Mal ernsthaft

Ich hab letztens einen höchst interessanten Artikel gelesen und mich drüber noch ein bisschen weiter schlau gemacht. Jedenfalls hat mir das Ganze doch ein bisschen zu denken gegeben …

im achtzehnten Jahrhundert „erfand“ der französische Astronom und Mathematiker Simon de Laplace den Laplace’schen Dämon: Ein überirdisches Wesen mit unvorstellbarer Intelligenz, das zu einem bestimmten Moment den Zustand der physischen Welt komplett kennt – also im Prinzip den Zustand aller Atome, Moleküle und Elementarteilchen. Deshalb, so folgerte Laplace, kann dieser Dämon den Lauf der Welt bis in alle Ewigkeit einfach aus den physikalischen Gesetzen vorherberechnen.
Die Quintessenz dieser Theorie gilt noch heute. Über die Naturgesetze könnte man das Verhalten jedes noch so kleinen Quarks bis in alle Ewigkeit vorhersagen – der Haken an der Sache ist dass man dazu erstens den genauen Ausgangszustand kennen muss (also im Prinzip den aktuellen Zustand jedes Teilchens des Universums), und zweitens unglaublich (unerreichbar?) viel Computerpower. Aber theoretisch kann man so die genaue und exakte Zukunft vorhersagen.

Sieht man es so, dann hat der Mensch keinen freien Willen. Sein Verhalten wird einfach durch die Gesetze der Natur vorherbestimmt. Was jetzt schnell als Hirngespinst eines verrückten Physikers (der, wie jeder Wissenschafter, seine Disziplin für viel zu wichtig nimmt), erscheint unter ganz anderem Licht, wenn man weiß, dass Hirnforscher dies genau so sehen: Der freie Wille ist nur eine nützliche Illusion.
Ein Experiment dazu: Patienten wurden mit Elektroden am (übrigens schmerzunempfindlichen) Gehirn an bestimmten motorischen Großhirnrinden gereizt – so hob sich zB der rechte Arm. Und wenn man nun nach dem Grund der Bewegung fragte, so behaupteten die Betroffenen regelmäßig, sie gewollt zu haben. Das zeigt, dass dass, was wir als freie Entscheidung erfahren, nur die nachträgliche Begründung von Zustandsveränderungen, die ohnehin erfolgt wären, ist.

Das heißt also, dass man nur dann von freiem Willen sprechen kann, wenn man die Naturgesetze außer Kraft setzen kann (und bisher hat das ja meines Wissens noch niemand geschafft). Interessant und ein bisschen gruslig, nicht wahr?

Ich erwarte den Physik Nobelpreis

Kollege Artur Hafner machte es möglich, dass ich die Welt nun mit komplett anderen Augen sehen kann. Plötzlich machen all die kleinen seltsamen Dinge des Lebens einen Sinn, plötzlich liegt die Welt klar vor mir, ganz so wie ein aufgeschlagenes Buch. Denn Artur erzählte mir von der Waschmaschinen-Socken-Theorie.

