Die Kiss-Hello-Problematik

Ja, ich weiß. Das Thema ist alt, ausgelutscht, verbraucht und tot geredet. Sogar schon 1995, in der besten Sitcom aller Zeiten , wurde über das vermaledaite Kiss-Hello sinniert :

Elaine: What is the big deal about putting your lips on somebody’s face?
Jerry: It’s the obligation, you know? As soon as this person comes in, you know you have to do this. I mean, if you could, say, touch a breast as part of the kiss hello, then I think I could see the value in it a little better.
Elaine: How ‚bout an intercourse hello? How would that be?
Jerry: Elaine, now you’re being ridiculous.

Der geneigte Leser hat es schon erraten, auch ich bin kein Freund des Begrüßungsküsschens. In den letzten Jahren hat sich ein solch inflationärer Gebrauch desselben eingebürgert, dass jeglicher Sinn (der da ursprünglich nämlich das Zeigen von Vertraulichkeit war) verloren gegangen ist. Mittlerweile muss man ja schon die gerade eintreffende Freundin jener ansehnlich gekleideten Dame, die man seit geschlagenen eineinhalb Minuten an der Bar stehend anbaggert, mit einem herzhaften Küsschen links und rechts begrüßen.

Ich hab es nicht einmal besonders gern, alte Freundinnen mit einem solchen Wangenreiber begrüßen zu müssen, aber das sehe ich noch bis zu einem bestimmten Grad ein. Auch bei Geburtstagsglückwünschen ist es mir lieber, wenn ich das Küsschen vermeiden kann – das hat nichts mit einer fehlenden Wertschätzung für diesen Jubeltag oder das Geburtstagskind zu tun, sondern einfach damit, dass ich nicht gern mein Gesicht in das anderer Menschen stecke. Warum man es mittlerweile immer und mit jedem machen muss, entzieht sich mir vollkommen. Offenbar ist es mittlerweile sogar in, wenn Männer anderen Herren einen Schmatzer aufdrücken!

Ein bisschen gepflegte Distanz hat noch niemandem geschadet. Schlimm genug, dass sich die ganzen harten Gang-Jungs zu jeder Begrüßung gleich innig umarmen müssen – man wartet geradezu nur drauf, dass die goldberingten Finger nach unten zum Hardcore-Rapper-Hintern gegenüber rutschen.

Was ist nur aus dem guten alten Händedruck geworden? Wenn der mal etwas feuchter war, hatte man wenigstens nicht gleich den Herpes des Gegenübers im Gesicht.

Die Amstetten-Tagebücher

Nach meiner letzten, äußerst umstrittenen Foto-Love -Story über Amstetten und das Fritzl-Haus habe ich mich nun entschieden, den Hype zu reiten und das Thema noch weiter auszuschlachten auch die restliche Wahrheit aufzudecken und mir daher die Mühe gemacht, mal wieder aus meinem Tagebuch abzutippen:

Amstetten, am 5. März 2009

Geliebtes Tagebuch,

es ist furchtbar hier. Ich hoffe, dass dieser vermutlich letzte Eintrag trotz meiner zitternden Fingern und der fast völligen Dunkelheit halbwegs lesbar ist – die Nachwelt muss erfahren, was mir hier passiert ist.

Ich bin nun seit knapp 12 Stunden in Amstetten. Eigentlich hätte mir sofort nach dem Aussteigen aus dem Zug auffallen müssen, dass hier etwas faul ist, aber damals ist es mir noch nicht besonders seltsam vorgekommen, dass fast der gesamte Weg zwischen Bahnhof und "Hotel" (immerhin etwa ein Kilometer) durch eine menschenleere, kellerähnliche "Unterführung" ohne jedes Tageslicht führte. Jetzt im Nachhinein ist mir auch klar, dass ein großer, grauer Betonblock auf den jemand in unförmigen Blockbuchstaben "HOTEL" gesprüht hat, nicht gerade die beste Reservierung meines Lebens war.

An der Rezeption wurde ich von einem älteren Herrn empfangen, der mir irgendwoher vage bekannt vorgekommen ist. Ständig rieb er sich dreckig grinsend die Hände und ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass seine Augen immer wieder gierig zu meinem prächtigen Hinterteil wanderten. Ansonsten machte er aber Eindruck eines netten, älteren Herrn, dem ich nie etwas Böses zutrauen würde – er könnte problemlos als Pensionist durchgehen, der sich als Hausbesitzer und Vermieter seine karge Pension aufbessert.

