Projekttagebuch: Teufel Alkohol

Geliebtes Tagebuch, erneut habe ich heute meinen beschämend provinziellen Kollegen Schweighofer aus der Strafanstalt Moabit freikaufen müssen. Ich habe keine Ahnung, wie er es innerhalb einer Nacht geschafft hat, seine, ich zitiere „gmiadliche Seidltour“ bis nach Berlin auszudehnen. Vermutlich weiß auch er es nicht mehr.
Nun, mich erschreckt mittlerweile gar nichts mehr. Schweighofer ist für mich kein Mensch mehr. Eine aktuelle Studie von Statistik Austria besagt, dass er für 25 Prozent (plus eine Halbe) des österreichweiten Alkoholkonsums verantwortlich ist. Anscheinend plant die Brau AG eine bronzene Statue von ihm, wie er, stolz auf einem arabischen Hengst sitzend, allein der Rezession die Stirn bietet.
Ehrlich gesagt kommen mir diese Zahlen sogar noch etwas niedrig gegriffen vor. Ich vermute, dass Schweighofer nicht einmal weiß, dass er ein ordentlicher Student der Fachhochschule Hagenberg ist, geschweige denn ein Projekt mit uns durchzuführen hat. Die herzlose Projektleiterin Wolf hat einmal angeordnet, ihn auf kalten Entzug zu setzen. Obwohl mir körperliche Gewalt absolut zuwider ist, habe ich unter den kalten Augen der menschenverachtenden Projektleiterin Schweighofer auf ein Bett fesseln müssen (Keine Ahnung, wie dieses Bett in das Projektlabor gekommen ist, aber ich vermutete, Kollege Pendlmayr hat es hierher verfrachtet. Dieses Theorie wurde untermauert, als mehrere nackte Frauen, zwei nackte Männer und ein Ameisenbär aus dem Bett krabbelten und leise verschwanden). Schweighofer hat sich übrigens nicht gewehrt, wohl angesichts des Wodka-Absynth-Spiritus Gemisches, mit dem Künstlerin Pichler ihn lockte.
So war es uns möglich, diese missgeleitete Seele Schweighofer das erste Mal seit Jahren halbwegs nüchtern zu sehen. Es war grauenhaft: Seine verzerrte Visage zuckte unkontrolliert, er spie uns die grässlichsten Flüche und Verwünschungen entgegen, versuchte uns zu beißen und die Augen auszukratzen. Angst bekamen wir, als er plötzlich das Bett schweben ließ und sich sein Kopf mehrmals um die eigene Achse drehte, während er dämonisch kicherte und uns mit Speichel, Rotz und Erbrochenem bespritzte. Projektleiterin Wolf versuchte ihr großes Vorbild und ihren Mentor, Luzifer selbst, zu Hilfe zu rufen, aber auch der wollte mit Schweighofer in diesem Zustand nichts zu tun haben.
So flößten wir ihm unter Lebensgefahr etwas Frostschutzmittel ein, bis er sich wieder beruhigt hatte. Glücklicherweise ließ sich dann auch sein Kiefer wieder öffnen, sodass ich mit meiner Hand, die zu diesem Zeitpunkt nur mehr tiefschwarzes Blut verlor, ins Krankenhaus eilen konnte. Schweighofer wankte aus dem Raum, und ich hörte erst wieder in der ZIB 3 von ihm. Pendlmayr übrigens war auch froh, dass er sein Liebesnest nun wieder für sich allein hatte, denn er hatte seinen Ameisenbären eingefangen und zog das arme Tier am Rüsselchen Richtung Projektlabor …

Projekttagebuch: Anderswo

Anscheinend ist nicht nur unser Projekt vollkommen seltsam und verkorkst. Nun, wir empfinden zumindest so etwas ähnliches wie kranke Achtung vor den psychischen Schäden des einen oder unverständlichen Neid auf die körperlichen Missbildungen des anderen. In anderen Teams geht es sogar noch schlimmer zu. Aber lass mich von vorne beginnen, liebes Tagebuch:

Heute bin ich eher zufällig in das Schwesternprojekt unserer restlichen Jahrgangskameradinnen und -kameraden geplatzt. Die Bilder, die sich da in mein Gehirn gebrannt haben, habe ich noch immer vor Augen:
Jedes der fünf Projektmitglieder saß hasserfüllt zusammengekauert so weit wie möglich weg von den andern. An der Wand und am Boden waren kleine rostbraune Flecken, die mich verdächtig an getrocknetes Blut erinnerten. Aus den Augen dieser Tiere, die der Beschreibung Projektmitglieder spotteten, loderte die blanke Mordlust. Kartusch, einst als Fürst der Finsternis mein Projektleiter, hat seine sadistischen Neigungen noch weiter ausgebaut. Wie ich ihn so sah, säuberte er eben in seiner Ecke eine uralte doppelläufige Muskete. Meine andere ehemalige Kameradin, Mayrhofer, jetzt angeblich Projektleiterin, hatte eine beeindruckende Anzahl an Messern und Skalpellen vor sich ausgebreitet; so manche Klinge war mit Blut besudelt. Programmierer Gottesheim feilte mit einer Holzraspel an seinen Zähnen und blickte zähnefletschend in Richtung seiner „Kollegin“ Hatzenbichler, die verrückt kichernd auf ihrem Stuhl vor und zurück wippte, während sie eine stark blutende Bisswunde am Arm mit einer Socke zu verbinden suchte. Und die fünfte im „Team“, Gruber, hockte wie eine Wildkatze in ihrer Ecke und fauchte mich bösartig an, während sie mit ihren langen Krallen Gottesheim auf Distanz hielt, dessen Zähne anscheinend schon wieder spitz genug waren.
Und in der Mitte des Raumes stand verloren ein Projektbetreuer Hauer, der zwar redlich, aber absolut erfolglos versuchte, sein Team zu so etwas wie Arbeit zu motivieren. Als er mich erblickte, schaute er mich aus großen traurigen Augen an und streckte mir hilfe- und schutzsuchend seine Hände entgegen.
Aber da war ich diesem Albtraum auch schon wieder entflohen und machte mich frohgemut auf in mein eigenes, normales, glückliches Projekt.

Alles neu macht der November

Nachdem ich ja sonst nichts zu tun habe, hab ich mir heute mal Zeit genommen, um meinem Blog den schon lange nötige Make-Over zu verpassen. Ich hoffe, es gefällt …
Außerdem verwende ich nun nicht mehr meine eigene Kommentar-Engine, sondern die von Blogger. Das hat jetzt zwar den Nachteil, dass all die wunderbaren alten Kommentare verloren gehen, dafür sind sie aber in Zukunft besser integriert und nicht mehr abhängig von einem ASP.NET Webserver und der langsamen Access Datenbank. Tut also jetzt besonders fleißig kommentieren, auch die ein bisschen älteren Beiträge, damit man wie früher nicht nur meinen Senf zu lesen hat.

Projekttagebuch: Künstlerin

Irgendwie ist nun endgültig Alltag in unseren Projektstunden eingekehrt. Jeden Tag die selbe, eintönige Routine. Programmierer Pendlmayr bearbeitet Briefe mit Vaterschaftsklagen, Dokumentenbeauftragte (in Insiderkreisen auch gerne Sekretärin genannt) Kern liest die Vogue und lackiert ihre Zehennägel, Alkoholiker Schweighofer schläft seinen Rausch aus und nuckelt nur selten an der Flasche Lambrousco neben ihm. Von der Projektleiterin Wolf möchte ich gar nicht reden; die ist noch in Den Haag, wo sie nach wie vor am Internationalen Gerichtshof in knapp fünfzehnhundert Fällen der Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt ist. Objektiv betrachtet bin ich wohl der einzige, der in unserem Projekt noch das tut, was er soll. Denn sogar die Designerin (wenn dies der korrekte offizielle Titel ist, niemand hat je so etwas Abstraktes wie Titel oder Aufgaben verteilt) Pichler ist nun endgültig übergeschnappt.

