Project Wisenheimer (3) – Bergader

Sehr geehrte Damen und Herren von Bergader,

beim Genuss Ihres außerordentlich schmackhaften Bergader Almkäses war meine Welt noch in Ordnung, erst beim anschließenden Studium der Verpackung bin ich auf Rechtschreibfehler gestoßen, auf die ich Sie hiermit kurz aufmerksam machen möchte:

Im Block “Unsere Empfehlung” schreiben Sie von “Genuss” und “geniessen”, es muss hier allerdings “genießen” heißen (also mit scharfem ß), übrigens ganz im Gegensatz zu “Genuss”
(der mit Doppel-S geschrieben wird).

Zuerst dachte ich, Sie hätten wegen unserer Schweizer Freunde auf das scharfe ß verzichtet, stieß dann aber lustigerweise auf der Rückseite der Verpackung auf das Wort “Genießer”, das wiederum korrekt geschrieben ist. Hier ist mir aber gleich dann doch auch noch etwas in die Augen gesprungen: Es wird nicht “Tips”, sondern “Tipps” geschrieben (also mit Doppel-P).

Anbei finden Sie zwei Fotos der erwähnten Stellen auf der Verpackung.

Ich hoffe, Ihnen hiermit gedient zu haben und verbleibe, mit schönen Grüßen,

Ein Genuss für Haarspalter wie mich.
Ein Genuss für Haarspalter wie mich.

Bergader2

Im Zuge von Project Wisenheimer gehe ich mitleidslos gegen die schlimmste Seuche und Geisel des Abendlandes vor: Rechtschreibfehler auf Produkten. Sollten die dergestalt von mir benachrichtigen Unternehmen antworten, wird auch dies hier veröffentlicht.


Zwei Tage später trudelte die freundliche Antwort von Bergader, konservativerweise als förmlicher Brief (PDF) angehängt an eine E-Mail:

Bergaders förmliche Antwort.
Bergaders förmliche Antwort.

Auf der Karriereleiter nach unten schlafen

Der Beruf „Model“ ist ja gemeinhin recht positiv besetzt: Glamour, Reisen, Geld, schöne Menschen kommen einem da in den Sinn, die vereinzelten kritischen Stimmen in Richtung Alkohol, Drogen oder krankhaften Schlankheitswahn blendet man gerne und mühelos aus.

Der perfekte Traumberuf also, so wie es früher mal die Stewardess war? Muss fast so sein, denn sonst würde sich nicht die gesamte deutschsprechende Weiblichkeit jeden Donnerstag vor dem Fernseher versammeln, um gleichermaßen neidisch wie bewundernd irgendwelchen zukünftigen Topmodels beim Heulen Ausziehen Stolpern Lernen zuzusehen.

All den mehr oder minder hübschen geneigten Leserinnen und Lesern, die ebenfalls mit einer Karriere in diese Richtung liebäugeln, möchte ich aber eine Warnung auf den Weg geben: Man kann sich als Model durchaus auch die Karriereleiter hinunter schlafen.

Damit meine ich gar nicht mal die Porno-Industrie, denn die ist ein altehrwürdiges und ehrenwertes Gewerbe. Ich spreche von jenen armen Kreaturen, die in TV-Spots wahlweise von ihren Regelbeschwerden, ihren Errektionsstörungen, ihrem Durchfall, ihrem Nagel- oder Vaginalpilz erzählen dürfen.

Ein lebhaftes Beispiel muss sein: Im lokalen Club steht ein hübsches Mädchen an der Bar, allein und offenbar mit dem Wunsch beseelt, einen nicht minder hübschen Herrn kennen zu lernen. Und sieh da, es löst sich tatsächlich ein solcher aus einer in der Nähe stehenden Gruppe. Freundlich lächelnd empfängt ihn das Mädchen neben sich und wird auch prompt grinsend angesprochen: „Sag, du bist doch die mit dem Pilz da unten, oder?“. Der Beginn einer lebenslangen Romanze? Ich fürchte nicht.

Also lieber vielleicht doch eine Karriere in der IT anstreben? Da gibt es auch Reisen und Geld, ja sogar schöne Menschen. Man kommt halt fast nie ins Fernsehen.

Bitte, bitte endlich Schluss mit Wahlkampf

Nun ist ja das nicht unbedingt eine besonders neue Erkenntnis, aber aus aktuellem Anlass gehört es wieder einmal schriftlich fest gehalten: Wahlkampf ist scheiße, verdammt noch mal.

