Silvester

Silvester 1951Jedes Jahr wird meine Abscheu Silvester gegenüber größer. Vor einigen Jahren hab ich dieses Ereignis des Jahres (absichtlich) verschlafen und jedes Jahr wird der Wunsch das zu wiederholen drängender:

  1. Der Partyzwang: Ich brauche keinen staatlich festgelegten Grund, um mich an die Grenze der Besinnungslosigkeit zu saufen. Im Gegenteil – wenn es jeder macht, ist es plötzlich nur mehr halb so lustig. Jedes Jahr beginnt bloß die verzweifelte Suche nach einem standesgemäßen Abendprogramm aufs Neue. Trotzdem besteht der gesellschaftlich diktierte Zwang zum Feiern. Und das Ergebnis hält dann sowieso nie, was er verspricht.
  2. Feuerwerke und ähnlicher Krawall: Jedes Jahr hoffe ich, dass es mal einem der knallenden Vollidioten neben mir live die Hand zerfetzt und die Blut-, Fleisch- und Knochenspritzer einen heiteren kleinen Silvestereffekt erzeugen. Bis dato war es mir aber nicht geschenkt, meine Hoffnung erfüllt zu sehen. Bis auf Geld wurde in meiner Gegenwart beim Böllern noch nichts vernichtet.
  3. Die guten Vorsätze: Dass die höchstens als Smalltalkthema taugen, dürfte kein Geheimnis sein. Denn es bedarf kaum irgendwelcher Umfragen um darauf zu kommen, dass Vorsätze wie „weniger Rauchen“, „weniger Saufen“ oder „weniger Fressen“ wenig Bestand haben, wenn sie in jener Nacht gefasst werden, in der der Großteil der Bevölkerung am meisten raucht, sauft und frisst.

Sollten noch Zweifel bestehen: Ich mag Silvester nicht. Gar nicht. Das soll aber nicht heißen, dass ich nicht jedes Jahr naiv aufs Neue versuche, das Beste daraus zu machen. Als Beweis dafür dürfte etwa der SMS-Dialog dienen, den ich heuer in gewohnter Eloquenz mit S. führte:

Eine typische Silvester-SMS

Erster Erfolg im Kampf gegen den Rohrbacher Puff

(c) Revanche (Österreich 2008)Spontaner Applaus brandete in den Redaktionsräumen von RandomInsights auf, als die freudigen Neuigkeiten aus Rohrbach eintrafen: Bürgermeister Josef Pernsteiner kündigte an, dass der für den Puff nötige Bescheid der Baubehörde vermutlich negativ ausfallen wird – zumindest in erster Instanz.

Was man auf den ersten Blick dem Zufall oder gar dem erbitterten Widerstand der Anrainer zuzuschreiben könnte, war für den informierten Beobachter aber schon lange offensichtlich: Die federführend von RandomInsights angeführte Protestbewegung zeigt endlich die ersten, wohlverdienten Resultate. Selbst die Unterstützung des Bordells durch namhafte Prominente konnte diese vereinte Front gegen Schmutz und Obszönität nicht ins Wanken bringen.

„Ein kleiner Schritt für RandomInsights, aber ein großer für ein sauberes, geschmackvolles Rohrbach“, meinte spontan der Ghostwriter, der als leitender Chedredakteur maßgeblich am Erfolg der Kampagne gegen den Rohrbacher Puff beteiligt ist, „es kann aber nur der erste Schritt sein. Unser endgültiges Ziel, eine Welt frei von Unzucht und Sexualität, dürfen und werden wir aber auch nach diesem kleinen Erfolg nicht aus den Augen verlieren.“

Skandal: Ottfried Fischer spricht sich für Rohrbacher Puff aus

Erst Tage nachdem RandomInsights die breite Öffentlichkeit auf die Bordellbaupläne in Rohrbach sowie die erschreckende Korruption im Gemeinderat, die diese überhaupt erst ermöglicht, aufmerksam gemacht hat, springt auch die sensationsgierige Mainstreampresse auf den Zug auf.

