Gutes von Oben

Nicholas Negroponte hat lauter tolle Ideen: Der Gute ist Chef der „One Laptop per Child (OLPC)“-Foundation, die es sich zum lobenswerten Ziel gemacht hat, Kinder aus der dritten Welt mit Computern auszustatten, um ihnen Lesen und generell den Umgang mit Technik beizubringen.

Jetzt setzt er noch eins drauf und schlägt vor, die nächste Generation der OLPC-Geräte gleich per Hubschrauber abzuwerfen und so unter die Zielgruppe zu bringen. Genial! Mit einer bahnbrechenden Idee lassen sich alle logistischen Probleme der Welt auf einen Schlag lösen.

Denn die dergestaltige Anlieferung per Luft ist nicht nur für Tablets für die Dritte Welt der optimale Weg. Um wieviel bequemer man mit diesem Konzept auch das Leben bei uns machen könnte: Briefkästen und -träger werden sofort überflüssig; das führt zu enormen Einsparungen bei der Post (die ja schließlich bekannt ist für ihr fortschrittliches Denken). Amazon-Packerl müssen nicht mehr mühsam vom Postamtpartner abgeholt werden, sondern einmal täglich tuckert ein Hubschrauber über die Stadt und schaufelt hocheffizient die Päckchen nach unten. Neuwagen werden bezirksweise direkt aus Flugzeugen abgeworfen – die Möglichkeiten sind unendlich. Denkt man besonders progressiv könnte man die Idee sogar auf den Personenverkehr anwenden – ich bin begeistert.

Die Ludwig-Tagebücher (3)

Linz, am 25. Oktober 2011

Pünktlich um 07:00 stiegen Trichet, Draghi und ein schlaftrunkener Fredl Gusenbauer am Frankfurter Hauptbahnhof in einen ICE mit Ziel Linz. Auch Merkel und Schäuble waren mit von der Partie. Sie standen dem Vorhaben zwar nach wie vor äußerst skeptisch gegenüber, die beiden wollten es aber in keinem Fall riskieren, dass die anderen einen zu hohen Gewinn in Gunst von und Ansehen beim Löwen der Finanz, Ludwig Scharinger, verzeichneten, und sie nicht.

Eigentlich wollte die hochkarätige Reisegemeinschaft mit einer Maschine der deutschen Bundeswehr nach Linz anreisen. Fredl Gusenbauer, der binnen 18 Stunden 16 Flaschen Burgunder, 5 Obstler sowie 1,5 Liter Kombucha zu sich genommen hatte, war jedoch nicht mehr per Flugzeug transportabel und der Pilot, ein erfahrener Major mit mehr als 10.000 Flugstunden, verweigerte den Abflug.

Da man ihn aber unmöglich alleine reisen lassen konnte und sich über seine Begleitung auch nicht einigen konnte, fand man schließlich die für alle – typisch für Entscheidungen auf EU-Ebene – ungünstigste Lösung und alle mussten den Zug gemeinsam mit Fredl nehmen. Einzig Sarko und die Schottermitzi hatten Glück – ersterer reiste aus Paris mit seiner Präsidentenmaschine an und landete pünktlich um 11:45 am Blue Danube Airport in Hörsching, wo er ein Taxi zum Mühlkreisbahnhof nahm. Und die Mitzi ließ sich direkt von Wien nach Linz chauffieren.

Die Zugfahrt von Frankfurt nach Linz gestaltete sich schnell zu einem mittleren Fiasko. Fredl war nicht zu stoppen und gab lauthals, dem Delirium nahe, Evergreens wie „Ich war noch niemals am Pöstlingberg“ oder „I don’t need another Ludwig“ zum Besten. Mehr als nur peinlich berührt und völlig entnervt beschlossen seine Mitreisenden, den ehemaligen Bundeskanzler unter einem hanebüchenen Vorwand („Aufm Häusl in der 1. Klasse kommt Burgunder aus der Leitung“) in die Toilette zu locken und ihn dort einzusperren. Der hilfreiche Schaffner bekam von Angie Merkel persönlich die Anweisung, die Toilette erst wieder nach Linz auf niederösterreichischem Boden zu öffnen, nach Möglichkeit erst in Wien.