Es gibt wohl keinen, der zu Hause nicht eine Lade oder ein Fach voller vereinsamter Socken hat, denen ein Paartner verlustig gegangen ist und die deshalb nicht mehr ihrem Zweck, nämlich dem Getragen werden, nachkommen können. Und jeder wundert sich wohl Mal um Mal, wenn er in diese Lade/Fach/Wasauchimmer schaut, wie ein Socken einfach so verschwinden kann.
Man zieht am Morgen zwei Socken an, man trägt den ganzen Tag zwei Socken, man zieht am Abend zwei Socken aus und man gibt am Waschtag zwei Socken in die Waschmaschine. Und trotzdem verschwindet immer wieder eine Socke, am öftesten die aktuelle Lieblingssocke.
Jedenfalls, die einzige Situation in denen Socken nicht unter Beobachtung stehen, ist in der Waschmaschine. Darauf folgt, dass die Socken einzig allein in der Waschmaschine verschwinden können. Und nachdem eine solche üblicherweise mit Fabrikseinstellungen nur den Zweck der Sockenwäsche und nicht den der Sockenvernichtung erfüllt, bleibt nur eine logische Erklärung:
Während des Drehvorgangs in der Waschmaschine bildet sich am Abflussrohr in der Nähe des Fuselsiebes ein kleines schwarzes Loch, gerade groß genug dass eine zarte Socke darin verschwinden kann, aber zu klein damit andere Wäsche wie Hosen oder Speichellatzerl aufgesaugt werden könnte. Wohin die Socke verschwindet, kann wohl erst durch längere Forschungen auf dem Gebiet des Socks-Black-Hole-Problem ans Licht gebracht werden. Ich persönlich vermute aber, dass sie in einem Weißen Loch in einem Paralelluniversum in den Sockenladen anderer wieder auftauchen. Das würde auch das seltsame Phänomen erklären, warum hin und wieder vollkommen unbekannte Socken in angesprochenen Laden und Fächern auftauchen.

So, das musste ich einfach loswerden; ich hoffe ich habe keine Details der Theorie ausgelassen, und einen kleinen Teil dazu beigetragen, die Welt etwas einfacher und klarer zu machen. Eines Tages, so hoffe ich, wird es wohl keine Fragen mehr geben, auf die die Menschheit keine Antwort mehr weiß.

Wann geht man noch an seine Grenzen?

Gestern wurde ich, unschuldiges Kind vom Lande, das ich nun mal bin, Zeuge eines Ereignisses, das ich gerne in den tiefsten Tiefen meines Gehirns versteckt hätte; aber ich sehe es immer wieder vor mir, ganz so als ob des gestern gewesen wäre; nun, vielleicht werde ich ja meine Albträume los, wenn ich es mir von der Seele schreibe …

Angesprochenes Ereignis war ein „All you can eat“ in der lokalen Westernbar. Teilgenommen hat ein All-Star-Team, zusammengewürfelt aus allen sozialen Schichten und Studiengängen; insgesamt waren es elf Menschen, inklusive mir.
Von Anfang an habe ich mich vom geplanten Exzess distanziert und mir einen einfachen Burger bestellt, was mir sofort den Hass und die Abscheu der anderen eintrug. Ich bekam auch meinen (ausgesprochen leckeren, wenn auch leicht angebrannten) Burger sehr flott und aß ihn genüsslich auf, was mir neben bösartigen Blicken noch mehr Hass der anderen einbrachte. Und plötzlich, aus heiterem Himmel, war es soweit!

Die nette (und eigentlich auch hübsche) Kellnerin balancierte ein Tablett von der Größe Vorarlbergs auf ihren zarten Händen; Vorarlberg war über und über bedeckt mit fetttriefenden Fleischstücken toter Tiere und genügend Pommes Frites um jedes beliebige Dritte-Welt-Land für mehrere Wochen zu versorgen. Aja, und eineinhalb armselige Salatblättchen waren auch zu sehen, wahrscheinlich aber ein Versehen des Kochs. Froh, dass ich meine Nahrungsaufnahme schon hinter mir hatte, blickte ich in die Runde, um zu sehen, ob sie sich denn auch freut ob des bevorstehenden Festmahls. Erschrocken prallte ich aber zurück, meine Begleitung war nicht mehr wieder zu erkennen.