Noch vor zehn Jahren hat man milde lächelnd Richtung Amerika geblickt und sich über die dortigen aus allen Ufern laufenden Wahlkampf-Auswüchse lustig gemacht. Mittlerweile ist es bei uns aber genau so schlimm. Mindestens.

Seit Wochen übertrumpfen sich alle Medien, grade die, die sich selbst so gern zu den „seriösen“ zählen, mit allerlei hochgeistigen Analysen zu Wahlkampfstrategien und -plakaten:

Sieh da, der Strache hat eine blonde junge Dame am Plakat, da geht sich sich doch sicher ein aufgebrachter Artikel mit zahllosen „na-no-na-ned“ Zitaten eines so genannten Marketing-Fachmanns aus. Oho, die Glawischnig gibt also ihr erstes Interview gemeinsam mit Ihrem Partner. Boah, die ÖVP wandert wie die sieben Zwerge durch Oberösterreich. Sensationell, die SPÖ hat vor dem Wahlkampf eine ausführliche Studie beauftragt um herauszufinden, was die Leute von ihr hören wollen. Und fast unglaublich, der Frank pappt doch tatsächlich positiv besetzte Worte auf ein Wahlplakat, was für ein unerwartet gefinkelter Schachzug.

Jeden Tag eine neue Überraschung aus der wunderbaren Welt des Wahlkampfes.

Dass weder die Parteien noch die Medien ein ernsthaftes Wort darüber verlieren, worum es überhaupt in der zukünftigen (neuen?) Politik gehen soll, lässt sich da doch sicher leicht verschmerzen, oder?

Nun ja, dass die Parteien das Volk nur mehr als willenloses, unreflektiertes Stimmvieh sehen, das wie ein kleines Kind bloß der größten Süßigkeit nachtrottet, haben wir uns zum Teil vielleicht sogar selbst zuzuschreiben. Seit sich die Parteien aber selbst eine mehr als großzügige Wahlkampfkostenrückerstattung genehmigt und immer mal wieder erhöht haben, steht einem aufwändigen, themenlosen Wahlkampf möglichst gut abgestimmt auf das Stimmvieh aber sowieso nichts mehr im Wege ((Von den offensichtlichen, dreisten Lügen im Wahlkampf mag ich gleich gar nicht anfangen.)).

„Aber“, meint der geneigte Leser, „so ist das nun mal, du alter Suderant, wie soll es denn besser gehen?“.

Ganz einfach, hier mein knackig-kurzes ((So unglaublich knackig, das ginge sich fast als Wahlprogramm einer österreichischen Parlamentspartei aus.)) 3-Punkte-Programm für eine für alle bessere Vor-Wahl-Zeit:

  1. Verbot jeglichen Wahlkampfes. Absolutes Verbot, saftige Strafen. Keine Plakate, keine Spots, keine unerwünschten Zusendungen, keine Stände in der Fußgängerzone ((Man stelle sich nur vor, wie viel Geld der Steuerzahler sparen würde.)).
  2. Ein von dritter Stelle ((zB Bundespräsident, der ist normalerweise eh nicht so ausgelastet.)) herausgegebene Informationsbroschüre, die sowohl online zugänglich ist als auch jedem Haushalt zugeschickt wird. Jede zur Wahl antretende Partei hat in dieser Broschüre eine Doppelseite Platz, die sie nach eigenem Gutdünken gestalten darf, um den potentiellen Wähler über die eigenen Standpunkte zu informieren. Nicht mehr, nicht weniger.
  3. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ((Genau dafür gäbe es das ja eigentlich, und nicht zur Ausstrahlung möglichst vieler CSI-Folgen.)) Diskussionssendungen zur Hauptsendezeit, wo jede zur Wahl antretende Partei jeweils einen Vertreter stellen darf, der sich dann zu kritischen Fragen zu den Standpunkten seiner Partei äußern muss. Pro Partei eine Sendung, eine Stunde.

Aus. Sonst nichts. Das muss als „Wahlkampf“ absolut reichen. Auf Wunsch kann sich jeder interessierte Bürger weitere Informationen über die Websites der Parteien/Kandidaten holen. Nützliches On-Demand statt sinnlose Reizüberflutung.

Neben dem angenehmen Effekt, dass der allseits nervende Wahlkampf eingedämmt würde, erreicht man mit dieser erzwungenen Komprimierung auch, dass Kleinparteien, die nicht über riesige Marketingetats verfügen, eine faire Chance im Vergleich zu ihrem sonst übermächtigen Mitbewerb bekommen.