Über WikiLeaks wurde RandomInsights exklusiv das Titelblatt der kommenden Tipps-Ausgabe zugespielt. Die Tipps gilt, hauptsächlich was die journalistische Qualität betrifft, gemeinhin als die „Kronenzeitung des Mühlviertels“ und erfreut sich mit einer Auflage von kolportierten 25 Millionen Stück durchaus einer Reichweite von gewisser Relevanz. Kein Wunder also, dass sie sogar den gestrauchelten Ottfried Fischer für ein Interview gewinnen konnte:

Ottfried Fischer
Ottfried Fischer unterstützt ausdrücklich das Rohrbacher Puff. Vermutlich deswegen, weil ihn die bildhübschen, schlanken Mühlviertlerinnen an seine Exfrau erinnern.
Quelle: Ghostwriter (Bilder), saxx (Text)

Widerstand gegen den Rohrbacher Puff

Die aktuelle Informationskampagne auf RandomInsights zum geplanten Bordell im Industriegebiet am Scheiblberg hat die Rohrbacher und Berger Bevölkerung wachgerüttelt und, vereint wie seit dem ungeliebten EU-Betritt nicht mehr, auf die Straßen getrieben.

„A Puff bei uns, na wirkli ned, des fongma uns goa ned aun. Do kimmt mei Mou jo goa nimma hoam.“ Diese Aussage einer aufgebrachten jungen zwölffachen Mutter, typisch für dieses malerische Städtchen im oberen Mühlviertel, beschreibt die Stimmung der demonstrierenden Massen wohl am besten. Auch wenn sich der Widerstand auf den Straßen ausschließlich aus Frauen formiert, ist auch in den zahlreichen Wirtshäusern der Stadt unter der männlichen Bevölkerung Murren zu vernehmen: „Do geh i oba sicha nur hin, wenns ned teira san ois in da Tschechei. Des sog i eng.“

Auch am Scheiblberg, dem mit Abstand wichtigsten Wirtschaftsraum zwischen Getzing und Öpping, ist man aufgebracht. Die lokalen ökonomischen Stützen, allen voran das Lagerhaus, haben bereits mit einer Hetzkampagne gegen den zukünftigen ungeliebten Nachbarn begonnen. Man malt dort bereits den Teufel in Form eines bezirksweiten Gummiengpasses an die Wand. Dieser hätte im Hinblick auf die so wichtige Grundversorgung der Bevölkerung mit Gummiestiefeln fatale Auswirkungen:

Lagerhaus
Widerstand bei den Anrainern.

Nur Minuten nach der vielbeachteten Berichterstattung durch RandomInsights hat sich auch ein prominenter Mitstreiter in Rohrbach gezeigt – der weltberühmte Wiederbetätiger Martin Humer, der sich in seiner Freizeit auch als gnadenloser Pornojäger einen Namen gemacht hat, steht ganz vorn an der Front gegen die Obszönität:

Martin Humer
Auch der Pornojäger kämpft gegen die drohende Geschmacklosigkeit.

Besonders die bereits bestehenden Etablissements in Rohrbachs Nachtleben haben angekündigt, zu jedweder Maßname zu greifen, die es braucht, um den Puff zu verhindern. Schließlich fürchtet man einen erheblichen Umsatzeinbruch, wenn sich die lokale männliche Bevölkerung ihr Vergnügen direkt, ohne den Umweg von Unmengen teurer, stark alkoholischer Getränke für anwesende Damen, holen kann. Dabei tut sich als Rädelsführer vor allem die beliebte Bumsbar hervor, wo man hinter vorgehaltener Hand bereits mit Brandstiftung droht:

Bumsbar
Die Bumsbar mitten im Rohrbacher Zentrum.
Quelle: Ghostwriter (Bilder), saxx (Text).

In geregelte Bahnen

Zwei Leser haben mich unabhängig voneinander auf eine schöne, weihnachtliche Geschichte aufmerksam gemacht, die mangels eines besseren Themas unbedingt, wenn auch in erfrischend untypischer Kürze, behandelt werden muss.

