Sensorflächen

Seit meinem letzten Umzug muss ich zwar nicht mehr mit dem Bus fahren, ich erinnere mich aber gern an die neueste Generation der Busse der Linz AG zurück, denn die sind im Sommer immer gut gekühlt.

Außerdem sind sie hochmodern und haben zum Öffnen der Türen (sowohl innen als auch außen) keine ordinären Tasten mehr, sondern coole Sensorflächen, sodass ich mir immer wie auf der Enterprise-E vorgekommen bin. Neben dem Gefühl, in der Zukunft zu sein, bieten diese Sensorflächen noch einen sehr angenehmen Nebeneffekt – innerhalb von 3 Sekunden kann man damit die Intelligenz des Benutzers auf den IQ-Punkt genau messen.

Denn der IQ ist umgekehrt proportional zu Festigkeit und Dauer, mit der die Sensorfläche "gedrückt" wird. Wenn das kleine Licht des "Ich-möchte-aussteigen"-Sensors geschlagene 10 Sekunden brutal gequetscht wird, dass sich der arme Finger um 45 Grad verbiegt und gleich zu brechen scheint, kann man davon ausgehen, dass der betreffende Drücker nicht unbedingt als Favorit im nächsten Buchstabierwettbewerb gelten wird. Wird beim Einsteigen mit voller Kraft ein dutzendmal auf den Sensor eingeprügelt, bevor dieser überhaupt mittels freundlicher LED auf Bereitschaft hinweist, liegt die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Gewalttäter Schwierigkeiten haben wird, den Unterschied zwischen Bundeskanzler und -präsident zu benennen.

Das mag jetzt vielleicht übertrieben und peinlich klischeehaft klingen, aber ich bitte die geneigte Leserin und den geneigten Leser, bei der nächsten Busfahrt in Linz darauf zu achten – meine These wird halten, garantiert.

Gehstile

Eine meiner neuesten Lieblingsbeschäftigungen ist, seit es draußen endlich wieder wärmt, in Straßencafés oder auf Parkbänken sitzend Passanten zu beobachten und mich heimlich über sie lustig zu machen. Lustig deswegen, weil man die meisten einfach nicht ernst nehmen kann und heimlich deshalb, weil ich es mir nicht laut zu sagen traue. Nur leise zu schreiben.

So habe ich, ein Thema für einen neuen Blogeintrag suchend, festgestellt, dass es kaum Menschen gibt, die normal gehen. Schon klar, jeder hat seinen eigenen Gehstil und das ist auch gut so, aber es gibt doch tatsächlich kaum jemanden, dessen Stil nicht bemerkenswert seltsam ist1. Folgende konnte ich bis jetzt eindeutig identifizieren. Mangels ausreichender Lateinkenntisse war es mir nicht möglich, wissenschaftlich klingende Namen zu vergeben, aber ich glaube, die geneigte Leserin und der geneigte Leser kennen sich auch so aus:

  • Der Hüpfer: Hauptsächlich bei Männern zu beobachten. Jeder Schritt wird beschwingt mit einem kleinen Hüpfer, von der Fußspitze ausgehend, beendet. Erweckt einen sehr fröhlichen Eindruck des solcherart Gehenden, was alle zufällig anwesenden Personen maßlos nervt.
     
  • Der Spreizer: Ebenfalls hauptsächlich bei Männern vorkommend. Hier wird jeder Schritt nicht nur so weit wie möglich nach vorne, sondern gleichzeitig auch so weit es geht seitlich gesetzt, was sehr viel Platz beim Gehen benötigt und außergewöhnlich lächerlich aussieht. Vor allem, wenn die dergestalt spreizende Person ein untergewichtiges, schmalschultriges Würstchen mit Goldketterl ist.
     
  • Das Wanna-Be-Model: Tritt nur bei Frauen auf, und verstärkt zu Zeiten, in denen sich "Germanys Next Topmodel" hoher Einschaltquoten erfreut. Betreffende Dame, völlig unbeeindruckt ob ihrer eher gegenteilig vorhandenen Model-Qualitäten, versucht so graziös und engelsgleich wie möglich dahinzuschreiten und so die bewundernden Blicke von Männern auf sich zu ziehen. Dies sieht aber bestenfalls peinlich aus und stellt im schlimmsten Fall wegen der rücksichtlos ausholenden, meist sehr umfangreichen Hüften eine nicht zu unterschätzende Gefahr für unschuldige Passanten dar.
     
