Die Arschwärme-Problematik

Von meiner Fast-Fertig-Psychologin-Freundin habe ich schon mehrmals attestiert bekommen, dass ich "eigentlich eh ziemlich normal" sei. Dazu mag man nun stehen und es finden, wie man will – ein unter Umständen weniger normaler Aspekt meines Selbst bedarf aber einer genaueren Ausführung: Ich hasse es, wenn ein Sitzplatz  noch die Wärme vom Vor(be)sitzer abgibt.

Manche Menschen (ich zähle ironischerweise selbst dazu) verlieren offenbar den Großteil ihrer Körperwärme nicht wie üblich über den Kopf, sondern über den Hintern. Das resultiert dann in einen brühwarmen Sessel, den der nichtsahnende Nachfolger ebenso übernehmen darf. Manche Leute, wenn man deren Aussagen glauben darf, mögen dies sogar – ekelhaft! Ich kann mir nicht viel Unangenehmeres vorstellen, als in der Arschwärme eines anderen sitzen zu dürfen. Da bleibe ich lieber stehen; zumindest so lange, bis der Sitzplatz auf Normaltemperatur abgekühlt ist.

Und sogar hier gibt es übrigens noch eine absolut unnötige Verschärfung: Hat der geneigte Leser schon einmal auf einer Toilette gesessen, deren Klobrille noch die (verschwitzte) Hitze des nackten Arsches des Vorbenutzers abstrahlte? Und sich dabei (zu Recht) geekelt? So geht es mir jedesmal, wenn ich unerwartet und -bedarft in der Straßenbahn, im Hörsaal oder im Kino auf die Arschwärme eines anderen treffe.

ComicSyndicate

Die letzten Wochen habe ich an einem neuen, privaten Projekt gearbeitet, dass nun endlich weitgehend fertig ist:

ComicSyndicate ist ein Dienst, der Webcomics in RSS-Feeds "umwandelt". Damit kann man seine ganzen Lieblings-Webcomics täglich bequem vom RSS-Reader aus lesen und muss nicht extra die Websites besuchen. ComicSyndicate stellt dabei immer das Bild (also den Comic an sich) im Feed zur Verfügung. Sinnvoll ist das vor allem, wenn der Webcomic keinen eigenen Feed hat oder dort keine Bilder anzeigt werden (und man also doch wieder extra die Website besuchen muss).

Derzeit sind auf ComicSyndicate 34 verschiedenen Webcomics indiziert, das wird aber noch dementsprechend erweitert. Falls jemandem ein wichtiger Webcomic abgeht, bitte kurz melden und ich werde ihn hinzufügen.

Entstanden ist ComicSyndicate aus Eigenbedarf: Ich lese selber etwa 30 Webcomics. Um da up-to-date bleiben zu können, benutze ich schon lange einen selbstgeschriebenen Mechanismus. Mit ComicSyndicate ist der jetzt in eine optisch ansprechende, leicht wartbare Form gegossen worden. Und so nebenbei hab ich mich mit ASP.NET MVC vertraut gemacht.

Mein Gastkommentar

In der letzten Ausgabe der Computerwelt wurde ein Gastkommentar von mir veröffentlicht. Man beachte vor allem das heiße Foto links vom Beitrag:

Uni vs. FH

Unbestätigten Gerüchten zufolge wird dieses Foto zumindest mal für die nächsten Monate das erotische "Seite-7-Girl" in der Krone und den diversen Gratiszeitungen ersetzen, da es mehr Sex ausstrahlt als es eine nackerte Frau jemals könnte.

Für die Suchmaschinen, und wenn man mag zum Nachlesen, gibt es den ganzen Kommentar übrigens auch als eigenen Beitrag .

Universität und Fachhochschule – Ist Hochschule gleich Hochschule?

Nicht nur angehende Studenten stehen vor der Herausforderung, sich zwischen Universität und Fachhochschule entscheiden zu müssen. Auch so mancher Personalverantwortliche hat die Qual der Wahl zwischen Universitäts- und Fachhochschulabsolventen mit (scheinbar) identischen Qualifikationen. Ist Hochschule denn nun gleich Hochschule?