Rechtschaffene, wertebewusste Mitmenschen haben mit einem Plan aufhören lassen, der nach Monaten der perversen Eskalationen ungezügelter, geschmackloser, proletenhafter Subjekte (Stichwort Lustenauerstraße, Stichwort U1) endlich Hoffnung für unsere hemmungslos verluderte Gesellschaft verspricht.

Zurück zur guten alten Tradition, zu bewährtem Althergebrachten; hoffentlich ist es bald vorbei mit obszöner Fornikation in der Öffentlichkeit oder, wenn wir schon dabei sind, in den heimatlichen vier Wänden – Rohrbach bekommt wieder ein Bordell. Endlich. Wie zu Großvaters Zeiten. So wie es sich gehört.

Nicht nur, dass das wilde Jungvolk des Bezirks endlich wieder den Wert eines guten Ficks zu schätzen lernen (nämlich zwischen 50 und 200 Euro, kein Küssen, kein Berühren), es wird auch die Wirtschaft der gesamten Region, weit über die Gemeindegrenzen von Rohrbach und Berg hinaus, nachhaltig gestärkt und bis zu sieben Arbeitsplätze geschaffen. Ich applaudiere den mutigen Wegbereitern dieses zukunftsweisenden Vorzeigeprojekts und hoffe, dass dieses couragierte Vorhaben auch in Bimberg oder Saint Jones Schule macht.

Buchreview: 3096 Tage von Natascha Kampusch

Ich bin fasziniert von Natascha Kampusch – das ist sicher kein Geheimnis. Umso schwerwiegender, dass ich so lange gebraucht habe, um mir endlich ihre Autobiografie zu Gemüte zu führen.

Eigentlich habe ich sie nicht geführt, sondern verschlungen. Sie ist nämlich wirklich nicht schlecht, ziemlich kurz und überschaubar, wie es sich für einen geplanten Bestseller für die breiten Massen ziemt. Dass es mit dem Verkaufsschlager leider nix geworden ist, ähnlich wie bei ihrer Talksendung, ist allgemein bekannt. Ob wir damit Natascha Kampuschs letzten Versuch erlebt haben, in der Öffentlichkeit Fuß zu fassen, wage ich aber zu bezweifeln (und zu hoffen). Es gefällt ihr halt, eine öffentliche Figur zu sein, das merkt man auch beim Lesen ihres Buches.

Die folgenden Absätze sind übrigens etwas konfus und ohne roten Faden, weil ich einfach ein paar meiner interessanteren Notizen (jaja, ich mach sowas) ausformuliert habe. Damit auch faule Wenigleserinnen von den nennenswerten Bruchstücken erfahren.

Die Sprache des Buchs ist einfach (vermutlich diversen Co-Autoren und Lektoren zu verdanken) und nicht ganz so holprig wie man nach ihren ersten Interviews vermuten könnte. Aufgefallen ist mir gleich, dass sie, von wenigen Ausrutschern zum Ende hin abgesehen – die beim Korrekturlesen wohl untergegangen sind – immer vom „Täter“ schreibt, statt von „Wolfgang“ oder „Wolfgang Priklopil“.

Besonders gespannt war ich (natürlich) darauf, wie Natascha Kampusch den sexuellen Teil ihrer Gefangenschaft umschreibt – dass diesbezüglich keine klaren Aussagen zu erwarten waren, wusste ich schon vorher aus der Presse, aber man liest ja so gerne zwischen den Zeilen. Und tatsächlich, sie streift das Thema zwar nur am Rande, schließt Sex aber nicht explizit aus. Und das würde sie, wenn sie es könnte. Das reicht mir als Beweis für eine sexuelle Beziehung. umso mehr, da sie vom Täter regelmäßig dazu gezwungen wurde, bei ihm im Bett zu schlafen. Dass es aber zu richtiggehenden, „klassischen“ Vergewaltigungen kam, wage auch ich nicht zu behaupten.