  • Der Abwischer I: Sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu beobachten, jedoch nur bei jenen, die einen "Gangsta"-Kleidungsstil spazieren zu tragen pflegen und deren Hosen in etwa bei den Kniekehlen beginnen. Das führt dazu, dass die Hosenbeine viel zu lang für die übrigbleibenden Beinchen sind, demzufolge natürlich weit über deren Ende drüberhängen und den dergestalt Gehenden dazu zwingen, dauernd auf die eigenen Hosenbeine zu tapsen und mit ihnen den Dreck der Stadt aufzuwischen.
     
  • Der Abwischer II: Eine andere Form des Abwischens ist bei Männern und Frauen festzustellen, denen es überflüssig erscheint, die Füße beim Gehen merklich zu heben und lieber, dem Eislaufen nicht ganz unähnlich, mit den Fußsohlen über den Gehsteig gleiten. Dazu sind meist die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und das teure, absichtlich billig aussehende Kapperl tief ins Gesicht gedrückt. Besonders bemerkenswert sind Personen, die beide Abwischer-Gehstile in sich vereinigen – etwas, das bemerkenswerter Übung bedarf.
     
  • Die Wuzlerin: Dieser Gehstil ist überwiegend bei stark übergewichtigen Mädchen zu beobachten, deren Oberschenkel gut und gern mit einer hundertjährigen Tanne konkurrieren könnten, jedoch leider nur was den Umfang betrifft, nicht die Länge. Da eine Hüfte auch in der Breite nur begrenzten Platz bietet, so großzügig dieser bei gewissen Subjekten auch bemessen sein mag, haben erwähnte Oberschenkel nicht genug desselben, um beim Gehen voneinander ungestört bewegt werden zu können. Das führt zu einem beständigen Reiben erwähnter Fleischwürste, zu einem brutal anzusehenden Aneinander-Vorbei-Wurschteln der Beine, sowie zu einer hohen Abnutzung des derlei in Anspruch genommenen Hosenstoffs. Besonders unangenehm ist bei längeren Gehperioden auch eine entstehende schmerzhafte Rötung der Oberschenkelinnenseiten, die wir hierzulande gerne als "Wolf" bezeichnen.

Noch erhebt meine Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ich bitte die geneigte Leserin und den geneigten Leser deshalb um sachdienliche Hinweise, die zur Identifikation weiterer Personen führen, über die ich mich lustig machen kann.


1 Ich nehme mich hier übrigens nicht aus, sondern hab ganz einfach nur einen großen Vorteil gegenüber allen anderen: Ich sehe mich selbst nicht beim Gehen.

No, I’m not dead yet

Alle Gerüchte in diese Richtung sind übertrieben, wenn auch nicht besonders. Derzeit nehmen mir Arbeit und private Hürden jene Schreibmotivation, die durch die Inspiration der Uni und diverser kurzweiliger, durchaus erzählenswerter Erlebnisse angesammelt wird.

Es kommt bestimmt wieder was Geschriebenes und/oder Gezeichnetes, nur kann ich noch nicht sagen, wann das sein wird. Wenn alle früheren "Ich mach nur Pause"-Beiträge als gültige Vorhersage herangezogen werden können: Bald.

Was ist los mit den Politikerinnen?

Da sitz ich nun gemütlich bei meinem 4. selbstgemixten Caipiroska und sinniere angestrengt über jene Themen nach, die jedem Mann in angesäuseltem Zustande, besonders am lokalen Stammtisch, wichtig scheinen: Frauen und Politik. Nach Möglichkeit in Personalunion.

Ich beobachte schon des längeren eine Tendenz, von der ich nicht so recht weiß, was ich davon halten soll. Man ist ja gewohnt, dass Frauen in politischen Machtpositionen üblicherweise nicht besonders attraktiv sind; ganz im Gegenteil, da kam einem bisher schon so manche Schiachperchtn unter.

Die Liste passender Beispiele ist lange so lange wie abstoßend: Dem Mitteleuropäer springt natürlich gleich mal Angela Merkel in den Sinn; spontan aus dem Gedächtnis und als historische Beispiele passen aber etwa auch die Eiserne Lady Margret Thatcher oder Golda Meir in dieses Schema. Schön wie ein Murenabgang, nichtsdestotrotz aber ganz ohne Zweifel achtenswerte, bedeutende Politikerinnen, ob man ihre Meinungen und Methoden nun teilt oder nicht.

