Auf zum revolutionären 1. Mai!

Heute auf der Linzer Landstraße habe ich ein Flugblatt des Revolutionär-Kommunistischen Jugendverbandes in die Finger bekommen. Zur Information und Erheiterung des geneigten Lesers habe ich jenes Schriftstück eingescannt, die Webseite des RKJV findet man unter http://www.rkjv.tk – offenbar ist man von der eigenen Idee so überzeugt, dass man den Kapitalisten nicht einmal ein paar Dollar für eine richtige Domain oder eine ansehnlichere Aufmachung in den Rachen werfen will. Wieso aber überhaupt auf ebenjener Seite Werbung betrieben wird, bedarf dringend Aufdeckung!

Das Flugblatt war etwas kleiner als A4 und bis auf das letzte Plätzchen vollgeschrieben – sicher sehr zielführend, denn der durchschnittliche Passant ist ja dafür bekannt, Flugzettel detailliert durchzulesen und für eine eventuelle ausführliche abendliche Analyse mit nach Hause zu nehmen. Ich jedenfalls hab es gemacht, und mich köstlich amüsiert.

In den Texten wimmelt es nur so von der erfrischenden, kurzweiligen Rhetorik des 19. Jahrhunderts. So ist in ellenlangen Sätzen die Rede von den “Bonzen der ÖGB-Führung”, vom “Profitwahn der Kapitalisten” und von “Schoßhunden der imperialistischen Unterdrücker”. Es wird zum Kampf gegen den “imperialistischen österreichischen Staat” aufgerufen und der “revolutionäre Kommunismus” herbeigesehnt

Wobei jedoch mehrmals darauf hingewiesen wird, dass jener Kommunismus nicht mit der “Sowjetunion der 50er-Jahre” verglichen werden darf – vermutlich eher mit dem bekanntermaßen höchst erfolgreichen Modell der Sowjetunion der 80er-Jahre?

Ich habe, wie schon mal kurz erwähnt, diese Tage eine aktuelle Abhandlung bzw. Erklärung zu Marx’ Das Kapital gelesen (das 4000-seitige-Original pack’ ich nicht). Viele vom Marx  angeführten Theorien, die in der, nun ja, Theorie hervorragend klingen, wurden mittlerweile ja schon lange offiziell wiederlegt. Was so wunderbar logisch klingt, etwa die Ausbeutung der Arbeiter durch das Kapital, ist, meine lieben RKJV-ler, einfach nicht auf die Wirklichkeit zu übertragen und schlichtweg falsch – auch wenn es auf dem geduldigen Papier des 19. Jahrhunderts so ganz anders aussieht.

Auch die eine oder andere Schlussfolgerung halte ich für etwas bedenklich. So etwa wird dem “vorbildlichen Kampf in Griechenland”, also den Aufruhren Ende 2008, ein politischer, ja kommunistischer Hintergrund angedichtet und folglich auch für Österreich gefordert.

Mein rotes Tuch ist aber mal wieder der Traum von der “klassenlosen Gesellschaft”. Ich verstehe bei aller Anstrengung einfach nicht, wie jemand so etwas überhaupt für machbar hält (sie sich zu wünschen, ist eine andere, noch viel verrücktere Sache). Das einzige, was den Menschen neben ihrem unangenehmen Geschlechtstrieb antreibt, ist der Wunsch, besser als andere zu sein. In welcher Form auch immer – keineswegs auf Besitz oder sozialen Status beschränkt. Ohne den Antrieb, etwas für sich zu schaffen und im Leben weiterzubringen, passiert einfach nichts. Zumindest nicht ohne Zwang von oben – und ein „oben“ gibt es in der klassenlosen Gesellschaft natürlich nicht (höchstens ein „daneben“).