Ein Unterschied ist weitgehend bekannt: Eine FH gibt den Stundenplan exakt vor und kann so eine fixe Studiendauer zusagen – das mindert dann doch erheblich den „Kulturschock“ für frischgebackene Maturanten. Es bedeutet aber auch, dass es auf Fachhochschulen praktisch unmöglich ist, Stunden zu reduzieren, um etwa neben dem Vollzeitstudium einer Beschäftigung nachzugehen. Auf einer Universität ist dagegen das Organisationstalent der Studenten gefragt, die sich jedes Semester ihre Kurse neu zusammenstellen müssen. Das ermöglicht es, das Studium gut auf die eigenen Interessen, Bedürfnisse und den nötigen Bedarf an Freizeit abzustimmen. Dafür müssen Universitätsstudenten selbst genug Motivation und Durchhaltevermögen aufbringen, um der Verlockung eines „gemütlichen Semesters“ zu widerstehen und ihr Studium in vertretbarer Zeit abzuschließen. Bei manchen Bachelor- und Masterstudiengängen an Universitäten ist die weitgehend freie Auswahl an Kursen übrigens etwas eingeschränkter, denn dort sind die zu besuchenden Lehrveranstaltungen unter Umständen ziemlich genau vorgegeben – die Zeit kann man sich aber nach wie vor selbst einteilen.

Fachhochschulen haben eine begrenzte Anzahl an Studienplätzen, was zwar einerseits aufwändige Aufnahmeverfahren und -tests nötig macht, dafür andererseits aber auch einen fixen Platz in Lehrveranstaltungen und Hörsälen garantiert – etwas wovon so mancher Uni-Student in heillos überfüllten Studienrichtungen nur träumen kann. Dadurch, dass Fachhochschulen an den meisten Orten relativ neue Einrichtungen sind, sind auch häufig die Gebäude moderne Neubauten und die Infrastruktur zeitgemäßer und in besserem Zustand als in den alteingesessenen Universtäten. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen, grundsätzlich macht sich hier aber auch die oft großzügigere finanzielle Ausstattung von Fachhochschulen bemerkbar.

Vergleicht man den Lehrinhalt, fallen ebenfalls gewisse Unterschiede auf: An einer Universität wird hauptsächlich Theorie gelehrt. Durch die weitgehend freie Wahl der zu belegenden Kurse kann man sich breit gefächertes, fundiertes, "zeitloses" Wissen aneignen. Die erlernte Theorie in der Praxis anzuwenden – etwa durch Praktika – bleibt den einzelnen Studenten aber selbst überlassen, was sich dann eventuell auch in Lebensläufen äußert, in denen der Abschnitt „Berufserfahrung“ komplett leer bleibt. Eine FH legt im Gegensatz dazu sehr viel Wert auf Praxis, was sich nicht zuletzt durch eine genau fokussierte Ausbildung und verpflichtende Berufspraktika zeigt. Auf tiefer gehendes, theoretisches Hintergrundwissen wird dabei aber oft verzichtet, denn Fachhochschulen lehren grundsätzlich sehr wirtschaftlich und bedarfsorientiert. Das ist zwar sehr sinnvoll, wenn man sich später genau in der erlernten Disziplin beruflich betätigen möchte, aber es verhindert auch den so wichtigen Blick über den Tellerrand und erschwert möglicherweise Wechsel in andere Berufsfelder.

Professoren oder Dozenten an einer FH kommen oft direkt aus der freien Wirtschaft und können so den Studenten einen sehr guten Einblick in die Berufswelt und -praxis geben, haben eventuell aber eine sehr enge, wenig akademische Sicht auf ihre entsprechenden Fachbereiche. Die Evaluierungen, die die Studenten über ihre Dozenten abgeben, sind ein wichtiger Faktor für die FH-Leitung bei der Vergabe und Verlängerung von Lehraufträgen – nicht zuletzt, weil die Fachhochschulen sehr um eine gute, studentenfreundliche Reputation bemüht sind. Im Unterschied dazu kümmern sich alteingesessene Dozenten an Universitäten oft wenig um Drop-Out-Raten oder das Feedback der Studenten zu gewissen Lehrveranstaltungen – nicht umsonst haben sich einige Universitäten stark gegen die Einführung einer von Studenten abgegebenen offiziellen Evaluierung gewehrt.