Ich war nicht mehr umgeben von lieben und netten Menschen, um mich hockten Dämonen aus den Vorhöfen der Hölle. Aus den verzerrten Augen sprach die reine Gier. Die Hände waren zu Krallen geformt, mit denen sie die anderen anfielen und zurücktrieben von Vorarlberg. Einige hatten sogar angefangen, Fleisch in großen Fetzen aus den Armen und Oberkörpern ihrer Nachbarn zu reißen, um sie, nachdem das bluttriefende Bündel ausführlich in Barbecue Sauce getunkt wurde, unter lautem Grunzen und Schmatzen so verzehren. Den Opfern fiel es aber nicht auf, da sie gerade dabei waren, mit beiden Händen Pommes auf das Teller und in alle verfügbaren Körperöffnungen zu schaufeln. Ich selbst konnte mich nur mit großer Mühe vor der Verzehrung schützen, indem ich mich als Sellerie tarnte und ein sehr gesundes, vitaminreiches Gesicht machte. So wurde ich nicht angefallen, ich denke ich bin der einzige der am Schluss die Westernbar unverletzt verlassen hat.
Nach ca. zwei Minuten ohrenbetäubender Schmatzen und dem ständigen Krachen von berstenden Knochen hatte sich auf dem leeren Teller, auf dem sich einst mein leckerer Burger befand und den die nette Kellnerin unvorsichtigerweise vor mir hatte stehen lassen, ein Berg Knochen gebildet, der wohl jedem Elefantenfriedhof zur Ehre gereicht hätte. Und auf Vorarlberg war kein Stückchen Fleisch mehr zu finden, nur mehr in Fett schwimmende Pommes Frites waren zu sehen. Und natürlich die eineinhalb Blättchen Salat, die nicht angerührt wurden. Und selbstverständlich wurde fleißig totes Tier nachbestellt.
Ungefähr zu diesem Zeitpunkt verstand ich, warum es „All you can eat“ und nicht „All you want to eat“ heißt – niemand hört einfach zu essen auf nur weil er/sie satt ist. Da gehts um Prinzip. Die Angst vor Hölle und Fegefeuer hatte ich übrigens schon verloren, als Artur und Flo sich wie zwei tollwütige Hunde um ein Stückchen panierte Hühnerschenkel prügelten, dabei einen Tisch und mehrere Stühle unschuldiger Passanten umwarfen und die hübsche Kellnerin in den Schenkel bissen.

Und trotzdem, auch wenn ich es zuerst nicht glauben wollte, irgendwann erschienen die ersten Strahlen am Horizont: Irgendwann gab es keine Knöpfe an den Hosen mehr, die man noch hätte aufknöpfen können. Irgendwann gab es keine leere Körperöffnung mehr. Und irgendwann machte das Schmatzen und Schlürfen einem befriedigtem Schnaufen mit einigen vereinzelten Bäuerchen Platz. Es war geschafft. Viele Tiere mussten ihr Leben und ihre besten Körperteile bei dieser Schlacht lassen, aber es war geschafft. Ich kroch unter dem Tisch hervor, unter dem ich mich schon seit geraumer Zeit verschanzt hatte (aus Angst vor umherfliegenden Knochensplittern und Fettspritzern), bestellte mir noch ein Bier und war sehr zufrieden mit der Vorstellung, dass ich heute Nacht als einziger kein Bauchweh haben werde.

Emanzipation Go Home!

Ich bin ja ein gestehender Freund der Gleichberechtigung zwischen Männleins und Weibleins. Das heißt für mich, Frauen sollen wie Männer zum Militärdienst eingezogen werden, Frauen sollen das selbe Pensionsalter wie Männer haben und Frauen sollen ebenso wie Männer von gut 50% der Weltbevölkerung als verachtungswürdige, schindende Patriarchen angesehen werden. Und so weiter und so fort.

Zumindest war ich bis eben ein solcher Freund. Meine neue Überzeugung ist jetzt aber: Nieder mit der Emanzipation, Gleichberechtigung my Ass. Zurück in die 1820er Jahre. Frauen an den Herd und ins Schlafzimmer und bestenfalls noch in die Kirche.

Warum meine überraschende Gesinnungsänderung?
Nun, ich wurde soeben gezwungen, meine Kleidung selbst zu bügeln. Ich! Meine eigene Kleidung! Wie eine einfache Hausfrau! Ich!! Argl!!!