Und auch aus rein praktischen Gründen kann es keine Gesellschaft geben, wo jeder, bezüglich Status und Besitz, exakt gleich ist. Es muss immer Ärzte geben, die nach einem Jahrzent der Ausbildung ihn ihren wohltemperierten Praxen sitzen, während der Schulabbrecher schwitzend und neidisch durchs Fenster schaut und weiter die Hecke stutzt. Die aufwändige Ausbildung und erheblich höhere gesellschaftliche Verantwortung eines Arztes muss natürlich entsprechend kompensiert werden – und der Traum der klassenlosen Gesellschaft platzt. Und ich rede noch gar nicht davon, dass es natürlich auch Bürgermeister, Gewerkschaftschefs oder Direktoren geben muss, wo auch höhere Verantwortung höheren Status bedeutet. Klingt doch logisch, geschätzter RKJV, oder?

Wer etwas Muße hat, soll sich das köstliche Schriftstück durchlesen. Übrigens ist es nicht so weit her mit dem sozialistischen Intellekt, denn der eine oder andere Fehler hat sich trotz aller, seit mehr als einem Jahrhundert vorgekauten, Phrasen schon eingeschlichen – eventuell ein Hinweis auf Solidarität mit Analphabeten, ganz im Sinne der geforderten Klassenlosigkeit?

Wenn ich vor den städtischen Feierlichkeiten zum 1. Mai nicht grundsätzlich aufs Land fliehen würde, würde ich an der angekündigten Demo gerne teilnehmen, mir unsere vielsversprechende, kommunistisch-sozialistische Jugend mit eigenen Augen ansehen und eventuell auch noch fragen, ob sie das letzte Jahrhundert verschlafen haben und auch sonst noch alle Tassen im gemeinschaftlichen Schränkchen haben?

Nicht verwechseln

Ein eher ganz schlechter Kalauer, dafür aus aktuellem Anlass: Erstens habe ich die heutige 25%-auf-alle-Putzmittel-Aktion bei Billa ausgenutzt (oder ausnützen müssen, auf Anweisung von oben), andererseits muss ich derzeit, dem Literarischen Quartett sei’s gedankt, eine Abhandlung über Marx’ Das Kapital lesen. Beides nicht weiter ungewöhnlich, aber man hats halt selten gleichzeitig im Kopf:

Nicht Verwechseln: Harpic Max vs. Haarig Marx

Die Toiletten-Situation

Toiletten sind schon ein verteufelt Ding – soviel habe ich in meinem jahrzehntelangen liebevollen Umgang mit ihnen schon herausgefunden. Ich hatte mich schon damit abgefunden, dass es einfach “gute” und “schlechte “ Klos gibt; sie sind wie Menschen: Jedes ist anders. Gut ist ein Klo dann, wenn es nicht spritzt, wenn nix anklebt, wenn es immer brav alles schluckt ohne sich übergeben zu müssen und wenn es einfach zu reinigen ist.

FlachspülerTiefspülerDann wurde mit aber erklärt, dass es zwei grundsätzliche Arten von Toiletten gibt: Tiefspüler (Bildchen rechts) und Flachspüler (Bildchen links). Es gibt zahllose Diskussionen, in denen gestritten wird, welcher denn nun der bessere Typ ist. Kurz gesagt: Tiefspüler spritzt, weil das Würschtl gleich direkt ins Wasser fällt, was abgesehen vom nassen Hintern dafür aber hygenischer und sauberer ist.

Es gibt nichts Blöderes, als wenn man beim großen Geschäft verkrampft wie ein Schießhund aufpassen muss, damit man das liebevoll geformte Exkrement gaaanz vorsichtig abseilt, nur damit es nicht bis zum Ausgangspunkt zurückspritzt – das macht das ganze, sonst so wundervoll Erlebnis Scheißen zunichte. Besonders unangenehm kann die Spritzerei übrigens werden, wenn man Number Two mit Number One kombiniert.

Freund G. hat mir erklärt, dass er das Wasserloch stets mit Klopapier abdeckt, um den Fall zu bremsen – eine sehr clevere Herangehensweise. Klopapier wird aber auch bei Flachspülern benötigt, nämlich um unerwünschte Bremsspuren von vornherein auszuschließen. Seltsam ist: Ich verfüge privat über einen Tiefspüler, wo der Abfluss jedoch so weit nach hinten verlagert ist, dass ich eher mit Spuren als mit Spritzern zu kämpfen habe.

