Der rechtsextreme Alltag der Österreicher

Eine aktuelle Studie aus Deutschland zeigt auf, dass die rechtsextremen Tendenzen in "normalen" Deutschen immer weiter steigen und überhaupt allgemein unterschätzt wird.

Offensichtlich gilt laut dieser Studie ein jeder, der sich nicht für eine Zuwanderung ohne Einschränkungen einsetzt, als rechtsextrem. Jeder, der meint, dass in bestimmen Stadtvierteln doch überwiegend türkische ausländische Verhältnisse eingezogen sind und der dort aus eben diesem Grund lieber nicht mehr wohnen möchte, wird anscheinend als rechtsextrem eingestuft. Lächerlich. Nur weil ich nicht jede Kirche durch eine Moschee ersetzt haben will, bin ich noch lange nicht im extrem rechten Lager.

Diese "rechtsextremen Tendenzen" werden in dieser Studie auch als absolut demokratiefeindlich bezeichnet. Ebenso lächerlich: Ich bin durchaus für sehr strenge Einwanderungsbedingungen für Länder, aus denen ohnehin schon sehr viele Einwanderer nach Österreich gekommen sind und wo kein Grund für eine Aufnahme beziehungsweise Asyl besteht. Trotzdem glaube ich fest an das grundsätzliche Funktionieren von Demokratie*. Ich bin also weder rechtsextrem noch demokratiefeindlich, auch wenn ihr mich anscheinend gerne so sehen würdet, liebe Friedrich-Ebert-Stiftung.

* Jedoch weniger an das Funktionieren unseres verbeamteten Parteien-Systems, aber das ist eine andere Geschichte.

Meinl geht unter

Darüber, dass es eine unglaubliche Frechheit ist, was sich diverse Subunternehmen unter der Flagge der Meinl-Familie erlauben, habe ich schon einmal geschrieben . Ebenso darüber, dass der Name Meinl für immer irreparabel beschädigt ist und dass ich das diesem schleimigen, inzestiösen Familienoberhaupt von ganzem Herzen vergönne.

Mittlerweile ziehen die Skandale rund um Meinl European Land, Meinl European Power und wie die ganzen Teile des undurchsichtigen Firmengestrüpps noch heißen mögen immer größere Kreise. Ganz besonders freut es mich, dass mittlerweile sogar die Finanzaufsicht des vermeintlich sicheren Hafens Jersey auf die Gaunereien (wenn schon nicht illegale, dann zumindest moralisch verwerfliche) aufmerksam geworden sind.

Vor der Tür der lokalen Meinl-Bank hat sich mittlerweile ein Häufchen unabgeholter Pakete angesammelt. Heute hat mich ein ausländischer Herr von einem Lieferdienst verzweifelt gefragt, warum dort keiner mehr aufmacht und er seine Packerl nicht mehr abliefern kann. Auf mein "Keine Ahnung wo die alle hin sind" hat er nur hilflos mit den Schultern gezuckt, gegrinst und "Hamma Konkurs, ha?" gesagt.

Die Banker sind wohl alle auf Betriebsurlaub, aber angesichts der Meinl-Schauergeschichten, die ich täglich im Wirtschaftsblatt lese, ist das plötzliche Verschwinden der Belegschaft doch leicht erheiternd. Dazu kommt, dass vor einigen Tagen ein Herr vom Schlüsseldienst am Schloss zur Meinl-Bank gewerkt hatte …

Update 19. Juli 2008

Unglaublich – da mache ich mich noch lustig über die verschlossene Meinl-Bank und dann muss ich in der Zeitung lesen, dass sie tatsächlich verlassen wurde

H(e)i(l)

Heute hat mich der Gedanke nach dem Ursprung der englischen (oder besser angloamerikanischen) Begrüßung "Hi" nicht los gelassen. Die naheliegendste Vermutung ist natürlich die, dass es eine typisch amerikanische Abkürzung von "Hello" oder gar von "How are you?" wäre.

Dabei ist es ganz einfach: "Hi" ist offensichtlich eine Abkürzung von "Heil" beziehungsweise "Heil Hitler". Wieder ein Fetzen Deutsch, der es ins Englische geschafft hat.

Wer bezahlt für den Totalschaden?

Eine Vorarlberger Familie klagt beim Obersten Gerichtshof , weil ihr ungeborenes Kind als "Schaden" bezeichnet wird. Hintergrund: Vor kurzem wurden in Kärnten ein behindertes Kind geboren, dessen Behinderung von den Ärzten nicht korrekt erkannt wurde. Daher wurde den Eltern lebenslanger Schadensersatz für ihr nun behindertes Kind zugesprochen.

Die angesprochenen Vorarlberger bekommen nun bald ein Kind, das exakt die gleiche Behinderung aufweist – diesmal von den Ärzten korrekt erkannt. Die Eltern werden das Baby trotzdem bekommen und finden es nun tragisch, dass es per schadensrechtlichem Gerichtsspruch in Kärnten gleich mal als "Totalschaden" bezeichnet wird.

