Die gesammelten Tagebücher

Offenbar fehlt es mir derzeit an der Inspiration sowie der Motivation für neue, knackige Beiträge – der geneigte Leser hat’s sicher schon bemerkt.

Darum habe ich jetzt endlich, vorgenommen hatte ich es mir schon ewig, eine Sammlung aller meiner Tagebucheinträge der vergangenen 6 Jahre zusammengestellt. Und weil die so dufte und lesenswert sind, hab ich sie auch gleich rechts in der Navigation verlinkt, auf dass sich noch viele Generationen daran erfreuen werden.

Keine Reue

Obama sagt es, ich sag es auch: Die Finanzwirtschaft der Welt zeigt keine Reue. Trotz der Krise (Unwort des Jahres), die sie durch ihre grenzenlose Gier verursacht haben, machen die großen und kleinen Finanzunternehmen so weiter wie vorher. Noch ist nichts ausgestanden und schon wird an der nächsten Blase gearbeitet. Und nicht zuletzt 18 Milliarden Dollar an Prämien (vom Basisgehalt, das an sich schon heillos übertrieben und ungerechtfertigt genug wäre, ist gar nicht die Rede) ausgezahlt – alleine an der Wall Street.

Ganz kurz hat es zwischendurch so ausgesehen, als ob sich vielleicht doch etwas ändern würde: Als Lehmann Brothers so mir nichts, dir nichts, quasi über Nacht, “verschwand”, wurde es plötzlich ganz ruhig. Dann ist aber schnell der Staat eingesprungen und hat der Branche, die sich dies alles selbst eingebrockt hatte, prompt die Suppe ausgelöffelt.

Vermutlich hat niemand eine Ahnung, was wirklich passiert wäre, hätte es keine staatlichen Hilfen gegeben. Wahrscheinlich wären noch ein paar (Finanz)unternehmen den Bach hinuntergegangen, hätten noch ein paar gierige Anzugträger mehr, plötzlich ganz leise, eine Schachtel mit übrig gebliebenen Büroutensilien am Porsche vorbei in das heillos überteuerte Luxusappartement an der Park Avenue tragen müssen. Sicher hätte es dann aber ein Umdenken gegeben.

Aber so wurde der Branche nur gezeigt, dass die Gesellschaft offenbar sowieso alles tut, damit ihr (der Branche) nichts passiert. Unter solchen Voraussetzungen würde auch ich wahnwitzige Risiken eingehen und dem unsicheren, aber schnellen Geld nach jagen – schließlich wartet prompt ein Sicherheitsnetz am Ende der Fahnenstange.

Jetzt müssen wir bis zur nächsten Krise warten, damit sich dann vielleicht doch etwas ändert. Und damit wir nicht vergessen, sicherheitshalber gleich eine Notiz an der Kühlschranktür kleben: “Wenn den Finanzinstituten wieder einmal der Dreck bis zum Hals steht, nicht mehr helfen! Sondern die undankbaren, gierigen, selbstverliebten Geldsäcke in der eigenen Scheiße ersaufen lassen!

So, jetzt habe ich gerade …

… mehr als viereinhalb Stunden* an einem sehr langen, sehr guten** Beitrag geschrieben, in dem ich in hervorragender Ausdrucksweise, fehlerloser Argumentation und charmant-bubenhafter Lieblichkeit darlegte, warum ich nicht gern auf Urlaub fahre. Und dann meinte WordPress, dass es nicht korrekt speichern mag und sicherheitshalber lieber den ganzen Text verwirft.

Das macht mich wütend. Wirklich.

* Auf drei Tage verteilt; und ja, so lange dauert es schon mal, bis ein Beitrag reif ist.
** Meiner bescheidenen Meinung nach.

Also ich find‘ das Wetter super

Ich weiß nicht, warum sich jeder so wortreich über das derzeitige On-Again-Off-Again-Wetter beschwert – ich find es super. Es ist nie zu heiß, die Luft ist immer schön vom Regen gereinigt und man kann Passantinnen jederzeit die eigene Eleganz präsentieren, indem man leichtfüßig über die zahllosen Pfützchen hüpft.