Ist es nicht bemerkenswert, dass sich die letzten Jahrzehnte die Form der Kloschüssel kein Bisschen weiterentwickelt hat? Die Japaner haben uns zwar beheizte und automatisch brillenreinigende Toiletten gebracht, die Grundform ist aber noch die selbe wie zu Großmutters Zeiten.

Ist es so schwierig, ein optimales Klo zu bauen – eines dass nicht spritzt und wo nie etwas anklebt? Denn in der Liste der ekelhaften Bazillenkolonien kommen Klobesen vermutlich direkt nach Computertastaturen. Und wenn man schon dabei ist, könnte man auch gleich auf diesen unmöglich zu reinigenden Rand verzichten; mir ist schon klar, dass der für das korrekte Spülverhalten benötigt wird, aber ich möchte nicht sehen müssen, was sich da unten drunter alles abspielt.

Jede Woche gibt es ein neues Handymodell, jedes Jahr einen neuen iPod – wieso nicht einfach mal eine Revolution auf dem Toilettenmarkt? Das wäre mal wirklich ein Must-Have-Topseller.

Einige Änderungen

Nicht nur Die Presse darf ihr Design ändern, auch ich kann das. Vor allem deshalb, weil ich seit ungezählten Jahren angemacht werde, dass ich noch RandomInsights.net Screenshotimmer nicht die Standard-Wordpress-Theme ersetzt habe.

Das hat sich nun erledigt. Ich finde das neue Aussehen übersichtlicher, besser für breitere  Bildschirme geeignet und ziemlich hübsch. Eine erneute Meinungsänderung meinerseits ist natürlich durchaus möglich und explizit vorbehalten. Ich war übrigens zu faul, das neue Design woanders als mit Firefox 3 zu testen – sollte es in anderen Browsern zu Darstellungsproblemen kommen, bitte melden. Der IE6 wird nicht mehr unterstützt. Aussehen sollte das Ganze wie im Screenshot dargestellt.

Google war der Meinung, dass ich eine finanzielle Gefahr für Werbetreibende darstelle (“Since keeping your account in our publisher network may financially damage our advertisers in the future, we’ve decided to disable your account.”) und hat mich für AdSense gesperrt. Für immer. Daher ist mein Weblog ab sofort 100 % werbefrei.

Als Ersatz, damit die Sidebar nicht zu leer wird, habe ich RandomInsights.net in Friend Connect / OpenSocial integriert – ein Service, den auch schon viele andere Websites anbieten. Ein jeder kann nun seine Verbundenheit demonstrieren, Member werden, sein Bildchen anzeigen lassen, Freunde deklarieren und so in das soziale Netzwerk RandomInsights.net eintreten. Ich weiß noch nicht, wie das ankommt, aber es würde mir schon gefallen, wenn bis Ende der Woche wenigstens mieselsüchtige zehn Member aufscheinen würden. Also los!

Ansonsten: Feedback wie immer sehr erwünscht.

Eine tickende Zeitbombe

Allerorts liest und hört man derzeit über die um sich greifende Praxis, dass junge Menschen beiderlei Geschlechts den letzten Rest von Anstand verlieren und sich gerne mittels Handykamera halböffentlich und in bester pornografischer Manier zur Schau stellen. Ich habe dieses Aufkommen einer Generation Porno schon vor Jahren vorhergesagt, dass dies aber solch seltsame Dimensionen annimmt, hätte selbst ich nicht gedacht.

Die Kinder haben neben ihrer Scham noch eines verloren: Ihre Weitsicht. Freilich ist es unangenehm, wenn der spannende Thriller der eigenen Entjungferung noch in zwei Jahren durch die Handys des weiteren Freundeskreises geistert. Selbstverständlich kann es peinlich werden, wenn beim nächsten Bewerbungsgespräch dezent gefragt wird, warum man denn Nacktfotos von sich selbst für jeden einsehbar auf Facebook stellt. Das ist für die kleinen Racker aber offenbar noch ein vertretbares Risiko, denn soviel Weitsicht und Vernunft traue ich den Führungskräften von morgen unumwunden zu.