Aja. Für alle, die mich nicht wirklich kennen (bzw. nur glauben mich wirklich zu kennen): Just kidding, of course. Ich war nie ein Freund der Gleichberechtigung 😉

[Projekttagebuch] Nachwehen

Der Projektalltag hat wieder begonnen, geliebtes Tagebuch, die zwei Wochen Flucht vor dem Grauen sind zu Ende. Und als ob das letzte Jahr nicht schlimm genug aufgehört hätte, haben sich meine geschätzten Projektkollegen noch weiter gesteigert.

So hat Programmierer Schweighofer nach der Christmette den Punschstand der Tummeltshammer Ortsbauernschaft entwendet, und ihn seit dem nicht mehr verlassen. Wenn er nicht gerade leise vor sich hin grunzend zwischen all den leeren Bechern schnarcht oder seine Notdurft in einer windgeschützten Ecke verrichtet, schiebt und zerrt er den Punschstand zwischen Projektlabor und der neuen Mensa hin und her, weil er ständig die Punschtöpfe nachfüllen muss.
Ganz anders Kollege Pendlmayr. Der sitzt traurig in einer Ecke und heult Rotz und Wasser. Eine längst überfällige Untersuchung hat 74 Geschlechtskrankheiten an ihm nachgewiesen. Einige davon treten nur bei Giraffen und Nilpferden auf; beeindruckenderweise hat sich Pendlmayr auch eine ekelhafte Pilzerkrankung eingefangen, die nach Meinung einiger Wissenschaftler unter anderem auch zum Aussterben der Dinosaurier geführt hat. Jetzt ist es ihm per Gerichtsbeschluss des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag verboten, sich einer Frau auf 25 Fuß zu nähern, was natürlich an seinen Nerven zehrt. Umso mehr, da er nicht einmal Hand an sich selbst legen darf, da seine Ausscheidungen zu massiven Entzündungen führen können.
Der restliche Haufen ist im Prinzip mit den selben psychischen Schäden ausgestattet wie vor den Ferien. Projektleiterin Wolf hat zwei, drei Perchten krankenhausreif geprügelt und sich ihre Ruten angeeignet, die sie jetzt stolz jedem zeigt. „Komm her Kerl, dir zeig ichs!“, waren ihre genauen Worte.

Trotz all dieser Schikanen und der fehlenden Arbeitsmoral (eigentlich fehlt ja jegliche Art der Moral) bin ich tüchtig wie eh und je und das Projekt geht voran. Ich denke, wenn die tägliche Ration an Prügeln und Ohrfeigen nicht weiter zunimmt, kann ich den Zeitplan einhalten.

Eine wahre Geschichte

 

In dem Dorfe Bimberg lebte ein Mann, der hieß Saxx. Er war ein rechtschaffener Mann, befolgte das Gesetz und tat kein Übel. Es war aber dieser Mann Saxx bekannt im Umkreise für sein Geschicke mit dem Computer, denn er reparierte diese tugendhaft sonder Fehl und Tadel zu einem gar günstigen Tarife und war der einzige im ganzen Umkreise, der solches tat.

Es geschah aber eines Tages, dass sich die Heiligen vor Gott, dem Herrn, versammelten, und gesellte sich Satanas zu ihnen. Und sprach Gott, der Herr, zu Satanas gewandt: "Kennst du meinen Knecht Saxx, welcher ein rechtschaffener Mann ist, der das Gesetz befolgt und kein Übel tut?" Und Satanas antwortete Gott, dem Herrn: "Der hat leicht rechtschaffen sein, der Kerl, da du ihn doch mit dem nötigen Wissen umgeben hast und keine Versuchung an ihn heranlassest. So du aber deine Hand ausstreckst und ihm Schwierigkeiten in den Weg legst, wird er seiner Tugend vergessen und wird dir fluchen, dass es dir in den Ohren gellt."
Und schlossen Satanas und Gott, der Herr, eine Wette, und sprach Gott, der Herr, zu Satanas, und sprach: "Siehe, fortan ist dieser Mann Saxx in deiner Hand und du darfst ihm alles antun, nur keine Gewalt." Und Satanas nickte und entfernte sich vom Angesicht des Herrn.