Die Formel "Hässlich + Ehrgeiz = Macht" scheint gut aufzugehen, möglicherweise weil die männliche Politikerkonkurrenz nicht so recht weiß, wie mit diesen Erscheinungen am Rednerpult umgehen soll.

 

Die letzten Jahre wächst aber eine neue Riege an Politikerinnen  heran, die dem alten Klischee so ganz und gar nicht entsprechen will – ganz im Gegenteil, denn sie hat sich vorgenommen, mächtig und heiß zu sein.

Vermutlich verstärken sich diese beiden Attribute gegenseitig, wie man etwa am Hype um den feuchten Traum eines jedes aufrechten Republikaners, Sarah Palin, erkennen kann. Noch erheblich heißer, aber mit ebenso verschrobenen Ansichten, ist die eiskalt-coole Lady der deutschen Linkslinken, Sahra Wagenknecht (was das H in der Mitte des Namens zu suchen hat, kann bis heute niemand beantworten). Meine persönliche Favoritin ist aber natürlich das unvergleichliche Prinzessin-Leia-Haardouble Julija Timoschenko, an der, von der verlorenen Wahl einmal abgesehen, alles stimmt und die sich, ohne rot zu werden, 20 Jahre jünger nennen könnte.

Der handelsübliche Mann – eine Kategorie, in die ich mich auch zähle – ist jetzt natürlich total verunsichert. Normalerweise haben wir vor schönen Frauen Angst, und vor mächtigen. Nun entsteht aber diese bis dato unbekannte, bedrohliche Mischung Schön-und-Erfolgreich, mit der wir absolut nichts anfangen können. So ducken wir uns scheu und ängstlich und hoffen, dass die Ära der schönen Frauen in der Politik bald vorbei geht. Denn wählbar sind diese Augenweiden natürlich nicht, dafür sind sie viel zu attraktiv.

ps: Die Zuchtmaschine Pensionssystemerhalterin Barbara Rosenkranz passt weder in die eine Kategorie noch in die andere, weil sie wie ein Mann aussieht, also das komplette Gegenteil der meisten männlichen BZÖ-Politiker darstellt.

Käsig, schmalzig und schnulzig

Ich weiß, das klingt jetzt käsig, schmalzig und schnulzig und entspricht so gar nicht meinen anderen, handelsüblichen Einträgen, aber ich muss jetzt trotzdem und todernst darüber schreiben, was ich heute erkannt habe, als ich an der Donaulände gemütlich im Stau stand und auf dem Lenkrad zu FM4-Musik tappte:

In meinem Leben geht es derzeit rund. Noch nie zuvor hatte ich es mit so vielen Hürden, Schwierigkeiten, Komplikationen und Problemen zu tun: Sei es nun mit kleinen, unterhaltsamen wie den Abfluss-Siphon-Abenteuern in meiner neuen Küche oder Streitereien mit MMMöbel-Riesen, mittleren wie einer schlecht isolierten und daher kaum heizbaren Wohnung bis hin zu den ungeheuer großen, unlösbaren bei (nicht mit) der Familie. Jeden Tag tut sich etwas Neues auf, und so manche vermeintliche Lösung entwickelt sich zum Bumerang. 1

Soweit nichts Neues. Was mir aber heute im Auto so Besonderes aufgefallen ist: Noch nie habe ich mich so lebendig 2 gefühlt wie in den letzten Monaten. Noch nie war mein Leben so abwechslungsreich, so spannend, so unvorhersehbar. Noch nie hab ich mich so ausgeglichen gefühlt (einige Freunde nennen es schon stoisch). Noch nie hab ich mir so wenig Sorgen über die Zukunft gemacht wie jetzt, und das obwohl die rein technisch gesehen noch nie so unvorhersagbar und -sicher war.

Während ich dies tippe, überlege ich, ob mir die jetzige Situation lieber ist als etwa die vor zwei Jahren, als alles ziemlich ruhig und turbulenzfrei war. Und ich tendiere zu "Ja".

 

1 Komplikationen mit Frauen spielen sowieso in einer ganz anderen Liga, weil ich mir selber nicht im Klaren bin, ob die entweder klitzeklein und total irrelevant sind oder doch höher einzustufen wären.

2 Von "erwachsen" ganz zu schweigen.