Leute gibts

In Anlehnung an das Hofer-Erlebnis des guten G.:

Heute rempelte S. auf der Straße eine entgegenkommende Dame leicht an – die Schuld hierzu lag zu gleichen Teilen auf beiden Seiten. S. entschuldigte sich natürlich sofort freundlich, was eine schnippische Antwort hervor rief, der wiederum eine etwas weniger freundliche von S. folgte. Nichts Besonderes soweit, normalerweise würde man jetzt einfach weitergehen und den Vorfall vergessen. Aber nicht dieses Mal.

Denn der ältere Begleiter erwähnter rempelnder Dame blieb plötzlich stehen, baute sich vor S. auf, fing an mit dem Regenschirm herumzudeuten an und sagte doch tatsächlich: "Mädl, glaubst wirklich, dass wir wegn dir aufd Seitn gehn?". Und (was mich, der ich bereits zu einer entsprechenden Antwort ansetzte,  wohl am meisten überraschte) meine liebe, sanfte S. explodierte und geigte diesem Idioten gehörig die Meinung, bis er sich kleinlaut wieder auf seinen Weg machte. Gut so, Vollidioten gibts.

Schulstress

Als braver Österreicher habe ich gestern Abend natürlich Thema geschaut – wie üblich war die Berichterstattung weniger interessant denn aufrührend: Zuerst wurde eine Ausländerfamilie bester Qualität (Jung, zwei kleine Kinder, sprechen Deutsch, arbeiten beide, sympathische Menschen) mit einer österreichischen der untersten Schublade (alt und hässlich, sechs halbwegs erwachsene, auch hässliche Kinder, die alle rauchen wie die Schlote, engstirnig und wenig gebildet) verglichen. Klar dass ich bei so einem Vergleich (der alte Wiener sitzt im Unterleibchen allein im Bett vor dem Fernseher und isst seinen Leberkäse, während die Albaner lachend gemeinsam aus einer große Pfanne am Küchentisch essen) gegen jegliche Abschiebung bin – soviel (mal wieder) zum Thema neutraler ORF.

Danach kam noch ein Bericht über alternative Schulen, die andere Wege als die normalen Volk- und Hauptschule gehen (zB dürfen die Kinder das erlernen, worauf sie grad Lust haben). Ich persönlich bin ja ein starker Befürworter dieser Schulen, solange die Kinder mit den zusätzlichen Freiheiten gut umgehen können und nicht schon lange ein Fall für die Supernanny sind. Erwähnenswert (und somit eigentlich der Grund für diesen Eintrag) war nur die schockierende, geradezu aufwiegelnde Einleitung der Moderatorin: "Die Schule ist für Sechsjährige der größte Stressfaktor". Nein! Im Vergleich zu den anderen Aktivitäten eines Sechsjährigen, taxativ aufgezählt nämlich Schlafen, Essen und Spielen und im Ausnahmefall Kinderfernsehen schauen, ist tatsächlich die Schule der größte Stressfaktor?! Ah, wie barbarisch ist doch unser Schulsystem! Da herrscht dringend Handlungsbedarf!! Am Ende kommt es noch so weit, dass die Arbeit der größte Stressfaktor für einen Erwachsenen wird und nicht die Freizeit …

Mein Biertagebuch (1)

Wie schon früher erwähnt, leiste ich einen erheblichen Beitrag zum Ausbau des Forschungsstandorts Österreich und habe mich zu diesem Behufe vor zwei Wochen für ein Bierforschungsprojekt (obwohl ich mir noch immer nicht sicher bin, ob es dabei wirklich um Bier geht) gemeldet. Wie ebenfalls erwähnt muss ich dazu ein Tagebuch über fünf Tage führen (die obligatorische Gesprächsrunde ist übrigens am kommenden Mittwoch). Es folgen nun Ausschnitte aus diesem meinem Biertagebuch:

Linz, am 19. Oktober 2007

Heute bin ich voller Vorfreude auf einen Tag gefüllt mit intensiven Forschungen, Untersuchungen, Beobachtungen und Analysen leicht wie eine Feder aus dem Bett gesprungen. Noch vor der Arbeit bin ich, denn nur in einem gesunden Körper lebt ein gesunder Geist, einmal durch die Stadt gejoggt, um bei jedem Würstlstand den gelagerten Biervorrat zu analysieren. Dort traf ich auch einige andere Bierforscher, die für ihre Forschungen sogar ihr Äußeres vernachlässigt haben und anscheinend die ganze Nacht intensiv analysiert haben – ach, geliebtes Tagebuch, wie bewundere ich diesen Ehrgeiz. Mit einem dieser Forschungskollegen habe ich auch ein längeres Gespräch geführt; unglücklicherweise verwendete dieser aber so viele mir unbekannte Fachausdrücke, dass mir sein Gerede wie sinnfreies Gelalle vorkam.