Nicht lange, da erhob sich Saxx am Morgen von seinem Lager und ging seinem Tagwerke nach, wie ers zu tun pflegte an jedem Morgen. Und geschah es in jenen Tagen, dass dies Tagwerke ihn von seinem Hause wegführte. Und als er zur Dämmerzeit wieder zu Hause einlangte, um nach einem harten Tage rechtschaffen zu ruhn, so wie Gott, der Herr, es vorsieht, erwartete ihn schon eine Nachricht, dass ein Computer nicht das tat, wofür Gott, der Herr, ihn vogesehen hatte. Und siehe, es fiel bleicher Schrecken auf ihn, und er erbebte in Aussicht auf erneute Arbeit. Doch er fasste sich schnell, vereinbarte mit dem Fernsprecher seine Ankunft und machte sich gemessenen Schrittes auf in den Hannerwege.
Dortselbst wurde er herzlich empfangen, und auf schnellstem Wege zum Übeltäter selbst geführt, ein Computer, der noch nicht viele Winter gesehen hatte und als solcher befähigt war, das Weihnachtsgeschenk der Familie, "Die Sims 2" mit Leichtigkeit und in Technicolor wiederzugeben. Nun hatte aber Satanas ein Ding erfunden, dass sich da DirectX nannte und dass dem rechtschaffenen Manne Saxx das Leben schwer zu machen drohte. Doch mit erfahrenem Blicke erkannte er das Probleme und fragte die Hausfrau und fragte: "Sahest du den nicht mit dem Blicke deiner Augen, dass die Grafikkarte neuer Treiber bedarf und nicht DirectX 9 kompatibel ist?" "Ich sehe nichts", widerredete ihm die andere, "und was ist eine Grafikkarte?".
Und unverzagt machte sich der Mann Saxx daran, einen Treiber aus dem Internete zu suchen. Und als er das Internet benutzen wollte, sah er dass es bloß eine einfache 56k Modemverbindung war, die als solche nur sehr langsam war und überdies nicht funktionierte. Und entrang sich ein großer Schrei der gequälten Brust des Mannes Saxx, und drang er mit aufgehobenen Händen auf die vollzählig anwesende, in höchster Erregung wartende Familie ein. Diese aber besänftigte ihn, und sprach: "Nein, das Internet funktioniert schon lange nicht mehr, aber wir brauchen des sowieso nicht …".
Und machte sich der Mann Saxx daran, die Ursache dieses neuen Ungemachs zu finden und fand sie auch schnell und er sagte und sprach: "Sehet, es fehlt ein Treiber für das das Modem." Und da es unmöglich war, den nötigen Treiber aus dem Internete zu laden, ward dem Manne Saxx schnell gewahr, dass er eine CD benötigen würde, die ebenjenigen Treiber enthielte. Und als er dies der anwesenden Familie kund tat, machte sich diese auf, unter großen Geschnaufe und Geschäftstätigkeit nach einer CD zu suchen. Es verhielt sich jedoch so, dass niemand dieser CD fündig wurde und es half weder Antwort noch Fingerzeig. Und der Mann Saxx wehklagte aufs Neue und schwor sich fürderhin keine Computer mehr zu berühren. Und als er so klagte wurde er einer Silberscheibe gewahr, die am Boden lag und da lag unter dem Beine des Tisches auf dass dieser ruhig und gerade stehe so wie Gott, der Herr, es vorgesehen hatte. Und siehe da, es war die gesuchte CD. Unter lautem Frohlocken legte der Mann Saxx die CD ein und sie ward gefüllt mit Treibern und noch bevor die Uhr die volle Stunde schlug funktionierte das Modem und die Internetverbindung.