Zugegeben, für Bauern ist das Wetter nicht gerade optimal, und es ist schon auch gerne drückend schwül, aber schwül ist der Sommer sowieso. Außerdem fallen mir auf Anhieb einige schöne Gründe ein, warum ein verregneter Sommer gar nicht so schlecht ist:

  • Man muss nicht jede Nacht das Fenster aufreißen, nur um das Schlafzimmer halbwegs erträglich-kühl zu halten.
  • Man wird nicht ständig angemacht, warum man denn gestern nicht im Freibad war. Oder warum man immer noch so kasweiß ist.
  • Das Wetter gibt vielen Hausbesitzern, vor allem in OÖ, NÖ und dem Burgenland die Motivation, endlich mal den Keller aufzuräumen *.
  • Es ist heiß genug, dass die lokale Weiblichkeit reizend kurze Fetzchen spazieren führt, aber nass genug, um diese dann regelmäßig durchsichtig zu machen.

* Das ist zwar ein bisschen geschmacklos jetzt, aber so im Nachhinein kann man schon froh sein, dass weder Fritzl noch Priklopil ihre Häuser in gefährlicher Flussnähe hatten.

Was ist so schlimm an Analogkäse?

Echter, richtiger, unverfälschter Analogkäse.
Echter, richtiger, unverfälschter Analogkäse.

Ich verstehe die aktuelle Aufregung um die weite Verbreitung von imitiertem, „falschem“ Käse nicht.

Zugegeben, der Name ist problematisch. Was soll das sein, Analogkäse? Was ist hier analog? Und ist normaler Käse aus Milch dann Digitalkäse? Wenn ja, müsste es nicht umgekehrt sein, weil Analog ist ja eigentlich altmodischer als digital, und Analogkäse ist eine moderne Erscheinung? Fragen über Fragen.

Ansonsten hab ich kein Problem mit „falschem“ Käse. Wer Margarine isst, darf sich über Analogkäse nicht beschweren, immerhin sind die beiden nicht so unterschiedlich, wie jeder mit einem Blick auf die Zutaten selber nachprüfen kann. Auch für Veganer sehe ich schöne Vorteile.

Viel schwerer wiegt aber: Ist es eigentlich nicht viel angenehmer und ansprechender, schön industriell (keimfrei) gefertigten Käse aus hauptsächlich pflanzlichen Zutaten zu sich zu nehmen, als ein seltsames Produkt, das aus dem Drüsenprodukt eines großen, dummen Säugetiers besteht? Und das vor dem Verzehr monate- bis jahrelang in stinkenden, dunklen Kammern herumliegt und von zahllosen Schimmelpilzen und Bakterien zerfressen und verdaut wird?

Ich hab nix gegen Käse, im Gegenteil. Aber genauso wenig hab ich gegen das analoge Pendant. Ehrlich gesagt finde ich das sogar unbedenklicher.

Brand im Ursulinenhof – technische Nachbetrachtung

Da ich arbeitsplatzbedingt einen schönen Blick auf den Ursulinenhof habe, war es nicht besonders schwer für mich, der erste mit Fotos vom Brand zu sein. Das iPhone fotografiert zwar alles andere als schön, aber mit der „Autokorrektur“-Funktion des Microsoft Office Picture Manager (übrigens mein Lieblingstool in der Office-Suite) wurden sie dann doch ganz akzeptabel.

Gegen den beißenden Spott meiner wenig computer-affinen Arbeitskolleginnen habe ich mich sehr beeilt, meine Fotos ins Internet zu laden und allerlei Links darauf zu setzen. Ich habe entsprechende Kommentare bei ORF.at hinterlassen, ebenso bei DiePresse.com und auf Twitter.

Mit dem darauf folgenden Ansturm habe ich nicht gerechnet. Mein Billig-Webspace bei GoDaddy ist total in die Knie gegangen und hat so manchen Besucher mit der allbekannten „Apache-ist-überfordert“-Fehlerseite begrüßt. Innerhalb weniger Stunden war die Action dann zwar auch schon wieder vorbei, die Besuchszahlen für RandomInsights werden für Juni aber dank dieser paar Stunden doch um die Hälfte steigen:

Die Besuche auf RandomInsights von 1. bis 7. Juni 2009
Die Besuche auf RandomInsights von 1. bis 7. Juni 2009

Die Besuche von ORF.at werden in dieser Aufzählung übrigens als „direct“ gezählt, da in den dortigen Kommentaren keine richtigen Links aufscheinen. Die Besuche von Facebook und Twitter kommen fast ausschließlich über „Re-Posts“ (ich bin gar nicht in Facebook), was zeigt, wie schnell sich etwas über solche Plattformen verbreitet.