Und vielleicht, aber nur vielleicht, stünden dann sogar wieder Themen, Pläne und Visionen im Vordergrund. Und nicht mehr bloß die ausgefuchstesten Marketingtricks.

Allgemeines Bürgerliches Beziehungsgesetzbuch: Drittes Hauptwerk – Vom Ende einer Beziehung

In einem archäologischen Kraftakt in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Wien, dem Vatikanischen Archiv und CERN hat RandomInsights das Allgemeine Bürgerliche Beziehungsgesetzbuch von 1812 aufwändig restauriert und veröffentlicht es nun weltexklusiv im Original. Auch heute, in den vermeintlich modernen Zeiten der 2. Republik, ist das ABBGB die wichtigste noch geltende Kodifikation des Beziehungsrechts in Österreich.

Das erste Hauptstück des ABBGB behandelte die legislativen Details der langfristigen Aufrechterhaltung einer Beziehung und das zweite deren Anbahnung, währenddessen das nun folgende dritte und letzte Hauptstück die meist besonders regelnswerten Punkte beim Ende einer partnerschaftlichen Interaktion bespricht.

§1
Kann der ursprüngliche Zweck der Beziehung, üblicherweise nämlich die gegenseitige Vergenusszwergelung, nicht mehr zur ein- oder beidseitigen Zufriedenheit der involvierten Parteien erfüllt werden, erlaubt die Legislative die Auflösung diese in den beiden vorhergehenden Hauptwerken beschriebene gemeinschaftliche Verbindung.

§2a
Diese Auflösung kann, muss aber nicht einvernehmlich erfolgen. Im Falle einer dergestalt nicht einmütig erfolgenden Trennung müssen sich die involvierten Parteien korrespondierend zur gefühlten Verschuldung gegenseitig als „blöde Schlampe“ und/oder „Macho-Arschloch“ bezeichnen.
§2b
Bei überdurchschnittlicher Inerscheinungtretung von Separationskonflikten hat sich die nicht einvernehmlich erfolgende Trennung zum Behufe der allgemeinen Unterhaltung in den öffentlichen Raum zu verlagern. Dies kann beispielsweise über Schreiduelle auf öffentlichen Plätzen erfolgen, oder auch über das Nachmittagsprogramm privater Televisionanstalten.

§3
Im Falle einer Lösung einer Beziehung, mit oder ohne gleichteiligem Verschulden, kommen jedwede (Besitz-)verhältnisse in jenen Stand zurück, in dem sie sich vor der betreffenden Interaktion der involvierten Parteien befanden. Dies umfasst hauptsächlich, jedoch nicht ausschließlich: Freundeskreise, Lieblingsbars, Lichtspielscheiben oder Zahnbürsten.

§4a
Alle in eine aufgelöste Beziehung involvierten Parteien habe höchste Sorge zu tragen, sich unter keinerlei Umständen je wieder zu sehen.
§4b
Sollte es trotz des besten Wissens und Gewissens doch zu einer Verletzung von §4a und dergestalt zu einem ungewollten Zusammentreffen kommen, müssen umgehend und ausnahmslos Blicke peinlich gesenkt und höfliche, nichtssagende Phrasen gemurmelt werden.

§5
Sollte nach dem Ende einer Beziehung eine ehemals in dieselbige involvierte Partei Zeichen einer Annäherung mit einer dritten, bis dato nicht beteiligten Partei demonstrieren, muss die zweite ursprünglich einbezogene Partei umgehend alles verhältnismäßig Zumutbare unternehmen, um diese anstehende Anbahnung einer neuen Beziehung zu unterbinden. Dazu zählen beispielsweise, allerdings nicht taxativ aufgezählt: Absurde Schuldzuweisungen und/oder Drohungen, idealerweise in Form nächtlicher, genussmittelinduzierter Anrufe, bösartige Manipulation beidseitig bekannter Dritter oder nachträgliche Schwangerschaften.

§6
Für Individuen, die sich bis zu einer im Einzelfall festzulegenden Altersgrenze der Führung einer staatlich geregelten Beziehung verweigern und damit nicht zum sozial notwendigen Gesellschaftsbild und/oder Pensionssystem beitragen, hat die Legislative mehrere unabhängige Zwangsprogramme zur geordneten Zuführung zur Vergenusszwergelung vorgesehen. Diese Maßnahmen werden unter richterlicher Aufsicht vorgenommen und reichen von resolutem Verkuppeln über Zwangspoltern bis hin zu „Das Geschäft mit der Liebe“ und “Meine Mama sucht mir eine Frau”.