Nun verhielt es sich in jenen Tagen so, dass das Probleme mit nicht kompatiblen DirectX 9 Karten in Verbindung mit den Sims gar weithin üblich war, denn es erhob sich eine lautes Geschrei und Wehklagen im Internete, und dies Geschrei führte den Mann Saxx schnell zu einem passenden Treiber für die Grafikkarte SiS 650_651. Und hatte dieser Treiber eine Größe von 18 Megabyte.
Nun geschah es aber, dass Satanas den Download ständig abbrechen ließ und der Mann Saxx nicht zu hoffen wagte, 18 MB am Stück herunterladen zu können. Und machte er sich auf, einen Downloadmanager, nämlich Flashget, zu verwenden. Aber Satanas missgönnte ihm auch dies und ließ ließ auch hier den Ladevorgang abbrechen. Und der Mann Saxx zerriss sein Gewand und raufte sich die Haare und warf sich zu Boden und schrie zum Himmel mit den Worten des Propheten Jeremia: "Es leiden die Gerechten, und es frohlocken die Bösen."
Und gab dieser Mann Saxx nicht auf, sondern er suchte und fand einen Wege, nämlich schien Satanas die Möglichkeit einer Telnet FTP Verbindung nicht bedacht zu haben und mit dieser funktionierte der Download von Flashget nach einigen Widrigkeiten so wie Gott, der Herr, es vorgesehen hatte und begann der Mann Saxx damit, den Treiber für die Grafikkarte herunterzuladen.
Nun verhielt es sich aber so, dass dieser Download eine Stunde und vierundzwanzig Minuten dauern sollte. Und der Mann Saxx wehklagte aufs Neue und rief: "Bin ich denn fühllos wie ein Stein? Sind meine Nerven aus Stahl? Wie lange soll ich dem Computer noch erbötig sein, dass er mich schalten und walten lässt nach meinem Gefallen?". Und gesellte sich Satanas in Form des Familienvaters zu ihm, und er redete und sprach die ganze Zeit mit dem Manne Saxx, der höflich bleiben musste und selbst dem größten Wirrwarr an Worten und Vokabeln einen Sinn zu entlocken suchte und seit jenen Tagen die Lastkraftwagenfahrersprache beherrscht. Und schien diese Stunde und die halbe sich zu verlängern auf vierzig Tage.
Und der Mann Saxx rieb sich die Augen, gleich als wären sie noch mit Schlafe verklebt, denn der Download funktionierte ohne jedes Ungemach und ward wahrhaftig fertig nach vierzig Tagen und vierzig Nächten. Und siehe da, der neue Treiber passte und es erhob sich ein großes Frohlocken und Jauchzen im Hannerwege, denn die Sims funktionierten und der Mann Saxx wurde mit Lob überschüttet.