Ihre etwas künstlerisch angehauchte Lebensader hat man ja schon früher erkannt, aber in der letzten Woche ist es vollkommen eskaliert. Sie taucht zu den Projektstunden generell nur mehr in vollkommen angeklecksten Malerklamotten auf. Auch hat sie sich einen stark französischen Akzent zugelegt und spricht uns alle nur mehr mit „Mon Cher“ an, während sie sich lässig mit der Hand Luft zuwedelt und immer wieder herablassend seufzt. Jeder freie Fleck unseres Projektlabors ist bemalt, in allen möglichen Stilen: Die linke Wand ist vollkommen mit Graffiti bedeckt, die gegenüber mit grellsten Neosurrealismus. Die Seite mit den Fenstern bietet Männchen im besten Carl Barks Comic Stil und die Decke ist über Nacht zur Kopie der Sixtinischen Kapelle geworden. Die vierte Wand bietet gräuliche Stilleben mit Äpfeln und Trauben, wie man sie wohl nur in der ersten Woche Kunstakademie malen muss.
Aber als ob das nicht genug wäre, hat sie auch unser sämtliches technisches Equipment bekleckst und bemalt. Es hat mich sehr viel Überzeugungskraft gekostet, dass ich auf meinem Monitor ein zwei mal drei Zentimeter großes, farbenfreies Fenster behalten durfte. Und als wir heute morgen das Projektlabor betraten, überraschten wir Pichler, wie sie eben Blut und Gedärme aus vier eigenhändig getöteten Stieren (die noch immer in der Ecke Kreuzung Stilleben/Graffiti liegen) in kleinen bunten Kübeln sammelte um es auf eine große weiße Leinwand zu spritzen …

Projekttagebuch: Schikanen

Projektleiterin Wolf ist der Antichrist.
Zu dieser Feststellung bin ich ja schon früher gekommen, sie hat sich aber heute einmal mehr bewiesen. So wankte eben Kollege Schweighofer in mein Zimmer, vollkommen aufgelöst, am ganzen Körper zitternd und stocknüchtern. Ich nahm ihn vorsichtig bei der Hand, führte ihn ins Zimmer wo er sich prompt in Phötusstellung auf den Boden legte. Ich musste mehrere Minuten beruhigend auf ihn einreden bis er mir Folgendes schilderte:

Es mag ungefähr zwei Monate her sein; es war ein Abend wie jeder andere: Gegen 23:00 ließ ich mich in meinem Lieblingslehnstuhl nieder um bei einem Gläschen Portwein die Times zu lesen. Plötzlich erklang vor meinem Anwesen ein lautes Hupen, das auch nach längerem Ignorieren meinerseits nicht aufhören wollte. So blickte ich aus dem Fenster und ward sofort eines indisch-stämmigen Taxifahrers gewahr, der in einem wütenden Redeschwall von mir wissen wollte, warum ich denn ein Taxi bestellte, wenn ich es nicht zu benutzen gedenke. Das Seltsame daran war, dass ich keinerlei Fahrgelegenheit geordert hatte. Aber wer misstraut schon einem Telefonanruf, der ein Taxi zu einer Adresse bestellt? Niemand! Und daran konnte auch das gute Dutzend indischer Taxler nichts ändern, dass bald darauf erbost hupend vor meinem Hause stand.

So begannen die schlimmste Zeit meines Lebens. Irgendjemand, es wird wohl die bösartige Wolf sein, die einen tiefgründenden Hass auf alles Lebende haben muss, macht mein Leben zur Hölle. Dieser Abend war nur der Anfang. Seitdem werde ich mehrmals in der Woche von Indern geweckt. In meinem Namen werden Bücher, CD’s, Autos und Frauen bestellt. Schon mehrmals wurde meine Todesanzeige veröffentlicht. Der Schule wurde mitgeteilt, dass ich zu exmatrikulieren gedenke, weil ich in einem tibetanischen Kloster das Kamasutra auswendig lernen wolle. Täglich klopfen Anhänger der Zeugen Jehovas, weil Wolf in meinem Namen kleinere Spenden an die Sekte gehen lässt, und um nähere Informationen betet. Ich bin anscheinend der kommunistischen Partei beigetreten, während ich gleichzeitig Todesdrohungen an verschiedene italienische und russische Mafiapaten verschicke. Die Polizei ist Dauergast bei mir, weil ich in Zeitungsanzeigen nach Kokain, Koreanerinen und Kinderpornos suche, manchmal auch gleichzeitig. Mehrmals wurde mir bereits das Wasser oder der Strom gesperrt, weil ich brieflich meinen Umzug nach Afganistan angekündigt hatte.Vom Finanzamt, der Militärpolizei und den verschiedenen Schlägertrupps ganz zu schweigen.

