Kurz war ich verärgert, wie ich für meine letzte Busfahrt statt der angenehmen vier Euro plötzlich zehn Cent mehr bezahlen und dafür extra im Portmonnaie nachkramen musste; nach einem kurzen Überschlag aber erkannte ich, dass die Preiserhöhung ziemlich genau der (derzeit hohen) Inflationsrate entspricht. So gesehen also ganz okay von der ÖBB, auch wenn für die zunehmend unfreundlicheren Busfahrer (grad bei den Routen, wo private Busunternehmen im Auftrag der ÖBB fahren – mit einem Lächeln erinnere ich mich an meine Schulbuszeiten zurück, wo ich jeden Morgen um 6:30 freundlich von einem ausgeschlafenen Busfahrer begrüßt wurde) erheblich weniger berechnet werden müsste.
In letzter Zeit höre ich aber immer öfter, auch von mir intellektuell geschätzten Menschen, Klagen, dass der böse Euro alles so enorm verteuert hat – als absoluter Euro-Befürworter kann ich das aber nicht mehr hören (oder lesen): Gut, die Ölpreise sind wirklich enorm hoch, aber daran hat der Euro keine Schuld; ebensowenig wie am aktuell knappen Nahrungsmittelangebot am Weltmarkt (Danke, China & Biosprit). Alles andere ist aber nicht wirklich teurer geworden.
„Ha!“, wendet da der Euroskeptiker ein und rechnet mir vor: In der guten alten Zeit hat ein Computerspiel noch etwa 500 Schilling gekostet, jetzt, dank des bösen Euros, sind es schon 45 Euro – und das entspricht bekanntlich (der geneigte Leser erinnert sich an den Umrechnungskurs von 13,7603) knapp 620 Schilling. Folglich hat sich seit der Euroeinführung alles um mehr als 20 Prozent verteuert; zufrieden lehnt sich mein geschätzter Euroskeptiker zurück und genießt seinen Sieg über mich.
Und bei genau diesem Umrechnungskurs (ein Euro entspricht 13,7603 Schilling) liegt das ganze Problem und Missverständnis: Denn der wurde schon einige Zeit vor dem Umstieg auf den Euro (und ich meine damit nicht erst das Bargeld anno 2002, sondern den „rechnerischen Umstieg“ einige Jahre vorher, ich glaube es war 1999) festgelegt – nehmen wir also der Einfachheit an, er existiert seit genau zehn Jahren. Die Veränderung des Verbraucherpreisindex in diesem Zeitraum betrug 21 % (kann jeder gern selber nachrechnen) – obiges Computerspiel würde jetzt also nicht mehr 500 Schilling kosten, sondern eher 610 Schilling – und das entspricht fast genau dem aktuellen Preis. Ich will aber kleine versteckte Preiserhöhungen, die aus „der Bequemlichkeit der runden Zahlen“ entstanden sind, gar nicht abstreiten, aber die halten sich meiner Meinung doch nahe der berühmten 0,25 Prozent, die offiziell angegeben werden, auf – und das ist vernachlässigbar.
Was will ich mit dieser komplizierten, überlangen Rechnung sagen? Ganz einfach: Bitte, liebe Euroskeptiker, rechnet nicht mehr mit Schilling und Euro herum, als hätte sich der Wert des guten alten Schillings seit Jahren nicht mehr verändert – wenn ihr schon noch umrechnen müsst*, dann aber bitte schon auch die Inflation miteinbeziehen und nicht mehr den Uralt-Umrechnungskurs von 13,7603 hernehmen. Nach meinen äußerst mäßigen Mathematikkenntnissen müsste der Kurs derzeit etwa bei 11,35 Schilling pro Euro liegen. Und dann schaut die Euro-Teuerungswelle gleich nicht mehr so schlimm aus.
* Ich hab übrigens vor einigen Monaten eher zufällig gemerkt, dass ich nach sechs Jahren endlich nicht mehr auf Schilling umrechne(n muss), wenn ich vor einer Kaufentscheidung stehe. Gut so!