Geliebtes Tagebuch, ich kauere hier in einer kleinen, feuchten, fensterlosen Kammer, deren Decke um fast Kopfeshöhe zu niedrig für mich ist. Die Einrichtung des Zimmers sieht wie vom Flohmarkt zusammengewürfelt aus, auch die Sanitäranlagen (ein einzelnes Waschbecken und ein dreckiges Kübelchen) sind in bemitleidenswerten Zustand und offensichtlich von einem Laien zusammengezimmert worden. Obwohl ich noch keinen Tag hier bin, hatte ich schon mehrmals den Drang, meine wenige Kleidung selbst im Waschbecken zu waschen und mich mithilfe des Kübelchens und eines kleinen dreckigen Schwamms am ganzen Körper so gut als möglich zu reinigen.

Seltsamerweise habe ich keinen eigenen Zimmerschlüssel bekommen. Der freundliche ältere Herr versicherte mir, dass ich den hier nicht brauchen würde. Da zu allem Überfluss auch noch die Zimmertür (die übrigens aus Gründen des Feuerschutzes, wie mir versichert wurde, als zentimeterdickem Beton besteht) zugefallen ist, kann ich derzeit mein Domizil nicht verlassen. Glücklicherweise hab ich hier alles, was ich unbedingt zum Leben brauche.

Außerdem ist die Verpflegung super. Durch eine kleine Klappe an der Tür bekomme ich stündlich ausführlich zu Essen, stets schön fettig-frittierte oder wunderbar süße Speisen und das alles in mächtigen Portionen, die selbst ich nur mit Anstrengung bewältigen kann. Wenn ich nach einem solchen Festmahl erschöpft mit offenem Gürtel in meinem Zimmer liege, kommt es mir auch nicht mehr besonders sonderbar vor, dass ich in regelmäßigen Abständen meine Hand durch die Klappe stecken muss, wo jemand offenbar die Dicke meines Zeigefingers misst, gefolgt von zufriedenem Kichern: "Iss mein Kleiner, iss nur, damit du schön groß und stark wirst."

Nun, wer bin ich, mir Gedanken über niederösterreichische Sitten zu machen? Trotzdem ist es hier irgendwie merkwürdig …

Mein Besuch beim Fritzl-Haus: Eine Foto-Story

Aus geschäftlichen Gründen (ui, wie wichtig das klingt)  war ich letzte Woche in Amstetten. Und natürlich konnte ich nicht anders und musste auf eine kurze Exkursion zur einzigen Sehenswürdigkeit dieser grauen, kleinen Stadt – zum Haus von Josef Fritzl. Hätte ich das verabsäumt, wäre es in etwa so, wie wenn ich nach London führe und mir nicht einmal den Tower ansähe …

Nach etwas Google-Recherche hatte ich auch die genaue Adresse – nämlich Ybbsstraße 40 – herausgefunden und konnte feststellen, dass das berühmteste Grundstück Niederösterreichs nur wenige Gehminuten von meinem Hotel entfernt war. In einer freien Viertelstunde machte ich mich also auf und strolchte mit dem geborgten Fotoapparat durch die farblosen Gassen von Amstetten.

Auffällig war, dass die Amstettener offenbar mit aller Macht versuchen, die schlimmen Erinnerungen an die grausige Tat von Josef F. abzuschütteln. Allerorts strahlen einem gezwungen fröhliche Plakate entgegen und es wimmelt nur so von Einladungen zu aufheiternden Events. Das alles offenbar ohne Erfolg, denn der durchschnittliche Amstettener geht allein, bedrückt und abweisend, mit gesenktem Kopf und mit hochgeschlagenem Mantelkragen. Ausnahme bilden auch hier mal wieder unsere türkischen Klischee-Mitbürger, die sich zu Dutzenden vor einem türkischen Café herumtrieben und genauso scheiße aussahen wie überall sonst auch.

Schnell war klar, warum niemandem in Amstetten die Umtriebigkeit von Fritzl aufgefallen war – offenbar ist es hier nicht weiter ungewöhnlich, Betonklötze ohne jedes Fenster neben die Hauptstraße hinzustellen. Wenn man es mal nüchtern betrachtet, könnte hier in jedem zweiten Haus ein Kerker eingerichtet sein …

Überhaupt ist Amstetten ein sehr düsterer Ort. Ständig hat man Angst, versehentlich in ein Kellerverlies zu stolpern, ich blickte öfter furchterfüllt zurück über meine Schulter als geradeaus. Zur Beruhigung des geneigten Lesers kann ich aber schon jetzt vorwegnehmen: Mein Ausflug ist noch einmal gut gegangen und ich konnte heil nach Hause zurückkehren.