Alles was über Telefon oder per Post zu erledigen ist, hat die teuflische Projektleiterin bereits gegen mich eingesetzt. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich noch tun soll, sie treibt mich langsam in den Wahnsinn. Diese Frau findet wohl diabolische Freude daran, mich zu quälen und mein Leben zur Hölle zu machen. Sie …

Ich glaube, er wollte noch mehr erzählen, aber er brach in Tränen aus und Rotz und Wasser versaute meinen Teppich. So hatte ich endgültig genug von diesem tränennassen zuckenden Bündel auf meinem Boden. Ich schleifte ihn aus meinem Zimmer, schüttelte etwas peinlich berührt den Kopf über eine solche Weinerlich- und Unmännlichkeit und gab ihm noch einen Fußtritt auf den Weg mit. Ein bisschen Druck im Leben und schon klappt er zusammen.
Oh, liebes Tagebuch, ich muss schließen, eben hat es vor dem Haus gehupt. Wer das wohl sein wird …

Projekttagebuch: Sexmachine

Liebes Tagebuch, ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Unsere Projektgruppe ist eine noch nie dagewesene Ansammlungen von Exzentrikern, Versagern und Verrückten. Schweighofer ist krankhafter Alkoholiker, Projektleiterin Wolf ist der Antichrist und Pendlmayr ist wohl ganz allein für die weltweit explodierenden Bevölkungszahlen verantwortlich.

So wohnte ich gestern eher zufällig einem internationalen Symposium bei, in dem verlautbart wurde, dass es, nach neuesten Umfragen, in ganz Österreich nur mehr 19 Frauen zwischen 14 und 94 gibt, die noch keinen intensiven Körperkontakt mit Pendlmayr hatten. Leider konnte der dieser „Ehrung“ nicht beiwohnen, weil er gerade unter dem Rednerpult damit beschäftigt war, dass nur mehr 18 Frauen zwischen 14 und 94 …
Jetzt hat Pendlmayr ein Auge auf die Bush-Töchter Jenna und Barbara geworfen. Und er zögert nicht den jungen bezaubernden Damen seine Aufwartung zu machen. So konnte man ihn heute früh mit einer langen Leiter durch den Vorgarten des Weißen Hauses schleichen sehen. Mehrmals wurde er schon vom Secret Service zusammengeschlagen und einmal sogar in den Oberschenkel geschossen, aber nichts kann seinen perversen Tatendrang bremsen. Der First Lady Laura konnte er übrigens schon näher kommen; sie darf sich nun rühmen, die vierte First Lady zu sein, die mit Pendlmayr angesprochenen Körperkontakt hatte. Nur nebenbei (und ich schäme mich es zu sagen): Den Großteil des Kabinetts der US Regierung kennt Pendlmayr nicht nur vom Fernsehen. Allen, bis auf den zurückhaltenden Paul Wolfowitz, ist er ein guter, eifriger, ja nimmermüder Freund.

Es gibt anscheinend nur ein Lebewesen, das seinem Charme widerstehen kann: Projektleiterin Wolf. Sie unterjocht und schikaniert Pendlmayr genau so wie uns andere auch. Dabei geht sie jedoch etwas subtiler vor als zB der Fürst der Finsternis Kartusch, der uns täglich seine Brutalität (in Form einer warmen Handinnenfläche) ins Gesicht schleuderte. So schlägt Wolf unter anderem eher selten zu (dafür aber auch aussschließlich in die Leistengegend, was das Ganze wieder etwas relativiert). Aber zu unserer Projektleiterin, liebes Tagebuch, werde ich dir das nächste Mal mehr schildern.