Wenn sich nun endlich (oder schon) ein Semester dem Ende zuneigt, kommt die Klausurzeit – und auch hier gibt es kleinere Unterschiede: Auf Fachhochschulen folgen die Prüfungen oft, bedingt durch den ohnehin schon engen Stundenplan, schnell aufeinander und führen so eventuell zu einer der gefürchteten, geballten „Prüfungswochen“. Auf Universitäten hat man meistens mehr Prüfungstermine zur Auswahl und man kann sich deshalb seine Lernzeit besser einteilen. Grundsätzlich hat aber der zuständige Dozent immer relativ viel Entscheidungsfreiheit und es sollte sowohl auf einer FH als auch einer Universität versucht werden, den Studenten im Hinblick auf Klausurtermine entgegenzukommen. Einen wichtigen Unterschied gibt aber noch: Auf einer FH herrscht „Erfolgszwang“, wenn man dieselbe Prüfung auch nach dem dritten Versuch nicht erfolgreich ablegen konnte, ist es üblicherweise vorbei mit dem Studium.

Ein viel genanntes Argument für den Besuch einer Universität sind die höheren Einstiegsgehälter. So hat etwa eine aktuelle Studie des ÖPWZ in Zusammenarbeit mit der FH Wiener Neustadt herausgefunden, dass die Einstiegsgehälter bei FH-Absolventen bis zu 200 Euro unter denen von Universitätsabsolventen liegen. Ein etwas anderes Bild zeigt sich beim Personalberater XXXXXX : Hier ist das Gehaltsniveau von Berufseinsteigern, berechnet über mehrere hundert Vermittlungen aus den letzten Jahren, praktisch gleich. Man könnte übrigens durchaus argumentieren, dass die Gehaltsunterschiede durch die meist kürzere Studiendauer an Fachhochschulen und den daraus resultierenden früheren Berufseinstieg schnell egalisiert werden. Mit der Abschaffung der Studiengebühren wurde übrigens eine finanzielle Sonderregelung für Fachhochschulen in manchen Bundesländern überflüssig – so musste man etwa in Oberösterreich als Student an einer FH keine Studiengebühren bezahlen, an Universitäten aber sehr wohl.

Beim Einstieg in die Arbeitswelt haben Studenten von Fachhochschulen oft die Nase vorn, denn siekennen ihren künftigen Arbeitgeber vielleicht schon von einem ihrer Berufspraktika und sind dementsprechend gut eingearbeitet. Wenn man vom „durchschnittlichen“ Studenten ausgeht, der direkt nach der Schule zum Studium übergeht, verfügen FH-Studenten am Ende ihrer Ausbildung doch über erheblich mehr Berufserfahrung, möglicherweise sogar im Ausland. So können sie auch während ihrer Jobsuche die Vor- und Nachteile von Unternehmen besser gegeneinander abwägen, denn sie haben bereits mehr Einblick in die „innere Funktionsweise“ eines Unternehmens als Uni-Absolventen, die bestenfalls den einen oder anderen Ferienjob im Lebenslauf vorzuweisen haben. Die haben dann vermutlich eine höhere Einarbeitungsdauer, aber durch die breitere Ausbildung auch vielfältigere Einsatzmöglichkeiten.

Grundsätzlich ist die Wahl zwischen Universität oder Fachhochschule für den Berufsweg und die eigene Karriere meistens weniger entscheidend als es auf den ersten Blick scheint – mit etwas persönlichem Engagement lassen sich fast alle Nachteile der entsprechenden Hochschule wettmachen. Viel wichtiger ist es, dass man eine Studienrichtung wählt, die den eigenen Interessen entspricht, an der man Spaß hat und in der man allgemein sowie für sich selbst eine berufliche Zukunft sieht.

XXXXXX XXXXXXXXXXX hat an der FH Hagenberg studiert. Derzeit arbeitet er als Software Engineer bei XXXXXXXXXXXXXX , nebenbei studiert er an der Johannes-Kepler-Universität Linz.

Veröffentlicht als Gastkommentar in der Computerwelt, Ausgabe 03 / 2009.