Apropos: Auffällig schien mir während des Lesens, dass Natascha Kampusch recht oft ihre Situation mit dem Fall Marc Dutroux verglich. Zwar nicht im Hinblick auf Kinderpornografie, aber doch im Bezug auf Entführungen und Misshandlungen kleiner Mädchen. Das schien mir, bauchgefühlt, bemerkenswert; Tut es auch jetzt noch, ich kann nur nicht mit dem Finger auf den Grund für diese Auffälligkeit zeigen.

Bemerkenswert, diesmal aber sicher in positiver Hinsicht, ist auch, dass Natascha Kampusch extra darauf eingeht, dass sie während ihrer Gefangenschaft sehr viel Science Fiction gelesen und geschaut (von Perry Rhodan bis Stargate) hat. Und sich auch selbst als Sci-Fi Autor versucht hat – ich würde sehr gerne eine ihrer Geschichten lesen.

Schade finde ich, dass zwar die ersten Tage in Gefangenschaft sehr detailliert beschrieben, der Alltag der folgenden achteinhalb Jahre dann aber vergleichsweise wenig berührt wird. Mich hätte vor allem das spätere Verhältnis von Täter und Opfer interessiert. Einziger Hinweis auf eine geänderte Beziehung, zusammen mit den Ausflügen im achten Jahr, war bloß, dass Natascha Kampusch schreibt, sie hätte sich mehr gewehrt und manchmal sogar zurück geschlagen. Und dass Wolfgang Priklopil immer brutaler und unberechenbarer wurde.

Die Unmenge an physischen Misshandlungen, die Natascha Kampusch ertragen musste, habe ich vor der Lektüre übrigens in dem Ausmaß nicht erwartet. Und auch nicht, was für ein extremer Psychopath Wolfgang Priklopil tatsächlich war. Interessant ist auch, wie sie ihre, Zitat, „Überlebensstrategie“ beschreibt: Um nicht „zu zerbrechen“ ging sie dazu über, dem Täter alles und ständig „zu verzeihen“.

Ein Detail ihres Verlieses macht ihre Geschichte besonders realistisch für mich: Sie schreibt davon, dass ihr Gefängnis Tag und Nacht von einem kleinen Ventilator belüftet wurde. Von einem kleinen, surrenden, ratternden, sirrenden, pfeifenden Ventilator. 24 Stunden, 8 Jahre lang, neben ihrem Bett. Keine Stille, niemals. Diese Vorstellung beeindruckt mich vermutlich am meisten.

Das Buch endet mit einer Beschreibung der ersten Zeit nach der Gefangenschaft. Davon, dass Natascha Kampusch nicht ständig als „Opfer mit Stockholm-Syndrom“ gesehen werden will. Dass sich die Österreicher endlich damit abfinden sollen, dass sie nicht nur die schlechten Seiten an Wolfgang Priklopil sehen will, weil nicht alles nur einfach schwarz und weiß ist. Und von den teils seltsamen, teils perversen Zuschriften, den vielen Liebesbriefen und den Heiratsanträgen. Sie ist halt wirklich eine sehr interessante Person. Und ihre Autobiografie sicher nicht so schlecht, wie sie hätte sein können. Aber leider auch nicht so ausführlich, es gibt also, denke ich, durchaus Material für einen zweiten Teil.

Gar keine schlechte Idee

Eigentlich hatten unsere Ahnen gar keine so schlechte Idee. Ich rede, natürlich, vom uralten Brauch, den Ehepartner für die eigenen Kinder auszusuchen und vorzugeben, im Extremfall schon lange vor dem vermählungsfähigen Alter.

Dies wird auch heutzutage noch in vielen Kulturen so gehandhabt, nur in unseren Breitengraden ist es unverständlicherweise verpönt, sieht man von einigen wenigen progressiven Zuwandererclans ab.

Grade wir Österreicher sollten uns unserer langen Tradition solcher Verbindungen entsinnen („Bella gerant alii, tu felix Austria nube.“) und schön langsam, immerhin bin auch ich schon im heiratsfähigen Alter, erkenne auch ich die unleugbaren Vorteile eines solchen Arrangements.