Projekttagebuch: Mr. X

Unsere Projektstunden werden mehr und mehr zu einer Farce. Denn als ob die ganzen, ich nenne es einmal nett „Eigenheiten“ unseres Projektteams nicht schon genug wären, so wurden wir auch noch mit einem Projektbetreuer gesegnet, der mich stark an Radioaktivität erinnert. Soll heißen, man sieht ihn nicht. Soll heißen, er ist nie da.

Üblicherweise sollte bei den Projektstunden ein Betreuer anwesend sein, der die Bemühungen der fleißigen Studentenschaft in die richtigen Bahnen leitet. Und eigentlich sollten wir einen Betreuer (oder Betreuerin?) namens Kerschbaumer haben. Jedoch war dieser Kerschbaumer noch nie anwesend, unsere Bemühungen verlaufen vollkommen bahnlos.
Zuerst waren wir ängstlich, dann verwirrt und jetzt ein bisschen verärgert. Um es mit einigen Worten von Schweighofer auszudrücken, die er einmal lallte in den wenigen Momenten, in denen er nicht sturzbetrunken laut schnarchend in einer Ecke lag: „Den Kerschbaumer konnst komplett heilln“.

Auf unser wiederholtes Nachfragen im Sekretariat, wo denn nun unser Betreuer sei, bekamen wir jedesmal nur obskure Ausreden zu hören. So war Kerschbaumer leider beschäftigt, weil er zB dabei war Krebs zu heilen, Osama Bin Laden einzufangen um das Kopfgeld an Amnesty International zu spenden oder soeben in Area 51 einzubrach um der Menschheit ein für alle Mal die Wahrheit zu verkünden.

Nun, wir können uns glücklich schätzen, dass wir so einen Tausendsassa unseren Betreuer nennen dürfen. Trotzdem ließen wir nicht locker (bzw. der Großteil unseres Teams, denn Schweighofer lag noch in besagter Ecke und Pendlmayr war mit zwei oder drei Sekretärinnen „beschäftigt“ weil er, ich zitiere, „die Wahrheit aus diesen geilen Schlampen rausholen werde“. Zur Information: Eine internationale Expertenkommission hatte ihm einmal die Potenz einer ganzen Mammutherde bescheinigt, und er scheute sich nicht davor, diese auch einzusetzen. Oft auch gegen den ausdrücklichen Willen einiger Beteiligter. Dazu aber ein andermal mehr.

Jedenfalls suchte der Rest des Teams krampfhaft nach Anzeichen, ob dieser Kerschbaumer überhaupt schon einmal gesehen wurde in der Fachhochschule. Trotzdem: Niemand hatte ihn je zu Gesicht bekommen. Es gab nicht das kleinste Anzeichen dafür, dass dieser Mann überhaupt existiert, wenn man einmal von seinem Namen in unserer Projektübersicht absieht.
In einer Nacht und Nebel Aktion brachen wir ins Sekretariat ein (Pendlmayr lenkte dabei die Wachen ab) und suchten nach seiner Akte. Überrascht stellten wir fest, dass eine existierte (wir hatten scho nicht mehr daran geglaubt). Jedoch war das dazugehörige Foto herausgerissen, alle Daten übermalt und ein riesiger Stempel mit der Aufschrift „Missing in Action“ prangte schräg über dem Deckblatt. Unterschrieben war das ganze von einem gewissen DCI Porter J. Goss. Sehr seltsam.