Nach dem freitäglich bedingt kurzen Arbeitstag begab ich mich sofort zum lokalen Bierfachhändler Merkur und deckte mich mit Forschungsobjekten für das Wochenende ein, was mehrere Einkaufswagenfahrten zwischen Fachhändler und Wohnung nötig machte – für die Wissenschaft ist mir aber kein Opfer zu groß. Ohne weitere Verzögerung begann ich dann mit mit meiner Forschung. Eigentlich wollte ich auch noch am selben Tag einen ausführlichen Arbeitsbericht über meine ersten Forschungserkenntnisse zusammenstellen, aber aus unerklärlichen Gründen kam ich dann Freitag Abend nicht mehr dazu; warum, scheint mir entfallen zu sein …

Dinge, über die ich mir Gedanken mache (1)

"Dinge, über die ich mir Gedanken mache" ist eine Serie, über die ich viele meiner weniger konventionellen Gedanken in die Welt setzen möchte. Der geneigte Leser oder die bezaubernde Leserin mag wohl verwundert oder gar angewidert den Kopf schütteln, ich bitte aber um Nachsicht. Er oder sie höre nur mal selber auf die Myriaden Gedanken, die in seinem oder ihrem Kopf herumwirbeln, wähle zufällig einen aus und spinne ihn weiter bis zum interessanten Ende …

Warum ist Urin eigentlich gelblich (oder "zumeist gelb", wie es die Wikipedia ausdrückt)?

Natürlich kenne ich den biologischen Grund: Durch den Abbau von Hämoglobin entstehen Urochrome, die dem Urin seine Färbung geben. Meine Frage ist viel mehr, warum die Evolution es so eingerichtet hat – warum ist der Urin zum Beispiel nicht farblos wie Wasser?

Nach ausführlicher Überlegung kam mir des Rätsels Lösung. Man stelle sich nur folgende Situation vor: Eine Menge Steinzeitkinder spielen im Schnee der Eiszeit; Toiletten oder Hygiene kennt man damals noch nicht, daher wird überall hingepiselt wo es grad beliebt. Außerdem tun auch die Steinzeitkinder das, was alle Kinder gerne tun: Schnee essen.

Jetzt hilft die gelbe Signalfarbe natürlich mit, bereits verseuchte Stellen zu markieren und für die Aufnahme in den Mund zu sperren. Hätte die Evolution mal ein mutiertes Steinzeitkind in die Welt gesetzt, das durch eine Laune der Natur farblosen Urin abgeben würde, wäre es von seinen Spielgefährten ständig grün und blau geprügelt worden, da keine korrekte Schneequarantäne-Markierung gesetzt und folglich durch die fehlende Warnung weniger lecker schmeckender Schnee verzehrt worden wäre.

Ganz klar, dass die Evolution weiter auf eingefärbten Urin bestanden hat. Wieder ein Rätsel gelöst.

The Worst Case

Gestern hab ich anscheinend zwei meiner fünf Festplatten beim Umzug ins neue Gehäuse so beschädigt, dass sie nicht einmal mehr anlaufen wollen (sie drehen sich fühlbar nicht mehr). Das hat zur unmittelbaren Folge, dass ich etwa 400 Gigabyte an (sammlerisch) wertvollen Daten verloren habe und mich das in tiefe Verzweiflung stürzt.

Update:
Danke für die freundlichen Tipps soweit; um weiteren Fragen vorzubeugen: Ich hab bereits probiert, die Platten ohne Datenkabel anzuhängen, auch an anderen Stromsteckern und im alten Gehäuse – sie drehen sich einfach nicht mehr. Ich hab nicht mehr gemacht als: Abstecken, Ausbauen im alten Gehäuse, Jumpern, Anstecken im neuen Gehäuse, Erkennen dass sie nicht erkannt werden, andere Jumpereinstellungen probieren, irgendwann Merken, dass sie nicht anlaufen, Fluchen. Zugegeben, ich hab die Dinger nicht mit Samthandschuhen angegriffen, aber besonders grob bin ich auch nicht umgesprungen mit den beiden.

Es sind keine "businesskritischen" Daten verloren gegangen, aber halt große Teile jener Sammlung, die ich mir liebevoll über Jahre zusammengetragen habe. Höchstwahrscheinlich könnte ein Datenretter meine Daten wiederherstellen (ich denk mal es ist ein elektronisches Problem und die Magnetscheiben sind unbeeinflusst), aber das ist es mir preislich (üblicherweise jenseits der 500 Euro) nicht wert. Hat sonst noch jemand eine Idee, was ich probieren könnte?