Schließlich trafen alle – fast pünktlich – zwischen 13:20 und 13:33 am Mühlkreisbahnhof ein und man beschloss umgehend, im nahegelegenen Weinturm für eine Lagebesprechung einzukehren. Was würde man zum Herrn Generaldirektor Doktor Ludwig Scharinger (HGDLS) sagen? Wer hätte den Mut und die Argumente, ihn zum Weitermachen zu überreden? Sollte man ein Geschenk für ihn besorgen und wenn ja, wer sollte dafür aufkommen?

„Also der Steuerzahler wohl kaum“, bemerkte Angie vorschnell in ihrer bekannt besserwisserischen Art. „Mittel für ein Geschenk schind im deutschen Bundeshaushalt überhaupt ned vorgesehen“, setzte Schäuble nach. Auch Trichet, normalerweise als äußerst großzügig bekannt, winkte mit dem Hinweis, dass er unmöglich noch mehr Geld drucken könne, ab. „Und wirst auch keins drucken“, schnauzte er den offiziellen EZB-Chef Draghi an, der zerknirscht den Kopf senkte, aber nichts zu erwidern wagte.

„Wissen’s wos, meine Herren“, beruhigte schließlich die Schottermitzi, „ich wollte sagen meine Damen und Herren – fast hätte ich Sie, Frau Merkel, übersehen – Ich bin ja durch meine Schottergrube finanziell ned grad schlecht situiert. Wissen’s wos, um das Geld des Steuerzahlers zu schonen geht des Geschenk für den Herrn Generaldirektor a. D. auf mi“.

Sie kaufte daraufhin einen sich gerade einer Preisreduktion erfreuenden Karton Wein aus Rumänien sowie einen Blumenstrauß im Gegenwert von 15 € im gegenüberliegenden Holland Blumen Mark. „Ich darf bitten, meine Herren – und natürlich auch Sie, Frau Merkel“, mahnte die Mitzi dann zum Aufbruch, „wir miaßen hiaz wirklich rauf aufn Pöstlingberg zum Herrn Doktor und ihn schön bitten“.

Schuldige Häuser

Vor einigen Monaten wurde ich zu meinem wohl erfolgreichsten Beitrag1 auf RandomInsights interviewed, nämlich zu meinen Erlebnissen rund um meinen Besuch beim Fritzl-Haus in Amstetten.

Dieses Interview ist nun (anonymisiert, aber sehr detailliert) in eine Masterarbeit der Universität Rotterdam eingeflossen. Heißen tut das für eine akademische Arbeit ziemlich kurzweilig zu lesende Teil „Guilty Houses“ und es geht um Stätten grausamer Verbrechen (Fritzl, Dutroux, West) und wie diese unter anderem von Nachbarn und Besuchern wahrgenommen werden.

Zwar erscheine ich als sensationslüsterndes, gefühlskaltes Monster ohne Anstand und Moral, im Vergleich zu ein paar der anderen befragten Personen aber erfrischend normal, was mich dann doch etwas überrascht hat. Ich hatte sogar das Gefühl, dass Maloe (die Befragerin) etwas enttäuscht war über meine wenig schockierenden Antworten – keine Gänsehaut, kein Kribbeln, ja nicht einmal eine Errektion als ich die Stätte des Grauens aufsuchte. Die einzige Emotion damals, an die ich mich heute noch bildhaft erinnern kann, war Hunger, denn ich hatte für den Spaziergang durch Amstetten auf mein Mittagessen verzichtet.

Offenbar ist das aber gar nichts Außergewöhnliches (der Hausbesuch, nicht der Hunger), es gibt sogar einen Fachausdruck dafür: Dark Tourism.

1 Schenkt man den aufgebrachten Kommentaren und den Aufruf- und Suchmaschinenstatistiken Glauben.

Die Ludwig-Tagebücher (2)

Europa, am 24. Oktober 2011

Gebannt starten alle den ehemaligen AMS-Mitarbeiter Fredl Gusenbauer an. Nur Trichet erhob sich aufgebracht von seinem Platz und rannte hände- und um Fassung ringend im Raum auf und ab. „Also ich machen keinen Kniefall vor diesem Ludl“, stellte Merkel in herrischer Stimme fest, „wer sind wir, dass wir auf ihn angewiesen sind?“

„Also erstens ist das nicht der Ludl, sondern der Herr Doktor Ludwig Scharinger“, mahnte Fredl Gusenbauer, leicht betrunken und kämpferisch, Respekt vor dem Herren des Geldes ein, „und zweitens homma goar ka ondere Woi“. „Isch sehe das ähnlich“, pflichtete ihm Sarkozy bei, „diesäär Mann ist die Systemrelevanz in Person“.