Sie betonen aber auch ausdrücklich, dass es ihnen "nicht ums Geld geht". Trotzdem fordern sie im selben Atemzug von der Republik, dass ihnen gefälligst der "behinderungsbedingte Mehraufwand" vergütet wird. Offensichtlich genügen die zahllosen Behindertenzuschüsse, -zahlungen und -ermäßigungen nicht, und auf Schadensersatz können sie auch nicht hoffen, da die Behinderung des Kindes korrekt erkannt wurde.

Ist das nicht etwa so, wie wenn ich wissentlich ein stark beschädigtes Auto kaufen würde und trotzdem dann vom Autohändler auch noch Schadensersatz verlangen würde?

Eltern: "Wir würden gerne dieses Auto kaufen."
Autohändler: "Sehr gerne, aber dieses Modell hat leider keinen Motor mehr, kein Lenkrad und überhaupt ist es schon zweimal ausgebrannt."
Eltern: "Kein Problem, wir nehmen es trotzdem."
Autohändler: "Sind Sie sicher? Das gibt bestimmt massive Probleme und ich könnte …"
Eltern: "Ruhe, wir nehmen es."
Autohändler: "Okay, wenn das ihr ausgesprochener Wunsch ist und Sie sich über alle Komplikationen und Eventualitäten im Klaren sind."
Eltern (sind sich sicher und unterschreiben): "Passt, danke, ist gekauft."
Autohändler (verwundert, aber unterwirft sich dem Wunsch der Eltern): "Danke und viel Spaß mit ihrem neuen Auto."
Eltern: "So, und jetzt unterhalten wir uns mal über Schadensersatz. Sie haben uns ein hoffnungslos beschädigtes Auto verkauft und obwohl sie uns mehrmals ausdrücklich darauf hingewiesen haben und wir alle ihre guten Ratschläge ignoriert haben, verlangen wir von ihnen oder der Republik, je nachdem wer früher nachgibt, eine beträchtliche Kompensation …"

Tschüss, Aber Hallo

Kaum eine Überraschung war für mich, dass die Rewe-Marke "Aber Hallo" zu einem Flop wurde . Unter "Aber Hallo" wurden Mobilfunkverträge aller möglichen Anbietern in Merkur-, Billa und Bipamärkten verkauft. Oder besser gesagt: Sollten verkauft werden.

In meinen vielen Jahren als Mobilfunknutzer bin ich ja noch an keinen einzigen kompetenten Kunden"berater" gekommen (da zeigt sich mal wieder, dass in den ganzen Mobilfunk-Shops keine ausgebildeten Techniker arbeiten, sondern nur Promoter, die man offensichtlich beim WWF und den Zeugen Jehovas nicht nehmen wollte). Aber selbst die strohdumme Drei-Mitarbeiterin mit dem südösterreichischen Dialekt, die kein einziges Mal vom Bildschirm hochschaute als ich mit ihr sprach, schien mir noch eine Leuchte gegen die traurigen Gestalten, die seit Monaten täglich bei ihrem kleinen Stand vor dem lokalen Merkurmarkt herum lungerten.

Sie taten mir zwar schon etwas leid, weil kaum einer der Passanten auch nur Notiz von ihnen nahm, geschweige denn mit ihnen sprach, geschweige denn ihnen etwas abkaufte. Aber man kann doch nicht allen Ernstes erwarten, dass man so erfolgreich Technik, die noch dazu ziemlich beratungsintensiv und der Markt extrem heiß umkämpft ist, verkaufen kann. Wieviel Verträge muss man eigentlich an den Mann bringen, um von den Mobilfunkern genug Provision zu bekommen, um auch nur einen dieser armen "Verkäufer" bezahlen zu können? Also ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Businessmodell selbst auf dem geduldigen, theoretischen Papier eine recht gute Figur gemacht hat.

Fritzl war mein 9/11

… denn das änderte alles.

Seit dem Horror-Opa von Amstetten schreckt und wundert mich gar nichts mehr. Da waren selbst die Berichte der spanischen 19-Jährigen , die zwei Monate vom Ex-Freund und dessen Familie (!) im Transformatorenhäuschen gefangen, misshandelt und vergewaltigt wurde, nicht genug, um mich auch nur im geringsten aus dem Halbschlaf zu reißen. Im Gegenteil, mehr als ein "sei froh, hätte auch 144-mal länger dauern können" kam mir gar nicht in den Sinn.

Fritzl hat die Latte verdammt hoch gelegt.

Meine beste Idee heute

Ich glaub, es wär unendlich lustig, in Telefon-Warteschleifen ein Tonband mitlaufen zu lassen. So kann man sich zu eigenen Belustigung anhören, was die Leute alles reden, wenn sie fünfzehn Minuten lang ungeduldig darauf warten, dass am anderen Ende jemand abhebt. Da werden definitiv Perlen in Form von ewig ungehörten Flüchen und Beschimpfungen vor die Säue geworfen.

Ganz im Sinne von "Gibt es eigentlich ein Geräusch, wenn ein Baum im Wald umfällt und niemand zuhört?": Ist es eigentlich Beschimpfung, wenn niemand dabei ist und empfängt?