Die Kassen-Problematik

Ich stehe durchschnittlich zweimal am Tag an einer Supermarktkasse. Beim Merkur beim Mittagessen-Besorgen geht es fast immer zügig und freundlich, beim Billa am Abend oder am Wochenende immer zäh und unfreundlich – daran hab ich mich gewöhnt. Trotzdem gibt es noch immer einen Faktor an Supermarktkassen, der absolut unberechenbar ist: Alte Menschen. Wann immer ich nicht aufpasse und versehentlich hinter einer Seniorin in der Schlange zu stehen komme, läuft es ungefähr so ab:

  • In Schneckentempo räumt die alte Dame ihren randvoll gefüllten Einkaufswagen leer. Einzelne Bierflaschen, Knacker, Bensdorp-Schokolade und der eine oder andere Underberg werden noch einmal einzeln und sorgsam in einem Abstand von knapp zehn Zentimetern zu den Augen geprüft, bevor sie aufs Band gelegt werden, wo sie dann wild herumkullern.
  • Kaum ist alles ausgeräumt und die alte Dame weit genug in der Schlange nach vorne gerückt, bemerkt sie, dass sie die Einkaufssackerl vergessen hat. Unfreundlich schnauzt sie mich an, ihr welche zu reichen.
  • Auf die Frage der Kassiererin "Haben Sie eine Kundenkarte", die übrigens mehrmals wiederholt werden muss, kramt die alte Dame minutenlang in ihrer riesigen Geldbörse und sucht etwa fünf verschiedene Kärtchen (Obi, ÖAMTC, E-Card, …) hervor, jedoch nicht die passende. "Is eh wurscht", meint sie dann.
  • Die alte Dame hat natürlich vergessen, ihre zwei einzelnen Bananen an der Obstwaage zu wiegen und etikettieren. Genervt verdreht die Kassiererin die Augen und verschwindet für vier Minuten, um es selber abzuwiegen und ein bisschen zu fluchen.
  • Minutenlang versucht die alte Dame, den Betrag mit Fünf- und Zehn-Cent-Münzen zu begleicht, was sich, oh Überraschung, bei einer Summe von gut fünfzig Euro nicht ganz ausgeht. Daher wird schlussendlich dann doch mit einem Fünfzig-Euro-Schein bezahlt.
  • In Slow Motion räumt die alte Dame ihre sieben Sachen in die Einkaufssackerl, die natürlich alle viel zu klein für das ganze Zeug sind. Daher müssen noch zwei Sackerl käuflich erworben werden, wobei der Kaufpreis von knapp einem Euro mit einem anderen Fünfzig-Euro-Schein beglichen wird.
  • Kaum will die Kassiererin eeendlich meine zwei Artikel über den Scanner ziehen, fängt die alte Dame aufgeregt zu reklamieren an, weil irgendwo zuviel verrechnet wurde. "Fräulein, ich bin mir sicher, dass des anders angschrieben war, geh, gehns doch und schauns noch mal nach!"
  • Nach weiteren sieben Minuten ist klar: Der Computer hat sich nicht verrechnet, die alte Dame hat nur nicht gekneißt, dass man für die eine Aktion mindestens zwei Stück erwerben müsste, und für die andere eine Kundenkarte benötigt hätte. Verzweifelt versucht die Kassiererin, ihr das klar zu machen, gibt aber Minuten später auf und gibt ihr die ersparten 25 Cent aus ihrem eigenen Trinkgeldschächtelchen, woraufhin die alte Dame zufrieden ihr riesiges Portemonnaie auspackt und die Münzen sorgfältig einzeln verstaut.
  • Endlich! Innerhalb von 20 Sekunden ist mein Zeugs bezahlt und ich kann gehen – theoretisch. Denn die alte Dame blockiert mit ihrem dicken Hintern den Aufgang zur Rolltreppe  …

4 Gründe, warum ich vermutlich unfruchtbar bin

  1. Die Natur kann aus Gründen der Evolution nicht zulassen, dass ich mich fortpflanze.
  2. Seit Jahren trage ich mein Handy in der Hosentasche direkt neben den Kronjuwelen. Das kann nicht gesund sein, auch wenn es Ei-Phone heißt.
  3. Ich hab meine ganze Munition schon mit 13 oder 14 Jahren verschossen.
  4. In der Hauptschule habe ich mir einmal beim Reckturnen die Zwillinge so massiv eingezwickt, dass da nix mehr funktionieren kann.