Jedenfalls wurde man ob der ganzen Fragen aufmerksam auf unser Team. Ein großer, eleganter Herr im schwarzen Anzug und Sonnenbrille suchte uns auf und legte uns nahe, jegliche Nachforschungen sofort und unwiderruflich einzustellen. Während er dies sagte schimmerte unter seinem Sakko wie zufällig der Griff einer, wie ich zweifellos feststellte, Desert Eagle .50 auf.
Natürlich können wir uns so schlagkräftiger Argumente nicht verschließen. Wer braucht schon einen Projektbetreuer? Pah, wir nicht! Wir haben auch mit uns selbst schon genug Probleme …

Projekttagebuch: Die Neuen

Als sich nach letztwöchiger großer Ankündigung des neuen Projekttagebuches dann doch ein paar Tage nichts getan hat, hatte ich schnell ein paar erboste Anrufe auf der VoiceBox sowie ein zwar schwarze Flecken im Briefkasten (wer weiß wovon ich rede hats drauf).
Aber: Wie kann ich was schreiben, wenn kein Projekt war? Wie kann ich neue schockierende Details veröffentlichen, wenn noch gar nichts passiert ist? Na? Na!?! Glaubt ihr etwa, ich denke mir das alles aus und zieh mir Geschichten aus den Fingern um euch Peons mit billiger Satire zu unterhalten? Pah!!

Hagenberg, am 23 Oktober 2004

Die Zusammensetzung unseres Projektteams hat sich gegenüber dem letzten Semester ein bisschen geändert. So wurde gegen Projektleiter Schweighofer geputscht, er darf sich jetzt mit dem netten Titel Janitor (in IT Projekten werden ja bekanntlich nur englische Phrasen verwendet, um für Außenstehende die Trivialität zu verschleiern) schmücken. Die absolute Macht hat nun Projektleiterin Wolf, ein kleines unscheinbares Persönchen, aber mit dem Ehrgeiz von Hitler, der Skrupellosigkeit von Stalin und der Verrückheit von Reinhold Messner – man könnte sie auch als den George W. Bush des Mühlviertels bezeichnen. Projektleiterin Wolf hat zwar nicht die verzerrt zuckende Visage von Schweighofer oder die koboldig gaunerhaften Gesichtszüge von Kartusch, sie scheint aber nicht weniger bösartig zu sein.
Neben Wolf, Schweighofer und meiner Wenigkeit ist nur noch Madame Kern von der alten Projektgruppe verblieben. Neu dazu gekommen sind ein gewisser Pendlmayr und eine gewisse Pichler, beides ganz offensichtlich verhasst bei allen Studenten und gerne auf eine Stufe gestellt mit palästinenschen Selbstmordattentätern. Gerade gestern habe ich an einer Toilette einen eingeritzten Limerick entdeckt, aus dem eindeutig hervorgeht, dass dieser Pendlmayr gerne kleine Kinder isst und die Pichler eingefleischte Atomkraftbefürworterin sowie Naturschutzgegnerin der ersten Stunde ist und des Mordes an vier führenden Greenpeace und WWF Aktivisten verdächtigt wird.
Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass unser Projektteam ein psychosoziales Experiment darstellen soll, mit dem bewiesen wird, dass es durchaus möglich ist, einige Insaßen geschlossener Anstalten zusammen mit Kindermördern, Sodomiten und mir zum Mars zu schicken.

Auf ein Neues …

Da, wider mein Erwarten und entgegen aller Unkenrufe, mein Blog doch lesenswerter ist als gemeinhin (und vor allem von mir) angenommen, habe ich mich dazu entschieden, wieder ein Tagebuch zu beginnen; viele Leute haben mich angeredet/angeschrieben/angeschrien, mich dahingehend aufgefordert und mich ihres Wohlwollens versichert.
Da trifft es sich gut, dass heuer wieder ein neues Projekt mit neuem (bzw. teilweise neuem) Projektteam auf dem Studienplan steht. Und ich bin mir sicher, dass in diesem abgelegenen Örtchen Hagenberg mit den vielen seltsamen Menschen genug passieren wird, dass ein neues Tagebuch gerechtfertigt.