Wir und unser seltsamer Umgang mit dem Führer

Dass ein Madame Tussauds in Berlin eröffnete (nach London und Amsterdam erst die dritte Filiale der englischen Wachsler in Europa), war den einschlägigen Medien kaum eine müde Notiz auf der Kulturseite wert. Dass jemand erbost die Wachsfigur von Hitler enthauptete und dabei zwei Wachmänner über den Haufen rannte, wird in aller skandallüsternder Ausführlichkeit rauf und runter berichtet.

Ein Grund für mich, mich einmal mehr über die Vergangenheitsbewältigung von Deutschland (und Österreich) zu wundern. Adolf Hitler hat ja schon zu seiner Zeit arg die Gemüter erhitzt, dass er aber jetzt, fast 70 Jahre nach dem Höhepunkt des Dritten Reiches, noch immer eine so mystische Figur darstellt, entzieht sich meinem Verständnis. Schon allein das Wort "Hitler" ist so tabuisiert, dass es ein seltsames, "verbotenes" Gefühl auslöst, wenn man es ausspricht – von "Nazi", "Hakenkreuz" und "Führer" ganz zu schweigen.

Einerseits will und darf niemand über diese zentrale mitteleuropäische Vergangenheit reden, aber andererseits interessiert sich jeder brennend dafür – am meisten die, die immer ganz schockiert aussehen, wenn sie wo das Wort "Führer" hören und sei es nur bei der nächsten Firmenwanderung und mit einem "Berg-" davor. Das zeigen schon die regelmäßigen Berichte im Spiegel oder anderen "seriösen" Medien, die von Hitler, seinen Gefährten oder deren Taten handeln. die Artikel stehen war alle unter einem Stern der ernsthaften Vergangenheitsbewältigung, dient aber mal wieder nur dazu, die Auflage zu steigern – mit Erfolg, den Hitler interessiert ja jeden. Wobei wir wieder beim abgerissenen Wachskopf und dessen ungewöhnlich hohen Medienecho wären.

Kinder würden den falschen Eindruck eines "Stars" von Hitler bekommen, wenn man ihn neben all den anderen Celebrities ausstellt, meinen Befürworter des Angriffs. Falsch! Kinder haben jetzt schon den komplett falschen – nämlich unvollständigen – Eindruck von ihm. Um das Phänomen und die Faszination Hitler zu "beschränken" und ihr entgegenzuarbeiten, muss man ihm ein alle Mal das Verbotene und das Mystische nehmen.

Kinder (als auch Erwachsene) sollen in Deutschland und Österreich wieder Hakenkreuze in Film und Fernsehen sehen dürfen – erst dann hat es bei Hauptschülern nicht mehr den aufregenden Hauch des Verbotenen, es versteckt auf Parkbänken einzuritzen. Großeltern sollen davon erzählen dürfen, wie sie einst dem Führer zugejubelt haben – wer kann es ihnen verdenken, 1938 hat die Geschichte noch etwas anders ausgesehen. Hitler soll seinen Status als Oberster Erzbösewicht verlieren und dorthin kommen, wo er realistischerweise hin gehört – nämlich auf eine Ebene mit allen anderen wirklich fiesen Figuren der Geschichte, etwa zu Nero, Stalin, Pol Pot oder Idi Amin.

Erst dann wird das Dritte Reich den Touch der aufregenden Abenteuer-Fantasy-Geschichte voller mystischer Helden wie bei den Tempelrittern oder bei Frodo und Perry Rhodan genommen. Erst dann wird aus der Vergangenheit das was sie ist, nämlich reale Geschichte – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und dann ist es plötzlich gar nicht mehr so aufregend und schockierend, wenn eine der zentralsten Figuren des 20. Jahrhunderts in einem Museum ausgestellt wird.

Handy-Telefonieren wird billiger – wen interessierts?

Ständig hört und liest man von neuen Initiativen der EU beziehungsweise deren Kommission, mit dem Ziel, das Handy-Telefonieren und die Kosten für mobilen Datenverkehr im EU-Ausland zu verbilligen beziehungsweise überhaupt gleich zu vereinheitlichen.

Das ist ja grundsätzlich sehr löblich von der EU, sich so für den armen Verbraucher einzusetzen, aber ich frage mich schon – wer braucht das eigentlich? Das eine Mal im Jahr, wo man auf im EU-Ausland auf Urlaub ist, kann man sich wohl für ein paar Tage das gar zu zügellose Telefonieren verkneifen (ganz abgesehen davon, dass man sich im Urlaub sowieso etwas vom Alltag abkapseln soll). Und für Unternehmen beziehungsweise deren Business-Reisende macht es ja eh kaum einen Unterschied, ob die Minute jetzt fünfzig Cent oder einen Euro kostet.

Daher stellt sich die Frage – wieso betreibt die EU (oder besser gesagt deren Beamtenapparat) genau in diesem Fall so einen enormen Aufwand? Das wird doch nicht etwa deswegen sein,  weil die vielreisenden EU-Beamten wohl am meisten davon profitieren würden, wenn sie von Brüssel aus billiger heim zum Oma in Gelsenkirchen telefonieren könnten?