Ich vs. Die Oper

Am Wochenende habe ich "Die Zauberflöte" gesehen. Zwar nicht in der Staats-, sondern nur in der Volksoper, aber es war trotzdem ein denkwürdiges Erlebnis. Mein gesamtes Wissen über dieses Stück kam bis dato von einer Kinderkassette, die etwas kurzweiliger aufbereitet war als das Live-Stück. Dazu kommt, dass ich immer lieber die Kassette mit den "Vier Jahreszeiten" gehört habe …

Jedenfalls bin ich jetzt extrem kultiviert und gebildet, den ich war nicht nur in der Oper, sondern hatte sogar einen Anzug an, und kann nun aus erster Hand über die Vorteile der Oper berichten:

  • Die Leinwand war extrem hochauflösend, man bekam den Eindruck, als ob tatsächlich Menschen vorne stehen würden.
  • Auch die Tonqualität war 1A, auch wenn der Surround Sound immer nur von vorne gekommen ist.
  • Man wurde vor Beginn der Vorstellung nicht mit peinlicher Werbung oder langweiligen Trailern genervt.
  • Die Sessel waren halbwegs bequem.

Aber natürlich hat auch die Minus-Seite ihre eigene Liste:

  • Das Drehbuch war teilweise etwas verworren.
  • Die Namen der Figuren haben jegliche Spannung genommen, von Anfang an war klar dass sich im Laufe der Geschehnisse ein "Papageno" in eine "Papagena" verlieben wird, oder eine "Pamina" in einen "Tamino".
  • Die Synchron-Sprecher redeten ziemlich undeutlich, vor allem in den übertrieben vielen Musiknummern – zusammen mit dem verworrenen Drehbuch bekam man das eine oder andere Detail der Handlung nicht mit. Die Lippen-Stimme Synchronisation war aber gut und glaubhaft.
  • Die Special Effects waren zwar bemüht, aber man hat schon schnell gemerkt, dass das keine echte Schlange war.
  • Keine Nacktszenen, obwohl es von explizite Andeutungen nur so wimmelte. Übrigens auch keine Explosionen.

Ansonsten: Oper ist weder musikalisch noch schauspielerisch für mich, aber die Kostüme und vor allem das Bühnenbild mit all seinen Lichteffekten war schon sehr beeindruckend.

Overheard in Linz (2)

Heute im abendlichen Bus durfte ich bei einem lautstark telefonieren Teenagermädchen – sie machte keinen sonderlich intelligenten Eindruck, dürfte wohl so um die 20 gewesen sein und erinnerte mich entfernt an eine ehemalige Mitbewohnerin – mithören:

Teenagermädchen (aufgebracht):
He, horch zua … du brauchst mir da nix erzählen … ich kenn mich aus … du brauchst mir nix erzählen … ich bin eh gestern daheim geschlagen worden!

Pause, während der oder die Gegenüber spricht.

Teenagermädchen (etwas unsicher):
He, horch zua, ich habs sicher ned verdient.

Traurig, wenns nicht so lustig wäre.

Das Gfrett mit den Öffis

Öffentliche Verkehrsmittel sind einer super Sache und ich benutze sie fast täglich, sowohl den Bus als auch die Straßenbahn. Trotzdem würde die Abwesenheit folgender Punkte das "Erlebnis Öffi" noch erheblich verbessern:

  • Personen drängen rücksichtslos in das Fahrzeug, noch bevor die aussteigenden Fahrgäste überhaupt draußen sind.
  • Drecksjugendliche sind der Ansicht, das ganze Fahrzeug mit ihrer Drecksmusik aus ihren Dreckshandys beschallen zu müssen.
  • Kinder tollen durch das Fahrzeug, machen Krawall und blockieren oder öffnen sinnlos die Türen. *
  • Gewisse Zeitgenossinnen telefonieren in einer Form, dass auch der allerhinterste Fahrgast noch lautstark und deutlich die belanglosen Geschichten mithören darf.
  • Abfahrzeiten sind unmöglich auf die Minute genau zu planen, weil die Fahrzeuge nicht nur zu spät, sondern ab und an auch zu früh abfahren.
  • Fahrgäste essen stinkende Kebabs und hinterlassen nicht nur eine abstoßende Geruchswolke, sondern auch Saucen- und Essensreste auf den Sitzen.