Update #2:
Pr0ns sind sind nicht betroffen, danke der Nachfrage.

Mein Anteil an der Bierforschung

Vor gut einer Woche wurde ich über diverse Umwege von einer Dame angerufen, die mir anbot, bei einem Marktforschungsprojekt über Bier teilzunehmen. Nach einigen oberflächlichen bier- und alkoholbezogenen Fragen stellte sich heraus, dass ich perfekt in die Zielgruppe passe ("Würden Sie sich selbst als modern und am Puls der Zeit bezeichnen? Antworten Sie mit Ja oder Nein."). Meine Aufgabe wäre es, ein kurzes Tagebuch über einige Tage hinweg zu führen (Vordruck würde mir zugeschickt) und an einer Gruppendiskussion teilzunehmen. Als Entlohnung winken mir Verpflegung (natürlich drängte sich mir der eine oder andere Gedanke nach gratis Bier auf) während ebenjener Runde und fünfzig leichte Euros. Ohne lange zu überlegen. sicherte ich meine Teilnahme zu – natürlich nicht wegen des Geldes, sondern wegen der Möglichkeit, die Biergesellschaft nachhaltig zum Besseren zu verändern.

Soweit die schöne Theorie. Die Praxis schaut schon etwas seltsamer aus: Am Freitag habe ich den Tagebuch-Vordruck inkl. Terminerinnerung und Einleitungsbrief zugesandt bekommen. In sämtlichen Schriftstücken wird das Wort "Bier" noch nicht einmal erwähnt. Nun gut, wahrscheinlich handelte es sich dabei um standardisierte Vordrucke des dubiosen Marktforschungsunternehmens. Verstörend wirkt auf mich da schon eher der Tagebuchvordruck: Erwartet hatte ich irgendwas, wo ich meine täglichen Erfahrungen mit Bier eintragen sollte, von mir auch etwas für meine Gedanken zu aktuellen Bier-Werbefeldzügen. Tatsächlich handelt es sich aber offensichtlich um ein Schriftstück für das nächste Homosexuellen-Zeltlager*.

Über fünf zusammenhängende Tage inkl. Wochenende hinweg soll ich zu folgenden Punkten etwas aufzeichnen:

  • Darüber habe ich mich heute gefreut.
  • Das hat mich heute genervt.
  • Das war heute ein echter Moment der Lebensfreude: Weil? Wo? Mit wem?

Als Krönung dieses Gayfests* ist aber (ich zitiere aus der beiliegenden Anweisung):
Ihre Kreativität ist gefragt: Außerdem ist uns Ihre Collage zum Thema: "Ich und meine schönsten Momente voll Lebensfreude" besonders wichtig. Verwenden Sie dazu bitte den ausklappbaren Papierbogen am Ende Ihres Tagebuchs. Alles, was Ihre Welt der Lebensfreude ausmacht, soll hier abgebildet werden. Verwenden Sie dazu Zeitungsausschnitte, Fotos, Bilder aus Zeitschriften, Zeichnungen etc. Sie können die Collage täglich bearbeiten oder nur ab und zu, Kleben Sie ein oder zeichnen Sie auf, was Ihnen wichtig ist. Alles ist erlaubt….

Was das alles mit Bier zu tun haben soll, wird sich mir wohl erst am Abend der Gesprächsrunde eröffnen. Der gute S. (der dank meiner Empfehlung dort auch teilnimmt) und ich vermuten ja eine Rekrutierungsaktion der Zeugen Jehovas oder einer anderen Sekte (was den schwulen* Unterton obigen Schriftstücks erklären würde). Gegen diese Theorie spricht höchstens, dass meine S. (ein anderes S. diesmal) als Bier-Verweigerin nicht für das Forschungsprojekt in Frage kam.

Der geneigte Leser und die bezaubernde Leserin darf versichert sein, dass ich ihn oder sie auf dem Laufenden halten werde …

* Not that there’s anything wrong with it.

Heroes of Star Trek

Was haben die Casting-Zuständigen von Heroes nur mit Star Trek am Hut?! Zuerst hatten sie nur George "Sulu" Takei – der ist jetzt tot (zum Glück nur in der Serie, nicht im wirklichen Leben) und plötzlich bieten sie Nichelle "Uhura" Nichols und den Ingenieur von Enterprise Malcolm Reed (Dominic Keating) auf. Ist ja schon fast wie eine Star Trek Convention dort …

Review: Stermann & Grissemann – Die Deutsche Kochschau

Am Samstag war ich mit Sarah in Passau, um ihr Geburtstagsgeschenk an mich einzulösen und das neue Programm von Stermann und Grissemann – Die Deutsche Kochschau – zu sehen.