Ich bin mir jedoch sicher, dass die nackerten Teenager eines nicht bedacht haben: Ihre Orgien sind auch in zwanzig Jahren noch sicht- und erreichbar. Für jeden. Auch für die eigenen Kinder.

Man stelle sich doch nur den kleinen 11-jährigen Collin vor, der unschuldig wie ein schneeweißes Lämmchen abends im Kinderzimmer vor dem Zu-Bett-Gehen noch etwas durch die bevorzugte Pornografie-Sammlung surft und plötzlich etwas entdeckt. Zuerst traut er seinen Augen nicht, dann folgt die Phase der Verneinung und erst nach tiefgreifenden Ausblicken aus mehreren Perspektiven und mit Soundeffekten kann er seine Augen nicht länger vor der grausigen Wahrheit verschließen. Ich vermute, es wird den gemütlichen elterlichen Fernsehabend weitgehend ruinieren, wenn plötzlich aus dem Kinderzimmer der Ruf des sonst so braven Söhnches ertönt:

  • „Mama, was tust du in dem Film: Blonde hardcore amateur with nice tits doin‘ three guys at once?!“
  • „Mama, was ist eigentlich ein Dirty Sanchez … ooh … uääh … ok … danke, ich weiß schon!“
  • „Mama, ich hab gar nicht gewusst, dass du Intimpiercings hast!“
  • „Papa, ich glaub mit Mama du hast den Jackpot getroffen! Nice!“

Frühlingszeit, Trennungszeit

In den vergangen Wochen habe ich von vier befreundeten bekannten Langzeit-Pärchen erfahren, die derzeit gröbere Differenzen haben, die leicht zu einer endgültigen Trennung führen könnten. Drei davon wohnen zusammen, und bei diesen dreien ist es jeweils der Mann, bei dem es am Ausziehen ist. Soviel zu Gleichberechtigung. Vielleicht erinnert sich der geneigte Leser noch an die "Ganze Männer machen Halbe-Halbe"-Kampagne. Das ist wirklich ein guter Ratschlag, denn die Alternative zu Halbe-Halbe ist offenbar, dass die Frau alles bekommt. Aber das nur nebenbei.

Auch ich leide schon ein paar Wochen und Sexmangel entzug. Daher hatte ich ein bisschen Zeit, mir Gedanken zu machen, ob die aktuelle Trennungsflut vielleicht gar etwas mit dem endlich angekommenen Frühling zu tun hat. Einige Gründe sprechen durchaus für diese Theorie; der geneigte Leser darf sich den für sich passenden aussuchen:

  • Passanten sind wieder luftiger und offener bekleidet, was einem die körperlichen Unzulänglichkeiten des Partners schön ins Gedächtnis ruft.
  • Man kann den Abend wieder im lokalen Biergarten mit den eigentlichen Freunden verbringen – kein Grund also, daheim zu bleiben und mit dem Partner zu reden.
  • Die Temperaturen steigen wieder – vor allem bei wasser- und seifescheuen Zeitgenossen die Zeit des steigenden Geruchspiegels (ich freue mich in diesem Zusammenhang ausdrücklich nicht auf die sommerlichen Uni-Vorlesungen). Der Abtörn schlechthin.
  • Im Frühling sind alle Tiere und Menschen läufig, rollig und brunftig wie nur was. Das wird natürlich bevorzugt mit dem Stier/der knackigen Jungkuh von der Nachbarweide ausgelebt, nicht mit dem Ochsen/dem abgehalfterten Milchmonster aus dem eigenen Stall.
  • Die Frühjahrsmüdigkeit ist ein weiterer Grund, keinen Sex zu haben. Wie wenn man noch einen gebraucht hätte.
  • Jetzt wo es Morgens wieder heller ist, ist man der morgendlichen Pracht des Partners intensiver ausgesetzt als im düsteren Winter. So platzt dann endgültig die letzte Illusion.