Mein Schatz, wirst du mich auch sicher nicht betrügen?

Entweder

Ich liebe dich und will dir treu sein. Und deswegen betrüge ich dich nicht.

oder

Siehst du, das wäre doch ganz unklug. Wir leben jetzt schon lange zusammen, du siehst gut aus, du bist sehr intelligent, du hilfst mir viel im Leben.

Die Wahrscheinlichkeiten, dass, erstens, wenn ich dich betrüge, du es herausfindest, zweitens, dass da mir ein erheblicher Nachteil in meiner Beziehung daraus entsteht oder sogar das Ende der Beziehung, rechnen sich für mich gar nicht.

Denn dann müsste ich ja drittens mich nach einer neuen Partnerin umsehen, das kann ich aber auf dem gegenwärtigen Arbeits- und Sozialmarkt eigentlich gar nicht erfolgreich tun. Und viertens hätte ich dann ja die ganzen Anwerbekosten, die ich auch bei dir gehabt habe, plus die Einpflegekosten einer dreijährigen Beziehung, die uns jetzt auf ein geöltes Gleis gesetzt hat.

Kurz und gut, wenn ich also überschlage, welchen Lustgewinn ich aus dem Vertrauensbruch ziehen könnte, dann ist mir sehr klar, dass es völlig unvernünftig wäre, dich zu betrügen und das Risiko der Entdeckung einzugehen und genau deswegen kannst du dich mit Fug und Recht darauf verlassen, dass ich dir ein Leben lang treu sein werde.

Ich glaube, der geneigte Leser kann erraten, was ich auf diese Frage entgegnen, und ob es die Gegenüber auch tatsächlich beruhigen würde.

(via Bayern 2 radioWissen)

Project Wisenheimer (2) – Riso Gallo

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich schätze Ihren Riso Gallo Risotto-Reis sehr und greife stets zu ihm, wenn es gilt, ein leckeres Risotto zuzubereiten.

Allerdings sind mir beim Studium der Verpackung Ihres Produktes einige Rechtschreib- bzw. Tippfehler aufgefallen. Ich habe Ihnen Fotos der betroffenen Stellen angehängt. So schreiben Sie beispielsweise “Nährewerte” statt “Nährwerte”. Oder “tradiotionelle” statt korrekterweise “traditionelle”.

Auch wenn diese Spitzfindigkeiten der Qualität Ihres Produkts natürlich keinerlei Abbruch tun, verbleibe ich in der Hoffnung, Ihnen mit meinem Hinweis doch dienlich gewesen zu sein.

Hochachtungsvoll,

Riso Gallo 3Riso Gallo 1Riso Gallo 2

Im Zuge von Project Wisenheimer gehe ich mitleidslos gegen die schlimmste Seuche und Geisel des Abendlandes vor: Rechtschreibfehler auf Produkten. Sollten die dergestalt von mir benachrichtigen Unternehmen antworten, wird auch dies hier veröffentlicht.

Mein erstes Mal mit Outfittery

Vor einigen Wochen habe ich mich noch bitterlich über meine Schwierigkeiten beim Kleidungskauf beschwert. Daraufhin hat der gute Klemens prompt gemeint, ich soll mir einfach mal Outfittery.at ((Ein ähnliches Angebot hat übrigens modomoto.de)) ansehen, einen mir bis dato unbekannten Dienst.

Und was für ein Dienst: Exklusiv auf die Bedürfnisse von Männern zugeschnitten erledigt Outfittery fast automatisch die für Männer so unbewältigbare Aufgabe des Kleidungskauf – ohne dass man überhaupt erst selbst den Arsch von der Couch heben müsste. Das verspricht zumindest die Website. „Ho Lee Fuk„, hab ich mir gedacht und mich noch am selben Tag registriert.