In diesem Moment erschien ein „Joining video conference … Mitzi Fekter“ am Monitor im EZB Tower und die Frau Finanzminister schaltete sich zu: „Also bitte meine Herrschaften, ich darf doch schon bitten: Etwas mehr Respekt vor diesem Mann und Drachentöter!“ „Drachentöter“, fragte Trichet, mehr als verwundert. „Jawohl, Drachentöter, Sie haben richtig verstanden“, belehrte ihn diensteifrig die Mitzi, „meine Damen und Herren, Sie können sich doch wohl noch an den Spiegel-Titel „Monster Kapitalmärkte“ erinnern?“. „Ja, da war was“, brummte Merkel konzentriert vor sich hin.

„Exakt, meine liebe Frau Bundeskanzlerin“, setzte Mitzi, die eigentlich immer Erzieherin werden wollte, in bester Oberschullehrermanier fort, „und hätten Sie diesen Artikel so aufmerksam studiert wie wir hier in Österreich, dann wüssten Sie, dass der Einzige, der dieses Monster jetzt noch zähmen kann, unser geschätzter Herr Generaldirektor Doktor Ludwig Scharinger ist.“

Schlagartig wurde es den meisten Anwesenden klar, dass sie den nötigen Respekt vor diesem Mann bisher schmerzlich vermissen ließen, da schließlich er es war, der als letzte moralische Instanz gegenüber den außer Kontrolle geratenen und von Amoral geprägten Kapitalmärkten galt und stets den anständigen Banker in einer äußerst authentischen und liebenswerten Bauernschläue gab. „Meine liabn Damen und Herren“, säuselte der mittlerweile mit sieben Flaschen Rotburgunder versorgte sozialistische Schöngeist Fredl Gusenbauer vor sich hin, „Oiso se werden ned drum rum kumman, dem geschätzten Herrn Direktor Doktor in seiner Residenz am Pöstlingberg eine Aufwartung zu machen und ihn inständig um Vergebung und Fortsetzung seines heilvollen Wirkens zu bitten. Prost!“ Er wollte seine mit beklemmender Eloquenz formulierten Ausführungen fortsetzen, doch Zusammenhängenderes als „es wird a Wein sein, und wir wern nimmer sein“ kam ihm nicht mehr über die Lippen.

Nachdem der altgediente Volks- und Bundeskanzler von den anderen – erneut – nicht mehr ernst genommen werden konnte und der Raum von seinen penetranten Alkoholausdünstungen ausgefüllt war, brach binnen kürzester Zeit ein heftiger Streit aus, im Zuge dessen sich schnell zwei Lager feindselig gegenüber standen.

Das eine, angeführt von der hochmütigen Angie Merkel, pochte drauf, dass Stolz das wichtigste sei, was eine ehrenwerte Staatsfrau zu verteidigen habe – koste es, was es wolle, und sei es der Euro.Sie wurde bedingungs- und rückhaltlos unterstützt von ihrem Getreuen Wolfgang Schäuble, immerhin stand der ja auch auf ihrer Gehaltsliste. Das andere Lager wurde angeführt von den beiden Franzosen Trichet und Sarko, und unterstützt vom angeblichen EZB-Chef Mario Draghi sowie der Schottermitzi.

Die beiden Franzosen übernahmen schnell die Wortführerschaft. „Diese Madame Non gäht mir mäschtisch auf den Zeigär“, brüllte es schließlich aus dem unbeherrschten Sarko heraus. „Wir fahren nach Linz, Aus, Schluss, Ende“, sprach auch der völlig entnervte Trichet ein Machtwort und setzt trotzig nach, „wenn die beiden Deutschen daheim bleiben wollen, bitte sehr, wir werden sie nicht daran hindern“. „Jojo, do sehen sie es wieder, Herr Präsident Trichet“, mischte sich Mitzi nochmals anbiedernd ein, „die Deitschen, trauen sich netta ois Touristen ins schöne Österreich. Meine lieben Präsidenten, i würd vorschlagen, mir mochn Foigendes: Mia foarn noch Linz und treffen se am Mühlkreisbahnhof in Urfahr – und zwoa schon morgen um Viertel nach ans, de Zeit rennt uns jo davon!“ …