Wie ich schon erwähnte, ist Amstetten ein sehr hässlicher, teils auch baufälliger Ort. Wie zum Hohn konnte ich aber auch einen Hinweis auf eine lokale Baumesse entdecken. Hat Fritzl sich hier die Ideen und die Baumaterialien geholt? Wurde er hier fachgerecht beraten, wie man am besten den Bau eines Kellergefängnisses in Angriff nimmt?

Endlich – ich wäre fast daran vorbeigegangen – war ich in der Ybbsstraße 40 angekommen. Ich war wirklich überrascht, denn das Fritzl-Haus befindet sich tatsächlich praktisch in der Innenstadt, in einer viel befahrenen Straße voller eng gedrängter Geschäfte und Wohnhäuser. An der Vorderfront ist übrigens eine Bäckerei, ich war aber viel zu verstört um mir auch nur ein Brandteigringerl mit Vanillecreme zu genehmigen.

Über eine Seitenstraße kommt man zur Rückseite des Hauses, wo ich auch die Fotos des berühmten grauen Klotzes schießen konnte. Wie man übrigens gut darauf erkennen kann, gibt es auch ein Fritzl-Wohnmobil, über das man in den Medien sonst noch nichts gehört hat. Vermutlich, weil der teuflische Kerkermeister sein zweifellos dort installiertes fahrbares Verlies so gut versteckt hat, dass es von den Spezialisten bis dato noch nicht gefunden wurde.

Josef F. residiert offiziell offenbar nicht mehr in seinem selbstgebauten Anwesen – zumindest gibt der Briefkasten keinerlei Hinweise darauf. Würde man das Haus nicht aus allen Medien kennen, würde einem außer der ausgesprochenen Hässlichkeit, die sich aber gut ins Stadtbild von Amstetten einfügt, nichts Besonderes auffallen. Ich hab mich leider nicht getraut nachzusehen, ob die Tür versperrt war – nicht dass sie hinter mir zufällt und ich einige (24?) Jahre ohne Breitbandinternetzugang auskommen muss. Gott bewahre!

Mein Rückweg von der Stätte des Fritzl-Grauens war traurig und bedrückend. Ich konnte mich nicht des Eindrucks erwehren, dass in ganz Amstetten überall Hinweise auf im Untergrund verschollene Menschen wären. Warum nur, warum hat die Polizei nicht diesen gut sichtbaren, einfachen Hilferuf befolgt und einfach mal gegraben?!

Die Arschwärme-Problematik

Von meiner Fast-Fertig-Psychologin-Freundin habe ich schon mehrmals attestiert bekommen, dass ich "eigentlich eh ziemlich normal" sei. Dazu mag man nun stehen und es finden, wie man will – ein unter Umständen weniger normaler Aspekt meines Selbst bedarf aber einer genaueren Ausführung: Ich hasse es, wenn ein Sitzplatz  noch die Wärme vom Vor(be)sitzer abgibt.

Manche Menschen (ich zähle ironischerweise selbst dazu) verlieren offenbar den Großteil ihrer Körperwärme nicht wie üblich über den Kopf, sondern über den Hintern. Das resultiert dann in einen brühwarmen Sessel, den der nichtsahnende Nachfolger ebenso übernehmen darf. Manche Leute, wenn man deren Aussagen glauben darf, mögen dies sogar – ekelhaft! Ich kann mir nicht viel Unangenehmeres vorstellen, als in der Arschwärme eines anderen sitzen zu dürfen. Da bleibe ich lieber stehen; zumindest so lange, bis der Sitzplatz auf Normaltemperatur abgekühlt ist.

Und sogar hier gibt es übrigens noch eine absolut unnötige Verschärfung: Hat der geneigte Leser schon einmal auf einer Toilette gesessen, deren Klobrille noch die (verschwitzte) Hitze des nackten Arsches des Vorbenutzers abstrahlte? Und sich dabei (zu Recht) geekelt? So geht es mir jedesmal, wenn ich unerwartet und -bedarft in der Straßenbahn, im Hörsaal oder im Kino auf die Arschwärme eines anderen treffe.