Und Satanas öffnete den Mund, holte Atem und schleuderte wilde Flüche gegen Gott, den Herrn, und seine Engel, denn er hatte die Wette verloren, und ward Gott, dem Herrn, nun eine Kiste feinstes Gebräu aus Hopfen und Malz, das Gott, der Herr, in seiner unendlichen Weisheit wachsen und gedeihen lässt, schuldig.

 

Projekttagebuch: Verschnaufpause

Endlich ist Weihnachten!

Nun, wie du sicher weißt, geliebtes Tagebuch, bin ich alles nur kein Freund des verkitschten, gierigen, aus Amerika importierten Weihnachtens, dass dieser Tage unser sonst so gemütliches Land in einen gestressten Hexenkessel verwandelt. Aber Weihnachten bedeutet auch, dass Ferien sind. Und Ferien bedeutet, dass zwei Wochen keine Projektstunden stattfinden.

Damit wir sie über diese vierzehn Tage nicht vergessen, hat uns heute die Antichristin (oder Antichristiane, ich kanns mir einfach nie merken), seltener auch Projektleiterin Wolf genannt, besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Als „kleine Freude“, wie sie es bezeichnete, hatte sie diesmal nicht ihre gewohnte Neunschwänzige mitgebracht, sondern eine Streckbank und eine eiserne Jungfrau. Die Freude war ganz ihrerseits. Pendlmayr übrigens war höchst erfreut, als er hörte, dass eine eiserne Jungfrau uns heute Gesellschaft leisten würde; und seltsamerweise wurde seine Freude nur wenig gemindert, als er die Jungfrau tatsächlich kennenlernte.
Es war sehr makaber, die angsterfüllten (aber auch ein bisschen erregten) Schreie von Programmierer Pendlymayr zu hören während im Hintergrund gerade eine besonders kitschige Intonation von Jingle Bells lief. Auch hatte die Folterknechtin (oder heißt es Foltermagd?) Wolf eine rote Weihnachtsmannmütze aufgesetzt und einen wallenden weißen Bart ums Kinn geschnallt. Auch ihre sonst so weiße Weste war von einigen Blutspritzern in ein weihnatliches Rot getaucht. Ein fröhliches Weihnachtslied auf den Lippen drehte und drückte sie, glücklich wie ein kleines Kind unterm Christbaum, an den vielen Rädern und Hebeln der Streckbank.

Projekttagebuch: Harte Schale, harte Kern

Ich, mein geliebtes Tagebuch, habe ja schon öfters unsere so genannte Dokumentenkoordinatorin (in produktiven Projekten gerne auch Sekretärin genannt, ohne diese schwierige, veranwortungsvolle und unverzichtbare Position auch nur im Geringsten abwerten zu wollen) Kern so nebenbei erwähnt. Doch ich denke es ist an der Zeit, dir, meinem einzigen Freund, mehr von ihr zu erzählen:

Gemeinhin ist es üblich, dass sich Frauen (daher wohl auch das eitle Geschlecht genannt) sich gerne einpudern und herausputzen wie ein Pfauenmännchen zur Brunftzeit um so der lokalen Männlichkeit zu imponieren. Nun, geliebtes Tagebuch, ich habe da überhaupt nichts dagegen, wenn bezaubernde Studentinnen in ihren knappen Kostümchen an mir vorbeistolzieren und überall der Nackerpazl rausschaut. Ganz im Gegenteil, ich habe das sogar ziemlich gern. Und daher verstehe und akzeptiere ich auch den weiblichen Drang sich schön zu machen.
Aber Dokumentenkoordinatorin Kern übertreibt es hier wohl ein bisschen. Sie erscheint zu unseren Projektstunden (wenn überhaupt), mit einer Heerschar an buckelnden Dienstmädchen und -bübchen, die sich ständig um jeden Aspekt ihrer Schönheit kümmern. So wurde Kern heute während der Projektbesprechung von einem Hairstylisten frisiert, während ihr gleichzeitig die Fingernägel manikürt, die Zehennägel pedikürt, die Augenbrauen gezupft, das Haar (jedes) gefärbt und der Nacken massiert wurde. Zur selben Zeit nahm sie ein Bad in Stutenmilch (was übrigens, so seltsam das mitten im Projektlabor auch sein mag, Pendlmayr neben mir zu erregtem Schnauben und Röcheln anregte), gefolgt von Schlammpackungen und Gurkenscheibchen auf den Augen, wiederum gefolgt von einer faltenvorbeugenden Akkupunktur gepaart mit einer Massage.
Natürlich ist es nicht sehr konzentrationsdienlich, wenn ständig irgendwelche Lakaien mit fahrbaren Garderobenständern voller Designerstücke aus Paris durch das Projektlabor brausen. Und auch das ständige „Hach Gottchen, du bist einfach umwerfend!“ des federführenden Stylisten hilft nicht wirklich beim Programmieren. Aber wir können nichts dagegen tun, die sadistische Projektleiterin Wolf lässt sie gewähren. Wohl nur, um auch einmal ein paar Gurkenscheibchen abzubekommen …