Die Ludwig-Tagebücher (1)

Europa, am 24. Oktober 2011

Im 35. Stock des EZB Gebäudes in Frankfurt wurde es totenstill. Weder der ewige EZB-Präsident Jean-Claude Trichet noch sein blasser Nachfolger Mario Draghi brachten auch nur ein Wort über die Lippen. Plötzlich klingelte das Telefon, Berlin war dran. „Herr Präsident, stimmt es, was ich heute auf der Website der Oberösterreichischen Nachrichten lesen musste“, fragte Angela Merkel aufgeregt. „Oui Madam“, antwortete Trichet, „es stimmt, um 12:00 ist eine Pressekonferenz in der Ludwigsburg zu Linz angesetzt – wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen.“

Daraufhin wieder Totenstille. Auch Wolfgang Schäuble, der zufällig in Frankfurt weilte und zeitgleich mit dem Telefonat im 35. Stock der EZB ankam, brachte kein Wort über seine sonst so geschwätzigen Lippen. Er war in Begleitung von Alfred Gusenbauer erschienen, den er eine kurz vorher in einer Unterführung am Hauptbahnhof aufgelesen hatte.

Mittlerweile verfolgte der gesamte EZB-Rat, Wolfgang Schäuble, der Fredl Gusenbauer sowie die per Videokonferenz zugeschaltene Angela Merkel live und in höchster Nervosität die Pressekonferenz in Linz und harrten fatalistisch deren Lauf; die Stimmung überstieg in ihrer Dramatik deutlich die jeder griechischen Tragödie.

12:04. „Oiso liabe Leit, I hear hiaz af, i mog nimma – da Hof is guat bestöllt, und da Schaller Heinzi mocht des scho – a wann er ned sofü Bauernschläue hod wia i“, begann Onkel Ludwig die Pressekonferenz, „des mocht aber nixi, weil i mir im 5. Stock der Ludwigsburg an schen Ausgedingestock habe einrichten lassen – a Büro, inklusive 2 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, wo i jeden Tag auf meine alten Tag Erdäpfü mit an 15er Steirer anbauen werd“.

Langsam dämmerte es den in Frankfurt physisch und elektronisch Anwesenden, dass dies alles bittere Realität war und sie nicht, wie insgeheim gehofft, bald aus diesem Albtraum aufwachen würden. Die Finanzwelt war schlagartig eine andere geworden und in ihren Grundfesten stärker erschüttert als in den Tagen rund um den Zusammenbruch von Lehman.

„Merde! Merde!“ hallte es plötzlich. Unbemerkt hatte sich auch Sarkozy in die Videokonferenz zugeschalten; der kleine Franzose stampfte mit seinen Hufen: „Der Granat des Euros geht von Bord, und das in der Phase der größten Unsicherheit – där sollte sisch schäämen!“ „Reißen sie sich doch endlich mal am Riemen, Sie Möchtegern Napoleon Bonabruni“, kam prompt die Antwort aus Berlin. „Wir müssen jetzt kühlen Kopf bewahren“, versuchte Trichet die komplett aufgelöste Merkel zu beruhigen.

„Regts eich ned so auf, des bringt jo ollas nix“, meldete sich nun auch der völlig verwahrloste und zwischenzeitlich von den Kellnern der EZB mit 3 Flaschen Rotwein versorgte Fredl Gusenbauer zu Wort. „Da Onkel Ludwig is hoid a Schwoarza, dem muaß ma fest an Griaß ums Mäu schmiarn“, analysierte der ehemalige Bundeskanzler der Alpenrepublik besonnen die Situation, „do gibt’s nur oan Weg: Mia miaßn olle gemeinsam zum Ludwig fahren und earm sogn, dass er ned a solchen Bledsinn moachen derf. Und wann a des nix hüft, dann miaß ma den Ludwig schön bitten, dass er uns ned im Stich losst – olle miteinand“ …

Skandal: Gammelfleisch in Kleinzell

Leser C. aus Kleinzell hat mich höchst aufgebracht und mit größter Sorge darauf aufmerksam gemacht, dass im sonst so idyllischen Mühlviertel ein unerhörtes Skandal seine Runden macht, vor dem auch ein Faymann inklusive Inserate verblassen wie Schulmädchen er- angesichts eines kurz vor der Pension stehenden Lehrers für Sachunterricht mit exhibitionistischen Tendenzen (der Lehrer, nicht der Unterricht).