Über Twitter wurden meine Fotos auch vom Standard entdeckt, der mit mir Kontakt aufnahm und schlussendlich eines meiner Fotos auf der Titelseite der Printausgabe druckte (man beachte den Quellverweis beim Foto :). Gegen meinen ausdrücklichen Willen werde ich sogar dafür bezahlt. Ich habe zwar noch nichts überwiesen bekommen, aber mir wurde der (wohl eher symbolische) Betrag von 50 Euro versprochen. Auch das verlinkte PDF stammt übrigens direkt vom Standard. Danke für die nette Zusammenarbeit.

Was mich extrem überrascht hat, ist der Stellenwert, den Twitter, Facebook und Co bei den klassischen Medien schon spielen und wie schnell da auf Ereignisse reagiert und profitiert wird. Das festigt mich einmal mehr in der Überzeugung, dass die Nachrichten der Zukunft immer mehr aus der Community kommen. Nachdem es mit der sagenumwobenen Neutralität von Zeitungen sowieso nicht weit her ist, kann ich auch gleich einen Blogeintrag einer direkt betroffenen Person zum Thema lesen. Das geht schneller, biliger, ist meist interessanter und ich muss mir auch nicht Sorgen machen, dass ich von irgendeinem Medienprofi manipuliert werde.

Brand im Ursulinenhof – die Story

Anfangs hab ich mal wieder gar nichts mitbekommen – obwohl meine Bürofenster direkt auf den Ursulinenhofs blicken. Aber fleißig wie ich nunmal bin starrte ich angestrengt auf die Monitore und rümpfte zwischendurch nur kurz die Nase, weil in den umliegenden Restaurants offenbar jemand mal wieder was anbrennen hat lassen.

Raus geschaut hab ich erst, als eine freundliche Kollegin von ein paar Stockwerke über mir anrief und riet, alle Fenster zu schließen. Da war die Rauchentwicklung bereits so stark, dass ich keine drei Meter mehr sehen konnte.

Es hat dann noch ein paar Minuten gedauert, bis die Feuerwehr eintraf. Zu der Zeit loderten dann auch schon die Flammen aus dem Dach des Ursulinenhofs, dafür verschwand der Rauch weitgehend. Als aber alle Feuerwehrleitern und -kräne auf Position gebracht waren, war das Schlimmste ziemlich schnell vorbei. Das war ungefähr zu der Zeit, als mein Weblog durch den Besucheransturm teilweise nicht mehr erreichbar war.

So gegen 18:00 machte ich mich, jetzt schon gelangweilt, auf den Heimweg:

Es wimmelte nur so von Schaulustigen
Es wimmelte nur so von Schaulustigen
Ein findiger Wirt hat gleich eine Bierschank aufgebaut, zum gemütlichen Feuer-Schaun
Ein findiger Wirt hat gleich eine Bierschank aufgebaut, zum gemütlichen Feuer-Schaun
Am ärgsten war aber zweifellos, dass man die Dametzstraße die falsche Richtung entlangfahren durfte
Am ärgsten war aber zweifellos, dass man die Dametzstraße die falsche Richtung entlangfahren durfte
Und so sieht der Ursulinenhof heute Morgen aus.
Und so sieht der Ursulinenhof heute Morgen aus.

Warum wir Bier mögen

bierSeien wir einmal ehrlich: Bier schmeckt eigentlich nicht besonders gut. Wenn man sich mal alleine auf den Geschmack konzentriert, ist Bier gar nicht so super. Ein gepflegter Fruchtsaft schmeckt besser, auch eine kühler White Russian oder sogar eiskaltes Wasser frisch von der Quelle ist gschmackiger und erfrischender. Und trotzdem lieben wir es, Bier zu trinken. Mich eingeschlossen.

Die ersten paar Biere, die man mit zwölf, vierzehn Jahren getrunken hat, waren sogar richtig ekelhaft. Man hat damals, vom seltsamen Geruch schon vorgewarnt, vorsichtig dran genippt und angewidert den Mund verzogen. „Was finden da nur alle dran?“ dachte man sich, „wieso trinkt das jeder, wenns so grauslich ist?“

Und heute, erwachsen oder zumindest auf dem besten Weg dahin, kann man gar nicht genug von dem Zeug kriegen. Am besten jeden Tag. Wieso ist das so?