Der Ablauf:

  1. Zuerst musste ich einen ziemlich langen Fragebogen ausfüllen, wo im Detail auf alle möglichen Kleidungstypen eingegangen wurde. Ich hab das meiste neben meinem Kleiderschrank beantwortet, da so obskure Dinge wie „Hemd-Kragenweite“ und „Sakko-Größe“ abgefragt wurden, die ich natürlich als Mann nicht aus dem Stegreif beantworten konnte. Ich hab die Sache sehr ernst genommen, und so zum Beispiel sogar mein tatsächliches Körpergewicht angegeben. Alle Fragen zu beantworten dauerte etwa 30 Minuten.
  2. Im Zuge dieses Fragebogens wurde mir auch gleich ein „persönlicher Stylingberater“ zugeteilt, vermutlich anhand von Alter und präferiertem Kleidungsstil. Ich bekam einen gewissen Stefan.
  3. Über die Website wurde dann für einige Tage später ein Telefon-Termin mit Stefan koordiniert. Konkret hab ich mich am Sonntag Abend registriert und den vorgeschlagenen Telefon-Termin für Mittwoch Vormittag übernommen.
  4. Und tatsächlich, pünktlich zur vereinbarten Zeit läutete das Telefon und Stefan war dran. Wir haben etwa 20 Minuten recht nett geplaudert, meine Präferenzen und Vorstellungen („Brauchst du was für den Herbst, oder eher noch für den Sommer? Business oder Freizeit-Look? Schuhe auch?“) geklärt und uns beschwerend über unsere altersbedingt anwachsenden Bäuche geäußert. Ich hab mich auf Freizeit-Sommer-Outfits eingeschossen, sonst aber kaum Vorgaben gemacht. Stefan versprach, dass meine erste Outfittery-Box in etwa 14 Tagen eintreffen sollte.
  5. Outfittery1Es hat ca. 10 Tage gedauert, dann stand das schmucke Schächtelchen vor der Tür.
  6. Wahnsinnig aufgeregt – ich hatte ja keinen Schimmer, was da auf mich zu kam und was Stefan für mich in petto hatte – habe ich dann die Box durchwühlt und schnell festgestellt, dass er mir drei abgestimmte Outfits (Hosen, Hemden, T-Shirts, Westen) sowie ein Paar Schuhe und Socken zusammengestellt hat. Die Outfits waren sogar entsprechend ihrer abgestimmten Zusammengehörigkeit mit einem Seilchen verschnürt.
  7. Und was ich da so vorfand, gewann schnell mein Gefallen und das der mit-auspackenden Kolleginnen. Stefan hat meinen Stil und meine Größe recht gut erwischt, bei keinem der Stücke lag er komplett daneben.
  8. Outfittery2Nach einer Moden-Schau vor höchst kritischer Jury hab ich mich entschieden, von den 13 Stücken, die in meiner Box waren, 9 zu behalten und den Rest zurückzuschicken. Bezahlt muss übrigens nur das werden, was man auch behält.
  9. Vor diesem Beitrag habe ich auch gleich noch die erbetene Feedback-E-Mail an Stefan getippt. Idealerweise ist die nächste Box ja noch besser auf mich abgestimmt.
  10. Da man schon direkt über die Website angibt, welche Stücke man behalten möchte, kam auch prompt die auf meine Auswahl passende Rechnung. Zahlung per Kreditkarte ist angenehmerweise möglich.

Die guten Sachen:

  • Es lief alles sehr flott ab: Es vergingen nur 2 Wochen zwischen meiner Erstanmeldung bis ich meine Outfittery-Box in den Händen hielt.
  • Das Telefonat mit dem Styling-Berater war sehr nett und kurzweilig.
  • Die Box schaut sehr cool aus, und die Stücke waren sorgfältig verschnürt und verpackt.
  • Eigentlich das Wichtigste: Mein Geschmack und meine Größe wurden hervorragend getroffen, die für mich ausgewählte Kleidung passte hervorragend und gefällt nicht nur mir sondern auch konfrontierten Kollegen und anderen Menschen, deren Meinung mir wichtig ist. Und das ist kaum der Fall, wenn ich selbst einkaufen gehe.

Die schlechten Sachen:

  • Outfittery führt eher hochpreisige Markenartikel. Das wirkte sich natürlich umgehend auf meine Kreditkarte aus, die sonst eher Einkaufstouren in H&M und C&A gewohnt ist. Allerdings hatte ich nicht das Gefühl, dass Outfittery teurer als vergleiche Online-Shops wäre. Übrigens zahlt man für den zusätzlichen Service nichts, es wird ausschließlich die behaltene Kleidung verrechnet.
  • Das CRM läuft im Detail noch nicht optimal: So hat Stefan zwar eine nette handgeschriebene Notiz mit meiner Box verschickt, allerdings hat er mich dort wieder gesiezt, obwohl wir uns im Telefonat schon auf das Du geeinigt hatten. Auch auf meine ausführliche Feedback-E-Mail kam nur eine standardisierte Antwort zurück, die mit keinem Wort auf mich oder mein Feedback eingegangen ist. Das mag zwar jetzt angesichts des überwiegend positiven Eindrucks kleinlich erscheinen, wenn aber schon ständig vom „persönlichen Styling-Berater“ gesprochen wird, sollte das auch so gelebt werden: Nichts gegen effiziente Vordrucke und E-Mail-Vorlagen, ein paar persönliche Worte wären aber nicht fehl am Platz.
  • Zwischendurch bekam ich mal eine falsche automatisierte E-Mail (Einladung zum Telefonat, obwohl das schon erledigt war). Außerdem ist der am Lieferschein aufgedruckte Feedback-Link auf die Website tot.

Ich möchte aber noch einmal betonen (da mein „Schlecht“-Absatz soviel länger geworden ist als mein „Gut“-Absatz), dass mein Outfittery-Erlebnis überwiegend sehr positiv war und der angebotene Service sogar noch besser funktioniert hat als erwartet. Es hapert zwar noch an Details, ich werde sicher wieder dort und bei Stefan bestellen.

Wenn der geneigte Leser nun neugierig geworden ist und sich Outfittery mal näher ansehen will, wäre ein Klick über meinen Referral-Link nett, weil ich dann bei einer etwaigen Bestellung mit einem 20-€-Gutschein versehen werde. Verbindlichsten.

Über den Klojoker

Eines der ersten und wichtigsten unerklärlichen Phänomene der Arbeitswelt, das ich vor mittlerweile mehr als einem Jahrzehnt kennen lernen durfte, ist die Macht des Klojokers.

Ich bin sicher, dass auch der geneigte Leser schon viele, viele Male vom Klojoker profitiert hat, wenn vielleicht auch unbewusst:

Man sitzt stundenlang vor einem Problem, dass einfach nicht gelöst werden will. Egal ob es der versteckte Bug im Programmcode, die knifflige juristische Formulierung oder die zündende Marketingidee – man kommt einfach nicht drauf. Voller Verzweiflung rauft man die Haare, ruft die Jungfrau Maria oder gleich Horus an und zerquetscht den Stressball, kommt der Lösung aber keinen Schritt näher. Am liebsten würde man alles in die Ecke pfeffern und sich besaufen gehen.

Vorher ruft aber dringend die Natur, und man sucht die nächstgelegene Toilette auf. Und während man dort geschäfteverrichtenderweise sitzt oder steht, fällt es plötzlich wie Schuppen von den Augen, die vorher so unerreichbare Lösung erscheint aus dem Nichts wie die sprichwörtliche himmlische Eingebung. Alles ist gut, die Vögelchen singen und die vormals scheinbar unbewältigbare Hürde wird mühelos überwunden.

Das ist der Klojoker.

Seit Jahren nütze ich die die Macht des Klojokers. Sie lässt einen nie im Stich, so lange man drei einfache Regeln befolgt:

  1. Der Klojoker darf maximal dreimal Mal pro Tag eingesetzt werden, idealerweise aber nur einmal täglich. Jedes zusätzliche Mal schmälert seine Macht. 
  2. Der Klojoker darf nur dann eingesetzt werden, wenn alle anderen Stricke reißen. Er muss der letzte Ausweg sein.
  3. Der Klojoker funktioniert nur, wenn man auch tatsächlich ein Geschäft zu verrichten hat. Er lässt sich nicht per gefälschtem Klogang an der Nase herumführen.

Neuere Studien, die allerdings noch nicht empirisch belegt sind, werfen übrigens neues Licht auf den Klojoker: Man spricht dort nämlich vom „Penisjoker“ und verbindet die Macht nicht mit dem Gang zur Toilette, sondern viel konkreter mit dem direkten Kontakt zum besten Stück.

Ich persönlich stehe dieser Denkrichtung aber kritisch gegenüber, denn sie würde bedeuten, dass das Phänomen des Klojokers ausschließlich bei Männern während des kleinen Geschäfts funktionieren würde. Und meiner Erfahrung nach ist die Macht des Klojokers allumfassend.

Allgemeines Bürgerliches Beziehungsgesetzbuch: Zweites Hauptwerk – Von der Anbahnung einer Beziehung

In einem archäologischen Kraftakt in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Wien, dem Vatikanischen Archiv und CERN hat RandomInsights das Allgemeine Bürgerliche Beziehungsgesetzbuch von 1812 aufwändig restauriert und veröffentlicht es nun weltexklusiv im Original. Auch heute, in den vermeintlich modernen Zeiten der 2. Republik, ist das ABBGB die wichtigste noch geltende Kodifikation des Beziehungsrechts in Österreich.