Zurück zum Thema: Der ehemaligen Chefjäger von Kleinzell, Josef S.1, soll 2007 und 2008 vergammeltes Wildfleisch einer Fleischerei als genussfähig angedreht haben, so richtig mit Fälschung von Bescheinigungen. Unvorstellbar und verabscheuungswürdig!

Der Schlag ins Gesicht der Öffentlichkeit, das Zeichen eines menschenverachtenden Zynismus, der hochgestreckte Mittelfinger gegen alle Kleinzeller ist aber folgendes Flugblatt vom 29. September:

Es gilt, wie stets in Österreich, die Unschuldsvermutung; S. bestreitet im Übrigen die Anschuldigungen bzw. verteilt sie gleichmäßig auf die gesamte Jagdgenossenschaft.

In einem komplett mit dieser Causa unverbundenen Interview konnte die Redaktion von RandomInsights dem passionierten Jäger Markus P. folgende Aussage entlocken:

Er ist zwar ned groß, dafür ist er dünn.

Ob dies als offizielle Stellungnahme der lokalen Jägerschaft gelten kann, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht zweifelsfrei geklärt.


1 Der vollständige Name, nämlich Scharinger, ist sowohl der Redaktion als auch den geneigten Leserinnen und Lesern bekannt.

Wiener Blut

Hat jemand zufällig das Sommergespräch mit HC „40 Jahre sind genug“ Strache gesehen? Ich habs ernsthaft probiert, musste aber zwischendurch aus Gründen des Selbstschutzes abbrechen.

Dr. Lichtschlag hat glücklicherweise eine höhere Schmerzgrenze als ich, sich das ganze Meisterwerk der modernen Rhetorik angetan und empfiehlt:

Zuviel Wiener Blut tut niemand gut

Warum ich als Windows-Mensch mein iPad mag

Nach zwei Wochen mit meinem iPad 2 ein schnelles Fazit. Ich bereue den Kauf nicht, die Gründe dafür haben sich aber etwas verändert:
  • Unschlagbare Hardware: In diesem Bereich zweifellos das derzeit beste Tablet am Markt. Schön, leicht, stabil, schnell, super zu transportieren. Auch das große Angebot an optionalem Zubehör ist ein Pluspunkt.
  • Sofort verfügbar: Kein Booten. Fein.
  • Klar abgesteckter Aufgabenbereich: Mein Windows kann alles. Alles.
    Mein iPad kann vergleichsweise wenig und erfüllt nur ein paar klar abgesteckte Aufgaben, diese dafür aber meistens schöner und oft schneller.
  • Kein Tweaking: Das iPad ist so, wie es ist. Punktum.
    Keine Registry-Einträge, die man anpassen, keine Dienste die man abschalten, keine Icons die man verändern könnte. Keine Konfigurationsdateien, keine Systemsteuerung. Wenn man sich mal damit abgefunden hat, dass man sowieso nichts verändern kann, ist das erstaunlich entlastend. „Friss oder stirb“ ist seltsamerweise gar nicht so schlimm, wie es sich anhört.

Das iPad ist für mich eine Spielerei; ein Grund, nicht mehr extra Windows booten zu müssen um E-Mails zu lesen oder kurz was auf Wikipedia nachzuschlagen. Zum richtigen Arbeiten taugt das iPad nichts, soviel muss jedem klar sein. Dafür ist und bleibt Windows, mit großen Monitoren, guter Tastatur und ordentlich Pfeffer im Gehäuse die erste Wahl. Für unterwegs und daheim auf der Couch wird es aber zukünftig mein Windows-Netbook ersetzen.

Warum ich überzeugt bin, dass die Menschheit untergeht

Dass die Menschen auf einen Abgrund zusteuern ist jedem bekannt und die Vorstellung lockt keinen Hund mehr hinterm Ofen hervor. Denn immerhin wird man täglich mit mehr oder weniger ernst zu nehmenden Hiobsbotschaften bombardiert: Klimaveränderung, Naturkatastrophen, Pandemien und Apokalypsen, um nur ein paar Gründe für das baldige Aussterben unserer Spezies zu nennen.