ComicSyndicate

Die letzten Wochen habe ich an einem neuen, privaten Projekt gearbeitet, dass nun endlich weitgehend fertig ist:

ComicSyndicate ist ein Dienst, der Webcomics in RSS-Feeds "umwandelt". Damit kann man seine ganzen Lieblings-Webcomics täglich bequem vom RSS-Reader aus lesen und muss nicht extra die Websites besuchen. ComicSyndicate stellt dabei immer das Bild (also den Comic an sich) im Feed zur Verfügung. Sinnvoll ist das vor allem, wenn der Webcomic keinen eigenen Feed hat oder dort keine Bilder anzeigt werden (und man also doch wieder extra die Website besuchen muss).

Derzeit sind auf ComicSyndicate 34 verschiedenen Webcomics indiziert, das wird aber noch dementsprechend erweitert. Falls jemandem ein wichtiger Webcomic abgeht, bitte kurz melden und ich werde ihn hinzufügen.

Entstanden ist ComicSyndicate aus Eigenbedarf: Ich lese selber etwa 30 Webcomics. Um da up-to-date bleiben zu können, benutze ich schon lange einen selbstgeschriebenen Mechanismus. Mit ComicSyndicate ist der jetzt in eine optisch ansprechende, leicht wartbare Form gegossen worden. Und so nebenbei hab ich mich mit ASP.NET MVC vertraut gemacht.

Mein Gastkommentar

In der letzten Ausgabe der Computerwelt wurde ein Gastkommentar von mir veröffentlicht. Man beachte vor allem das heiße Foto links vom Beitrag:

Uni vs. FH

Unbestätigten Gerüchten zufolge wird dieses Foto zumindest mal für die nächsten Monate das erotische "Seite-7-Girl" in der Krone und den diversen Gratiszeitungen ersetzen, da es mehr Sex ausstrahlt als es eine nackerte Frau jemals könnte.

Für die Suchmaschinen, und wenn man mag zum Nachlesen, gibt es den ganzen Kommentar übrigens auch als eigenen Beitrag .

Universität und Fachhochschule – Ist Hochschule gleich Hochschule?

Nicht nur angehende Studenten stehen vor der Herausforderung, sich zwischen Universität und Fachhochschule entscheiden zu müssen. Auch so mancher Personalverantwortliche hat die Qual der Wahl zwischen Universitäts- und Fachhochschulabsolventen mit (scheinbar) identischen Qualifikationen. Ist Hochschule denn nun gleich Hochschule?

Ein Unterschied ist weitgehend bekannt: Eine FH gibt den Stundenplan exakt vor und kann so eine fixe Studiendauer zusagen – das mindert dann doch erheblich den „Kulturschock“ für frischgebackene Maturanten. Es bedeutet aber auch, dass es auf Fachhochschulen praktisch unmöglich ist, Stunden zu reduzieren, um etwa neben dem Vollzeitstudium einer Beschäftigung nachzugehen. Auf einer Universität ist dagegen das Organisationstalent der Studenten gefragt, die sich jedes Semester ihre Kurse neu zusammenstellen müssen. Das ermöglicht es, das Studium gut auf die eigenen Interessen, Bedürfnisse und den nötigen Bedarf an Freizeit abzustimmen. Dafür müssen Universitätsstudenten selbst genug Motivation und Durchhaltevermögen aufbringen, um der Verlockung eines „gemütlichen Semesters“ zu widerstehen und ihr Studium in vertretbarer Zeit abzuschließen. Bei manchen Bachelor- und Masterstudiengängen an Universitäten ist die weitgehend freie Auswahl an Kursen übrigens etwas eingeschränkter, denn dort sind die zu besuchenden Lehrveranstaltungen unter Umständen ziemlich genau vorgegeben – die Zeit kann man sich aber nach wie vor selbst einteilen.

Fachhochschulen haben eine begrenzte Anzahl an Studienplätzen, was zwar einerseits aufwändige Aufnahmeverfahren und -tests nötig macht, dafür andererseits aber auch einen fixen Platz in Lehrveranstaltungen und Hörsälen garantiert – etwas wovon so mancher Uni-Student in heillos überfüllten Studienrichtungen nur träumen kann. Dadurch, dass Fachhochschulen an den meisten Orten relativ neue Einrichtungen sind, sind auch häufig die Gebäude moderne Neubauten und die Infrastruktur zeitgemäßer und in besserem Zustand als in den alteingesessenen Universtäten. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen, grundsätzlich macht sich hier aber auch die oft großzügigere finanzielle Ausstattung von Fachhochschulen bemerkbar.