Trotzdem nehme ich eine so wichtige und schicksalsschwere Entscheidung nicht auf die leichte Schulter. Um dort weiterzumachen wo ich aufgehört habe, musste ich mich wieder an meinen alten Stil erinnern und meine alten Tagebücher lesen.
So bin ich heute auf den Dachboden gestiegen, über Unmengen alterwürdiger Artefakte vergangener Epochen geklettert bis ich vor dieser verstaubten, eisenbeschlagenen, alten Seemannskiste stand. Der Deckel öffnete sich nur unter lautem Krachen und Knarzen, aber dann hatte ich den Schatz meiner Jugend vor mir: In pinkes Leder gebunden, mit süßen Häschen und Kätzchen verziert, lagen fein säuberlich gestapelt alle meine bisherigen Tagebücher, Kleinode aus einer anderen Zeit. Zwar waren die Seiten schon vergilbt und abgegriffen vom oftmaligen Umblättern, aber die Schrift war noch so gestochen klar wie am ersten Tag. Ich zündete vorsichtig ein Teelicht an, wickelte mich in eine alte Decke und began zu lesen in diesen verträumten Geschichten aus längst vergangenen Tagen, die schon so viele Menschen verzaubert hatten …

… bis ich Minuten später diese Machwerk des Teufels, geschrieben auf der Haut von Menschen mit der Galle von Schlangen und dem Ausfluss von Skorpionen, angeekelt in die Kiste zurück warf. Alles nur Lügen und Heuchelei, was da in meinen alten Tagebüchern stand! Ich muss mich entschuldigen, ich weiß nicht in welchem abartigem Rausche ich mich befand als ich diese kranke Geschreibsel niedergebracht habe.

Doch ich versichere hiermit: Dies wird nicht noch einmal passieren! Mein neues Projekttagebuch wird nur mehr die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit enthalten. Bei meiner Ehr‘.

Gestern war ich am Burgstallfest zu Kirchberg ob der Donau. Anfangs hat es mich zwar nicht so recht zaht, was sich aber relativ schnell geändert hat, als bekannt wurde, dass an der Turmbar der Terminus „Happy Hour“ nicht unbekannt war, was bedeutete, dass man als ordinärer Festlbesucher zwei Getränke zum Preis von einem konsumieren durfte, was erstens nett war und zweitens meine miese Grundstimmung schnell vertrieb.
Das Burgstallfest itself war ziemlich kewl: Viele Leute, nette Mädels, spendable Barkeeper. Übrigens wurde ich fast vom A.S.T. des Festls verwiesen, weil ich mich irgendwie hinter die Bar der Essensausgabe verirrt hatte und krampfhaft versuchte, dort mein leeres Glas abzugeben.
Aber das ist nicht der Grund für diesen Post, denn dieser folgt folglich erst im Folgenden. Ich versuche den gestrigen späten Abend so genau zu rekonstruieren wie möglich, kann mich aber nicht mehr an Uhrzeiten oder so erinnern. Es möge mir verziehen sein:

Zu relativ später Abendstunde (alle Bars hatten schon lange zu und die Menge an Leuten hatte sich schon verlaufen) beschloss ich ebenfalls heimzukehren. Nachdem ich allein ohne motorisierte Unterstützung eingetrudelt war, musste ich mir eine Heimfahrgelegenheit suchen. Zum Glück traf ich schnell eine alte Freundin (die extra wegen des Burgstallfests aus Wien angereist war) und die ebenfalls in meine Richung heim musste, ebenso wie eine Gruppe ihrer Freunde. Also gut, schloss ich mich dieser Gruppe an.

Zu meinem Pech war ich zu diesem Zeitpunkt doch schon relativ nüchtern. Denn diese Gruppe bestand aus einer Gruppe von Menschen die a) dem Wort Prolet eine ganz neue Bedeutung geben und b) auf jeden IQ Punkt eines Strohballens neidisch sein dürften. Was nicht weiter schlimm gewesen wäre, wenn ich schnell heim gekommen wäre. Was aber nicht funktionierte, da der vielgepriesene persönliche Abholer-Taxler Codename „Ernstl“ erst in einer halben Stunde einzutreffen gedachte. Drum musste ich mir ungefähr zwanzig Kommentare ob meines prächtigen Haupthaars gefallen lassen. Auch die Witze des Abends waren nicht wirklich überwältigend: Die Mädchen benannter Gruppe kicherten die ganze Zeit über den Kalauer „Jetzt ist mir einer durch die Lappen gegangen“ und die männlichen Anwesenden faszinierten sich darüber, dass sie „Aus Alkohol Dampf gemacht haben“. Also gut, was tut man nicht alles für ein großes weiches Bett im eigenen Haus.