Unified Hotness Index (UHI)

Ich entschuldige mich im Voraus für die abwertende Behandlung von Frauen in folgendem Beitrag. Aber es ist nun mal so, und einer muss es schließlich aussprechen.

Wenn ich eines in meiner schon jahrzehntelang anhaltenden Pubertät gelernt habe, dann das, dass es verdammt schwierig ist, sich mit Freunden über Frauen zu unterhalten. Das liegt aber nicht daran, dass wir nichts zu reden hätten oder uns die Worte fehlen. Es liegt ausschließlich daran, dass es so schwer ist, Frauen beschreibend zu vergleichen. Der geneigte Leser stelle sich folgenden Dialog zwischen mir und der fiktiven Person P. vor:

Ich: Zervas, long nimma gsehn. Was geht?
P: Seas Saxx. Du i sog das, gestern hab i wieder einen schoafen Hosn herghaut – es woa a Wahnsinn.
Ich: Yeah, congrats! Wie schoaf a Hos?
P: Jo, voi geil hoit. Depf und ois supi.
Ich: Mhm.

Jetzt liegt es an mir, mit den entsprechenden Hasen vorzustellen – was sich wegen der Unschärfe in der Definition der Scharfheit jener Dame als praktisch unmöglich gestaltet. In bester akademischer Manier habe ich die letzten Wochen also versucht, hierfür eine Lösung zu finden. Die Lösung, auf die ich gekommen bin, ist der Unified Hotness Index (UHI) .

Schön- bzw. Scharfheit ist natürlich immer subjektiv und liegt im Auge des Betrachters – das ist nicht zu ändern, und auch gut so, denn nur so findet jeder Topf seinen Deckel. Trotzdem muss die Vergleichbarkeit soweit als möglich sicher gestellt werden.

Der UHI definiert hierfür eine Skala von 1 bis 10 und wird durch die Anzahl an Frauen festgelegt, die man prüfen muss, um gleichwertige oder bessere Qualität zu finden. Ein halbwegs hübsches Frauenzimmer bekommt so einen UHI von etwa 5, eine unterdurchschnittliche einen UHI von 1.

Der UHI berücksichtigt zwei wichtige Faktoren:

  • Alle unansehnlichen Frauen, die sich unter dem Durchschnitt aufhalten, sind für Gespräche wie jenes oben absolut unerheblich  und bekommen dadurch einheitlich den UHI 1. Das heißt, dass zwischen dreißig und fünfzig Prozent aller Frauen einen Unified Hotness Index von 1 haben.
  • Sollte es Frauen geben, die einen UHI größer als 10 bekommen würden, ist dies eine Sensation, die der UHI absichtlich nicht mehr abbildet. Das kann man mit der Situation auf einem U-Boot vergleichen: Wenn man schon so tief ist, dass es der Tiefenmesser nicht mehr anzeigen kann, ist es verdammt krass und bedarf sofort besonderer Aufmerksamkeit.

Der UHI wird nicht nur auf die gesamte Frau angewendet, sondern auch auf einzelne Ausprägungen, um Abweichungen genauer festlegen zu können. Er ist mit etwas Übung außerdem sehr einfach und effizient zu berechnen, auch im Kopf.  Der Dialog von oben würde sich, wunderbar präzisiert dank UHI, in etwa so abspielen:

Ich: Zervas, long nimma gsehn. Was geht?
P: Seas Saxx. Du i sog das, gestern hab i wieder an schoafen Hosn herghaut – es woa a Wahnsinn.
Ich: Yeah, congrats! Wie schoaf a Hos?
P (überlegt einige Sekundenbruchteile): Jo, i würd sogn, an 6er UHI. Depf sogar a 9er, dafür da Orsch nur a 2er.
Ich (kennt sich sofort aus und kann sich einen passenden Hasen vorstellen): Wow, nice! Mhmmhm.