Vergleicht man den Lehrinhalt, fallen ebenfalls gewisse Unterschiede auf: An einer Universität wird hauptsächlich Theorie gelehrt. Durch die weitgehend freie Wahl der zu belegenden Kurse kann man sich breit gefächertes, fundiertes, "zeitloses" Wissen aneignen. Die erlernte Theorie in der Praxis anzuwenden – etwa durch Praktika – bleibt den einzelnen Studenten aber selbst überlassen, was sich dann eventuell auch in Lebensläufen äußert, in denen der Abschnitt „Berufserfahrung“ komplett leer bleibt. Eine FH legt im Gegensatz dazu sehr viel Wert auf Praxis, was sich nicht zuletzt durch eine genau fokussierte Ausbildung und verpflichtende Berufspraktika zeigt. Auf tiefer gehendes, theoretisches Hintergrundwissen wird dabei aber oft verzichtet, denn Fachhochschulen lehren grundsätzlich sehr wirtschaftlich und bedarfsorientiert. Das ist zwar sehr sinnvoll, wenn man sich später genau in der erlernten Disziplin beruflich betätigen möchte, aber es verhindert auch den so wichtigen Blick über den Tellerrand und erschwert möglicherweise Wechsel in andere Berufsfelder.

Professoren oder Dozenten an einer FH kommen oft direkt aus der freien Wirtschaft und können so den Studenten einen sehr guten Einblick in die Berufswelt und -praxis geben, haben eventuell aber eine sehr enge, wenig akademische Sicht auf ihre entsprechenden Fachbereiche. Die Evaluierungen, die die Studenten über ihre Dozenten abgeben, sind ein wichtiger Faktor für die FH-Leitung bei der Vergabe und Verlängerung von Lehraufträgen – nicht zuletzt, weil die Fachhochschulen sehr um eine gute, studentenfreundliche Reputation bemüht sind. Im Unterschied dazu kümmern sich alteingesessene Dozenten an Universitäten oft wenig um Drop-Out-Raten oder das Feedback der Studenten zu gewissen Lehrveranstaltungen – nicht umsonst haben sich einige Universitäten stark gegen die Einführung einer von Studenten abgegebenen offiziellen Evaluierung gewehrt.

Wenn sich nun endlich (oder schon) ein Semester dem Ende zuneigt, kommt die Klausurzeit – und auch hier gibt es kleinere Unterschiede: Auf Fachhochschulen folgen die Prüfungen oft, bedingt durch den ohnehin schon engen Stundenplan, schnell aufeinander und führen so eventuell zu einer der gefürchteten, geballten „Prüfungswochen“. Auf Universitäten hat man meistens mehr Prüfungstermine zur Auswahl und man kann sich deshalb seine Lernzeit besser einteilen. Grundsätzlich hat aber der zuständige Dozent immer relativ viel Entscheidungsfreiheit und es sollte sowohl auf einer FH als auch einer Universität versucht werden, den Studenten im Hinblick auf Klausurtermine entgegenzukommen. Einen wichtigen Unterschied gibt aber noch: Auf einer FH herrscht „Erfolgszwang“, wenn man dieselbe Prüfung auch nach dem dritten Versuch nicht erfolgreich ablegen konnte, ist es üblicherweise vorbei mit dem Studium.

Ein viel genanntes Argument für den Besuch einer Universität sind die höheren Einstiegsgehälter. So hat etwa eine aktuelle Studie des ÖPWZ in Zusammenarbeit mit der FH Wiener Neustadt herausgefunden, dass die Einstiegsgehälter bei FH-Absolventen bis zu 200 Euro unter denen von Universitätsabsolventen liegen. Ein etwas anderes Bild zeigt sich beim Personalberater XXXXXX : Hier ist das Gehaltsniveau von Berufseinsteigern, berechnet über mehrere hundert Vermittlungen aus den letzten Jahren, praktisch gleich. Man könnte übrigens durchaus argumentieren, dass die Gehaltsunterschiede durch die meist kürzere Studiendauer an Fachhochschulen und den daraus resultierenden früheren Berufseinstieg schnell egalisiert werden. Mit der Abschaffung der Studiengebühren wurde übrigens eine finanzielle Sonderregelung für Fachhochschulen in manchen Bundesländern überflüssig – so musste man etwa in Oberösterreich als Student an einer FH keine Studiengebühren bezahlen, an Universitäten aber sehr wohl.