Nach einer ziemlich langen Zeit der befreiende Aufschrei „Da Ernstl“. Der blieb auch prompt stehen und ließ uns einsteigen. Bis ihm einfiel, dass er zuerst noch irgendjemand anderen abholen musste, er wäre aber gleich wieder da. Also gut, nachdem jedweder Protest keine Auswirkungen zeigte, stiegen wir grummelnd wieder aus und setzten uns erneut auf die Straße.

Die folgende Zeitspanne konnte man zwar nicht als „gleich“ bezeichnen (ganz und gar nicht), aber sie wurde von den männlichen Anwesenden so kurzweilig wie möglich gemacht, die versuchten, mit eine geklauten Straßensperre Autos aufzuhalten. Das Niveau war schon seit Stunden (?) weit unter dem Gefrierpunkt gewesen, mittlerweile näherte es sich aber dem totalen Nullpunkt. Aber, siehe da, der Ernstl kam wirklich zurück. Es war zwar schon hell und mir war saukalt, aber auf den Ernstl ist einfach Verlass. Das nächste Problem, dass sich stellte, war, dass im Bus für acht Personen Platz war, aber ungefähr die doppelte Anzahl an Proleten (und solchen die auf dem besten Weg dazu waren) mitfahren wollte. Ich konnte zum Glück meine Leibesfülle gut ausspielen und ergatterte so einen der ersten sicheren Plätze. Darum war mir das folgende Wortgefecht herzlich egal. Es endete jedenfalls damit, dass sich ungefähr vierzehn Leute in den Bus quetschten, weil, so wie Ernstl meinte „Heute eh ka kiwarei mehr steht“. Also gut, mir wars recht, es ging endlich heimwärts.

Ernstl wählte die kürzeste Route über Untermühl; wer die Strecke kennt, weiß, dass sie nichts für einen ältlichen genervten brandigen Hannes ist. Aber ich ertrug tapfer meine Magenprobleme, weil ich wusste, ich kam gleich heim.
Pustekuchen. Kurz nach Unternmühl blitzte plötzlich das sympathische Blaulicht der örtlichen Ordnungshüter auf. Ernstl fluchte wie ein Häuslbauer, die vier Leute im Kofferraum, die eben noch intensive Körperforschungen betrieben, duckten sich wie Kakerlaken im Licht und alle sandten ein schnelles Stoßgebet zum Himmel. Denn ohne die Leute im Kofferraum waren wir nur zwei Leute zuviel im Auto.
Es schaute auch ganz gut aus, anfangs als der nette Gendarm den Ernstl nur verwarnen wollte. Bis sein ebenso netter Kollege die Damen und Herren im Kofferraum entdeckte. Also gut, steigen wir also alle aus, wird der Ernstl halt angezeigt und so weiter und so fort.

Um es kurz zu machen: Ernstl musste die halbe Ladung an Menschen und Proleten zurücklassen, versprach aber, so schnell wie möglich wiederzukommen. Nach mindestens fünfzehn Minuten viel zu lautem Wortgefecht (aus dem ich mich raushielt) setzte siche zum Glück meine angesprochene Wiener Bekannte durch (sie war am lautesten), was auch für mich einen Platz in der ersten Fuhre bedeutete. Das war die gute Seite der Medaille, die schlechte war, das die Strecke nicht zuerst nach Heimat, also Bimberg, ging, sondern überall anders zuerst hin. Also gut, es war nicht allzu kalt im Bus und die Hoffnung auf ein Bett machte mich frohgemut. Das Wortgefecht übrigens hielt auch im Bus weiter an (als es also schon zu spät war), nur in bisher noch unbekannter Lautstärke.

Aber, ich kam wirklich heim, zu dem Rekordpreis von nur drei (!!) Euro. Leider hatte ich vergessen, beim Heimkommen auf die Uhr zu schauen. Es war aber wirklich schon hell (von Sonnenaufgang konnte man nicht mehr sprechen). Und aufgewacht bin ich um zwei Uhr nachmittags.