Selbst wenn man möglichen politischen oder gesellschaftlichen Nutzen außen vor lässt, verfügen die eigenen Eltern über Jahrzehnte an zusätzlicher, nützlicher Lebenserfahrung, sind also erheblich besser dazu qualifiziert, den Partner fürs Leben zu finden als man selbst, der man doch sowieso nur von schmutzigen Gedanken und oberflächlichen Trieben gesteuert wird.

Und seien wir mal ehrlich: Selbst wenn man heute glaubt, die immerwährende Liebe des Lebens gefunden zu haben – in zwei, drei Jahren schaut die Sache schon ganz anders aus. Viel Unterschied zu einer arrangierten Ehe ist dann sowieso nicht mehr zu erkennen: Einmal die Woche Sex (Sonntags nach der ZIB2) und gemeinsame Abendessen bei Todesstille. Nur im Winter ist man froh, wenn man im kalten Schlafzimmer einen warmen Körper neben sich liegen hat.

„Du bist ja nur dessillusioniert“, zetert nun der frischverliebte Leser (m/w). Mag sein, aber ich bin zu alt, um mich noch länger aus dem Bravo entsprungenen Teenagerträumen hinzugeben, ich muss die Dinge pragmatisch angehen. Wären sie dafür zuständig gewesen, müssten sich jetzt weder meine Mutter noch meine Großmutter Sorgen machen, dass ich, Zitat, „übrig bleibe“. Da, zumindest in Österreich, das Verhältnis Mann/Frau fast 1 ist, würde nämlich überhaupt niemand übrig bleiben. Ein Paradies der kleinbürgerlichen Idylle also?

Vielleicht. Schließlich durfte ich auf 3sat schon genug Dokumentationen über Zwangshochzeiten im Hinterland der Türkei sehen, um durchaus auch über die Nachteile im Bilde zu sein. So finde ich es natürlich nicht schön, wenn ein bildhübsch verschleiertes 16-jähriges Mädl (natürlich Jungfrau) mit einem ekligen 45-Jährigen (vermutlich ebenfalls Jungfrau) vermählt wird. Gewisse Regeln (etwa Alter, Gewicht, bevorzugtes Fernsehprogramm) müssen die Eltern bei der Partnerwahl also unbedingt einhalten.

Ganz anders als die Türken sehe ich übrigens die Kein-Sex-Vor-Der-Ehe-Direktive; im Gegenteil, desto mehr Erfahrung und Fähigkeiten in eine Beziehung (arrangiert oder nicht) eingebracht werden kann, umso besser. Schließlich profitieren beide davon, grade wenn man sich sonst nichts zu sagen hat.

Wird man ein Leben lang wirksam indoktriniert, dass man diese oder jene Person zu ehelichen hat, stellt sich vermutlich auch gar nicht mehr so stark die Frage nach Sinn oder Gerechtigkeit. Ich stell mir das dann so vor wie mit der Arbeit: Von Kindesbeinen war vorgezeichnet, dass ich mal 40, 50 Jahre arbeiten müsse. Niemand hat mich je gefragt, ob ich das überhaupt wolle – ein Nachdenken darüber oder Hadern damit kam mir also gar nie in den Sinn.

Zusammenfassend könnte man also vom perfekten System sprechen, gäbe es nicht ein klitzekleines Problem: Was tun, wenn man den totalen Krompn oder die absolute Schiachperchtn zugeteilt bekommt?

Saxxileaks

Nicht nur Wikileaks ist berühmt für sein skandalöses Enttarnen, auch RandomInsights (gemeinhin auch unter dem Namen Saxxileaks bekannt) befleißigt sich haarsträubender Aufdeckerei und ebenso dringend notwendigem Whistleblowing. Wikileaks ist zwar (derzeit!) eine Spur prominenter in den Medien vertreten, Saxxileaks besteht aber schon um einige Zeit länger und hat sich über die Jahre einen guten Ruf als sicherer Hafen für anderweitig unerwünschte Informationen gemacht.

Derzeit sind auf Saxxileaks etwa 325 Millionen Dokumente verfügbar, die gnadenlos unethisches Verhalten und Missstände aufdecken, vor allem in Form der Tagebücher.

