abgesehen von den Schwierigkeiten beim Finden einer Wohnung sind auch meine zukünftigen Mitbewohner alles andere als einfach und bedürfen einer speziellen Behandlung abseits der breitgetretenen Wege:
Die gute Christiane zum Beispiel, mein liebes Tagebuch, hat einen etwas zu erlesenen Geschmack für ihre und unsere Geldbörse. So kommt für sie prinzipiell nur eine Wohnung mit einer Raumhöhe von mindestens drei Metern in Frage, die darüber hinaus einen offenen Kamin in Wohn- und Schlafzimmer haben muss. Außerdem braucht sie mehrere Zimmer zu ihrer Verfügung, denn, Zitat, "nur Schweine und Wilde kommen ohne einen Salon, ein Musikzimmer und einen Ankleideraum aus". Diese unumstößlichen Vorstellungen engen die Auswahl der verfügbaren Wohnungen in der Linzer Innenstadt natürlich etwas ein.
Christiane ist ja nur etwas zu optimistisch, der brutale Daniel hingegen, mein sexy Tagebuch, ist wahrhaft angsteinflößend. Mittlerweile fürchte ich mich schon davor, mit ihm zusammenzuziehen, denn wann immer er glaubt, ich sähe es nicht, brennt aus seinen Augen ein Ausdruck der blutgierigen Mordslust und er macht versteckte Gesten hinter meinem Rücken, die stark an Erstechen und anschließendem Ausweiden und Filetieren erinnern. Auch, und das macht mir am meisten Angst, tuschelt er bei jeder Besichtigung verdächtig mit dem Makler oder der Maklerin, wobei beide immer auf mich und dann auf den kleinsten und dunkelsten Abstellraum in der Wohnung zeigen, dabei bösartig lachen und sich die Hände reiben. Ich muss sagen, ich bin mit mittlerweile nicht mehr so sicher, ob mein Engagement mit den beiden eine so gute Idee war, aber der grausame Daniel droht mir mit, Zitat, "blutigen Konsequenzen, wenn du Bürschchen jetzt einen Rückzieher machst". Aber wahrscheinlich sehe ich auch nur ein paar überzeichnete Details im Angesicht des großen Umzugs …