Letztens in einem Stripclub in Bratislava: Meine Begleiter bemühen sich redlich, ihren Speichelfluss zu kontrollieren, während ich verlegen an meinem Sprite nippend an die Decke starre und – wieder einmal – über die Evolution nachsinne.
Durchaus mit brauchbaren Ergebnissen, wie ich finde: Der exakte Gedankengang würde zwar in seiner verworrenen Ausführlichkeit den Umfang dieser kleinen Webseite sprengen, Grundstein waren aber Überlegungen, die um die körperliche Perfektion der sich darbietenden Göttinnen kreisten. Und Ergebnis die Erkenntnis, dass Krieg einen nicht zu unterschätzenden Anteil an der Evolution bzw. der Genetik des Menschen hat. Möglicherweise sogar einen sehr wichtigen.
Meine These ist nämlich: Die ständigen Kriege haben den Menschen aller Zeitalter unbewusst dabei geholfen, genetisches Material zu verteilen. Etwas, das ganz unbestritten wichtig für die Evolution, für die Anpassungsfähigkeit der Spezies ist.
Man stelle sich ein beschauliches, abgelegenes Tal vor 5.000 Jahren vor. Ein paar Dutzend Familien Homo Sapiens leben seit Generationen friedlich nebeneinander; alles ist gut, nur der Genpool wird immer seichter. Mit der unvermeidbaren Folge, dass die Homo Sapiens langsam aber sicher anfälliger für Krankheiten und Umweltveränderungen werden.
Zum Glück für den Genpool haben sich aber die Homo Sapiens des Nachbartals dazu entschieden, eine erfrischende Wanderung inklusive Plünderung zu ihren gar zu friedliebenden Nachbarn zu starten – mit dem Ergebnis, dass eine ganze Reihe von Frauen und Kindern vergewaltigt und geraubt wurden. Und der Genpool sowohl bei den Gewinnern als auch bei den Verlierern eine für beide Gruppen wichtige Erweiterung erfahren hat.
Mit den Jahren wurden die Kriege zwar immer größer, aber die Grausamkeit der Sieger nicht weniger. Bis heute.
So schlimm und grauenvoll das für die betroffenen Menschen und Einzelschicksale auch ist, so positiv ist es für unseren Genpool. Im Übrigen muss die Vermischung der Genpools ja auch nicht immer brutal erzwungen werden, man denke nur an die zahllosen französischen Mademoiselles, die sich im zweiten Weltkrieg in stramme deutsche Besatzer verliebt haben, oder ein paar Jahre später deutsche Frauen in nicht minder stramme Amerikaner.
Welche enormen Auswirkungen diese Vermischung durch Kriege (und Völkerwanderungen, die aber auch meist recht kriegerisch waren) haben, sieht man beispielsweise recht markant an der blonden Haarfarbe. Die kommt fast ausschließlich in Nordeuropa vor ((Auch wenn sie nicht dort entstanden ist)), und wurde wohl erst durch die germanischen Völkerwanderungen und Plünderungen der Wikinger in ganz Europa verteilt. So gibt es heute beispielsweise in Marokko blonde Berber, die höchstwahrscheinlich Nachkommen von Vandalen sind.
Ob jetzt Blond eine besonders verbreitenswerte Mutation ist, sei dahingestellt ((Vermutlich aber schon, wenn ich mich an die großen Augen und offenen Münder meine Begleiter im Stripclub erinnere.)). Ich bin aber davon überzeugt, dass diese durch Konflikte angetriebene genetische Vermischung langfristig sehr wichtig für die Menschheit war. Möglicherweise hat sich die Evolution ja sogar etwas dabei gedacht, als sie die Grausamkeiten der (meist männlichen) Sieger an den (meist weiblichen) Besiegten zur Regel werden ließ.
Heutzutage verliert dieser Faktor in der Evolution durch die Globalisierung aber sicher an Bedeutung. Schließlich muss man nicht mehr unbedingt als Soldat hunderte Kilometer in den Krieg ziehen, um andere Länder zu sehen. Auch wenn Massenvergewaltigung, Sklaverei und Verschleppung sicher ein effizienteres Mittel zur Verteilung von Gensträngen ist ((Vergessen darf man im Übrigen auch nicht, dass siegreiche Soldaten meist besonders männliche und daher evolutionstechnisch begehrte Gene zu verteilen hatten.)), als ein Wochenende Sightseeing.
Aber da es sowieso nicht so aussieht, wie wenn Homo Sapiens in nächster Zeit das Interesse am Krieg verlieren würde, mache ich mir – zumindest in diesem kleinen Bereich – keine Sorge um die Spezies.