Das erste Hauptstück des ABBGB behandelte die legislativen Details der langfristigen Aufrechterhaltung einer Beziehung, währenddessen das nun folgende zweite Hauptstück die noch viel verworreneren Untiefen der Beziehungsherstellung bespricht.

§1a
Erfolgen zum Behufe des gegenseitigen Kennenlernens zum Zwecke der Anbahnung einer Beziehung sich wiederholende Treffen (im Volksmund so genannte „Dates“), so hat ein den involvierten Parteien entsprechender Geschlechtsakt empfohlenerweise beim dritten, spätestens jedoch beim fünften dergestaltigen Date stattzufinden.
§1b
Die Legislative sieht vor, dass diese gesetzlich zugesicherte Verpflichtungserfüllung zur Aufrechterhaltung des pensionssystemrelevanten Generationenvertrags mit Unterstützung der Exekutive eingefordert werden muss.
§1c
Der erste Kuss hingegen kann selbstredend auf Wunsch bis zur Schließung eines allfälligen Ehepaktes aufgeschoben werden.

§2a
Das Kennenlernen und Ansprechen eines potentiell zukünftigen Beziehungspartner mit dem Ziel einer mündlichen Zusicherung eines Dates ist ausschließlich an von der Republik dafür vorgesehenen und bereitgestellten öffentlichen Etablissements wie „Zeltfesten“, „Provinzdiskotheken“ oder am Tanzabend zur Feier der Ernte am Ende des Sommers beim Dorfwirt’n erlaubt.
§2b
Dates sind alleine unter dem Gesichtspunkt, als dass sie als unbedingt notwendige Audition zur Paarung erforderlich sind, erlaubt. Es ist unter Androhung strafrechtlicher Konsequenzen verboten, im Zuge eines solchen Spaß zu haben beziehungsweise Vergnügen jedweder Form zu empfinden.

§3
Besonders das sagenumwobene „Erste Date“ ist in jeder Form vergleichbar mit einem Bewerbungsgespräch, mit dem Unterschied vielleicht, dass ein solches viel entspannter und unverbindlicher ist sowie nur in seltenen Fällen eine ganze Nacht dauern kann. Eine sorgfältige Vorbereitung ist dementsprechend unablässig, hilfreiche Gesprächskärtchen zu Themen wie “Meine drei größten Schwächen?” oder “Wie reagiere ich unter Druck?” werden dringend angeraten. Die Legislative empfiehlt darüber hinaus vor allem weiblichen Parteien, im Vorfeld unbedingt für farblich abgestimmte Lingerie sowie die gründliche Depilation aller zugänglicher Körperstellen zu sorgen.

§4
Um sicherzustellen, dass jede in ein Date involvierte Partei möglichst ausführlich und detailliert über die eigene Vorteile, sowohl in genetischer als auch sozialer Hinsicht, informiert wird, sollte man während eines ebensolchen möglichst viel reden, vorzugsweise von vorangegangen gescheiterten Beziehungen und den Fehlern anderer. Zeigt dies nicht die gewünschte Wirkung – namentlich die unmittelbare Herstellung der Paarungsbereitschaft, empfiehlt der Gesetzgeber ausdrücklich den umfangreichen Einsatz von Alkoholika oder vergleichbarer Betäubungsmitteln, um eine zeitgerechte Erfüllung von §1a sicherzustellen.

§5
Verläuft ein Date erfolgreich, erfolgt aber selbst unter Kenntnisnahme von §1a kein Sexualakt, kann jede involvierte Partei zumindest auf eine körperlich-soziale Interaktion namens „Gute-Nacht-Kuss“ bestehen. Ziel dieser abendbeschließenden Handlung ist es, die eigene Zunge möglichst tief in den Hals des oder der anderen involvierten Partei zu stoßen, um durch ein Befühlen der Mandeln dessen oder deren genetische Zuverlässigkeit zu prüfen.