Dabei ist es essentiell, dass der UHI keine "harten" Fakten benutzt, um eine Frau zu beschreiben. Die alternative Beschreibung "blond, Doppel-D, dafür ein bisschen Bauch" mag für die Person P. zwar einen UHI von 10 bedeuten, für mich jedoch noch lange nicht. Das subjektive Schönheitsideal wird vom UHI komplett ausgeblendet – nach einer Beschreibung mittels Unified Hotness Index weiß der Zuhörer noch lange nicht, wie die Dame genau ausgesehen hat, sondern nur, wie sie vom Erzähler empfunden wird. Und mehr muss man gar nicht wissen.

Bevor ich nun den Unified Hotness Index in diversen wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentliche, möchte ich hiermit um Kommentare bitten, um eventuelle Schwachstellen des UHI zu entdecken.

Die Kiss-Hello-Problematik

Ja, ich weiß. Das Thema ist alt, ausgelutscht, verbraucht und tot geredet. Sogar schon 1995, in der besten Sitcom aller Zeiten , wurde über das vermaledaite Kiss-Hello sinniert :

Elaine: What is the big deal about putting your lips on somebody’s face?
Jerry: It’s the obligation, you know? As soon as this person comes in, you know you have to do this. I mean, if you could, say, touch a breast as part of the kiss hello, then I think I could see the value in it a little better.
Elaine: How ‚bout an intercourse hello? How would that be?
Jerry: Elaine, now you’re being ridiculous.

Der geneigte Leser hat es schon erraten, auch ich bin kein Freund des Begrüßungsküsschens. In den letzten Jahren hat sich ein solch inflationärer Gebrauch desselben eingebürgert, dass jeglicher Sinn (der da ursprünglich nämlich das Zeigen von Vertraulichkeit war) verloren gegangen ist. Mittlerweile muss man ja schon die gerade eintreffende Freundin jener ansehnlich gekleideten Dame, die man seit geschlagenen eineinhalb Minuten an der Bar stehend anbaggert, mit einem herzhaften Küsschen links und rechts begrüßen.

Ich hab es nicht einmal besonders gern, alte Freundinnen mit einem solchen Wangenreiber begrüßen zu müssen, aber das sehe ich noch bis zu einem bestimmten Grad ein. Auch bei Geburtstagsglückwünschen ist es mir lieber, wenn ich das Küsschen vermeiden kann – das hat nichts mit einer fehlenden Wertschätzung für diesen Jubeltag oder das Geburtstagskind zu tun, sondern einfach damit, dass ich nicht gern mein Gesicht in das anderer Menschen stecke. Warum man es mittlerweile immer und mit jedem machen muss, entzieht sich mir vollkommen. Offenbar ist es mittlerweile sogar in, wenn Männer anderen Herren einen Schmatzer aufdrücken!

Ein bisschen gepflegte Distanz hat noch niemandem geschadet. Schlimm genug, dass sich die ganzen harten Gang-Jungs zu jeder Begrüßung gleich innig umarmen müssen – man wartet geradezu nur drauf, dass die goldberingten Finger nach unten zum Hardcore-Rapper-Hintern gegenüber rutschen.

Was ist nur aus dem guten alten Händedruck geworden? Wenn der mal etwas feuchter war, hatte man wenigstens nicht gleich den Herpes des Gegenübers im Gesicht.

Die Amstetten-Tagebücher

Nach meiner letzten, äußerst umstrittenen Foto-Love -Story über Amstetten und das Fritzl-Haus habe ich mich nun entschieden, den Hype zu reiten und das Thema noch weiter auszuschlachten auch die restliche Wahrheit aufzudecken und mir daher die Mühe gemacht, mal wieder aus meinem Tagebuch abzutippen:

Amstetten, am 5. März 2009

Geliebtes Tagebuch,

es ist furchtbar hier. Ich hoffe, dass dieser vermutlich letzte Eintrag trotz meiner zitternden Fingern und der fast völligen Dunkelheit halbwegs lesbar ist – die Nachwelt muss erfahren, was mir hier passiert ist.