* Dazu hab ich eine nette Anekdote, die ich vor einiger Zeit erlebt habe: Zwei etwa 6-jährige Bengel (sie fuhren ohne Aufsicht) betrachteten die halbleere Straßenbahn als ihren persönlichen Spielplatz, schrien, kletterten herum, blockierten die Türen (was ja das Weiterfahren verhindert) und führten sich überhaupt auf wie kleine Kinder. Die anderen Fahrgäste waren schon sichtbar genervt und der eine oder andere hatte schon, ergebnislos, um Ruhe gebeten, was zu einer ziemlich gereizten Stimmung führte. Plötzlich stolperte einer der beiden Lümmel, als die Straßenbahn wieder einmal anfuhr und fiel ziemlich ungemütlich auf den Boden, woraufhin er prompt herzzerreißend zu weinen begann, sein schmerzendes Knie rieb und hilfesuchend herum blickte. Keiner der anderen Fahrgäste rührte auch nur einen Finger, im Gegenteil, ohne Ausnahme hatten sie einen breiten Grinser im Gesicht und betrachteten zufrieden den in Tränen ausgebrochenen, endlich ruhig gestellten Störenfried. Ich hatte sogar das Gefühl, dass fast Applaus ausgebrochen wäre.

Das Gfrett mit den Nachbarn

Nun wohnen wir seit fast einem Jahr in der neuen Wohnung, und wir waren von Anfang an überrascht, wie ruhig sie war. Man hörte nichts von den Nachbarn, keine Schritte, keine Toilettengeräusche, keine Stimmen.

Das alles änderte sich vor wenigen Monaten, als offenbar genau über uns neue Nachbarn einzogen. Vorbei war es mit der himmlischen Stille! Jetzt hören wir sie nicht nur herum trampeln, sondern bei offenen Fenstern sich am Balkon bei der obligatorischen Zigarette auch gleich die Galle aus dem Leib husten. Zugegeben, das Haus ist eh ziemlich gut isoliert und man muss selber schön ruhig sein um die neuen Nachbarn zu hören, aber es nervt schon.

Viel schlimmer ist aber noch, was sich des Nächtens abspielt, wenn wir schön brav in unserem kuscheligen Bett liegen und den Schlaf der Gerechten konsumieren möchten: Denn dann hören wir unsere neuen Nachbarn beim Geschlechtsverkehr. Und zwar manchmal so laut, dass ich schon tatsächlich aus dem Schlaf gerissen wurde – einmal sogar um halb drei mitten in der Nacht.

Anfangs habe ich stets nur einen Ihn Grunzen, Röcheln, Japsen, Schnaufen, Quieken, Röhren und Stöhnen – Brüllen ist das falsche Wort, aber es ist teilweise schon bemerkenswert laut – gehört. Erst in letzter Zeit bekomme ich auch eine verzagte Sie zu hören, die ab und an pflichtbewusst ins Geschehen einsteigt, aber durchaus dazu lernt und immer intensiver wird. Das anfängliche Fehlen einer Sie ging mir übrigens so stark an die homophobe Seele, dass ich schon ein schwules Pärchen über uns vermutete.

Zu Beginn dieser nächtlichen Ruhestörungen bin ich immer halbnackt durch unser abgedunkeltes Schlafzimmer gestolpert, um die genaue Quelle des Penetrationslärms aufzuspüren – es könnte ja auch daneben oder drunter sein. Mittlerweile kann ich aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass es wirklich die vermaledaiten Nachbarn von oben drüber sind. Der Ablauf ist übrigens meistens der selbe: Es fängt leise an und nimmt an Lautstärke zu, bis es zu einem ersten großen Grunzer seinerseits kommt. Dann ist vorübergehend Stille (Pause? Stellungswechsel? Wenn ja, ein aufwändiger!), nur um in bis dato ungekannten Geräuschpegel fortzufahren. Das ganze Spektakel dauert ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten, die mir wie Stunden vorkommen. Etwa zwei-, dreimal die Woche bekommen wir so vom ausgefüllten Liebesleben unserer Nachbarn unser Stückchen ab.

Wenn ich den Mut hätte, würde ich ja in Pyjama und Bademantel vor der feindlichen Wohnungstür auftauchen, so lange läuten, bis einer der beiden Fickfrösche atemlos aufmacht und dann nachdrücklich um Ruhe bitten: "Heast, Mo va da Bo, es is jo supa wennst so a feines Sexleben hast, sowas mecht i natirli a, aber mochts ned gonz so an Krawoi, bittsche, wonns leicht geht."  Ich trau mich aber nicht, daher bin ich verzweifelt auf der Suche nach alternativen Handlungsweisen, um es den beiden ein für alle Mal zu vermiesen. Vielleicht hat ja der geneigte Leser eine Idee?