Wir waren etwas zu früh in Passau, daher haben wir die Gelegenheit genutzt, um durch Passau zu flanieren und in einem überraschend günstigen Restaurant bei zuvorkommendster Bedienung hervorragend zu speisen. Ich war zuvor erst einmal in meinem Leben in Passau (sehr ungewöhnlich für einen Mühlviertler, ich weiß) und damals auch nur am Bahnhof und bei McDonalds und hatte daher von Passau nur romantische Vorstellungen eines schmucken kleinen Universitätsstädtchens. Tatsächlich ist Passau aber ein über alle Maßen schmuckes kleines Universitätsstädtchen mit malerischen Kirchen, engen, verwinkelten Gässchen und alten Patrizierhäusern. Ein Fachgeschäft für Schokolade und Marzipan (klar war ich drin) wird dort abgelöst von einem für edle Gewürze aus dem fernen Orient und dieses wiederum von einem für Gummibärchen.

Der Auftritt von Stermann und Grissemann fand in der so genannten Scheune statt; die ist tatsächlich eine hübsch ausgebaute Scheune mir Platz für ca. 150 Personen. Ehrlich gesagt erwartete ich mir nicht allzu viel von den beiden, denn ich hatte noch immer den schlechten Nachgeschmack ihres miesen „Alte Hasen“ Programms im Mund. Als Grissemann aber gleich zu Beginn als Frau in Rock und Glitzeroberteil die kleine Bühne betrat, stiegen die Erwartungen.

Und wirklich, „Die Deutsche Kochschau“ ist endlich wieder ein besseres Programm der beiden, das zumindest im Ansatz an die Hochzeiten von „Ende Zweier Entertainer“ erinnert. Das Ganze spielt in der Volkshochschule am Friedhof der Namenlosen, handelt von Nazis, der minderjährigen rumänischen Bahnhofsprostituierten eines kalifornischen Winzers und Kursleitern mit Analfisteln. Im Zuge der Performance, die mit kurzer Pause etwa 135 Minuten dauerte wurden immer wieder Stermann und Grissemanns Auftritte im Donnerstalk der „Hure Dorfer“ gezeigt. Es wurde aber eine gute Balance zwischen Video- und Lifeperformance gefunden. Zum Abschluss gaben die beiden dann noch eine Lesung aus dem ihrem neuen Buch.

Fazit: Im Vergleich zu den letzten Programmen ist „Die Deutsche Kochschau“ endlich wieder ein halbwegs gutes Programm von Stermann und Grissemann. Sogar Sarah meinte, es war „gar nicht so schlecht. Soweit ich weiß, kommen sie damit in Kürze auch nach Österreich – ansehen!

Der Niedergang der Schießbuden

Bei meinem heurigen Besuch am Urfahrmarkt ist mir eine Sache aufgefallen: Die allgegenwärtigen Schießbuden werden von den Urfahrmarktbesuchern immer seltener frequentiert.

Schnell war mir auch die Ursache dessen klar: Heutzutage weiß jedes Kind, wie es aussieht, wenn man mit dem Sturmgewehr Terroristen, Zombies oder Aliens (oder Selbstmordanschlagsalienzombies, alles gibt es mittlerweile) in den Kopf schießt – dank High Definition, Dolby Digital und Force-Feedback realistischer und blutiger (also besser) als in der Realität. Wer will da noch mit einem klapprigen Luftgewehr aus der Zwischenkriegszeit auf mehr schlecht als recht aufgeblasene Luftballone schießen?

Ein anderer Grund könnte sein: Laut diversen aktuellen (Buch)Veröffentlichungen ist aus der mitteleuropäischen Mann-schaft* ja ein einziger Softihaufen geworden. Und als Softi muss sich der selbstbewusste Mann von heute nicht mehr wie in den Sechzigern profilieren, indem er der Angebeteten seinen männlichen Umgang mit der Waffe beweist. Für Softis genügt vollauf, leise zu weinen, wenn Bambis Mutter erschossen wird. Zumindest den weiblichen Schießbudenbesitzerinnen kann man ins Gesicht schreien: "Das habt ihr euch selbst eingebrockt, ihr Emanzen – so lange habt ihr gekeift, bis aus Männern Männchen geworden sind!"

Bleibt nur noch eine Sache, die diskutiert gehört: Schauen die Jahrmarktsbudenbesitzer so unfreundlich, weil die Geschäfte so schlecht gehen; oder gehen die Geschäfte so schlecht, weil die Budenbesitzer so unfreundlich drein schauen? Ich vermute einen Teufelskreis …

* Mann-Schaft – da muss man ja grinsen. Was für eine Doppelbödigkeit, was für ein Wortspiel!