Beim Einstieg in die Arbeitswelt haben Studenten von Fachhochschulen oft die Nase vorn, denn siekennen ihren künftigen Arbeitgeber vielleicht schon von einem ihrer Berufspraktika und sind dementsprechend gut eingearbeitet. Wenn man vom „durchschnittlichen“ Studenten ausgeht, der direkt nach der Schule zum Studium übergeht, verfügen FH-Studenten am Ende ihrer Ausbildung doch über erheblich mehr Berufserfahrung, möglicherweise sogar im Ausland. So können sie auch während ihrer Jobsuche die Vor- und Nachteile von Unternehmen besser gegeneinander abwägen, denn sie haben bereits mehr Einblick in die „innere Funktionsweise“ eines Unternehmens als Uni-Absolventen, die bestenfalls den einen oder anderen Ferienjob im Lebenslauf vorzuweisen haben. Die haben dann vermutlich eine höhere Einarbeitungsdauer, aber durch die breitere Ausbildung auch vielfältigere Einsatzmöglichkeiten.

Grundsätzlich ist die Wahl zwischen Universität oder Fachhochschule für den Berufsweg und die eigene Karriere meistens weniger entscheidend als es auf den ersten Blick scheint – mit etwas persönlichem Engagement lassen sich fast alle Nachteile der entsprechenden Hochschule wettmachen. Viel wichtiger ist es, dass man eine Studienrichtung wählt, die den eigenen Interessen entspricht, an der man Spaß hat und in der man allgemein sowie für sich selbst eine berufliche Zukunft sieht.

XXXXXX XXXXXXXXXXX hat an der FH Hagenberg studiert. Derzeit arbeitet er als Software Engineer bei XXXXXXXXXXXXXX , nebenbei studiert er an der Johannes-Kepler-Universität Linz.

Veröffentlicht als Gastkommentar in der Computerwelt, Ausgabe 03 / 2009.

Die Kassen-Problematik

Ich stehe durchschnittlich zweimal am Tag an einer Supermarktkasse. Beim Merkur beim Mittagessen-Besorgen geht es fast immer zügig und freundlich, beim Billa am Abend oder am Wochenende immer zäh und unfreundlich – daran hab ich mich gewöhnt. Trotzdem gibt es noch immer einen Faktor an Supermarktkassen, der absolut unberechenbar ist: Alte Menschen. Wann immer ich nicht aufpasse und versehentlich hinter einer Seniorin in der Schlange zu stehen komme, läuft es ungefähr so ab:

  • In Schneckentempo räumt die alte Dame ihren randvoll gefüllten Einkaufswagen leer. Einzelne Bierflaschen, Knacker, Bensdorp-Schokolade und der eine oder andere Underberg werden noch einmal einzeln und sorgsam in einem Abstand von knapp zehn Zentimetern zu den Augen geprüft, bevor sie aufs Band gelegt werden, wo sie dann wild herumkullern.
  • Kaum ist alles ausgeräumt und die alte Dame weit genug in der Schlange nach vorne gerückt, bemerkt sie, dass sie die Einkaufssackerl vergessen hat. Unfreundlich schnauzt sie mich an, ihr welche zu reichen.
  • Auf die Frage der Kassiererin "Haben Sie eine Kundenkarte", die übrigens mehrmals wiederholt werden muss, kramt die alte Dame minutenlang in ihrer riesigen Geldbörse und sucht etwa fünf verschiedene Kärtchen (Obi, ÖAMTC, E-Card, …) hervor, jedoch nicht die passende. "Is eh wurscht", meint sie dann.
  • Die alte Dame hat natürlich vergessen, ihre zwei einzelnen Bananen an der Obstwaage zu wiegen und etikettieren. Genervt verdreht die Kassiererin die Augen und verschwindet für vier Minuten, um es selber abzuwiegen und ein bisschen zu fluchen.
  • Minutenlang versucht die alte Dame, den Betrag mit Fünf- und Zehn-Cent-Münzen zu begleicht, was sich, oh Überraschung, bei einer Summe von gut fünfzig Euro nicht ganz ausgeht. Daher wird schlussendlich dann doch mit einem Fünfzig-Euro-Schein bezahlt.
  • In Slow Motion räumt die alte Dame ihre sieben Sachen in die Einkaufssackerl, die natürlich alle viel zu klein für das ganze Zeug sind. Daher müssen noch zwei Sackerl käuflich erworben werden, wobei der Kaufpreis von knapp einem Euro mit einem anderen Fünfzig-Euro-Schein beglichen wird.
  • Kaum will die Kassiererin eeendlich meine zwei Artikel über den Scanner ziehen, fängt die alte Dame aufgeregt zu reklamieren an, weil irgendwo zuviel verrechnet wurde. "Fräulein, ich bin mir sicher, dass des anders angschrieben war, geh, gehns doch und schauns noch mal nach!"
  • Nach weiteren sieben Minuten ist klar: Der Computer hat sich nicht verrechnet, die alte Dame hat nur nicht gekneißt, dass man für die eine Aktion mindestens zwei Stück erwerben müsste, und für die andere eine Kundenkarte benötigt hätte. Verzweifelt versucht die Kassiererin, ihr das klar zu machen, gibt aber Minuten später auf und gibt ihr die ersparten 25 Cent aus ihrem eigenen Trinkgeldschächtelchen, woraufhin die alte Dame zufrieden ihr riesiges Portemonnaie auspackt und die Münzen sorgfältig einzeln verstaut.
  • Endlich! Innerhalb von 20 Sekunden ist mein Zeugs bezahlt und ich kann gehen – theoretisch. Denn die alte Dame blockiert mit ihrem dicken Hintern den Aufgang zur Rolltreppe  …