So ist schon seit langem klar, dass Programmierer P. genau wie Sarkozy ein „Kaiser ohne Kleider“ ist, hauptsächlich deshalb, weil er sich strikt weigert, in Anwesenheit von Damen die Hosen oben zu lassen. Dabei ist er, im Gegensatz zu Merkel, alles andere als „unkreativ“, schließlich vermag er die zahllosen Objekte seiner unbändigen Begierde stets mit den magischen Worten „er ist nicht groß, dafür ist er aber auch nicht dick“ zu verzaubern.

Programmierer S. wird, dem afghanischen Präsidenten Hamid Karzei nicht unähnlich, „von Paranoia getrieben“, schließlich hat er Todesangst, dass die weltweiten Vorräte an Alkohol und/oder XBox Live Achievements zur Neige gehen könnten.

Genau so hat Saxxileaks auch bereits vor Jahren darauf hingewiesen, dass Reisegefährte S. ein „Alpha Rüde“ erster Klasse ist, von dem auch ein Putin noch einiges lernen könnte. Im Zusammenhang mit ihm fielen auch bereits Worte wie „korrupter Drogenbaron“ – ganz im Zeichen eines Horst Seehofers also „unberechenbar“. Wie Österreich blockiert übrigens auch er auch den EU-Beitritt der Türkei, jedoch nur deshalb, weil er grundsätzlich Leberkässemmeln dem Kebab vorzieht.

Besonders umstritten sind jene 983.000 Veröffentlichungen von Saxxileaks, die sich um mich selbst drehen. Im Vergleich zu diesen nehmen sich die amerikanischen Charakterisierungen Berlusconis („inkompetent, aufgeblasen und ineffektiv“), Nkoana-Mashabanes („verrückter alter Mann“) oder Ahmadinejads („Adolf Hitler“) geradezu schmeichelnd aus.

Saxxileaks vertritt aber auch weiterhin unverrückbar den Standpunkt, dass dergestaltige Missstände unbedingt an die Öffentlichkeit gelangen müssen, koste es, was es wolle.

Mein Medienecho (1)

Der Standard (Print, daher ohne Link) schreibt heute vom Scheitern der direkten Demokratie in der Schweiz – gescheitert aus Fremdenhass, wie es heißt. Dass Demokratie immer nur dann schön ist, wenn die eigene Meinung bestätigt wird, ist ein alter Hut. Und wenn das Schweizer Volk nicht dort steht, wo der Standard es tut, dann kann man absolut von einem Scheitern des Systems ausgehen. Die Schweizer sind halt zu dumm für Demokratie, im Gegensatz zum Standard.

Gut dass mich nicht nur der (oder ist es doch die) zum Kopfschütteln bringt, sondern auch die Links, mit denen mich W. regelmäßig und dankenswerterweise versorgt. Gleich passend zum Thema Fremdenhass ein Zwischenfall in Oberösterreich: Zwar ist die erwähnte Dame polnischer Herkunft gewieft genug, um mit 25 Lenzen bereits Frühpensionistin sein zu können. Andererseits dürfte sie aber nicht vorausschauend genug sein, um zu erkennen, dass die Rückverfolgung eines Verbrechens schrecklich einfach ist, wenn man es an einem guten Bekannten verübt. Möglicherweise sind an dieser Misskalkulation aber auch einfach nur die Drogen schuld. Sind die Schweizer da, lieber Standard, also eventuell doch auf etwas gekommen?

Super ist auch die Ausrede jenes 14-Jährigen, der sieben Frauen sexuell belästigt hat und nun wegen versuchter Vergewaltigung angeklagt wird. Er „habe lediglich den Drang verspürt, die Frauen zu berühren“ ist die beachtliche Rechtfertigung. Durchaus nachvollziehbar, den Drang spüre ich auch schon seit etwa fünfzehn Jahren. Auf den Gedanken einfach mal hinzulangen bin ich bis dato aber noch nicht gekommen. Glücklicherweise „gibt es keinen Anlass, ihn einzusperren“, das hätte der arme, missverstandene Junge mit den progressiven Ideen auch nicht verdient.