Ganz einfach – was uns so schmeckt ist nicht das Bier selbst, sondern das Drumherum, das einfach zu dem Gebräu dazu gehört und unmittelbar damit assoziiert wird. Wir wurden über Jahre hinweg darauf konditioniert, dass Bier gleich Spaß bedeutet. Bier heißt, Zeit mit Freunden zu verbringen, einen gemütlichen Rausch zu haben, neue Menschen (Frauen) kennen zu lernen und einfach eine gute Zeit zu haben. Würden wir beim Fortgehen von Kindesbeinen an immer nur Lebertran zu uns nehmen (und hätte der die selbe angenehm berauschende Wirkung), würden uns Lebertran schmecken und wir würden ihn in randvollen, geeisten Halblitergläsern runterstürzen.

Darum schmeckt Bier auch nie so gut, wenn man es allein zu Hause während dem Fernsehen trinkt. Sicher – es ist nicht schlecht, aber irgendwas fehlt. Irgendwie ist das nicht das selbe Bier wie gestern Abend im sonnigen Biergarten oder wie letzte Woche am Studentenfestl. Umgekehrt ist es übrigens auch so: Fortgehen ohne Bier macht nur den halben Spaß.

Jahrhundertelange Konditionierung hat geschafft, was Werbung nie gelingen wird.

Die Informatikerinnen-Problematik

Jetzt begebe ich mich zwar auf ganz gefährliches Pflaster, aber einer muss es ja endlich aussprechen: Weibliche Informatiker leben in einer höchst gefährlichen Scheinwelt. Auf jeden Fall während des Studiums, abhängig vom Arbeitsplatz unter Umständen auch noch später

Nicht nur die EU bemüht sich redlich, mehr Frauen in die Informatik zu bekommen. Ich finde solch staatlich geförderte Bevorzugungsprogramme im Hinblick auf die gesetzlich zugesicherte Gleichberechtigung (denn die gilt, entgegen der gängigen Praxis, auch für Männer!) zwar mehr als fraglich, geschlechtlicher Überhang in die eine oder andere Richtung, egal wo, ist aber immer schlecht und gehört bekämpft.

Ein technisches Studium ist die zukunftssicherste Berufswahl überhaupt, trotzdem sind Weibchen in solchen nach wir vor heillos in der Unterzahl. In jeder Vorlesung kommt bestenfalls eine Dame auf fünf Herren, meistens ist das Verhältnis noch schlechter. Da ist es kein Wunder, dass die seltene Spezies mit dem Holz vor der Hütte stets von ihren männlichen Informatikerkollegen intensiv umlagert und umworben ist.

Wer aber jetzt einen angenehmen Vorteil für die Frau vermutet, irrt gewaltig! Denn so bekommt sie ein komplett falsches Bild von sich selbst: Bedingt durch die enorme Unterzahl an Frauen ist der Konkurrenzkampf zwischen den Burschen um die wenigen Exemplare natürlich viel größer als normal. Das wiederum gibt entsprechender Dame den Eindruck, dass sie viel besser wäre als etwa ihre Freundin, die Wirtschaftswissenschaften studiert. „Besser“ kann hier mit allerlei positiv besetzten Adjektiven ersetzt werden, etwa „hübscher“, „lustiger“, „beliebter“, „geiler“, und wie die Jugend sonst noch dazu sagt.

Nun, das Angebot und die Nachfrage bestimmen immer den Wert, warum sollte es in diesem Fall anders sein? Durch das viel zu niedrige Angebot ist die Ware sind die Frauen fälschlicherweise massiv überbewertet. Zurück in der wirklichen Welt, der mit dem ausgeglichenem Markt, platzt dann die Blase und die Frau, die sich bisher nur als begehrteste des Jahrgangs kannte, wird unsanft auf den harten Boden der Tatsachen zurückgeholt. Schließlich hat sie in der wirklichen Welt ja nur einen UHI von 1, unreine Haut, eine flache Brust und BO. Einziger Weg, die Illusion aufrecht zu erhalten: Eine Anstellung suchen, wo erneut erheblich mehr Männer als Frauen arbeiten, etwa Google, Microsoft oder Borland.