Projekttagebuch: Ein ganz normaler Tag

Geliebtes Tagebuch, ich denke, es ist an der Zeit, dir nicht mehr nur kleine Brocken über meine kranken Projektkommilitonen mit ihren eher ungewöhnlichen sexuellen Vorlieben hinzuwerfen. Um den Schrecken ganz erfassen zu können, musst du wissen wie ein typischer Tag in unserer Projektgruppe aussieht.

Um Punkt 8 Uhr des Morgens betrete ich das Projektlabor. Mein Blick fällt auf Pendlmayr, der sich gerade die Hose anzieht und mehrere Damen sowie ein Kälbchen mit einem sanften Klaps auf den Po in den Tag entlässt. Schweighofer, wenn er denn schon da ist, schnarcht leise unter oder auf einem Tisch, je nach Tagesform. Ich mache mich, fleißig wie ein Bienchen, an die Arbeit.
Einige Stunden später trifft Projektleiterin Wolf ein, wie üblich mit einer neunschwänzigen Katze bewaffnet und leichtem Schwefelgeruch umgeben. Sie prügelt Schweighofer an die Arbeit (und so weiter in die Arme des Suffs). Pendlmayr versucht seinen, mir gänzlich unverständlichen, Charme bei der bösartigen Projektleiterin wirken zu lassen, bekommt aber nur jedesmal ihre warme Handinnenfläche zu spüren. Dies bringt auch ihn dazu, grummelnd an die Arbeit zu gehen. Ich, geliebtes Tagebuch, arbeite seit Stunden.
Ungefähr jetzt trifft Dokumentkoordinatorin Kern ein, die sich schwungvoll, natürlich ohne uns eines Blickes zu würdigen, an ihren Platz setzt, ihr Schminkköfferchen auspackt und beginnt, sich die Zehennägel zu lackieren und die Beine zu wachsen. Ziemlich zeitgleich betritt auch Designerin Pichler den Raum, die uns ein geringschätzuges „Bon Jour“ hinwirft und sich an ihre Staffelei stellt. Wolf, eine glühende Feministin der ersten Stunde, lässt die beiden gewähren, während sie uns Männer aufs Übelste beschimpft weil sämtliche Termine nicht eingehalten werden. Auch ihre neunschwänzige Katze setzt sie dabei herzhaft ein.
Minuten später verlassen Wolf, Kern und Pichler den Raum, um ihre wohlverdiente Pause anzutreten, die meist bis kurz vor Mittag dauert, also genau rechtzeitig zum Mittagessen.
Während dieser Zeit sind Pendlmayr, der noch immer nicht eingesehen hat, dass man mit einer Hand in der Hose nicht optimal programmieren kann, Schweighofer und ich an den Heizkörper gekettet und sicherheitshalber auch noch an den Füßen mit Stacheldraht gefesselt, damit ´sichergestellt ist, dass wir auf keinen Fall unseren Arbeitsplatz verlassen. Das ist auch der Grund dafür, dass ich üblicherweise 24 Stunden vor Projektbeginn keine Flüssigkeit zu mir nehme; denn Toilettenpausen erlaubt die gestrenge Projektleiterin nicht. Unsere kläglichen Hilfeschreie verhallen ungehört, was wohl daran liegt, dass Wolf uns eine Orange in den Mund gestopft hat.
Mehrere Stunden bis einige Tage nach Ende der Projektstunden bindet die fiese Projektleiterin uns los und schickt uns mit Fußtritten in die kalte Nacht hinaus. Müde und gedemütigt stolpern Schweighofer, Pendlmayr und ich leise weinend in die Dunkelheit.
Ein ganz normaler Tag also.