§6
Kommt es am Ende eines Dates zur Berücksichtigung von §1a und dergestalt zum Sexualakt, ist es im Hinblick auf eine spätere Beziehung dienlich, so früh wie möglich auf jedwede sexuelle Fantasie beziehungsweise Fetisch hinzuweisen. Besonders ausgefallene Wünsche, die Legislative verweist hier im Besonderen auf Vorlieben wie den Dirty Sanchez, den Cleveland Steamer oder den Strawberry Shortcake, sollten bereits zu diesem ehestmöglichen Zeitpunkt besprochen und ausgelebt werden. Dies dient dazu, jedwede Zurückhaltung, Illusionen und Wünsche des oder der zweiten involvierten Partei von vorneherein auszuschließen.

§7
Oft ist es nicht für alle involvierten Parteien unmittelbar ersichtlich, wann sich der Aggregatszustand eines allfälligen Beisammen-Seins von “Spaß haben” in Richtung “Beziehung” verfestigt. Für den objektiven, gesetzgebenden Beobachter ist dies allerdings sehr einfach zu erkennen: Von einer Beziehung spricht man ab jenem Zeitpunkt, an dem die Höschengröße der involvierten weiblichen Partei erstmalig 10 cm² übersteigt.

Das Kleidungs-Dilemma

Ich weiß, einige geneigte Leser (vermutlich vor allem geneigte Leserinnen) können einem bestimmten Problem so gar nichts abgewinnen, auch wenn es mich selbst wahnsinnig plagt: Es ist richtig schwierig, Kleidung einzukaufen. Zumindest, wenn man es gut machen will.

Langjährige geneigte Leser wissen nur zu gut, dass mir dieser Sachverhalt schon immer zu schaffen gemacht hat ((Zu meiner Überraschung musste ich eben feststellen, dass es sogar schon einen eigenen Tag zu diesem Thema gibt.)), und auch mit zunehmend reiferem Alter verringert sich – wider Erwarten – für mich die Komplexität des Kleidungskaufes nicht. Eher im Gegenteil.

Was sich mit zunehmendem Alter offenbar ebenfalls nicht verringert, ist die Neigung, alles höchst sozial- und evolutionsphilosophisch hinterfragen zu müssen. Und deswegen kann ich nach Monaten der Inkubation eine neue Theorie ((Eine vor Vorurteilen triefende Theorie zwar, aber das hat mich bekanntlich noch nie gestört, wenn es darum geht, eine Argumentation zu untermauern.)) ins Felde führen, warum es so schwierig ist, gut Kleidung einzukaufen:

Männer

Männer kaufen immer dann Kleidung, wenn sie müssen. Entweder, weil nun auch bei der allerletzten Boxershort der Gummilebensfaden gerissen ist ((In diesem Witzchen steckt richtig viel Hirnschmalz.)). Oder weil die Hochzeit des besten Freundes ansteht und man erst am Abend davor mit Überraschung feststellen musste, dass der Matura-Anzug doch nicht mehr passt. Oder weil man sonst Waschen müsste.

Und da dringende Not ein schlechter Ratgeber ist, kaufen Männer dann halt irgendwas. Hauptsache es passt. Und ist nicht zu teuer.

Frauen

Im krassen Gegensatz zu Männern brauchen Frauen niemals dringend Kleidung. Auch wenn sie es selbst nicht wahrhaben wollen: Eine Person, die sich ständig vor dem überquellenden, sperrangelweit geöffneten Schrank fragen muss, was sie denn bloß wohl heute wieder anziehen soll, kann unmöglich zu wenig Garderobe haben ((Das erinnert mich daran, dass ich auch schon lange über die Perversion „begehbarer Kleiderschrank“ schreiben wollte.)).

Frauen kaufen daher dann Kleidung, wenn sie Lust haben. Und dass Lust kein besserer Ratgeber als Not ist, muss ich wohl nicht extra betonen. Es wird auch nicht gerade dadurch leichter gemacht, dass sie darauf immer Lust zu haben scheinen. Hauptsache sie sind im Moment des Einkaufs davon überzeugt, dass das in Frage stehende Stück absolut lebensnotwendig ist.

Die Lösung

Der ideale Kleidungskäufer würde sich demzufolge also irgendwo im Niemandsland zwischen Männern und Frauen befinden: Einkaufen gehen nicht gerade im allerletzten Moment, aber auch tatsächlich nur dann, wenn tatsächlich Bedarf besteht. Beeinflusst weder durch bedrängende Not, noch durch unaufhaltsame Lust.

Vielleicht wäre es aber auch eine viel bessere Lösung, einfach einen unparteiischen Dritten zum Einkauf zu schicken. Freiwillige bitte vor, meine Kreditkarte kann jederzeit abgeholt werden.