4 Gründe, warum ich vermutlich unfruchtbar bin

  1. Die Natur kann aus Gründen der Evolution nicht zulassen, dass ich mich fortpflanze.
  2. Seit Jahren trage ich mein Handy in der Hosentasche direkt neben den Kronjuwelen. Das kann nicht gesund sein, auch wenn es Ei-Phone heißt.
  3. Ich hab meine ganze Munition schon mit 13 oder 14 Jahren verschossen.
  4. In der Hauptschule habe ich mir einmal beim Reckturnen die Zwillinge so massiv eingezwickt, dass da nix mehr funktionieren kann.

Ich vs. Die Oper

Am Wochenende habe ich "Die Zauberflöte" gesehen. Zwar nicht in der Staats-, sondern nur in der Volksoper, aber es war trotzdem ein denkwürdiges Erlebnis. Mein gesamtes Wissen über dieses Stück kam bis dato von einer Kinderkassette, die etwas kurzweiliger aufbereitet war als das Live-Stück. Dazu kommt, dass ich immer lieber die Kassette mit den "Vier Jahreszeiten" gehört habe …

Jedenfalls bin ich jetzt extrem kultiviert und gebildet, den ich war nicht nur in der Oper, sondern hatte sogar einen Anzug an, und kann nun aus erster Hand über die Vorteile der Oper berichten:

  • Die Leinwand war extrem hochauflösend, man bekam den Eindruck, als ob tatsächlich Menschen vorne stehen würden.
  • Auch die Tonqualität war 1A, auch wenn der Surround Sound immer nur von vorne gekommen ist.
  • Man wurde vor Beginn der Vorstellung nicht mit peinlicher Werbung oder langweiligen Trailern genervt.
  • Die Sessel waren halbwegs bequem.

Aber natürlich hat auch die Minus-Seite ihre eigene Liste:

  • Das Drehbuch war teilweise etwas verworren.
  • Die Namen der Figuren haben jegliche Spannung genommen, von Anfang an war klar dass sich im Laufe der Geschehnisse ein "Papageno" in eine "Papagena" verlieben wird, oder eine "Pamina" in einen "Tamino".
  • Die Synchron-Sprecher redeten ziemlich undeutlich, vor allem in den übertrieben vielen Musiknummern – zusammen mit dem verworrenen Drehbuch bekam man das eine oder andere Detail der Handlung nicht mit. Die Lippen-Stimme Synchronisation war aber gut und glaubhaft.
  • Die Special Effects waren zwar bemüht, aber man hat schon schnell gemerkt, dass das keine echte Schlange war.
  • Keine Nacktszenen, obwohl es von explizite Andeutungen nur so wimmelte. Übrigens auch keine Explosionen.

Ansonsten: Oper ist weder musikalisch noch schauspielerisch für mich, aber die Kostüme und vor allem das Bühnenbild mit all seinen Lichteffekten war schon sehr beeindruckend.