DodoDer Dodo war auch nicht besonders erfolgreich als Spezies.

Ich seh das nicht so ernst. An die Apokalypse (ob mit oder ohne jüngstem Gericht) glaube ich nicht, Pandemien lassen sich mit dem nötigen Willen beherrschen und Naturkatastrophen sind lokal begrenzt und falls doch mal der langerwartete Komet auf die Erde zusteuert, gäbe es noch eine ganze Galaxie voller anderer bewohnbarer Planeten. Alles für einzelne Individuen eine Gefahr, aber nicht für die Spezies.

Aber etwas anderes wird unser Untergang sein: Unser gesellschaftlicher Fortschritt. Umso weiter wir uns als soziale Spezies entwickeln, desto mehr wird das ausgehebelt, was uns überhaupt erst soweit gebracht hat, nämlich die Evolution.

Eine entwickelte Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, schwache Mitglieder zu unterstützen und ihnen zu helfen. Ganz klar, so soll es sein. Einem starken Genpool ist es dies aber alles andere als zuträglich. Man nehme nur mich als Beispiel: Mit meiner enormen Sehschwäche hätte ich im Mittelalter wohl kaum die Pubertät erlebt – meine schlechten Gene wären also nicht besonders weit gekommen. In unserer entwickelten Gesellschaft aber lebe und gedeihe ich prächtig und kann mich, Gott behüte, fortpflanzen und mein fehlerbehaftetes Erbmaterial weiter geben.

Nur damit der geneigte Leser und ich uns richtig verstehen und ich nicht gleich in die Herrenrasse-Ecke gestellt werde (deswegen habe ich sicherheitshalber auch gleich mich selbst als Beispiel genommen): Das ist gut so, schwache Mitglieder unserer Gesellschaft gehören unterstützt und gefördert, gar keine Frage. Sieht man es aber eiskalt und langfristig, wird die Spezies dadurch geschwächt. Und es lässt sich nicht einmal auf genetisch Schwächere, auf Behinderte und chronisch Kranke begrenzen. Mittlerweile sind wir sogar so weit, dass wir ursprünglich gutes Erbgut absichtlich verschlechtern, man denke nur etwa an die von unserer Gesellschaft erzeugte, grassierende Seuche Fettleibigkeit.

Das Gegenargument, das dem geneigten Leser sofort in den Sinn kommt, ist aber natürlich absolut valide: Hätte es eine eiskalte, gefühllose Spezies, deren überlegene starken Mitglieder nur auf den eigenen Vorteil bedacht sein, überhaupt verdient zu existieren?

Es geht aber nicht einmal nur um rein körperliche Stärke oder Schwäche, die kann nämlich durch technisch-medizinischen Fortschritt immer besser ausgeglichen werden und wird laufend von geringerer Bedeutung für die Spezies. Evolutionär gesehen ist es vermutlich noch viel nachteiliger, dass die Gesellschaft unvernünftige, irrationale, dumme (in Ermangelung eines besseren Wortes) Handlungen fördert. Damit meine ich nicht nur die aktuelle Verherrlichung von Unfähigkeit im (nicht nur Privat-)Fernsehen (das hört sich hoffentlich bald wieder auf), sondern auch weniger offensichtliche Bereiche.

Ein Beispiel: Wer zu blöd ist, freiwillig beim Motorradfahren einen Helm zu tragen, wird heutzutage per Gesetz dazu gezwungen. Früher wurden seine unvorsichtigen, dummen Gene am nächsten Baum verteilt, heute wird er wider Willen geschützt und pflanzt sich fort. Wer sich als Urmensch mit einem Säbelzahntiger angelegt hat, wurde schnell per Evolution ins Abseits gestellt. Heute würde ihn die Gesellschaft davon abhalten, ob er es versteht oder nicht.

Die Menschheit steht aus biologischer Sicht an ihrem Höhepunkt oder hat den Zenit bereits überschritten. Ich bin überzeugt davon, dass die Spezies sowohl körperlich als auch geistig schwächer wird, indem wir und unsere Gesellschaft die Evolution aushebeln. Und ich bin mir nicht sicher, ob Technik und Fortschritt in der Lage sind, diese negativen Folgen auszugleichen. Derzeit sieht es irgendwie nicht danach aus.