Ich bin nun seit knapp 12 Stunden in Amstetten. Eigentlich hätte mir sofort nach dem Aussteigen aus dem Zug auffallen müssen, dass hier etwas faul ist, aber damals ist es mir noch nicht besonders seltsam vorgekommen, dass fast der gesamte Weg zwischen Bahnhof und "Hotel" (immerhin etwa ein Kilometer) durch eine menschenleere, kellerähnliche "Unterführung" ohne jedes Tageslicht führte. Jetzt im Nachhinein ist mir auch klar, dass ein großer, grauer Betonblock auf den jemand in unförmigen Blockbuchstaben "HOTEL" gesprüht hat, nicht gerade die beste Reservierung meines Lebens war.

An der Rezeption wurde ich von einem älteren Herrn empfangen, der mir irgendwoher vage bekannt vorgekommen ist. Ständig rieb er sich dreckig grinsend die Hände und ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass seine Augen immer wieder gierig zu meinem prächtigen Hinterteil wanderten. Ansonsten machte er aber Eindruck eines netten, älteren Herrn, dem ich nie etwas Böses zutrauen würde – er könnte problemlos als Pensionist durchgehen, der sich als Hausbesitzer und Vermieter seine karge Pension aufbessert.

Geliebtes Tagebuch, ich kauere hier in einer kleinen, feuchten, fensterlosen Kammer, deren Decke um fast Kopfeshöhe zu niedrig für mich ist. Die Einrichtung des Zimmers sieht wie vom Flohmarkt zusammengewürfelt aus, auch die Sanitäranlagen (ein einzelnes Waschbecken und ein dreckiges Kübelchen) sind in bemitleidenswerten Zustand und offensichtlich von einem Laien zusammengezimmert worden. Obwohl ich noch keinen Tag hier bin, hatte ich schon mehrmals den Drang, meine wenige Kleidung selbst im Waschbecken zu waschen und mich mithilfe des Kübelchens und eines kleinen dreckigen Schwamms am ganzen Körper so gut als möglich zu reinigen.

Seltsamerweise habe ich keinen eigenen Zimmerschlüssel bekommen. Der freundliche ältere Herr versicherte mir, dass ich den hier nicht brauchen würde. Da zu allem Überfluss auch noch die Zimmertür (die übrigens aus Gründen des Feuerschutzes, wie mir versichert wurde, als zentimeterdickem Beton besteht) zugefallen ist, kann ich derzeit mein Domizil nicht verlassen. Glücklicherweise hab ich hier alles, was ich unbedingt zum Leben brauche.

Außerdem ist die Verpflegung super. Durch eine kleine Klappe an der Tür bekomme ich stündlich ausführlich zu Essen, stets schön fettig-frittierte oder wunderbar süße Speisen und das alles in mächtigen Portionen, die selbst ich nur mit Anstrengung bewältigen kann. Wenn ich nach einem solchen Festmahl erschöpft mit offenem Gürtel in meinem Zimmer liege, kommt es mir auch nicht mehr besonders sonderbar vor, dass ich in regelmäßigen Abständen meine Hand durch die Klappe stecken muss, wo jemand offenbar die Dicke meines Zeigefingers misst, gefolgt von zufriedenem Kichern: "Iss mein Kleiner, iss nur, damit du schön groß und stark wirst."

Nun, wer bin ich, mir Gedanken über niederösterreichische Sitten zu machen? Trotzdem ist es hier irgendwie merkwürdig …

Mein Besuch beim Fritzl-Haus: Eine Foto-Story

Aus geschäftlichen Gründen (ui, wie wichtig das klingt)  war ich letzte Woche in Amstetten. Und natürlich konnte ich nicht anders und musste auf eine kurze Exkursion zur einzigen Sehenswürdigkeit dieser grauen, kleinen Stadt – zum Haus von Josef Fritzl. Hätte ich das verabsäumt, wäre es in etwa so, wie wenn ich nach London führe und mir nicht einmal den Tower ansähe …

Nach etwas Google-Recherche hatte ich auch die genaue Adresse – nämlich Ybbsstraße 40 – herausgefunden und konnte feststellen, dass das berühmteste Grundstück Niederösterreichs nur wenige Gehminuten von meinem Hotel entfernt war. In einer freien Viertelstunde machte ich mich also auf und strolchte mit dem geborgten Fotoapparat durch die farblosen Gassen von Amstetten.

