonaten, haarsträubenden Ausreden und Wochen später 100 Euro Anzahlung von ihr bekommen, zusätzlich zu dem heiligen Versprechen, den Rest in Kürze nachzureichen. Bis dato ist hierbei natürlich nichts passiert.

Ein Hobby von Doris war es, so habe ich aber erst nach unserem Auszug erfahren, sich gern in fremde Betten zu legen (ich hoffe inständig, sie ließ meines verschont). So schlief sie angeblich ab und an auf der Matratze von D., wenn der mal nicht in der WG war. Sie schien generell Probleme mit ihrer nymphomanisch (ein Wort, das in diesem besonderen Fall nicht positiv besetzt ist) veranlagten Persönlichkeit zu haben, denn nicht nur zeigte sie sich öfter oben ohne, sondern badete auch bei offener Badezimmertür oder legte sich sogar mitten in der Nacht gern neben den minderjährigen Mitbewohner R., der meist unbekleidet schlief.

In ihrer kurzen Zeit in der WG hatte Doris es geschafft, ein Fenster einzuschlagen sowie einen Schlüssel im Haustürschloss abzubrechen. Den Organisationsaufwand für die Reparatur des Fensters sowie für den Schlüssel hatte allein S. zu tragen (nachdem das Fenster wochenlang kaputt und die Wohnungstür tagelang unversperrt sperrangelweit offen stand); die Kosten fürs Fenster übernahm die Versicherung, die für den Schlüssel musste erneut S. bezahlen.

Als es an der Zeit war, Nachmieter für die Wohnung zu finden und der Makler fleißig mit potentiellen Interessenten aufwartete, verschwand Doris einfach für eine Woche und war unauffindbar und -erreichbar. Die Tür in ihr Zimmer hatte sie natürlich vorher abgeschlossen, was es den Personen, die die Wohnung besichtigten, unmöglich machte, ihr Zimmer zu begutachten. Peinliche Entschuldigungen an den Makler und die potentiellen Nachmieter blieben natürlich an den Mitbewohnern hängen, die das Vergnügen hatten, die Besichtigung zu führen.

Die absolute Härte kommt aber jetzt: So mancher Katalog voller modischer Kleidung landete regelmäßig im Briefkasten und war an die Mitbewohnerin K. gerichtet, die aber zusammen mit S. schon vor einiger Zeit ausgezogen war. Doris besaß aber tatsächlich die Frechheit, in K.’s Namen (und auf ihre Kundennummer) Kleidung im Wert von 150 Euro zu bestellen, das Paket in ihrem Namen anzunehmen und sich die Waren unter den Nagel zu reißen, ohne jemals K. davon in Kenntnis zu setzen. Natürlich hält sich der entsprechende Versandhandel nun an K. schadlos, und die kann nur sehr wenig dagegen ausrichten, auch wenn es schon zu Unterschriftvergleichen und ähnlichem gekommen ist.

Doris ist nach ihrem überstürzten Auszug bei Nacht und Nebel nicht mehr aufzufinden oder zu erreichen, ihre letzte Antwort auf einen Telefonanruf von K. bestand in einem unfreundlichen "Ihr nervt mich schön langsam". Von den übrigen 300 (bzw. "nur" 150, wenn der Streit mit dem Versandhandel gut ausgeht) Euro, die Doris ihnen abgezockt hat, werden S. und K. wohl nichts mehr sehen.

Letzte Woche haben meine Gefährtin und ich Doris überraschend auf der Straße getroffen. Auf ein zynisches "Hallo Doris, wie gehts dir denn?" meiner Gefährtin zog sie nur den Kopf ein, ignorierte uns und ging schnellen Schrittes weiter. Wir folgten ihr ein paar Meter, konnten aber nicht mehr tun, denn mit Gewalt festhalten konnten wir sie ja dann auch nicht …