Auffällig war, dass die Amstettener offenbar mit aller Macht versuchen, die schlimmen Erinnerungen an die grausige Tat von Josef F. abzuschütteln. Allerorts strahlen einem gezwungen fröhliche Plakate entgegen und es wimmelt nur so von Einladungen zu aufheiternden Events. Das alles offenbar ohne Erfolg, denn der durchschnittliche Amstettener geht allein, bedrückt und abweisend, mit gesenktem Kopf und mit hochgeschlagenem Mantelkragen. Ausnahme bilden auch hier mal wieder unsere türkischen Klischee-Mitbürger, die sich zu Dutzenden vor einem türkischen Café herumtrieben und genauso scheiße aussahen wie überall sonst auch.

Schnell war klar, warum niemandem in Amstetten die Umtriebigkeit von Fritzl aufgefallen war – offenbar ist es hier nicht weiter ungewöhnlich, Betonklötze ohne jedes Fenster neben die Hauptstraße hinzustellen. Wenn man es mal nüchtern betrachtet, könnte hier in jedem zweiten Haus ein Kerker eingerichtet sein …

Überhaupt ist Amstetten ein sehr düsterer Ort. Ständig hat man Angst, versehentlich in ein Kellerverlies zu stolpern, ich blickte öfter furchterfüllt zurück über meine Schulter als geradeaus. Zur Beruhigung des geneigten Lesers kann ich aber schon jetzt vorwegnehmen: Mein Ausflug ist noch einmal gut gegangen und ich konnte heil nach Hause zurückkehren.

Wie ich schon erwähnte, ist Amstetten ein sehr hässlicher, teils auch baufälliger Ort. Wie zum Hohn konnte ich aber auch einen Hinweis auf eine lokale Baumesse entdecken. Hat Fritzl sich hier die Ideen und die Baumaterialien geholt? Wurde er hier fachgerecht beraten, wie man am besten den Bau eines Kellergefängnisses in Angriff nimmt?

Endlich – ich wäre fast daran vorbeigegangen – war ich in der Ybbsstraße 40 angekommen. Ich war wirklich überrascht, denn das Fritzl-Haus befindet sich tatsächlich praktisch in der Innenstadt, in einer viel befahrenen Straße voller eng gedrängter Geschäfte und Wohnhäuser. An der Vorderfront ist übrigens eine Bäckerei, ich war aber viel zu verstört um mir auch nur ein Brandteigringerl mit Vanillecreme zu genehmigen.

Über eine Seitenstraße kommt man zur Rückseite des Hauses, wo ich auch die Fotos des berühmten grauen Klotzes schießen konnte. Wie man übrigens gut darauf erkennen kann, gibt es auch ein Fritzl-Wohnmobil, über das man in den Medien sonst noch nichts gehört hat. Vermutlich, weil der teuflische Kerkermeister sein zweifellos dort installiertes fahrbares Verlies so gut versteckt hat, dass es von den Spezialisten bis dato noch nicht gefunden wurde.

Josef F. residiert offiziell offenbar nicht mehr in seinem selbstgebauten Anwesen – zumindest gibt der Briefkasten keinerlei Hinweise darauf. Würde man das Haus nicht aus allen Medien kennen, würde einem außer der ausgesprochenen Hässlichkeit, die sich aber gut ins Stadtbild von Amstetten einfügt, nichts Besonderes auffallen. Ich hab mich leider nicht getraut nachzusehen, ob die Tür versperrt war – nicht dass sie hinter mir zufällt und ich einige (24?) Jahre ohne Breitbandinternetzugang auskommen muss. Gott bewahre!

Mein Rückweg von der Stätte des Fritzl-Grauens war traurig und bedrückend. Ich konnte mich nicht des Eindrucks erwehren, dass in ganz Amstetten überall Hinweise auf im Untergrund verschollene Menschen wären. Warum nur, warum hat die Polizei nicht diesen gut sichtbaren, einfachen Hilferuf befolgt und einfach mal gegraben?!